Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Ron

Mittwoch, 19. Juli 2023 - Dienstag, 25. Juli 2023

Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Ampfer (Rumex)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Wegerich (Plantago)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Sonnige Tage sind in den Alpen derzeit selten. © mindscapephotos/ Shutterstock.com

Gräserpollen verlieren weiter an Boden – Kräuterpollen geben den Ton an.

Neben einem regional sehr heißen Samstag zeigte sich die zurückliegende Woche im „normalen“ Sommergewand, mit warmen Tagen und trockenen und nassen Gegenden. Leider lagen die trockensten Regionen mal wieder dort, wo sie auch schon in den vergangenen Wochen lagen – in einen breiten Streifen quer über die Landesmitte. Der Pollenflug gestaltete sich auch unter Sonnenschein insgesamt zurückhaltend. Insbesondere das „Problem: Gräserpollenflug“ wurde in der Tendenz wieder ein Stück kleiner. Nur noch wenige Stationen meldeten an einzelnen Tagen das Überschreiten der hohen Belastungsschwelle (grünlandgeprägter Norden, Berglandregionen über 1.000 m NN). Meist blieb es bei mittleren, teils nur bei niedrigen Konzentrationen. Im Gegenzug verstärkten die Brennnesselgewächse ihre Anstrengungen und erhöhten den Pollenabsatz, sodass sich zuletzt an einzelnen Stationen auch wieder hohe Konzentrationen blicken ließen – nichts Aufregendes aber mehr als noch in der Vorwoche und mittlerweile oft Platz eins im Pollenranking belegend. Beifußpollen tauchten unregelmäßig und in sehr niedrigen Konzentrationen in unseren Messgeräten auf – es ist noch Vorsaison. Weiterhin flogen Pollen von Ampfer, Wegerich und Gänsefußgewächsen, erreichten erwartungsgemäß höchstens ein mäßiges Konzentrationsniveau. Der Baumpollenflug setzte sich meist aus geringen Mengen Esskastanie und Linde zusammen. Auch Pollen von Zypressengewächsen waren eingestreut. Der Sporenflug von Cladosporium und Alternaria blieb stark und immer wieder traten regional Tage mit besonders hohen Konzentrationen (saisonale Spitzen) auf – auf Extremwerte wurde aber „verzichtet“.

Atlantisch geprägt gestaltet sich das Wetter der kommenden Tage. Insbesondere der Norden und Nordwesten kommen häufig in den „Gunst“ von Regen, Wind und kühler Luft. Weiter nach Süden und Südosten sind Sommertage möglich (Tmax >25 °C). Von großer Sommerhitze ist im Moment allerdings genauso wenig zu sehen, wie von ergiebigen Regenfällen (lässt man den Nordwesten und den Alpenrand einmal außen vor). Der Pollenflug bewegt sich dabei auf jahreszeitlich eingetretenen Bahnen und dürfte keine großen Überraschungen vorhaben. Dies könnte, wenn überhaupt, höchstens den Sporen der Schimmelpilze gelingen.

Die Gräser (Poaceae) befinden sich in der Nachblüte. Diese lässt in den Tieflagen kaum noch hohe Belastungen zu. Vielerorts ist der Pollenflug noch schwach bis mäßig mit punktuellen Ausnahmen, direkt auf naturnahen Wiesen oder in deren Umfeld im Norden des Landes (sofern längere Zeit trocken) und insbesondere in den höheren Berglagen, wo den Betroffenen weiterhin auch hohe Konzentrationen „unter die Augen treten“ können. Achtung vor den verstärkt blühenden Maisfeldern (Zea mays) in den Tieflagen. Die schweren Maispollen können zumindest das direkte Umfeld großer Ackerschläge stark belasten.

Der ein oder andere Pollenallergiker blickt wahrscheinlich bereits mit Sorge auf das Durchstarten der Beifußblüte (Artemisia). In den kommenden Tagen ist damit allerdings noch nicht zu rechnen. Die sachte aufblühenden Pflanzen lassen in der Fläche sporadischen bis schwachen Pollenflug mit punktuell/lokal stärkeren Entwicklungen (mittlere Belastungen) zu, die dann vor allem den Westen und Südwesten des Landes betreffen.

Bei den restlichen windbestäubten Kräutern bleiben Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) überall im Land unverändert aktiv und deren Pollen treten schwach bis mäßig häufig in der Luft auf. Bodennah sind auf blühenden Wiesen hohe Konzentrationen möglich, die bereits sogar den Gräserpollenflug übertreffen. Wegerichpollen belasten unter Umständen Gräserpollenallergiker. Ampferpollen gilt hierzulande als harmlos, Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.
 
Die Blütenstände der Brennnesselgewächse (Urticaceae) wachsen, so nicht dürrebelastet, rasch in großer Zahl heran und immer mehr Blüten öffnen ihre Pforten. Die Zeit der Sparsamkeit bei der Pollenabgabe nähert sich damit ihrem Ende und die Konzentrationen erreichen vor allem im norddeutschen Tiefland und im Westen an trockenen Tagen verbreitet hohe Werte. Im übrigen Land bleibt der Pollenflug im Allgemeinen gemäßigter (meist mittlere Konzentrationen). Nach wie vor belastet die regional große Trockenheit der vergangenen Wochen vor allen die Brennnesseln (Urtica) und eine unterdurchschnittliche Saison ist sehr wahrscheinlich. Das deutschlandweit noch recht seltene Glaskraut (Parietaria) kommt als mediterrane Gattung deutlich besser mit trocken-heißen Sommern zurecht, wird dadurch in der Ausbreitung sogar begünstigt. Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist.

Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen in den Niederungen nun verbreitet in allen Landesteilen. Regelmäßig tritt daher geringer Pollenflug auf. Im direkten Umfeld ruderaler Standorte mit größeren Vorkommen von Melde (Atriplex) und Gänsefuß (Chenopodium) ist der Pollenflug mitunter stark und kann möglicherweise Allergiesymptome hervorgerufen. In Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, sind die dortigen Vertreter der Gänsefußgewächse wichtige Allergieauslöser. Aufgrund der geringen Pollenzahlen hierzulande, hält sich die potenzielle Allergiegefahr im Allgemeinen in Grenzen.

Bei den Hanfgewächsen (Cannabaceae) ist bisher nur vereinzelter Pollen als Folge blühender Hanfpflanzen (Cannabis) in der Luft. Daran wird sich auch in den kommenden Tagen nichts ändern. Hanfanbau wird in Deutschland nach wie vor klein geschrieben, womit kaum Pollenquellen existieren, die eine verbreitete Belastungssituation hervorrufen könnten. Der weit verbreitete Hopfen (Humulus) schlummert die nächsten Tage noch und trägt nicht zum Pollenflug bei.

Die allermeisten Linden- (Tilia) und Esskastanien-Blüten (Castanea) liegen am Boden und mit ihnen die entsprechenden Pollen. Geringer oder sporadischer Pollenflug durch spätblühende Nachzügler kann allerdings noch auftreten, mögliche Allergiesymptome eher nicht mehr.

Zu den oben genannten Pollentypen können lokal bereits geringen Pollenmengen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia), speziell in der Niederlausitz und Umgebung auftreten. Dazu gesellen sich einzelne Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen zudem die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter. Daher können sporadisch auch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Die Sporen allergener Schimmelpilze sind zurzeit „angesagt“. Vielerorts werden weiterhin hohe Konzentrationen von Cladosporium und Alternaria erwartet – Peak-Konzentrationen sind vor allen in den zentralen Landesteilen möglich. Im Küstenumfeld machen die häufigen Regenfälle den Sporen zeitweise einen Strich durch die Rechnung und senken das Belastungsniveau an vielen Tagen auf erträgliche Werte (unter die Sporentyp-eigenen Schwellenwerte). Auch am Alpenrand und generell in den Hochlagen der Berge ist weniger Sporenbetrieb. Der Sporenflug von Epicoccum ist ebenso beständig nachweisbar, fällt aber nur schwach bis mäßig aus.  

Matthias Werchan, 19.07.2023

 


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

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