Mittwoch, 08. September 2021 - Dienstag, 14. September 2021
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Wegerich (Plantago)
Immer mehr Pollentypen verabschieden sich in die allergologische Bedeutungslosigkeit.
Hochdrucklastiges Wetter prägte die zurückliegenden Tage mit reichlich Sonnenschein und Wärme für den Süden und große Teile der Mitte Deutschlands. Die Regenwolken, die sich hierzulande zuvor (im August) abrackerten, machten erst einmal Urlaub im Ausland. Unter diesen Bedingungen konnte der Pollen- und Pilzsporenflug wieder etwas aufleben. Die Pollen der Brennnesselgewächse erreichten dabei verbreitet nochmals ein mittleres Konzentrationsniveau in der Luft, teilweise auch etwas mehr, was für Anfang September durchaus beachtlich ist. Gräserpollen flogen weiterhin stetig in geringer Konzentration. Ambrosia belastete örtlich gering bis mittel aber nirgendwo stark – hier wäre eigentlich mehr zu erwarten gewesen. Der Sporenflug von Alternaria hielt sich meist an oder etwas oberhalb der Warnschwelle, ab der Allergiesymptome bei den Betroffenen möglich sind. Die Sporenkonzentrationen von Cladosporium blieben fast immer irgendwo unterhalb dieses Sporentyp-abhängigen Schwellenwertes. Trotz des vielerorts schönen Spätsommerwetters und guter Bedingungen für den Pollenflug, machte sich die fortgeschrittene Jahreszeit und das nahe Ende der Pollensaison deutlich bei den restlichen Pollentypen bemerkbar. So quälte sich kaum noch ein Beifuß-, Hopfen- oder Ampferpollen durch die Luft. Hin und wieder tauchten Wegerichpollen und Pollen der Gänsefußgewächse am Himmel auf.
In den kommenden Tagen deutet sich zumindest vorübergehend wechselhafteres Wetter an (vor allem in der Westhälfte). Nach einem Übergang zu feuchtkühlem Herbstwetter sieht es aber derzeit noch nicht aus. Da es aber gleichzeitig auf Mitte September zugeht, wird sich nicht immer, aber immer öfter, eine für viele Pollen- und Sporenallergiker beschwerdefreie Zeit einstellen.
Allergierelevanz kommt zu dieser Jahreszeit vorwiegend dem aus Nordamerika eingeschleppten Traubenkraut (lat. Ambrosia) zu, welches aufgrund der späten Blütezeit die heimische Pollensaison signifikant verlängert. Die oben erwähnte, recht schwache Leistung der Vorwoche, könnte sich jedoch in einer baldigen Beruhigung der Belastungssituation niederschlagen. So ganz ist dem Frieden noch nicht zu trauen, da längst nicht alle Pflanzen bereits dem Ende ihrer Blüte nahe sind und sich außerdem mit südlichen Winden Pollen aus den Nachbarländern bei uns einfinden könnte. Schwacher Ambrosiapollenflug sollte also an trockenen Tagen nahezu überall im Land möglich sein. Ein höheres Belastungsniveau schleicht sich an Standorten mit größeren Ambrosiavorkommen ein, insbesondere weiterhin in Teilen Brandenburgs und Sachsens, Süddeutschlands und des Ruhrgebiets. Hinzu können unter Umständen die erwähnten Ferntransporte kommen, die sich rückblickend anhand der gemessenen Pollenkonzentrationen unserer Messstellen zuverlässig ablesen lassen.
Mengenmäßig wird der Pollenflug auch in den kommenden sieben Tagen von den Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) angeführt. Dazu reichen lässig die anfangs noch häufig mittleren Pollenkonzentrationen aus. Nach den zwischenzeitlichen Regenfällen (ab Donnerstag im Westen, ab Freitag im Osten) wird es dann immer schwerer, nochmals bedeutsame Pollenkonzentrationen aufzubauen, trotz Führungsposition im Pollenreigen. Die Zeit großer Pollenmengen ist ab dem Wochenende bei den Brennnesselgewächsen für dieses Jahr definitiv Geschichte.
Andere vormals aktive Typen von Kräuterpollen, wie Beifuß (Artemisia), Hopfen (Humulus, Hanfgewächse - Cannabaceae), Wegerich (Plantago), Ampfer (Rumex) oder Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), haben sich bereits aus den Schlagzeilen katapultiert. Eine Belastungssituation, die ihren Namen verdient, ist nicht mehr erkennbar. Ein bisschen Abstand zu Beifuß und Gänsefußgewächsen ist empfindlichen Zeitgenossen dennoch anzuraten, da sich im Umfeld größerer Bestände immer noch Pollen tummeln, die in der Menge ausreichen können, zumindest leichte Allergiesymptome hervorzurufen.
Die Gräser (Poaceae) befinden sich schon lange in der Nachsaison/Nachblütezeit. Die milde Belastungssituation der vergangenen Vorhersagewoche, setzt sich in den kommenden Tagen fort. Nur die allerwenigsten Gräserpollenallergiker werden mit Symptomen auf diese geringen Pollenzahlen reagieren. Siedlungsbegleitend blüht zumindest das aus subtropischen Regionen eingeschleppte Hundszahngras (Cynodon) noch, sowie dekorative Gräserarten wie das Lampenputzergras (Pennisetum) oder das Chinaschilf (Miscanthus). Unser heimisches Schilfrohr (Phragmites) blüht ebenfalls in dieser Zeit des Übergangs vom Sommer in den Herbst, wodurch sich aktuell im Umfeld großer Schilfbestände (Feuchtgebiete, Seeufer), allergologisch bedeutsame Pollenzahlen in der Luft befinden können, die bei den Betroffenen möglicherweise zu etwas ausgeprägteren Beschwerden führen.
Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Efeu (Hedera), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae) oder Arten der Rötegewächse (Rubiaceae). Daneben sind stellenweise Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) in der Luft.
Die Karriere der Schimmelpilzsporen ist noch nicht vorüber. Betroffene müssen sich an trockenen Tagen zumindest zeitweilig noch mit Belastungen durch Alternaria- und Cladosporium-Sporen auseinandersetzten, die (knapp) oberhalb der Sporentyp-spezifischen Schwellenwerte liegen. Das Auslösen wirklich starker Allergiesymptome, ausgelöst durch ein fünf- bis zehnfaches Überschreiten dieser Schwellenwerte, wie es noch im Juli und zeitweilig im August üblich war, kann man aber getrost ad acta legen. Diese Gefahr ist bis zum nächsten Frühsommer gebannt. Auch der Sporentyp Epicoccum kann möglicherweise zu allergischen Symptomen führen. Die Konzentrationen dieses Sporentyps in der Luft sind geringer als die von Alternaria und Cladosporium. Zuletzt wurden jedoch neue saisonale Höchststände erreicht. Ob damit bei klinisch Sensibilisierten auch allergische Reaktionen einhergehen können, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Bisher sind mögliche Auslöseschwellen für Allergiesymptome nicht bekannt.
Matthias Werchan, 08.09.2021
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!