Mittwoch, 01. September 2021 - Dienstag, 07. September 2021
Traubenkraut (Ambrosia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gräser (Poaceae)
Beifuß (Artemisia)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Spätsommer bittet Pollen und Sporen zum letzten (aber noch nicht zum allerletzten) Tanz.
In den zurückliegenden Tagen zeigte sich das Wetter überwiegend frühherbstlich kühl, feucht und sonnenscheinarm, wodurch der Pollen- und Sporenflug auf ein sehr Allergiker-freundliches Niveau zusammengestaucht wurde. In längeren Regenpausen flackerte vor allem der Pollenflug der Brennnesselgewächse kurzfristig auf. Auch andere Kräuterpollen wurden vereinzelt „gesehen“, lokal vor Ambrosia, gebietsweise von den Gänsefußgewächsen, vom Hopfen (Hanfgewächsen) oder vom Wegerich. Die Pilzsporenbelastungen durch Alternaria oder Cladosporium blieben durchweg unter den Warnschwellen.
Pünktlich zum meteorologischen Herbstanfang (1. September) möchte uns die Sonne wieder verwöhnen. Zumindest einige Tage ruhiges Spätsommerwetter sind zu erwarten, wodurch der totgeglaubten Pollen- und Sporensaison noch einmal etwas Leben eingehaucht werden dürfte.
Vereinzelt fliegen weiterhin bzw. wieder Beifußpollen (Artemisia) in geringer Dosierung und damit geringer allergologischer Relevanz. Im unmittelbaren Umfeld größerer Beifußbestände kann ein mittleres Belastungsniveau nicht völlig ausgeschlossen werden, insbesondere in der Nähe zum phänologischen Nachzügler im Blühgeschehen dieser Gattung, dem Feld-Beifuß (A. campestris). Die Pollenflugtendenz ist allerdings eher abnehmend.
Das aus allergologischer Sicht mit dem Beifuß in enger Beziehung stehende Traubenkraut (lat. Ambrosia) wird anders als der Beifuß in den kommenden Tagen nochmals deutlich munterer. Wir befinden uns in der Hauptblütezeit dieser Pflanzenart (gemeint ist hier die am weitesten verbreitete Art: Beifußblättriges Traubenkraut (A. artemisiifolia)). Wie an dieser Stelle häufig erwähnt, sind aufgrund der bisher ungleichmäßigen Ausbreitung dieser invasiven Pflanzenart in Deutschland auch nur bestimmte Regionen von stärkerem Pollenflug betroffen. Dazu zählen insbesondere die Befallsregionen im Südosten Brandenburgs und im nördlichen Sachsen, wo in den nächsten Tagen in einem größeren Gebiet starker Ambrosiapollenflug möglich ist. Eher lokal ist dagegen der Rest Brandenburgs (und Berlins), sowie Teile Süddeutschlands und des Ruhrgebiets, sowie dessen Umfeld betroffen. Im großen Rest des Landes hat Ambrosiapollen eher Seltenheitswert, belastet die Betroffenen schwach oder nur sporadisch. Kleinere Ansammlungen von Ambrosia oder größere Einzelpflanzen in einem ansonsten kaum befallenen Gebiet, führen zu möglichen kleinräumigen Belastungen, die von unseren Messgeräten nicht erfasst werden können. Ferntransporte aus südlichen Ländern sind bei vorherrschend nördlichen Winden vorerst nicht zu erwarten.
Der Pollenflug der Brennnesselgewächse (Urticaceae) dürfte sich nach dem witterungsbedingten Einbruch in der letzten Vorhersagewoche im aktuellen Vorhersagezeitraum nochmals erholen und verbreitet wieder ein mittleres Konzentrationsniveau erreichen. Für hohe Konzentrationen kann es hier und da ebenfalls knapp reichen, vorherige Höchststände werden aber weit verfehlt – dafür sind Jahreszeit und Pollensaison bereits zu weit fortgeschritten.
Es gibt bis zum Ende dieser Vorhersageperiode auch noch weitere Kräuterpollen-Typen klassischer Windbestäuber, die um Aufmerksamkeit buhlen. Der Pollenflug des Hopfens (Humulus, Hanfgewächse - Cannabaceae), der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), des Wegerichs (Plantago) und des Ampfers (Rumex) steht jedoch aufgrund der abnehmenden Blütenzahl auf immer wackligeren Füßen. Je nach lokaler Zusammensetzung der Vegetation reicht es mal bei dem einen, mal bei dem anderen der genannten Pollentypen für geringe Konzentrationen in der Luft und zeitweilig schwache Belastungen. Mehr droht den Betroffenen allerhöchstens örtlich begrenzt im direkten Umfeld noch blühender Pflanzen.
Zu den Gräsern (Poaceae) bleibt zu berichten, dass es nach wie vor Arten gibt, die jetzt noch ihre allergenen Pollen abgeben. Dazu gehört neben dem eingeschleppten Hundszahngras (Cynodon) welches meist siedlungsbegleitend vorkommt, u.a. unser heimisches Schilfrohr (Phragmites), das in teils großen Beständen in Feuchtgebieten und an Seeufern zu finden ist. Die Blüte des Schilfrohrs beginnt in der Regel erst im Spätsommer. Spürbare Allergiesymptome bei Gräserpollenallergikern können mit der Blüte des Schilfrohrs zusammenhängen, sofern sich die Betroffenen längere Zeit in der Nähe zu diesen Gewächsen aufhalten. Ansonst ist der Gräserpollenflug in allen Landesteilen schwach aber noch relativ stetig.
Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae) oder Arten der Rötegewächse (Rubiaceae). Daneben sind stellenweise Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) in der Luft.
Betroffene mit einer Schimmelpilzsporen-Allergie sollten auf dem Schirm haben, dass der Sporenflug auch jetzt im September die Warnschwellen zur möglichen Auslösung allergischer Symptome noch immer (deutlich) überschreiten kann. Dazu eignet sich besonders der bevorstehende trocken-milde Witterungsabschnitt, der die Verbreitung und Anreicherung von Pilzsporen in der Luft begünstigt. Die Zeit saisonaler Höchststände allergener Sporentypen der Marke Alternaria und Cladosporium ist zwar definitiv vorüber, nicht jedoch die Zeit mit hohen Sporenkonzentrationen. Auch der Sporentyp Epicoccum kann möglicherweise zu allergischen Symptomen führen. Allein die Konzentrationen sind vergleichsweise gering, können aber in diesem Monat tatsächlich noch ihr alljährliches Maximum erreichen.
Matthias Werchan, 01.09.2021
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.
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