Kühle Luft verzögert den Beginn der Birkenblüte – Erlenpollenbelastung nimmt immer weiter ab.
Häufig nasskalt und windig präsentierten sich die vergangenen Tage. Das Temperaturniveau blieb im einstelligen Bereich festgenagelt und in den Bergen flogen statt Pollen wieder vermehrt Schneeflocken durch die Luft. Die Pollensaison verlief dementsprechend „ziellos“ und recht träge. Bis auf den hohen Norden/Nordosten fielen die Erlenpollenkonzentrationen verbreitet unter die hohe Warnschwelle, blieben allerdings im Reigen der bekannten allergenen Pollen vielfach die Nummer eins in der Luft. Nur in den Ecken unseres Landes, die phänologisch am weitesten vorangeprescht sind, wurden die letzten verbliebenen Erlenpollen bereits durch die allergenen Pollen der Esche ersetzt. Die Eschenblüte hat dort zaghaft eingesetzt. Von Haselpollen war im ganzen Land kaum noch etwas zu sehen. Örtlich machten Eibenpollen von sich Reden und eroberten tageweise das „gelbe Trikot“ des Pollenflugspitzenreiters – vor allem nach Norden und Osten hin. Anderswo waren auch mal die Pollen der Pappeln stärker vertreten.
Da uns die frische Spätwinterluft noch einige Tage erhalten bleibt und bis zum Ende dieser Vorhersageperiode kein wirkliches Frühlingserwachen zu erahnen ist, bleiben die erwarteten „Übergriffe“ allergener Pollen auf die Betroffenen nur schwach – die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, respektive dem Beginn der Birkenpollensaison.
Die Erlenblüte (Alnus) erlahmt in den kommenden Tagen weiter. Selbst im kühlen Nordosten des Landes sind mittlerweile die allermeisten Erlen ausgestäubt. Allerdings können mit nördlichen oder nordöstlichen Winden weiterhin Pollen aus Nachbarländern zu uns verfrachtet werden. Damit reicht es dann im Norden und Osten häufig noch für mittlere Belastungen mit Erlenpollen, wohingegen sich im Süden und Westen die schwache Pollenlast von den Betroffenen mittlerweile leicht schultern lassen sollte. Die Haselblüte (Corylus) ist in den Tief- und meisten Berglagen beendet. Hier und dort können noch Korkenzieherhaseln (eine Gartenvarietät der heimischen Hasel) blühen. Dann sind punktuell spürbare Belastungen denkbar. Ansonsten droht von der Hasel kein Ungemach mehr.
Als nächster wichtiger Vertreter im Bunde der „Mainstream-Allergene“ steht (kurz vor der Birke) die Esche (Fraxinus) vor dem Beginn ihrer Blütezeit. Bei den vorhergesagten spätwinterlichen Temperaturwerten wird es jedoch erstmal dünne mit spürbarer Eschenpollenbelastung. Wenn spürbar, dann sollten sich zuerst die Betroffenen im phänologisch fortschrittlichen Westen und Südwesten (Rhein-Maingebiet) auf Allergiesymptome durch die Pollen dieses Ölbaumgewächses einstellen. Für die Birke (Betula) reicht es in den kommenden Tagen landesweit noch nicht. Sollte es zum Äußersten kommen, werden einzelne Pollen aus Südeuropa herangetragen, wo die Birkenblüte mittlerweile begonnen hat. Aber dazu müsste dann der Wind auch aus dieser Richtung wehen, wonach es aktuell nicht aussieht.
Die Eibe (Taxus) hat gegenüber der Vorwoche kaum „Boden gut gemacht“. Im Westen und Südwesten des Vorhersageraums ebbt die Blüte allmählich ab. Weiter zur Landesmitte und im Osten und Nordosten ist das Bild uneindeutig. Blühende Bäume/Sträucher stehen neben schon verblühten oder noch nicht erblühten Exemplaren, je nach Region und kleinklimatischen Gegebenheiten. Alles in allem deutet sich ein „Weiter so“ im Vergleich zu den letzten Tagen an, mit mal geringen, mal hohen Pollenkonzentrationen. Eiben finden sich häufig als Ziergehölz in Grünanlagen (Friedhöfen, Parks, Gärten), wodurch dort die höchsten Konzentrationen auftreten können. Diejenigen, die auf Eibenpollen reagieren, sollten die unmittelbare Nähe und vor allem das Berühren blühender Pflanzen vermeiden. Eibenpollen ist kein weithin bekannter Allergieverursacher. Allerdings berichten einige Menschen von deutlichen Allergiesymptomen im Zusammenhang mit stäubenden Eiben in deren Nachbarschaft. Eibenpollen haben zudem eine toxische Komponente (Taxine, Taxoide), deren Auswirkung auf den Menschen nur wenig erforscht ist.
Bei der artenreichen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) ist kaum Blühfortschritt zu verzeichnen – dementsprechend tritt der Pollenflug auf der Stelle. Erst bei einer grundlegenden Milderung wird der Großteil der in Deutschland vorkommenden Arten in rascher Folge ihre Pollen abgeben, womit der alljährliche Belastungspeak erreicht wird. Dieser ist jedoch in den kommenden sieben Tagen nicht zu erwarten. Die Pollen einiger Arten der Zypressengewächse, beispielsweise die der Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens) oder die der Sicheltanne (Cryptomeria japonica) gelten in ihren Heimatregionen als bedeutsame Allergieauslöser. Die kleinen Anpflanzungen hierzulande sorgen allenfalls für ein lokales Allergierisiko.
Der Pollenflug von Weide (Salix), Pappel (Populus) und Ulme (Ulmus) geht in den kommenden Tagen in etwa gleichbleibend schwacher bis (bei längerem Sonnenschein) mäßiger Intensität weiter, allerdings auch nur dort, wo es schon blühende Pappeln und Weiden gibt, womit vorwiegend die Regionen im Westen und Südwesten gemeint sind. Ganz im Osten (Nordosten bis Südosten) und in den verschneiten Berglagen ist es mit der Blüte von Pappel und Weide in den nächsten Tagen immer noch Essig. Der Pollenflug ist hier daher größtenteils vernachlässigbar gering und löst keine Symptome aus. Ulmenpollen können sich zumindest im Flachland überall zeigen.
Frühe windblütige Ahornarten, wie Silber- oder Rot-Ahorn (Acer saccharinum, A. rubrum) führten hier und da bereits zu schwachem Ahornpollenflug. Sporadisch dürften Ahornpollen dieser beiden Arten auch in den kommenden Tagen auftreten. Pollen von Silber- und Rot-Ahorn gilt als moderat allergen. Bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode steht in den klimatischen Vorzugsregionen zudem die Blüte des windblütigen Eschenahorns (A. negundo), der auch im Rheinland verwildert vorkommt, bevor.
Vereinzelt blühen am Rhein und den umliegenden Regionen erste Hainbuchen (Carpinus), Lärchen (Larix) und Rosengewächse (Rosaceae), wobei von den drei genannten höchstens die Hainbuche Allergiebeschwerden (meist bei Birkenpollenallergikern über Kreuzreaktionen) auslösen kann.
Bei den Schimmelpilzsporen tut sich nichts Weltbewegendes. Geringe Konzentrationen an Pleospora wurden gemessen. Allergiebeschwerden sind davon nicht zu erwarten. Weiterhin haben Betroffene draußen an frischer Luft nicht mit warnrelevanten Sporenkonzentrationen zu tun.
Matthias Werchan, 17.03.2021
*** Wir danken der Astra-Zeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel, der Erle und der Esche für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle und der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
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