Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ulrich

Mittwoch, 21. April 2021 - Dienstag, 27. April 2021

Eiche (Quercus)
Platane (Platanus)
Rotbuche (Fagus)
Birke (Betula)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Weide (Salix)
Pappel (Populus)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Die Birke (Betula) bleibt vorerst Allergietreiber Nummer eins.

Birken- und Eschenpollen haben langen Atem – weitere Baumpollen kommen sukzessive hinzu.

Aufgrund des häufig kalten Aprilwetters verlief die Pollensaison in den letzten Wochen reichlich ambitionslos. In einem imaginären Arbeitszeugnis der Birke stände wohl der Satz: „Sie hat sich bemüht, ihrer Aufgabe (die Pollen loszuwerden) gerecht zu werden“ – eine bestenfalls bescheidene Leistung. In den letzten zwei Tagen kam es mancherorts „immerhin“ zu auflebendem Pollenflug, hohe Belastungsgipfel wurden jedoch keine erklommen. Es blieb eher bei „Belastungshügeln“, wie beispielsweise regional im Westen, in der Mitte und in der Wärmeinsel Berlin oder „Belastungshügelchen“ im Osten außerhalb größerer Wärmeinseln.
Auch bei anderen Pollentypen, die aktuell belasten könnten (vor allem Esche und Hainbuche), blieb es mehrheitlich ruhig. In klimatisch besonders milden Gegenden wie beispielsweise dem zentralen Ruhrgebiet setzte in den vergangenen Tagen deutlicher Platanenpolllenflug ein, auch etwas Eichen- und Buchenpollen war dort und im Südwesten des Landes bereits unterwegs.

In den kommenden Tagen verbleiben wir in Deutschland weiterhin eher auf der frühlingsfrischen, denn frühlingswarmen Seite. Die 20 °C stehen höchstens im Süden mal auf der Karte. Die Norddeutschen dürfen sich bei 10-15 °C warme Gedanken an Apriltemperaturen vergangener Jahre machen. Die Pollensaison schreitet also weiterhin recht behäbig voran. Da es jedoch mehrheitlich trocken bleibt, Auswaschungen also unterbleiben, kann sich die Luft über die Zeit etwas mit Pollen anreichern.  

Nach wie vor bleibt in den kommenden sieben Tagen die Birke (Betula) der „Allergie-Bestimmer“ im Land, wobei nun „endlich“ auch die Allergiker im Norden, Nordosten, Osten und teilweise Südosten etwas geboten bekommen. Vor allem hier sind trotz kühler Luft hohe Belastungen häufig, saisonale Belastungshügel (an richtige Belastungsspitzen ist dieses Jahr kaum zu denken) an sonnigen Tagen inklusive. Nach Südwesten und Westen sind die Birken im Tiefland häufig schon in der Nachblüte angekommen, hohe Belastungen werden dort somit sukzessive seltener. In den mittleren Höhenlagen der Berge und darüber (vor allem in Richtung Osten und in der Mitte) tun sich die Birken weiter schwer – zu gering war dort die bisherige Wärmeausbeute. Hier gibt es dann auch nur wenig hausgemachten Pollen zu bewundern, das meiste weht aus milderen und tiefer gelegenen Regionen ein. Selbst lokal noch völlig kahle Birken schützen nicht vor teils starken Allergiesymptomen.

Die Esche (Fraxinus) belastet in den kommenden Tagen im Doppelpack mit der Birke vor allem den Norden, die Mitte und den Osten. Dabei sind hohe Belastungen möglich, zumindest aber mittlere. Im Südwesten und am milden Rhein gibt es nicht mehr allzu viel zum Stäuben. Hier dürften sich noch geringe bis mittlere Pollenkonzentrationen in der Luft zeigen. In den Höhenlagen der Mittelgebirge ist die Eschenblüte aufgrund der kalten Aprilvorgeschichte noch immer nicht angekommen, etwas Pollen weht aber auch in die Gebirgslagen ein.

Die reichlich mit Kätzchen (= pollentragende männlich Blütenstände) geschmückten Hainbuchen (Carpinus) blühen weiterhin. Die Belastungen liegen im Tiefland unscharf zwischen schwach und teils stark. Im Norden, Osten und in der Mitte stehen die Hainbuchen noch immer irgendwo am Beginn oder der ersten Hälfte ihrer Saison, während es im Rheinland allmählich in die Nachblüte geht. Starke Belastungen mit Hainbuchenpollen kommen nur in Mastjahren wie diesem vor. Dann sind Birkenpollensaison-ähnliche Pollenkonzentrationen möglich. Hainbuchenpollen können aufgrund der verwandtschaftlichen Nähe zwischen Birken und Hainbuchen den klassischen Birkenpollenallergikern zusätzlich zu schaffen.

Die Pappelblüte (Populus) ist nun auch im Norden und Osten weitestgehend vorbei. Geringe Pollenkonzentrationen sind hier in den kommenden Tagen dennoch möglich. Auch in den kühleren Berglagen haben die Pappeln noch Pollen in ihren Kätzchen vorrätig, die lokal belasten können.
Die Weidenblüte (Salix) ist noch nicht vorbei. Die Pollenkonzentrationen schwanken landesweit zwischen gering und lokal mäßig bis stark, je nach Artenzusammensetzung und dem jeweiligen Blühzeitpunkt der einzelnen Weidenarten in der Umgebung.

Wie eingangs geschrieben, hat im Westen des Landes stellenweise die Platanenblüte (Platanus) eingesetzt. Stück für Stück erfasst diese weiter östlich und nördlich gelegene Regionen. Aufgrund der gedämpften Temperaturen geht dieser Prozess nur langsam vonstatten. Ob bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode auch Städte wie Hannover, Berlin und Hamburg erreicht werden, bleibt abzuwarten. Platanen sind typische Stadtbäume und in der freien Natur nicht zu finden.
Ferntransporte von Platanenpollen finden praktisch nicht statt. Deswegen ist nur dort, wo die Blüte eingesetzt hat, auch Platanenpollen in der Luft. Bedeutsamer Pollenflug ist insbesondere im Einflussbereich von Platanenalleen zu erwarten. Platanenpollen können Allergiesymptome auslösen. In Südeuropa führt diese Baumart zu zahlreichen klinisch relevanten Sensibilisierungen. Auch in Deutschland reagieren Menschen allergisch auf Platanenpollen. Darüber hinaus können nichtallergische Reaktionen durch feine Härchen, die bei der Blatt- und Samenentwicklung abfallen, zu gereizten Bronchien führen und Husten auslösen.

Die Blüte der Rotbuchen (Fagus) und Eichen (Quercus) weitet sich zögerlich von Südwesten und Westen kommend aus, erreicht allerdings bis zum Ende dieses Vorhersagezeitraums noch nicht die Regionen nordöstlich der Elbe und voraussichtlich auch nur zaghaft die Mitte Deutschlands. Nach der starken Eichenblüte im vergangenen Jahr wird sich die Eiche dieses Jahr wahrscheinlich eine Auszeit gönnen und damit kaum (größeren) Einfluss auf das Allergiegeschehen nehmen.

Einzelne Arten der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) blühen hierzulande weiterhin. Viele Arten sind nun jedoch bereits verblüht oder dem Blühende nahe. Daher sind meist geringe bis maximal mittlere Pollenzahlen in der Luft, mit den höchsten Werten im Norden und Osten.

Der windblütige und aus Nordamerika eingeschleppte Eschenahorn (Acer negundo) blüht in Ostdeutschland, dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Art in Deutschland. Seine moderat allergenen Pollen lassen sich dementsprechend insbesondere hier nachweisen in bis zu mittleren Konzentrationen (in der Größenordnung vergleichbar mit der Pappelblüte). Pollen anderer derzeit aktiver Arten dieser Gattung (Acer) sind seltene Gesellen in der Luft und stellen für Allergiker kaum ein Risiko dar.

Seit ein paar Tagen zeigen sich erste Rapsblüten (Brassica) in den tiefer gelegenen Anbauflächen im Westen und Südwesten Deutschlands. In der Nähe der Pollenquellen können also Rapspollen in der Luft auftauchen. Ansonsten bleiben die Pollen dieses Kreuzblütengewächses vorerst noch äußerst rar. Rapspollen ist allergologisch relevant.

Frühe Gräserarten (Poaceae) wie der Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus) schieben ihre Ähren, die vereinzelt, zumindest im Südwesten des Landes und in der Umgebung des Rheins, bereits voll ausgebildet sein können und dann beginnen, Pollen abzugeben. Damit ist noch (längst) nicht die Gräserpollensaison eingläutet. Es ist mehr ein fernes Klingen als ein lautes Läuten. Leichte Allergiesymptome sollten daher noch eine seltene Ausnahme bleiben.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig unbedeutender Zahl messbar sind, gehören zu Eibe (Taxus), Erle (Alnus), Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), Rosengewächsen (Rosaceae), Sanddorn (Hippophae), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Spierstrauch (Spirea).

Sporen allergologisch relevanter Schimmelpilz-Gattungen wie Alternaria und Cladosporium, sind auch in den nächsten Tagen nur wenig in der Luft und haben weiterhin keinen ernstzunehmenden Einfluss auf die Betroffenen. Die Zeit der Schimmelpilze ist noch nicht gekommen.

Matthias Werchan, 21.04.2021

Medizinische Hinweise (Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann):

Sehr geehrte Leserinnen und Leser dieser wöchentlichen Vorhersage,

ich schreibe Ihnen heute unmittelbar aus unser pneumologisch-allergologischen Ambulanz der Charité und wieder hatten wir heute direkt und indirekt mit dem Virus zu tun, dessen Namen niemand mehr hören kann.
Es kamen an diesem Tag zwei erwachsene Patienten mit Heuschnupfen und allergischem Asthma, die eine COVID-19 Erkrankung hinter sich gebracht haben – aber sie leiden weiter unter Kopfschmerzen, leichten Fieberschüben, Müdigkeit und dem Gefühl einer behinderten Atmung. „Sind das alles Beschwerden durch die Pollen in der Luft, weil ich Allergiker bin?“ ist eine wiederholte Frage.

Hier stellt sich die Frage, ob das sog. Post-COVID-19 Syndrom, um das handelt es sich bei den o.g. Beschwerden, bei Allergikern und speziell Pollenallergikern vermehrt und in verstärktem Ausmaß auftritt. Dafür gibt es bisher keine statistischen Belege und wir sollten davon ausgehen, dass Allergiker nicht dieses zusätzliche Risiko haben.

Halten wir deshalb fest, dass Allergiker weder ein besonderes Risiko zur Infektion noch zur Erkrankung mit Corona-Viren haben, auch wenn sich ein Asthma mit dazu einstellt. Und auch die Beschwerden nach einer durchlebten Infektion sind voraussichtlich nicht schwerer als bei Nicht-Allergikern.
Die Thematik der Beschwerden nach einer Erkrankung wird sehr wahrscheinlich ein immer größeres Problem, zumindest wird es häufiger auftreten. Spezialisierte Ambulanzen und sogar schon Reha-Kliniken haben sich des Themas angenommen und in den USA ist ein großes Forschungsprogramm zur Erforschung dieser „Nach-Wehen“ einer COVID-19 Erkrankung begonnen worden

Mit besten Grüßen
Christian Bergmann, 21.04.2021

 

*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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