Eichen- und Kieferpollen fliegen am häufigsten – Gräserpollenflug mit zögerlicher Intensivierung.
Das Ende des „Aprilwinters“ zum letzten Wochenende beendete auch die mehrtägige pollenarme Periode. So standen mit der Einkehr höherer Temperaturen und stabileren Wetters vor allem Eichenpollen auf der Matte und erreichten einen zweiten, im Norden und in den Bergen einen ersten saisonalen Pollenflugpeak mit weit verbreitet hohen Pollenkonzentrationen. Örtlich (z.B. in Brandenburg) wären die Pollenkonzentrationen vermutlich noch höher ausgefallen, wenn nicht ein Teil der Blüte durch die Spätfröste sehr mitgenommen worden wäre. Neben der Eiche legte vor allem im Norden und in gebirgigen Landschaften auch die Rotbuche wieder zu, wobei teilweise wieder hohe Pollenkonzentrationen erreicht wurden. Von einer außergewöhnlich starken Blüte kann zwar nicht gesprochen werden, mehr Pollen als im schwachblütigen Vorjahr sind es aber allemal. Auch Fichten- und gegen Ende zunehmend Kiefernpollen tanzten in mittlerer bis hoher Konzentration durch die Luft. Noch zwergenhaft gegenüber den vorgenannten Pollenarten zeigten sich Gräserpollen in der Luft. An den meisten Messstellen lebte der Pollenflug jedoch zaghaft auf und erreichte verbreitet (wieder) geringe, ab Wochenbeginn regional bereits mittlere Intensität. Birkenpollen flogen in den kühleren Gebirgsgegenden und im hohen Norden zeitweilig nochmals in knapp hoher Konzentration, ansonsten blieben Birkenpollen Beifang mit sehr niedrigen Werten im Westen und Südwesten und vereinzelt mittleren Werten weiter nach Osten und Nordosten. Schwach bis mittel flogen ab dem Wochenende auch Pollen von Platane, Raps, Rosskastanie, Tanne, Weide oder Zypressengewächsen. Punktuell kann es bei einzelnen Pollenarten auch höher hinausgegangen sein. Wenige Pollen steuerten Ahorn, Maulbeere, Rosengewächse und Wald,- Weg- und Wiesenkräuter bei. Der Sporenflug von Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora blieb allgemein unbedeutend und belastete nicht.
Der Tanz in den Mai startet mit einem Anlauf des Sommers und viel Sonnenschein, der sich allerdings in den kommenden Tagen rasch wieder verzieht und mäßig warmem und leicht wechselhaftem Wetter Platz macht. Die Pollen finden somit zwischendurch immer mal wieder gute Möglichkeiten umherzufliegen. Außergewöhnlich intensiver Pollenflug ist nicht zu erwarten. Der Fokus der Aerobiologen liegt vorerst noch auf den Baumpollen, der Fokus vieler Pollenallergiker dürfte sich jedoch bereits auf die Gräserpollen richten.
Birkenpollen (Betula) sind in den nächsten Tagen weiter auf dem Rückzug. Spürbare Belastungen auf mittlerem bis vereinzelt hohem Niveau sind sehr lokaler Natur und betreffen vorrangig die mittleren und hohen Lagen der Gebirge. Anfangs sind auch im Nordosten und äußersten Norden noch hier und da mittlere Belastungen möglich. Ansonsten gilt: „Arrivederci Birkenpollen! – war mal wieder eine sehr intensive Zeit mit euch“. Die Eichenpollensaison (Quercus) hat in den Tieflagen ihren Zenit erreicht (Norden) oder überschritten. Der Pollenflug lässt somit in den kommenden Tagen allgemein nach. Besonders im Norden, Osten und in den höhergelegenen Gebieten sind jedoch an den meisten Tagen noch robust hohe Pollenkonzentrationen zu erwarten, in den anderen Landesteilen kann der Pollenflug – auch witterungsbedingt – zeitweilig bereits auf ein mittleres Niveau absinken. Die Kraft der Rotbuchenblüte (Fagus) erlahmt nach und nach. Für hohe Pollenkonzentrationen dürfte es in den nächsten Tagen vor allem noch im Norden und in einigen Buchenwald-reichen Mittelgebirgsgegenden reichen, ansonsten ist der Buchenpollenflug schwach bis lokal mäßig.
Auch die Platanen (Platanus) legen bereits vielerorts die Füße hoch. Vorwiegend geringer Pollenflug ist demnach in den meisten größeren Städten in den kommenden Tagen zu erwarten. Städte und Dörfer im Norden können aufgrund des dortigen phänologischen Rückstands der Vegetation allerdings noch mit (deutlich) höheren Pollenkonzentrationen aufwarten. Hier ist also Obacht angebracht. Die Rosskastanienblüte (Aesculus) bleibt uns auch in den kommenden Tagen weitestgehend erhalten. In der Fläche ist damit unsteter, in Dörfern und Städten zeitweilig schwacher bis mäßiger, bis punktuell sehr vereinzelt starker Pollenflug bei Sonnenschein möglich.
Das mäßig warme und leicht wechselhafte Wetter ebnet immer mehr Gräsern (Poaceae) den Weg zur Blüte. Die Pollenkonzentrationen nehmen in den nächsten Tagen zu, mittlere Belastungen werden zunehmend salonfähig. Sollte es länger trocken bleiben, sind auf ungemähten Wiesen und in deren näheren Umgebung selbst hohe Belastungen zu diesem saisonal frühen Zeitpunkt schon zeitweise möglich. Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) blühen etwas mehr als noch in der Vorwoche. Geringer Pollenflug ist auf größerer Fläche durchaus möglich.
Weiterhin fliegen die Pollen der Fichte (Picea). Vor allem in den Fichtenwald-reichen Gebirgsgegenden ist ein hohes Konzentrationsniveau in der Luft derzeit üblich. Ansonsten sind Fichtenpollen in geringer bis mittlerer Zahl dabei. Kollegin Kiefer (Pinus) intensiviert in den kommenden Tagen die bereits begonnene Pollenfreisetzung. Wo Kiefernwälder stehen, übernehmen Kiefernpollen sehr rasch das Kommando in der Luft – hohe Pollenkonzentrationen sind die weit verbreitete Folge. Kiefernpollen gelten hierzulande als allergologisch harmlos, sind jedoch recht groß und werden oftmals so häufig in der Luft, dass sie, genau wie Fichtenpollen, gelegentlichen zu Fremdkörpergefühlen in den Augen führen können. Dies hat dann allerdings nichts mit den klassischen allergischen Beschwerden zu tun.
Der Weidenpollenflug (Salix) geht seinem Ende entgegen, kann gebietsweise in den Bergen und im Norden ein geringes Niveau halten. Ansonsten verliert der Pollenflug an Stetigkeit und belegt damit im Pollenranking einen der hintersten Plätze.
Noch können spätblühende Zypressengewächse (Cupressaceae) für geringen Pollenflug sorgen, punktuell auch für etwas mehr. Das Gros der Pollen ist für dieses Jahr aber durch.
Noch blüht der Raps (Brassica) in allen Landesteilen. Leichte Ermüdungserscheinungen werden sich in den nächsten Tagen breitmachen, den Pollenflug allerdings noch nicht entscheiden schwächen oder gar beenden. So ist weiterhin mit verbreitet leichtem bis gelegentlich mäßigem Pollenflug zu rechnen, der in abgeschwächter Form auch das Innere großer Städte erreicht. In der Nähe zu den Feldern ist starker Pollenflug unter günstigen Umständen (trocken, windig, mild) möglich. Der gelbe Blütenstaub auf Autos und Gartenmöbeln stammt allerdings nicht vom gelb blühenden Raps, sondern mehrheitlich von Fichte und Kiefer.
Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner, lokal auch in bedeutsamer Zahl fliegen, gehören zu Blumenesche (Fraxinus ornus), Ginkgo (Ginkgo), Holunder (Sambucus), Maulbeerbaum (Morus), Sauergräsern (Cyperaceae) und Walnuss (Juglans). Selten sind Pollen von Ahorn (Acer), Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae) oder Spierstrauch (Spirea) in der Luft. Erste Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) können auftauchen.
Die Sporen der von unseren Messstellen erfassten Schimmelpilze (Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora) stehen aktuell am Rande des Geschehens und entfalten höchstwahrscheinlich keine Wirksamkeit bei den Betroffenen. Daran wird sich in den kommenden sieben Tagen nichts ändern.
Matthias Werchan, 01.05.2024
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche, der Birke und der Gräser für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
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