Pollensaison durch Spätwinter angeschlagen – Belastungen hauptsächlich durch Erlenpollen.
In der zurückliegenden Woche führte der Weg vom Vorfrühling wieder zurück in Richtung Spätwinter. Mit den deutlich zurückgehenden Temperaturen standen vor allem die Haseln und Erlen nicht mehr so unter „Dampf“ und der Druck im Pollenkessel ließ ab dem Wochenende von Norden nach Süden nach. Als allergener Pollen Nr. 1 galt und gilt nun Erlenpollen, von dem anfangs, Donnerstag/Freitag, noch recht viel in der Luft war (starke Belastungen) bevor mit kalter Luft aus Nord zum Wochenende die Konzentrationen (deutlich) abnahmen. Auch der aktuell vielerorts strahlende Sonnenschein führte nicht zu einer „Erlenpollenexplosion“, wie wir sie beispielsweise im Jahr 2019 und 2021 erlebten – dafür fehlte es einfach an Wärme. Die Hasel hatte nach ihrem hitzigen Start während des Jahreswechsels und in der ersten Januarhälfte eine mehrwöchige Ruhephase eingelegt und erst ab etwa Mitte Februar zum Endspurt angesetzt. Nun sind die meisten Pflanzten in den Niederungen in Ost wie West ausgepowert. Haselpollen wurde somit allmählich auf die hinteren Plätze im Pollenranking durchgereicht. Für schwache oder auch mal mäßige Belastungen reichte es dennoch. Je nach Messort und dem Vorhandensein lokaler Pollenquellen traten Eibenpollen von sehr gering bis stark in Erscheinung, wurden jedoch ebenfalls vom Kälterückfall ausgebremst. Pappelpollen flogen außer im Norden und in den bergigen Regionen zaghaft, aber stetig, ebenso zaghaft, aber unstetiger die Pollen von Ulmen und Zypressengewächsen. Der fast nicht vorhandene Sporenflug blieb sicherlich ohne Einfluss auf die Betroffenen.
Auf die Frage: „Was ist denn jetzt mit Frühling?“ – immerhin ist heute meteorologischer Frühlingsbeginn - bleibt für die kommenden Tage nur als Antwort: „Nix mit Frühling - Abwarten und (heißen) Tee trinken.“ Der aufziehende bzw. sich fortsetzende spätwinterliche Witterungscharakter könnte zwar hin und wieder mal durch die Märzsonne abgemildert werden, aber bei Temperaturen, die die 10 °C-Marke immer nur von unten anschauen (Ausnahme morgen in der Südhälfte), kommen weder richtige Frühlingsgefühle auf, noch wird der Pollenflug eine „große Show abziehen“ können. Das größte Potential für stärkeren Pollenflug besteht eher am Anfang des Vorhersagezeitraums (bis Samstag) und eher in der sonnenscheinreicheren (südlichen) Landesmitte.
Das Haselpollenbelastungspotential (Corylus) hat bereits deutlich abgenommen (viel Blühmaterial ist ausgestäubt). So wird in dieser Vorhersagewoche mit anfänglicher Sonnenunterstützung noch gelegentlich eine mäßige Belastungsintensität erreicht, insbesondere in den mittleren und höheren Berglagen. Danach (ab Sonntag) sollte es für die Hasel schon knapp werden, dieses Niveau zu halten. Wahrscheinlich ist dann nur noch die unmittelbare Umgebung blühender Sträucher stärker pollenbefrachtet. In der Fläche sollte sich demnach allenfalls ein geringes Belastungslevel halten.
Das kühle bis kalte Wetter verhindert bei den Erlenpollen (Alnus) das Erreichen hoher Belastungsgipfel. Zwar befinden wir uns deutschlandweit inmitten der diesjährigen Erlenpollensaison, womit bei jeder sich bietenden Gelegenheit Erlenpollen in die Luft gelangen, aber statt überwiegend hoher Belastungen werden Tage mit mittleren Belastungen überwiegen. Die höchsten Pollenkonzentrationen der nächsten sieben Tage treten voraussichtlich bereits morgen und übermorgen unter Sonneneinfluss und abseits der Nebelgebiete zwischen dem nördlichem Mittelgebirgsraum und dem Alpenrand auf. Hier ist starker Erlenpollenflug verbreitet möglich. Der Rest der Zeit verstreicht bei manchmal schwachen, häufig mittleren und kurzzeitig hohen Pollenkonzentrationen. In den Bergen könnte bei Dauerfrost und Schneeschauern der Pollenflug ab Sonntag nahezu völlig abgeriegelt werden.
Weiterhin kalt bedeutet auch für die Eiben (Taxus) und Zypressengewächse (Cupressaceae) ungeeignete Entwicklungsbedingungen und ein begrenztes Pollenausbreitungsvermögen. So ist unter Sonnenschein und milden Nachmittagstemperaturen in der Umgebung der Wuchsorte (Friedhöfe, Parks und lokal in Wäldern) von anfangs mittleren bis (sehr) hohen Eibenpollen-Konzentrationen auszugehen, die mit dem Wochenausklang zurückgehen und sich danach voraussichtlich im überwiegend niedrigen bis mittleren Bereich abspielen. Auch die lokal vereinzelt hohen Pollenkonzentrationen von frühblühenden Zypressenarten dürften sich ab Samstag/Sonntag wieder dem weitflächigen Hintergrundrauschen mit nur geringen Pollenkonzentrationen angleichen. Bedeutsame Polleneinträge aus dem südlichen Europa sind bei der vorherherrschenden Windrichtung (Nordwest bis Nordost) nahezu ausgeschlossen.
Frühe Pappelarten (Populus) führen weiterhin zu verbreitet geringem bis vereinzelt mittlerem (zumindest am Donnerstag und Freitag) Pappelpollenflug, bevorzugt in der Süd- bzw. Westhälfte des Landes. Mehr kann es aufgrund der spätwinterlichen Wetterlage vorerst nicht werden.
Wie auch in der Vorwoche gesellen sich zu den oben genannten Pollentypen einzelne Ahorn- (Acer), Eschen- (Fraxinus), Ulmen- (Ulmus) und/oder Weidenpollen (Salix). Vereinzelt können in den mildesten Gegenden auch Pollen der Lärche (Larix) und der Sauergräser (Cyperaceae) dabei sein.
Der Sporenflug allergener Schimmelpilze (Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora) macht derzeit keine Sorgen. Er ist und bleibt in den kommenden Tagen allergologisch unbedeutend.
Matthias Werchan, 01.03.2023
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel und der Erle für Deutschland finden Siehier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle in der Luft in Europa finden Siehier.
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