Heiße Phase der Gräserpollensaison in allen Landesteilen!
Rückblickend auf die vergangenen Tage lassen sich ohne große Schwierigkeiten die Hauptschuldigen für juckende Augen und laufende Nasen identifizieren. In allen Landesteilen brachten die Pollen der Gräser (Wild- und Kulturgräser) das höchste Gewicht in die Luft und nahmen überall die Poleposition in der wöchentlichen Pollenflugstatistik ein. Dabei wurden an regenfreien Tagen teils sehr hohe Pollenkonzentrationen verzeichnet, die sich im Bereich saisonaler Spitzenwerte bewegten. Etwas weniger schwungvoll blieb der Pollenflug bei zeitweiligen kräftigen Regenfällen im Süden sowie im äußersten Norden, wo sich das saisonale Durchstarten des Gräserpollenflugs aufgrund des phänologischen Rückstands verzögerte. Weniger schuldig machten sich die Pollen von Wegerich, Ampfer und Brennnesselgewächsen, die meist nur in mittleren Konzentrationen zugegen waren, von lokalen Ausnahmen abgesehen. Bei den Baumpollen waren im Nordosten Kiefernpollen am stärksten vertreten, aber insgesamt kaum noch auffallend. Ansonsten bildeten Holunderpollen, im Westen und Südwesten auch Linden- und lokal Götterbaumpollen das Gros der Baumpollen. Bei den Sporen überwand Cladosporium gelegentlich bis häufig die Warnschwelle, ab der mit dem Auftreten von Symptomen bei den Betroffenen zu rechnen ist. Der Sporenflug von Alternaria und Epicoccum blieb dagegen recht schlapp, zumindest wurde die Warnschwelle noch um einiges verfehlt.
In den kommenden Tagen ändert sich an der Gesamtsituation nicht viel. Die Hauptschuldigen an Allergiesymptomen bleiben die Gleichen. Vor allem am Wochenende ist bei sommerlich-trockenem Wetter viel Pollen auf den Beinen.
Der Gräserpollenflug (Poaceae) setzt sich bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums mit unverminderter „Härte“ fort. Vielerorts können an trockenen Tagen die saisonalen Gipfel im Gräserpollenflug erreicht werden, insbesondere am vielfach sonnig-warmen Wochenende! Es ist also weiterhin ordentlich Pfeffer in der Gräserpollensaison und die Betroffenen sollten sich entsprechend auf häufig starke Allergiesymptome einstellen. Insbesondere das Durchwandern von und der Aufenthalt auf blühenden Wiesen und Weiden kann innerhalb weniger Minuten in einer drastischen Symptomverstärkung münden. Weniger stark gewürzt ist der Gräserpollenflug innerhalb größerer, geschlossener Waldgebiete, in den versiegelten Zentren großer Städte und an den Küsten bei Seewind. Auch der Pollenflug der Kulturgräser (z.B. Roggen – Secale) lässt von Süd nach Nord bereits nach, betrifft hauptsächlich noch den Norden und Nordosten, sowie höher gelegene Anbauflächen im Mittelgebirgsraum.
Der Gräser werden, wo man sie denn wachsen lässt, meist von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) begleitet. Deren Pollenflug ist nun beständig (zumindest, solange es nicht regnet) auf einem meist schwachen bis mittleren Niveau, kann allerdings auf ungestört blühenden Wiesen in Bodennähe deutlich stärker ausfallen. Wegerich steht im Verdacht, bei Gräserpollenallergikern zu allergischen Kreuzreaktionen zu führen.
Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) wachsen derzeit schnell heran und beginnen bereits zu blühen. In den kommenden Tagen können lokal erstmals in diesem Jahr bis zu hohe Konzentrationen von Brennnessel- (Urtica) und regional auch Glaskrautpollen (Parietaria) in der Luft sein, größere Bestände dieser Arten in der Umgebung vorausgesetzt. Voran gehen dabei der Westen und Süden des Landes. Im Norden und in den Gebirgen ist Pollen der Brennnesselgewächse weiterhin eher schwach vertreten und stellt auch bis zum Ende dieser Vorhersageperiode keine bedeutende Belastungsquelle dar. Tendenziell intensiviert sich deren Pollenflug jedoch überall im Land.
Die Blüte des Holunders (Sambucus) setzt sich weiter fort. Die Pollenflugtendenz bleibt richtungslos. Holunderpollen fliegen teils zahlreich im Umfeld blühender Sträucher und meist nur schwach und unstet, wo lokale Pollenquellen fehlen. Holunderpollen hat in der Literatur nur eine sehr untergeordnete Bedeutung für Pollenallergiker, Allergien sind aber nicht völlig ausgeschlossen. Die allermeisten können den wohlriechenden Duft der Blüten aus nächster Nähe genießen.
Weitere Gehölze, die in den kommenden Tagen mehr und mehr Pollen spenden, gehören zu Linden (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea). Diese drei spätblühenden Gesellen sorgen dabei meist für gemäßigten Pollenflug und belegen hierzulande niemals einen Spitzenplatz in der Jahresbilanz des Pollenflugs. Dabei sind Lindenpollen, sobald die Blüte einsetzt, aufgrund der weiten Verbreitung von Linden (auch als Straßenbaum) deutlich stetiger in der Luft als die Pollen der Esskastanie, die recht selten gepflanzt wird und nur im Südwesten Deutschlands natürlicherweise vorkommt oder Götterbaumpollen, die sich am liebsten in den größeren Städten, dem bisherigen Verbreitungsschwerpunkt dieser Art, aufhalten. Lindenpollen kann trotz des maßvollen Pollenflugs bei einigen Menschen zu Sensibilisierungen und spürbaren allergischen Symptome führen. Pollen der Esskastanie kann in hohen Konzentrationen bei Birkenpollenallergikern zu leichten Kreuzreaktionen führen. Götterbaumpollen gilt als allergen, ist aber nur lokal häufig. So ist insbesondere in den Städten mit größeren Götterbaumbeständen in den kommenden Tagen (außer im Norden) mit leichtem bis mäßigem Pollenflug dieser fremdländischen Art zu rechnen. Lokal, im Umfeld voll erblühter Bäume, ist der Pollenflug stark. Außerdem geht ein strenger, oft unangenehmer Geruch von den Blüten dieser Art aus.
Zu den oben genannten Pollentypen kommen einzelne Pollen von Birke (Betula), Kiefer (Pinus), insbesondere der Latschenkiefer (P. mugo) in den Alpen, Liguster (Ligustrum), Robinie (Robinia), Sauergräsern (Cyperaceae) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Im Alpenraum blüht stellenweise noch die Grün-Erlen (Alnus) und können lokal belasten. Mittelmeerurlauber mit Eschenpollenallergie sollten sich dort weiterhin auf mäßigen aber allmählich nachlassenden Olivenpollenflug (Olea) einstellen, der zu Kreuzreaktionen bei Eschenpollenallergikern führen kann. Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.
Der Sporenflug der allergenen Schimmelpilzsporengattung Cladosporium kann in den kommenden Tagen weiterhin und häufig die Warnschwelle (leicht) überschreiten und bei den Betroffenen zu Symptomen führen. Der ganz große Run wird es allerdings noch nicht. Spitzenkonzentrationen werden meist erst im Juli erreicht. Bei Alternaria geht der Anstieg der Sporenkonzentrationen weiter, wobei erstmals auch die Warnschwelle, ab der Allergiesymptome wahrscheinlich sind, angetestet werden könnte. In den meisten Regionen fliegen Alternariasporen in den kommenden Tagen allerdings noch „unter dem Radar“. Sporen von Epicoccum fliegen vereinzelt.
Matthias Werchan, 08.06.2022
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Siehier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke, der Gräser und der Olive in der Luft in Europa finden Siehier.
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