Mittwoch, 07. April 2021 - Dienstag, 13. April 2021
Birke (Betula)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Pappel (Populus)
Weide (Salix)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Erle (Alnus)
Ulme (Ulmus)
Wetterbedingte Flaute beim Pollenflug trotz Hochsaison bei vielen Baumarten
Nach dem jähen Ende der vorösterlichen Rekordwärme machte sich im Verlauf der Osterfeiertage und danach bei vielen Wärme- und Sonnenliebhabern Katerstimmung breit. Wer hätte am vergangenen Mittwoch bei Dauersonne und teils über 25 °C gedacht, dass wir eine Woche später selbst am milden Niederrhein wieder von Schnee sprechen würden? Kalt erwischt hat es dementsprechend die pollentragenden Windbestäuber wie Birke und Esche. Die Birke beispielsweise konnte im Westen und Südwesten im Vorfeld der markanten Abkühlung bereits einige Meter ihrer diesjährigen Saison im Sprint zurücklegen und erste deutliche Akzente setzen. Betroffenen waren kurzzeitig teils sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Dagegen blieben die Birken weiter im Norden und Osten mit ihrer Blüte weitestgehend an der Startlinie stehen. Nur wenige Bäume zeigten sich blühbereit, und wenn dann vor allem innerhalb städtischer Wärmeinseln oder an thermisch günstigen Standorten. Mit ein wenig Unterstützung durch Ferntransporte schafften es einzelne Birkenpollen dennoch in nahezu jeden Winkel des Landes. Ein sehr ähnliches Bild lieferten die Eschen ab, wobei sich das durch stärkeren Pollenflug erfasste Gebiet etwas ausgedehnter in die Mitte und den Norden des Landes vorschob als bei der Birke. In der anfangs noch milden Luft mischten im Südwesten und im Westen auch Hainbuchenpollen zahlreich mit, daneben weiterhin Pollen von Pappel, Weide, Ulme und Pollen der Zypressengewächse in veränderlichen Anteilen, je nach regionalen Gegebenheiten. Im Osten und Norden konnten sich durch die milden Temperaturen zum Monatswechsel vor allem die Pappeln und Weiden, ganz im Norden auch die Ulmen positionieren. Bedeutender Pollenflug der Hainbuche war dort noch so gut wie kein Thema.
Bis zum kommenden Wochenende beruhigt sich das Wetter etwas. Zum Wochenende kommen Teile Deutschlands (Süden und Südosten) möglicherweise sogar wieder in den Genuss von richtiger Frühlingswärme, im Norden und Westen bleibt es jedoch eher kühl und feucht und zu Wochenbeginn deuten die Wettermodelle mehrheitlich eine Fortsetzung des schmuddelig-kühlen Aprilwetters für alle an. Dementsprechend schwierig haben es die Windbestäuber Birke, Esche und Co ihre Pollen an den Mann oder – richtiger gesagt – an die Frau zu bringen.
Nur „widerwillig“ breitet sich die Blüte der Birke (Betula) in den kommenden Tagen weiter in die nördlichen und nordöstlichen Landesteile aus. Vom Wärmebuckel am Wochenende profitieren längst nicht alle Landesteile, so dass sich eventuelle Blühfortschritte mehrheitlich auf den Süden, Südosten bis hinauf nach Brandenburg beschränken. Blühende Birken sucht man im äußersten Norden jedenfalls weiterhin größtenteils vergeblich. Im Rheinland und Umgebung, also dort, wo schon die Mehrheit der Birken erblüht ist, genügen ein paar trockene Stunden, gepaart mit ein wenig Sonnenschein oder wahlweise Temperaturen über 10 °C, um Pollenflug „forte“ zu erzeugen. Hohe Belastungen sind dann in den Tieflagen kein Problem, rekordhohe Belastungen vorerst aber schon. Die meiste Zeit über dominiert hier jedoch Trübnis und der Pollenflug pendelt zwischen „piano“ und „mezzoforte“. Nach Süden, Südosten und teils auch Osten hin können die Belastungen insbesondere zum Wochenende bis auf ein hohes Niveau zunehmen („forte“), pendeln ansonsten eher zwischen gering und mäßig – Schmuddel-April sei Dank. Ganz oben (also im äußersten Norden) bleibt insbesondere bei nördlichen Winden die Luft bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums weitestgehend Birkenpollen-frei oder wird nur schwach belastet.
Der kleine Entwicklungsvorsprung, den die Esche (Fraxinus) gegenüber der Birke aufweist, kommt ihr insofern zugute, als dass bei trockenem Wetter inklusive Sonnenscheines und/oder Temperaturen >10 °C die durch Eschenpollen erfasste Fläche im Land größer ist und sich mittlere bis hohe Belastungen schnell mal vom Rheinland über die Mitte und den Südosten bis ins nördliche Niedersachsen und nach Brandenburg erstrecken können. Hier blühen die Eschen oder haben zumindest teilweise zu blühen begonnen. Im äußersten Nordosten bleiben die Eschenblüten geschlossen und nur Ferntransporte aus benachbarten Regionen können hier zu gewissen Belastungen führen. Ab den mittleren Gebirgslagen aufwärts quält häufig der Winter die Eschen und lässt kaum Belastungen zu.
Der Pollenflug der Hainbuche (Carpinus) steht vor dem gleichen Problem, wie der von Esche und Birke – es fehlt beständiges und mildes Frühlingswetter zur optimalen Pollenausbreitung. Insofern kann diese nahe Birkenverwandte in den kommenden Tagen nur wenig aus ihrem diesjährigen reichhaltigen Blütenbehang schöpfen. Die Hainbuchenblüte überlagert sich zeitlich und räumlich in etwa mit der Blüte der Birke. Die höchsten Pollenkonzentrationen treten daher in Zusammenhang mit der Wetterberuhigung morgen und übermorgen, sowie mit dem (noch unsicheren) Frühlingsvorstoß in den Südosten am Wochenende auf. Dann wären regional hohe Pollenbelastungen möglich. Ansonsten verhindert das kühl-feuchte Aprilwetter spürbare Belastungen. Hainbuchenpollen betreffen über Kreuzreaktionen häufig auch Birkenpollenallergiker. Da sich die Flugzeit der beiden Pollenarten zeitlich überdeckt, gehen mögliche, durch Hainbuchenpollen ausgelöste Allergiesymptome, im „Rauschen“ der zahlreicher auftretenden Birkenpollen unter. In Mastjahren (wie diesem) kann die Hainbuche unter optimalen Bedingungen durchaus das Pollenflugniveau einer schwachen Birkenblüte erreichen.
Weide (Salix) und Pappel (Populus) blühen verbreitet. Jedoch zeigt vor allem die Pappel in den Niederungen des Südwestens und Westens deutliche Ermüdungserscheinungen. Im Rest des Landes blühen weiterhin verschiedene Pappelarten und wenn das Wetter mitspielen würde, gäbe es in der Mitte und im Norden sowie in den mittleren Berglagen häufig Pappelpollenkonzentrationen auf mittleren bis hohen Niveau, so wie es kurz vor Ostern bereits der Fall war. Alles in allem ist die Pollenflugtendenz seitwärtsgerichtet, wobei hier sowohl das Schmuddelwetter am Wochenbeginn (Montag, Dienstag) als auch die möglichen Pollenflug-wohlwollenden Bedingungen am Wochenende zuvor im Süden, Osten und Südosten einbezogen sind. Die Familie der Weiden (nicht gleichzusetzten mit der Familie der Weidengewächse, wozu auch die Pappeln gehören) ist groß und die verschiedenen Arten gelangen erst nach und nach zur Blüte. Weidenpollen treten also in etwa gleichbleibende Menge über einen längeren Zeitraum auf, auch wenn es lokal/regional abwärts oder aufwärts gehen kann, je nach Artenzusammensetzung der umgebenden Landschaft. Der Blüte der Ulme (Ulmus) geht in den wärmeren Regionen allmählich die Kraft aus und der Pollenflug lässt nach. Im Norden, Nordosten und in den mittleren Berglagen hält die Kälte die Blüten frisch, es wird dort jedoch nur schwacher Pollenflug erwartet, da sich gute Pollenflugbedingungen nur selten für längere Zeit einstellen.
Auch die Zypressengewächse (Cupressaceae) hätten, gute Pollenflugbedingungen vorausgesetzt, zumindest im Norden und Osten noch die Chance, mittlere bis hohe Pollenkonzentrationen in der Luft zu verursachen. Angesichts der derzeitigen Bedingungen reicht es wohl absehbar nur für sehr seichten Pollenflug, der sich mit dem Kurzzeitfrühling am Wochenende regional (Südosten/Osten) kurzfristig verstärken kann.
Der windblütige und aus Nordamerika eingeschleppte Eschenahorn (Acer negundo) blüht in Ostdeutschland (Hauptverbreitungsgebiet in Deutschland), zwar noch nicht überall aber zunehmend, mittlere Ahornpollenkonzentrationen wurden beispielsweise in Berlin bereits gemessen. Wie die anderen Windbestäuber kämpft auch der moderat allergene Eschenahorn mit den bescheidenen Pollenflugbedingungen der nächsten Tage. Meist ist der Ahornpollenflug schwach, wobei das kommende Wochenende einen kleinen Konzentrationsgipfel verursachen könnte, da für Ostdeutschland kurzzeitig wärmere Luft wetterbestimmend sein soll. Im Rest des Landes ist nur wenig Ahornpollen unterwegs, der vorwiegend von insektenbestäubten Arten stammt.
Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig unbedeutender Zahl messbar sind, gehören zu Eibe (Taxus), Erle (Alnus), Hasel (Corylus), Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), zu Rosengewächsen (Rosaceae) und Sauergräsern (Cyperaceae). Vereinzelt können zeitige Rotbuchen (Fagus) und Platanen (Platanus) in den Flusstälern von Rhein und Ruhr erste Pollen loswerden, was aber nicht am aktuellen Wetter liegt, sondern noch mit der vorösterlichen Wärme zu tun hat. Deswegen erübrigen sich tiefer gehende Warnungen für den Moment, da keine zunehmende Tendenz im Pollenflug absehbar ist.
Die Sporenflug bedeutsamer allergener Schimmelpilzsporengattungen wie Alternaria und Cladosporium bleibt bei den aktuellen Bedingungen eine aerobiologische Randerscheinung. Auch die mit Alternaria verwandten Pleospora bevölkern nur in kleiner Zahl die Luft. Sporen-Allergiker haben also bei Verlassen der Wohnung nichts zu fürchten.
Matthias Werchan, 07.04.2021
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Erle, der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle und der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
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