Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Paul

Donnerstag, 06. Juni 2024 - Mittwoch, 12. Juni 2024

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Ampfer (Rumex)
Wegerich (Plantago)
Blühendes Zittergras (Briza) – eine der vielen möglichen Gräserpollenquellen derzeit. © Nahhana/Shutterstock.com

Früher Höhepunkt der Gräserpollensaison – hohe Belastungen weit verbreitet.

Das Wetter der zurückliegenden Vorhersagewoche verlief zu Beginn enorm kontrastreich und dürfte vor allem so manchem Bewohner in den bayerischen Hochwassergebieten im Gedächtnis bleiben. Dort regnete es Ende letzter Woche mit enormer Ausdauer bei sehr unterkühlten Temperaturen, während man gleichzeitig im Nordosten die Sonne bei annähernd Sommertemperaturen genießen konnte. Regen fiel allerdings nicht nur in Bayern und Baden-Württemberg. Auch die Landesmitte und Teile des Ostens wurden zwischenzeitlich kräftig bedacht. Nach den kräftigen Regenfällen trocknete es großräumig ab und das Temperaturniveau glich sich wieder an. Die anfängliche Schere beim Wetter spiegelte sich 1 zu 1 in den Pollendaten unseres Messnetzes wider. Speziell der momentan alles überragende Gräserpollenflug legte in der Nordhälfte gegenüber der Vorwoche weiter zu, mit hohen Belastungen an den meisten Tagen und sogar ersten saisonalen Spitzenbelastungen an einigen Messstationen. Ganz anders der Süden, wo der Pollenflug sich dem Regenwetter beugte und an mehreren Tagen hintereinander so gut wie kein Gräserpollen in der Luft anzutreffen war. Hier gab es gegenüber der Vorwoche sogar einen deutlichen Rückgang der Werte.  Mit der Angleichung der Wetterverhältnisse kehrten allerdings auch dort die Pollen zurück und im Nu sprang die Gräserpollen-Warnampel wieder von Grün auf Rot. Allen anderen derzeit aktiven Pollenarten ging es unter den gegebenen Umständen wie den Gräserpollen: bis zum Wochenende mehr Einsatzbereitschaft im Norden als im Süden, danach allgemeiner Ausgleich. Viel war neben den Gräserpollen allerdings nicht los. Hauptsächlich flogen Pollen krautiger Windbestäuber (Ampfer, Brennnesselgewächse, Wegerich) an trockenen Tagen in schwacher bis mittlerer Dosierung. Daneben gingen Baumpollen an den Start, vornehmlich von Linde, Esskastanie und lokal in Städten auch Götterbaum. Der allgemein registrierte schwache Pollenflug dieser Arten, dürfte lokal (um blühende Bäume herum) mit Sicherheit deutlich über dieses Niveau hinausgegangen sein. Bei den Sporen tat sich Cladosporium hervor. Im Norden herrschte zeitweilig schon reges Treiben, so dass die Sporentyp-spezifische Warnschwelle z.B. in Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen an mehreren Tagen hintereinander überschritten wurde. Weiter nach Süden war witterungsbedingt nichts zu holen und Schwellenwertüberschreitungen konnten nicht beobachtet werden. Die Saison der allergenen Alternaria-Sporen naht gemächlicher. Erstmals wurde jedoch die Überschreitung des Sporentyp-spezifischen Schwellenwertes registriert – ebenfalls in der Nordhälfte.

Wie man es dreht und wendet, der Juni kommt in den nächsten Tagen sommertechnisch nicht in die Puschen. Das Temperaturniveau läuft im Norden, Nordwesten und Westen auf oder unterhalb des jahreszeitlichen Mittels. Sommertage (> 25 °C) nehmen ab Sonntag Reißaus und sind auch vorher allenfalls dem Südosten und Süden des Landes vorbehalten. Regenfälle dringen jedoch nur in die küstennahen Gebiete und das südliche Bayern und Baden-Württemberg ein, während es sonst oft tagelang trocken bleiben könnte. Damit ist den meisten Landesteilen, trotz der Kühle, einiges an Pollen und Pilzsporen vergönnt.

Derzeit werden wir in Deutschland und darüber hinaus umringt von blühenden Gräsern (Poaceae). Der alljährliche Höhepunkt der Gräserblüte ist bzw. wird hierzulande in den kommenden Tagen erreicht. Beim Höhepunkt handelt es sich allerdings weniger um einen Punkt als vielmehr um ein ausgedehntes Plateau hoher Pollenbelastungen mit eingelagerten Spitzenbelastungen, je nach lokaler Gräserartenkomposition, Witterung und der Intensität menschlicher Eingriffen in die Gräserblüte (Mahd) vor Ort. Vor allem die Gebiete von der nördlichen Mitte bis zur Donau sind an den meisten oder gar allen Tagen stark mit Gräserpollen belastet. Saisonale Belastungsspitzen sind bei etwas Wind ständig in Reichweite. Ganz im Norden und im Süden schwanken die Belastungen stark in Abhängigkeit der prognostizierten Regenfälle. In Alpennähe und im Alpenraum kann es ab Sonntag „dank“ erneuten Dauerregens sogar wieder zur tagelangen Unterbrechung des Gräserpollenflugs kommen. Der Roggenpollenflug (Secale) ist auch ohne Regen am Abklingen. Die Blütezeit geht zu Ende. Roggenpollen beeinflussen überwiegend noch die kühleren Ecken des Landes (Norden, höher gelegenen Anbaugebiete) und können dort Gräserpollenallergiker zusätzlich reizen.

Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) sind in der breiten Mitte Deutschlands aufgrund des trockenen Wetters auf dem Vormarsch. Der Pollenflug intensiviert sich über die kommenden Tage, erreicht aber weiterhin größtenteils nur ein mittleres Konzentrationsniveau, womit Platz 2 im Pollenranking (in der Regel) gesichert ist. Ganz im Norden und Süden bleiben diese (wie auch andere) Pollen regenbedingt über längere Zeit dünn gesät.
Pollen von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) hält an trockenen Tagen ein geringes bis mittleres Pollenflugniveau in der Fläche mit punktuell stärkeren Emissionen in verkrauteten Wiesen, Weiden oder Randstreifen.

Die Baumblüte spätblühender Arten wie Linde (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) ist in den wärmebegünstigteren Gegenden dieses Frühjahrs und Frühsommers (Osten und Nordosten) und hier insbesondere in den größeren Städten bereits (voll) am Zug. Alle drei sind keine Pollenschleudern wie Erle oder Birke, aber Pollen dieser drei Gattungen sind jedes Jahr ein treuer Begleiter des Luftstaubs im Juni bis Juli. Der invasive, fremdländische Götterbaum belastet vorwiegend die Wärmeinseln der Städte und steht in den kommenden Tagen an vielen Orten in Vollblüte mit entsprechendem Pollenflug, sofern trocken, in diesen Städten. Um belastete Städte herum und darüber hinaus ist die Luft dagegen oft mehr oder weniger Götterbaumpollen-frei. Götterbaumpollen gilt als allergen. Auch Lindenpollen kann bei einigen Menschen Allergiesymptome hervorrufen. Lindenpollen können mit Beginn bzw. Ausweitung der Blüte in den nächsten Tagen in weiten Teilen des Tieflands angetroffen werden. Dabei sind in der Fläche geringe, lokal mittlere bis punktuell hohe Pollenkonzentrationen drin. Pollen der Esskastanie kann in hohen Konzentrationen bei Birkenpollenallergikern zu leichten Kreuzreaktionen führen. Allerdings sind hohe Pollenkonzentrationen der Esskastanie selten zu beobachten, resultieren dann meist aus Ferntransporten aus Norditalien oder Frankreich oder sind lokaler Natur im Umfeld mehrerer blühender Bäume. Ansonsten fliegen Esskastanien-Pollen in den nächsten Tagen in Deutschland in geringer Zahl, weiter nach Norden auch nur sporadisch.

Die Holunderblüte (Sambucus) ist größtenteils vorüber. Einige (wenige) Pollen schwirren noch besonders im Norden und in den Gebirgen umher.

Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner, lokal auch in bedeutsamer Zahl fliegen, gehören zu Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis Cannabaceae), Kiefer (Pinus), Liguster (Ligustrum), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Rötegewächsen (Rubiaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Löwenzahn (Taraxacum Cichorioideae) Pfeifenstrauch (Philadelphus) oder anderen Sträuchern und insektenbestäubten Kräutern, wie dem Natternkopf (Echium) in der Luft. Erstmals in diesem Jahr können Pollen von Beifuß (Artemisia) und Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) auftauchen.
Im Alpenraum belasten die dort vorkommenden und nun blühenden Grün-Erlen (Alnus) die Berg- und Tallagen, punktuell mäßig bis stark, ansonsten schwach. Am Mittelmeer sind weiterhin Olivenpollen (Olea) anzutreffen, die dort hinreisende Eschenpollenallergiker über Kreuzreaktionen betreffen können. Allerdings ebbt die Blüte langsam ab und damit auch das Allergierisiko.

Die Sporenflugsaison der Schimmelpilze ist bereits angelaufen. Dort, wo es nicht regnet, sind in den kommenden Tagen zahlreich Cladosporium-Sporen in der Luft.  Das Überschreiten der Sporentyp-spezifischen Warnschwelle wird dort keine große Hürde mehr darstellen. Auch das mehrfache Überschreiten der Warnschwelle ist gebietsweise möglich, speziell im waldarmen Tieflandgegenden.
Alternaria hatte bereits in zurückliegenden Vorhersagewoche gezeigt, dass die Warnschwelle auch für die Sporen dieser allergenen Schimmelpilzgattung überschritten werden kann. Dies könnte sich in den kommenden Tagen häufen, sollte allerdings noch nicht zum Dauerbrenner werden. Epicoccum-Sporen fliegen immer stetiger in geringer Zahl, Pleospora nur noch vereinzelt und unstet.  

Matthias Werchan, 06.06.2024


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Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

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