Ruhige Pollenwoche steht an – Belastung mit Schimmelpilzsporen dagegen oft hoch.
Die vergangene Vorhersagewoche startete zunächst kühl und pollentechnisch ruhig. Zum vergangenen Freitag/Samstag (05./06. Juli) standen bei aufrischendem Wind und ansteigenden Temperaturen insbesondere in der Nord- und Osthälfte nochmals reichlich Gräserpollen auf der Matte, sodass in diesen Regionen die hohe Warnschwelle – etwas überraschend – um ein Mehrfaches überschritten wurde. Dieser Gräserpollen-Eintagsfliege (teils auch Zweitagsfliege) folgten zwar warme und auch teils sonnige, aber dennoch gemäßigtere Tage beim Gräserpollenflug, an denen die Pollenkonzentrationen meist um die Schwelle zur hohen Belastung herumtaumelten, im Westen und Südwesten diese teils auch nicht mehr erreichten Die Pollen der Brennnesselgewächse sonnten sich bei gutem Pollenflugwetter reichlich in der Luft, hohe Konzentrationen wurden nach einem flauen Beginn und mit Ausnahme einiger Küstengegenden und Gebieten im Westen mehr oder weniger überall gemessen, kurze Unterbrechungen durch Regenschauer inklusive. Es kam aber nicht zu einem Anstieg über bereits zuvor (Ende Juni) gemessene Spitzenkonzentrationen hinaus. In geringer bis teils mittlerer Konzentration traten Ampfer- und Wegerichpollen auf. Beifußpollen nahmen in sehr bescheidener Zahl (geringe Konzentrationen oder sporadischer Pollenflug) ebenfalls Teil, nur an wenigen Standorten (z.B. in Berlin) waren es mal etwas mehr Beifußpollen. Ansonsten kam es zu einem mehrtägigem Anflug von Esskastanienpollen an mehreren Ost- und Norddeutschen Messtationen, wahrscheinlich aus dem Süden (südlich der Alpen) kommend mit Marschrichtung Nord. Dabei wurden gelegentlich mittlere Pollenkonzentrationen erreicht. Einzelne Pollen stammten zudem von Gänsefuß- und Hanfgewächsen, Dolden- und Korbblütlern oder diversen anderen insektenbestäubten Pflanzen krautiger Provenienz. Der Sporenflug, insbesondere von Alternaria, blieb verbreitet stark mit dem häufigen Überschreiten (teils mehrfach) der Sporentyp-eigenen Schwelle zur Auslöse möglicher Allergiesymptome, insbesondere im gesamten norddeutschen Tiefland, weniger in den waldreichen Mittelgebirgsregionen. Cladosporium erreichte die Auslöseschwelle nicht ganz so häufig und verbreitet wie Alternaria. Epicoccum-Sporen flogen häufiger als zuvor, erstmals wurden auch hohe Sporenkonzentrationen gemessen. Eine mögliche Auslöseschwelle ist bei diesem Sporentyp jedoch unbekannt.
Das aktuell recht warme und Schauer- und Gewitter-anfällige Wetter setzt sich auch in den kommenden Tagen zunächst einmal fort. Sommertage werden aber nicht so häufig erreicht (besonders selten im Nordwesten). Vom Regen könnten ausnahmsweise der Osten und Südosten mehr betroffen sein als der Nordwesten. Trocknet es ab, gewinnt der Pollenflug zwar an Fahrt, wird aber angesichts der momentanen Zusammenstellung blühbereiter Gewächse keine Überraschungen oder allzu großen Sprünge machen. Dies bleibt momentan eher den Sporen der Schimmelpilze vorbehalten.
Die alternde Gräserpollensaison (Poaceae) gerät zunehmend in ruhigeres Fahrwasser. Erratische Konzentrationssprünge wie in der Vorwoche werden zur Seltenheit und entstehen vorwiegend noch lokal in Verbindung mit der Wiesenmahd oder dem Wenden des Heus. Hohe Belastungen werden ebenfalls seltener und bekommen einen lokal bis regional begrenzten Charakter. Auf naturnahen, schattigen Wiesen und Säumen mit einem großen Anteil spätblühender Gräserarten, und im direkten Umfeld derselben sind die Pollenkonzentrationen dabei besonders hoch. Auch die kühleren, grünlandgeprägten Berglagen können aufgrund des späteren Beginns der Gräserblüte lokal intensiver belasten. Zudem beginnt von Osten her die Maisblüte (Zea mays), wodurch Maispollen in blühenden Feldern und in deren direkter Umgebung auftauchen und Belastungen (vereinzelt bis auf ein hohes Niveau) verursachen können. Spätblühende Ziergräser in Gärten und Grünanlagen können ebenso für zusätzlichen, punktuellen Polleninput sorgen, in diesem Fall allerdings eher innerhalb, denn außerhalb menschlicher Siedlungen.
Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) stecken mitten in ihrer Hauptblütezeit. Hohe Pollenkonzentrationen werden an mehrheitlich trockenen Tagen weithin erreicht. Größere Änderungen gegenüber der Vorwoche sind weder räumlich noch mengenmäßig zu erwarten. Es können neben Brennnesselpollen (Urtica) weiterhin die eher mediterran beheimateten Glaskrautpollen (Parietaria) zum Pollenflug der Brennnesselgewächse beitragen, besonders intensiv an überwärmten Orten wie Berlin, mit seinen umfangreichen Glaskrautbeständen. Der Anteil, der als (sehr) allergen geltenden Glaskrautpollen in der Luft, kann dennoch nur vage anhand der Größe der Vorkommen geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit zwischen Glaskraut- und Brennnesselpollen ist unter dem Mikroskop nicht möglich. Von Allergien gegen Brennnesselpollen wird ebenfalls berichtet. Trotzdem gelten Brennnesselpollen meist als allergologisch unbedeutend bzw. deutlich weniger auffällig als Glaskrautpollen.
Pollen von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sind während des Sommers Dauergast in der Luft, allerdings treten während der gesamten Saison so gut wie keine ausgesprochenen Konzentrationsspitzen auf. Eher ist und bleibt der Pollenflug „gemütlich“ auf schwachem bis mittlerem Niveau, auch in den kommenden Tagen. Trotzdem wird in Deutschland beim Wegerich immer wieder mal von Allergiesymptomen durch (engen) Kontakt zu blühenden Pflanzen berichtet. Beim Ampfer ist über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Pollenflugs in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.
Der Beifuß (Artemisia) hat in den kommenden Tagen ebenfalls (noch) nichts Großes vor. Geringer Pollenflug ist zu erwarten. An besonders wärmebegünstigten Orten können Beifußpollen auch schon mäßig oder punktuell stark fliegen, je nach Größe der vorhandenen und dort bereits blühbereit(er)en Bestände. Ein paar mehr Pollen als in der Vorwoche können es insgesamt durchaus sein, so dass sich ein leichter Aufwärtstrend abzeichnen sollte. Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen zaghaft. Einzelne Pollen fliegen, belasten aber auch die möglichen Betroffenen in den nächsten Tagen kaum.
Die wärmebedürftigen Esskastanien (Castanea) haben in der vorherigen Vorhersageperiode regional mit einer klitzekleinen „Pollenschwemme“ überrascht. Da die meisten Bäume bereits abgeblüht sind, nimmt die Wahrscheinlichkeit für solche Ereignisse rasch ab. Geringer Pollenflug ist in den nächsten Tagen weiterhin möglich, anfangs vereinzelt mehr.
Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner, lokal auch in bedeutsamer Zahl fliegen, gehören zu Binsen- (Juncaceae) und Rötegewächsen (Rubiaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis – Cannabaceae), Kiefer (Pinus), Linde (Tilia), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae) und anderen Korbblütlern (Asteraceae), von Kreuzblütlern (Brassicaceae) oder unzähligen weiteren insektenbestäubten Kräutern, wie dem Natternkopf (Echium) in der Luft. Im Südosten von Brandenburg können bereits Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia) fliegen. Dort sind dann lokal/gebietsweise schon mal mittlere Konzentrationen, bzw. Belastungen möglich.
Der Sporenflug allergologisch wichtiger Gattungen allergener Schimmelpilze verbleibt in den nächsten Tagen auf insgesamt hohen Niveau, unterliegt allerdings niederschlagsbedingten „Zwangspausen“. Sowohl die Sporen von Alternaria als auch von Cladosporium können in großen Landesteilen die Sporentyp-eigenen Warnschwellen erreichen oder überschreiten, insbesondere unter dem etwas freundlicherem Wetter ab, bzw. zum Sonntag, Montag hin und besonders in der landwirtschaftlich geprägten Nordhälfte des Landes. Epicoccum-Sporen sind ab, bzw. zu den genannten Zeiten ebenfalls fleißig dabei und dürften häufig ein mittleres bis vereinzelt hohes Konzentrationsniveau erreichen. Pleospora-Sporen sind nur vereinzelt zu finden.
Matthias Werchan, 10.07.2024
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