Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Nicole

Mittwoch, 06. Juli 2022 - Dienstag, 12. Juli 2022

Beifuß (Artemisia)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Wegerich (Plantago)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Die Wiesen sind größtenteils abgemäht. Gräserpollen ist hier vorerst kein Thema mehr. © Magistr/Shutterstock.com

Die Sporenflugsaison hat begonnen! Der Gräserpollenflug lahmt zusehends.

In der gealterten Gräserpollensaison verringerten sich in den zurückliegenden Tagen die Gräserpollenbelastungen von einem vormals häufig hohen Niveau auf ein meist mäßiges Niveau. Trotzdem gab es einzelne Tage oder Regionen (Berglagen, hoher Norden), an denen auch das hohe Belastungsniveau noch erreicht wurde – in der Tendenz besserte sich jedoch die Lage für die Gräserpollenallergiker im Land deutlich. An Baumpollen waren hauptsächlich Linden- und Esskastanienpollen anzutreffen und erreichten stellenweise ein mäßiges Konzentrationsniveau (lokal sicherlich auch mal mehr – was von unseren Messgeräten allerdings kaum erfasst wird). Bei den Kräuterpollen lagen wie immer die Pollen der Brennnesselgewächse weit vorn mit meist hohen Pollenkonzentrationen, allerdings nicht im außergewöhnlichen oder extremen Bereich. Einzelne Beifußpollen mogelten sich erstmals in den Luftstaub, so dass örtlich bereits geringe Belastungen aufgetreten sein konnten. Daneben flogen in meist niedrig dosierter Zahl Ampfer und Wegerichpollen und noch seltener Pollen der Gänsefußgewächse. Wie erwartet kam es in den vergangenen Tagen zu einem deutlichen Anstieg der Schimmelpilzsporen-Konzentrationen speziell von Alternaria aber auch von Cladosporium. Vor allem an regenfreien Tagen kam es zu teils eruptiven Anstiegen der Sporenzahlen (Getreideernte!) weit über die sporeneigenen Schwellenwerte hinaus.

Die kommenden Tage versprechen erst einmal mäßig warmes, im Südwesten auch warmes Sommerwetter. Niederschlagssignale hat die bevorstehende Wetterlage nur wenige in petto. Einzig der morgige Donnerstag lindert im Osten des Landes etwas den großen Durst der Vegetation nach Wasser. Danach bleiben höchstens noch Wolken und die Trockenheit dürfte für viele Regionen (wieder) zum Dauerbrenner werden. Dem Pollen- und Sporenflug werden nach dem morgigen witterungsbedingten Einbruch zunehmend günstige Bedingungen geboten.

Bei den Gräsern (Poaceae) ist der größte Teil der Pollen bereits geflogen (etwa 75-85 % der Jahresmenge). Eine nochmalige Verschlechterung der Belastungssituation ist daher kaum mehr zu erwarten. Wenn überhaupt, dann kann beispielsweise die Grünlandmahd Gräserpollen aufwirbeln und einen kurzzeitigen Belastungsanstieg herbeiführen. Auch die Wiesen und Almen in den Bergregionen, speziell in den Alpen, dürften noch für unangenehme Überraschungen gut sein, speziell wenn man aus den bereits relativ Gräserpollen-armen Tieflagen dorthin unterwegs ist, wo dann noch viele Gräserarten gleichzeitig und teils ungestört blühen. Dann verursacht allein der Ortswechsel einen Belastungsanstieg. Ansonsten bilden mittlere Pollenkonzentrationen in den allermeisten Regionen des Landes die Basis für die Belastungen der kommenden Tage. Ganz im Norden kann es in grünlandgeprägten Regionen weiterhin zu Überschreitungen der hohen Warnschwelle kommen. In besonders ausgedörrten Regionen (Ostdeutschland) und in den Tieflagen entlang des Rheins sinken die Pollenzahlen auch schon mal unter die mittlere Belastungsschwelle.

Bei den Kräuterpollen geben nach wie vor die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) den zahlenmäßigen Ton an. Hohe Pollenkonzentrationen überwiegen (außer am morgigen Donnerstag im Osten). Insgesamt ist gegenüber der Vorwoche kaum mit zahlenmäßigen Veränderungen zu rechnen. Allenfalls hier und da sind, speziell in den Bergen, leichte Zuwächse möglich. Da die Pollen der Brennnesselgewächse sehr klein, leicht und damit flugaffin sind und zumindest die klassischen Brennnesseln (Urtica) praktisch an jeder Ecke wachsen, ist Brennnesselpollen überall um uns herum gut vertreten. Familienmitglied der Brennnesselgewächse sind neben den Brennnesseln auch die Glaskräuter (Parietaria). Die Pollen beider Gattungen sind unterschiedlich stark allergieauslösend. Das Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist. Bedeutende Vorkommen des Glaskrauts sind auf die Zentren und Ränder manch städtischer Wärmeinsel oder auf andere wärmebegünstigte Gegenden beschränkt. Das zunehmend wärmere Klima lässt es diesen, eher am Mittelmeer heimischen Pflanzen, auch hierzulande immer besser gehen, wodurch mit Blick auf die kommenden Jahre immer mehr Menschen in Deutschland in Kontakt mit Glaskrautpollen kommen dürften.

Ampfer- (Rumex) und Wegerich (Plantago) fliegen beständig schwach bis mäßig. Eine Grünlandmahd kann auch bei diesen beiden typischen Grünlandkräutern zu einem kurzzeitig vermehrten Auftreten von deren Pollen in der Luft führen. Gräserpollenallergiker könnten durch die Pollen des Wegerichs über allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigt werden. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.

An brachgefallenen Standorten, auf Halden, in Schotterfluren oder an Weg-, Wald- und Grabenrändern gedeihen die Hochstauden der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) und des Beifußes (Artemisia). Allmählich formiert sich bei diesen Arten die Blüte und der Pollenausstoß beginnt. Dabei sind die Gänsefußgewächse etwas früher dran als der Beifuß und erzeugen in den nächsten Tagen leichtem Pollenflug in der Fläche. Beim Beifuß ist der Pollenflug vorerst eher sporadisch, kann sich speziell im Südwesten und Westen aber auch schon verstetigen. Dort, wo Beifußpflanzen oder Pflanzen der Gänsefußgewächse, wie Melde (Atriplex) oder Gänsefuß (Chenopodium), konzentriert in größerer Zahl vorkommen, kann der Pollenflug für die Betroffenen bereits deutlich fühlbarer werden. Höhere Pollenkonzentrationen sind bei diesen Gewächsen, anders als etwa bei den Brennnesselgewächsen, räumlich eng an die Pollenquellen gekoppelt.

Vereinzelt treten Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae) auf. Der Hanf (Cannabis) blüht.  Mit der Blüte des, aus der gleichen Familie stammenden, weit verbreiteten Hopfens (Humulus) ist in den nächsten sieben Tagen (noch) nicht zu rechnen.

Den Linden (Tilia) und Esskastanien (Castanea) gehen in den kommenden Tagen allmählich die frischen Blüten aus, womit der Pollenflug langsam nachlässt (Norden, Berglagen) oder immer unbeständiger wird (Tieflagen im Rest des Landes). Insbesondere bei der Esskastanie kann es jedoch weiterhin zu Ferntransporten aus den südlichen Nachbarländern kommen, wodurch der Pollenflug hierzulande kurzzeitig nochmals (stark) aufleben könnte.   

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einige Restpollen von Götterbaum (Ailanthus) und Kiefer (Pinus), insbesondere der Latschenkiefer (P. mugo) in den Alpen und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter und Sträucher. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), Pfeifenstrauch (Philadelphus), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und anderen Pflanzenfamilien in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Unstrittig ist, dass Schimmelpilzsporen-Allergiker in den kommenden Tagen abseits der kurzfristigen regenbedingten Unterbrechung am morgigen Donnerstag mit hohen bis sehr hohen Sporenkonzentrationen durch Cladosporium- und Alternaria-Sporen in der Außenluft konfrontiert sein werden. Wie hoch die Konzentrationen am Ende steigen werden, lässt sich erst rückblickend sagen. Einzig in sehr waldreichen Gegenden, in den hohen Berglagen und direkt an den Küsten bei Seewind ist der Sporenflug schwächer und hält sich wahrscheinlich meistenteils unterhalb der Warnschwellen, ansonsten geht es überall (weit) darüber hinaus. Stellweise geraten zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums bereits die saisonalen Höchststände des Sporenflugs in Reichweite! Epicoccum-Sporen treten ebenfalls zahlreicher auf und erreichen häufig ein mäßiges Konzentrations-Niveau. Ein Schwellenwert zur möglichen Auslösung von Allergiesymptomen existiert für diesen Sporentyp allerdings nicht.

Matthias Werchan, 06.07.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!

 

Facebook

Twitter

Instagram

 

Alle Informationen sind ohne Gewähr.

Ein vollständiger oder auszugsweiser Nachdruck dieser Vorhersage ist unter Angabe der Quelle erlaubt.

 

 

 

Archiv