Mittwoch, 21. August 2019 - Dienstag, 27. August 2019
Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Brennnessel (Urtica)
Beifuß (Artemisia)
Von der Rückkehr des Sommers profitiert Ambrosia am meisten! Beifußblüte lässt dagegen weiter nach.
Der Sommer gibt in den nächsten Tagen noch einmal alles. Damit einher gehen häufig sehr gute Pollenflugbedingungen, die auch Ferntransporte allergener Pollen begünstigen können. Seit Ende Juli werden Pollenallergiker insbesondere von Beifußpollen (Artemisia) traktiert. Der Höhepunkt der Blüte liegt allerdings hinter uns und die Belastungen gingen in den vergangenen Tagen zurück. Nur im Norden und Nordosten kam es zu (wahrscheinlich) letzten deutlichen Belastungen der aktuellen Saison. Bis zum Ende dieses Vorhersagezeitraums schwächt sich der Flug der Beifußpollen in den meisten Regionen des Landes bereits so weit ab, dass Symptome nur noch in geringer Intensität spürbar sein werden. Belastungswerte, die stärkere Reaktionen hervorrufen, bleiben größtenteils auf das nord- und nordostdeutsche Flachland beschränkt.
Beifußpollenallergiker können jedoch über Kreuzreaktionen auch durch die Pollen eines allergologischen Verwandten des Beifußes unliebsame Symptomverschlimmerungen verspüren, dessen Hauptblütezeit erst nach der Beifußsaison richtig in Schwung kommt. Die Rede ist von dem ungebetenen „Neubürger“ aus Nordamerika, dem Traubenkraut (Ambrosia), welches unter den bekannten „Allergiepflanzen“ Europas den höchsten Allergengehalt aufweist. Die Ausbreitung des Traubenkrauts/der Ambrosia in Deutschland ist bisher sehr inhomogen. Im bekanntesten deutschen Befallsgebiet im Südosten Brandenburgs (zwischen Berlin und der Oberlausitz) überschritten in den vergangenen Tagen die Belastungen durch Ambrosiapollen die durch Beifußpollen bereits um ein Vielfaches. Diese gebietsweisen hohen Belastungen bleiben dort in den nächsten Tagen erhalten. Auch an anderen deutschen Pollenmessstellen tauchen jetzt häufiger Ambrosiapollen auf, bleiben aber großräumig gesehen deutlich unter den Werten in Brandenburg. Sind bereits Ambrosiapflanzen in der Nachbarschaft vorhanden, ergeben sich lokale Belastungen, die von unseren Pollenfallen nicht erfasst werden. Wetterlagen, bei denen der Wind anhaltend aus Südost, Süd oder Südwest weht, ermöglichen Ferntransporte von Ambrosiapollen aus stark betroffenen Ländern (z.B. Frankreich, Ungarn), die bis hoch in den Norden Deutschlands für einen tageweisen Belastungsschub sorgen können – auch fern jeglicher größerer Vorkommen. Hauptausbreitungsverursacher de Ambrosia ist unbeabsichtigt der Mensch, der z.B. durch die Übertragung von Erdausaushub bei Baumaßnahmen oder das Verschleppen von samentragenden Pflanzen durch Mahdmaschinen entlang von Straßen an der allmählichen Vergrößerung des Blühareals „arbeitet“.
Der Pollenflug der Gräser (Poaceae) ist nur noch sehr schwach und basiert auf der spärlichen Nachblüte/Zweitblüte einiger Gräserarten des Früh- und Hochsommers und der Blüte einiger bekannter Spätblüher, wie z.B. dem Hundszahngras (Cynodon dactylon), den Borstenhirsen (Setaria) oder dem Chinaschilf (Miscanthus). Auch die Rückkehr des Sommers mit seinen guten Pollenflugbedingungen vermag an dieser allergikerfreundlichen Pollenflugsituation nichts mehr zu ändern. In höheren, grünlandreichen Berglandregionen (Almwiesen) sind durch den verzögerten Blühbeginn der Gräser stellenweise auch noch etwas stärkere Symptomausprägungen denkbar. Die Maisblüte (Zea mays) ist nahezu beendet. Damit droht auch von diesem größten heimischen Kulturgras keine Gefahr mehr.
Die Pollenflugsituation bei den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) bleibt nahezu unverändert. Unterschiedlichen Arten dieser Familie verbreiten kleine Mengen Pollen in die Luft die sich punktuell in der Nähe größerer Pollenquellen zu einer allergologisch bedeutsamen Menge verdichten können.
Saisongemäß verläuft die Blüte der Brennnesselgewächse (Urticaceae) mit immer weiter nachlassender Intensität. Die heimischen, als wenig allergen geltenden Brennnesseln (Urtica) und die allergenen Glaskräuter (Parietaria) teilen sich den kleiner werdenden Pollenkuchen der Brennnesselgewächse. Mit dem höchsten Anteil an Glaskrautpollen müssen Betroffene an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden rechnen.
Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) blühen nach niederschlagsbasierter Regeneration und Blütenneubildung im warmen Spätsommer stellenweise wieder etwas mehr auf, so dass der schwache Pollenflug der beiden Gattungen über die kommenden Tage hin weiter messbar sein wird. Meist hat der Wegerich dabei die Nase vorn.
Hopfenpollen (Humulus) und die Pollen des Hanfs (Cannabis) sind bevorzugt im Tiefland engagiert. Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide besitzen moderat allergenen Pollen. Die Pollenzahl der beiden Arten in der Luft ist in der Fläche gesehen relativ gering, wodurch Allergiesymptome die Ausnahme bilden dürften. Dort wo Hanf angebaut wird (z.B. in der Uckermark in Brandenburg) oder Hopfen in größerer Zahl wächst (z.B. feuchte, stickstoffreiche Weg- und Waldränder) ist die Pollenzahl mitunter (deutlich) größer und Allergiesymptome stärker. Der Pollenflug wird sich in den kommenden Tagen in etwa auf dem Konzentrationslevel der Vorwoche halten können, bevor er im weiteren Verlauf nachlässt.
Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und Efeu (Hedera). Zahlreich blühen weitere insektenbestäubte Kräuter, allen voran diverse Korbblütlerarten (Asteraceae). Dabei geraten kleine Pollenmengen auch in die Luft. Bei Berührung von Goldrute (Solidago - Siehe Foto), Rainfarn (Tanacetum) und Co. können sehr lokal auch größere, allergologisch bedeutsame Pollenzahlen auftreten. In diesem Fall sind Symptome bei Beifuß- und Ambrosiapollenallergikern möglich, da alle diese Pflanzen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören und Kreuzreaktionen möglich sind.
Die Belastung der Luft mit allergenen Schimmelpilzsporenarten wie Alternaria und Cladosporium ist rückläufig, stellt aber weiterhin ein erhöhtes Allergierisiko für die Betroffenen dar. Trockenes Sommerwetter ist der Sporenausbreitung zuträglich. Die Sporenzahl der allergologisch ebenfalls relevanten Gattung Epicoccum nimmt bis in den September hinein weiter zu. Die Flugsaison der Pilzsporen geht noch über das Ende der Pollenflugsaison hinaus und endet für gewöhnlich erst im Spätherbst.
Matthias Werchan, 21.08.2019
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
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