Esche belastet teils schon stark – Birkenpollensaison beginnt.
Seit dem vergangenen Wochenende spielt das Wetter allen derzeit aktiven windblütigen Pflanzen in die Hände. Sonnenschein und Frühlingswärme haben in fast allen Landesteilen Einzug gehalten und für ein deutliches Plus an Blütenstaub in der Luft gesorgt. Am meisten vom aktuellen Frühlingswetter haben Ulme, Pappel und Weide profitiert, die bereits in großer Zahl blühbereit sind. Hinzu kam die allergene Esche, deren Blüte zumindest teilweise begonnen hatte.
Eschenpollen (Fraxinus) sind mittlerweile überall im Land unterwegs, geringe bis mittlere Belastungen mit diesem bedeutenden allergenen Pollen entsprechend zu erwarten. Angekurbelt durch die Frühlingswärme hat die Esche an einzelnen Stationen im Westen und Südwesten und an der Ostsee erste deutlichere Akzente gesetzt und ein hohes Belastungslevel verursacht. In den kommenden Tagen ist mit weiter steigenden Belastungen im gesamten Land zu rechnen. Die zurückgehenden Temperaturen verhindern aber ein baldiges volles Ausschöpfen des vorhandenen Stäubepotentials.
Die bei Allergikern gefürchtete Birkenblüte (Betula) hat initial begonnen. Schwacher Pollenflug wird aus dem Süden, Südwesten und Westen gemeldet. Innerhalb städtischer Wärmeinseln hält die Birkenblüte auch im Osten und Norden des Landes zaghaft Einstand. Ganz im Süden (und Südwesten), wo sich die derzeit vorherrschende milde Luft am längsten hält, ist anfänglich eine rasche weitere Intensivierung der Belastungen möglich. Ansonsten verhindert die einströmende kalte Luft allzu große Entwicklungssprünge bei den Birken. Besonders in Richtung Osten und Norden (Küstenumfeld) und in den Bergen nehmen die Konzentrationen in den kommenden sieben Tagen nur ganz allmählich zu. Für hohe Belastungen im ganzen Land ist es definitiv noch zu früh.
Die Pollen, der den Birken allergologisch und phylogenetisch nahestehende Hainbuchen (Carpinus), können Birkenpollenallergikern zusätzlich zu schaffen machen. Der Blühbeginn steht ganz im (Süd-) Westen des Landes in den kommenden Tagen an. Erste Pollen sind vereinzelt in der Luft, Tendenz zunehmend.
Bei Hasel (Corylus) und Erle (Alnus) können wir es kurzhalten. Die Bäume und Sträucher in den tieferen Lagen sind ausgestäubt. In mittleren Höhenlagen können teilweise noch blühbereite Erlen angetroffen werden, die die unmittelbare Umgebung belasten. Ein kleiner Teil dieser Pollen wird auch bis ins Tiefland verfrachtet. Zusätzlich kann sich bei Nordwind Erlenpollen aus Skandinavien zu uns verirren. Die allgemeine Belastungstendenz ist weiter abnehmend auf ein im Verlauf allergologisch weitestgehend unbedeutendes Niveau.
Die Pappeln (Populus) Ulmen (Ulmus) und Weiden (Salix) im Land haben aktuell eine gute Zeit ihren Pollen loszuwerden. Zahlreiche Arten dieser drei wenig(er) allergenen Pflanzengattungen zeigen voll entwickelte Blütenstände und verursachen entsprechenden Pollenflug. Die derzeit gemessenen Konzentrationen signalisieren deren Hauptblütezeit. Allerdings schwanken die gemessenen Werte zwischen einem niedrigen bis mittleren Niveau. Größere Pollenmengen sind an einzelnen Tagen vor allem von der Pappel zu erwarten.
Verschiedene Arten der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) blühen hierzulande. Einige frühe Arten sind jedoch bereits verblüht, andere dagegen noch weit vor ihrer Blüte. Daher sind meist nur geringe bis mittlere Pollenzahlen in der Luft mit (sehr) begrenztem Einfluss auf Allergiker. Starke Allergiesymptome durch Pollen der Zypressengewächse sind aber durchaus möglich, vor allem dort, wo Zypressen häufig sind und außerdem die als allergen eingestuften Arten, beispielsweise Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens) oder Arizona-Zypresse (C. arizonica) wachsen, in Europa besonders im Mittelmeerraum.
Der aus Nordamerika stammende windblütige Eschenahorn (Acer negundo) verstreut zunehmend seine moderat allergenen Pollen. Insbesondere in Ostdeutschland und in den Auenlandschaften westdeutscher Flussniederungen ist diese invasive Baumart häufig anzutreffen, entsprechend können dort geringe bis mittlere Ahornpollenkonzentrationen auftreten, die bis auf das Niveau einer schwachen Haselblüte steigen können. Außerhalb der Verbreitungsgebiete des Eschenahorns sind Ahornpollen nur selten und unstet in der Luft und ohne Belang für Allergiker. Meist stammen diese von unseren heimischen Ahornarten, die allesamt auf Insektenbestäubung setzten und „kein Interesse“ an massenhafter Pollenproduktion haben.
Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner Zahl messbar sind, gehören insbesondere zur Familie der Sauergräser (Cyperaceae) und der Rosengewächse (Rosaceae), zur Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), zur Eibe (Taxus) und zum Buxbaum (Buxus). Der sehr milde Winter hat an geschützten Orten die ein oder andere Brennnessel (Urtica) oder andere Kräuter überleben lassen. Zusätzlich schieben als Folge des milden Winters und des milden Frühjahrs bereits einzelne Gräser (Poaceae) ihre Blütenstände. Hin und wieder sind also Kräuter- oder Gräserpollen in der Luft möglich, jedoch ohne Warnrelevanz.
Die Sporen allergener Schimmelpilzsporengattungen wie Alternaria und Cladosporium sind in der Außenluft weiterhin Mangelware. Aktuell haben lediglich die mit Alternaria verwandten Pleospora Saison. Pleospora tragen ähnliche Allergene in sich wie Alternaria. Ob die geringen Sporenzahlen dieser Sporengattung eine Relevanz für Betroffene haben, ist fraglich. Für die allermeisten Sporen-Allergiker besteht kein erhöhtes Allergierisiko.
Matthias Werchan, 18.03.2020
Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann zur Corona-Problematik:
An die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst wurde in den letzten Tagen mehrfach die Frage gestellt, ob Personen mit einer allergischen Rhinitis durch Pollen (Heuschnupfen) ein höheres Risiko haben, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren oder zu erkranken.
Die Antwort lautet NEIN.
Personen mit einem Heuschnupfen haben keine verminderte immunologische Abwehr, sie sind nicht „immun-geschwächt“ und die Abwehr gegen Bakterien und Viren ist bei ihnen normal. Pollenallergiker haben eine verstärkte immunologische Reaktion auf die in der Luft fliegenden Pollen. Sie bilden Antikörper gegen Allergene der Pollen, die in der Haut durch einen Allergietest oder im Blut nachweisbar sind. Dies ist kein Zeichen für eine geschwächte immunologische Abwehr. In der gegenwärtigen Situation der sich ausbreitenden Pandemie durch das Corona-Virus sollten Pollenallergiker die gleichen Medikamente zur Behandlung des Heuschnupfens anwenden, die sie bisher genutzt haben. Personen, die eine Immuntherapie (Hyposensibilisierung) mit Spritzen (subkutane Immuntherapie), Tabletten oder Tropfen (sublinguale Immuntherapie) erhalten, können diese Therapie weiter ohne Probleme durchführen und sollten diese nicht abbrechen.
Personen mit einem allergischen Asthma durch Pollen haben ebenso kein erhöhtes Risiko für eine Corona-Virus Infektion. Sie sollten ebenfalls die ärztlich empfohlene Therapie für das Asthma unverändert fortsetzen und bedürfen keiner Änderung ihrer Medikamente. Personen mit einem Schweren Asthma, die in der Regel Kortison und ein oder zwei langwirkende Bronchialerweiterer (z.B. Formoterol und Tiotropium) regelmäßig inhalieren, sollten ebenso ihre Medikamente weiter regelmäßig benutzen. Dabei ist es immer sinnvoll, wenn diese Personen noch einmal prüfen, ob sie ihre Medikamente richtig inhalieren; das Lesen des Beipackzettels, ein Nachfragen in der Apotheke oder – noch besser – das Zeigen einer Inhalation beim Arzt sind die besten Möglichkeiten zur Kontrolle der richtigen Anwendung.
(zur Information: Dieser Text wurde bereits am 13.03.2020 veröffentlicht)
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel, der Erle, der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle und der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
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