Mittwoch, 23. August 2023 - Dienstag, 29. August 2023
Traubenkraut (Ambrosia)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Für die meisten Kräuterpollen hat der "Wind gedreht" – Konzentrationsrückgang voraus.
In den zurückliegenden Tagen steckte noch einmal die volle Ladung Hochsommer mit Wärme im Norden und Hitze im Süden, viel Sonnenschein und regionalen Schauern und Gewittern. Dieses meteorologische Umfeld nutzen die Kräuter und zogen die Spendierhosen an. Am aktivsten war die Familie der Brennnesselgewächse mit neuen saisonalen Höchstständen beim Pollenflug an einer Vielzahl von Stationen. Der für Allergiker bedeutsame Beifuß ließ zwar weniger Pollen los als in der Vorwoche, aber vor allem anfangs standen insbesondere in der Nord- und Osthälfte noch hohe Belastungen auf der Karte. Der Pollenflug von Hopfen und Wegerich erreichte teils mittlere Konzentrationen und auch Ampferpollen und Pollen der Gänsefußgewächse flogen am Maximum ihrer bescheidenen Möglichkeiten. Pollen von Ambrosia flogen in den meisten Gegenden weiterhin unstet und nicht häufiger als Pollen insektenbestäubter Kräuter. Nur Ambrosia-bewucherte Stellen oder Landstriche waren stärker belastet bzw. können stärker belastet gewesen sein. Punktuelle oder lokale Belastungen werden von unseren Messstellen häufig nicht erfasst, sind aber angesichts der Jahreszeit (Ambrosia-Blütezeit) und der Witterungsbedingungen (trocken-warm) zu vermuten. Ein Einflug von Ambrosiapollen aus benachbarten Ländern wurde nicht registriert. Gräserpollen waren zwar fast immer schwach, aber stabil vertreten. Bei den Sporen setzte vor allem Alternaria ganz oben an und brachte verbreitet entweder neue saisonale Höchststände hervor oder zumindest häufig (sehr) hohe Konzentrationen. Auch Cladosporium-Sporen flogen sehr zahlreich und ließen die bekannte Warnschwelle, ab der Symptome bei den Betroffenen ausgelöst werden können, oftmals hinter sich, vereinzelt wurden sogar (unspektakuläre) Saisonrekorde aufgestellt.
In den nächsten Tagen zeichnet sich deutlich das Ende des Hochsommers ab, mit dem auch die Zeit der alljährlichen Höchststände beim Flug der meisten Pollen- und Sporentypen endet. Zuvor erwartet uns bei den Temperaturen ein heißes Finale am Donnerstag und Freitag mit nachfolgend krachender (Blitz und Donner) Abkühlung. Vor allem ganz im Süden wird es dann sehr nass und frühherbstlich.
Der Beifuß (Artemisia) dankt spätestens mit dem Wetterwechsel am Freitag endgültig ab. Beifußpollen nehmen damit ab dem Wochenende nur noch eine untergeordnete Rolle bei den Pollenbelastungen ein. Die Pollenkonzentrationen, die bis einschließlich Freitag vor allem im Nordosten noch mäßig bis lokal stark ausfallen, überschreiten nach Durchzug der Kaltfront kaum irgendwo wieder die Marke zum mittleren Belastungsniveau, ganz im Süden bleibt die Luft angesichts der Wetterlage mehrheitlich Beifußpollen-frei.
Das Traubenkraut (lat. Ambrosia) hat in weiten Teilen Süd- und Osteuropas die Vollblüte erreicht, mit entsprechend hohem Pollenaufkommen. Hierzulande können sich Blühintensität und Pollenaufkommen weiter verstärken. Bleibt es trocken, kann der Pollenflug in den nächsten Tagen selbst in kühlerer Luft zulegen (außer ganz im Süden bei reichlich Regen). Da die Ambrosiapflanzen nur sehr heterogen im Land verteilt sind und noch nicht überall häufig wachsen – ganz im Gegenteil – ist gegenüber der zurückliegenden Vorhersagewoche höchstens mit einer geringen Zunahme der Belastungen zu rechnen. Weiterhin gilt: Ambrosiapollen können in den kommenden Tagen überall im Land zumindest sporadisch auftreten, je näher zu größeren Ambrosiavorkommen, umso stetiger, mit punktuell hohen Konzentrationen im Umfeld kleinerer Vorkommen und verbreitet mittleren bis hohen Konzentrationen im Südosten Brandenburgs. Klassische Wuchsorte von Ambrosia sind Äcker (speziell mit Hackfrucht und Sonnenblume), Ackerbrachen, Straßen- und Wegränder oder temporäre Erdaufschüttungen.
Die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) bekommen im Zuge der Wetterumstellung einen ordentlichen Dämpfer verpasst. Die Neigung zu hohen Pollenkonzentrationen lässt damit ab dem Wochenende deutschlandweit (deutlich) nach, im Süden bei Dauerregen naturgemäß besonders stark. Dort ist von den anfangs noch verbreitet hohen Konzentrationen später so gut wie nichts mehr übrig. Im restlichen Land wird sich der Pollenflug nach Durchzug des Regens voraussichtlich wieder auf ein mittleres Niveau erholen und auf diesem für die nächsten Tage einpendeln. Stellenweise sind auch knapp hohe Konzentrationen nicht ausgeschlossen, nur neue saisonale Spitzenwerte wird man wohl vergeblich „suchen“.
Die Blüte des Hopfens (Humulus) ist schon wieder am Abflauen und mit ihr der Pollenflug. Hopfenpollen werden aber auch nach der Wetterumstellung an trockenen Tagen in zumindest geringer Zahl fliegen, im kühleren Norden und in höheren Lagen kanns gebietsweise ein mittleres Konzentrationsniveau erreicht werden. Hopfen bevorzugt feuchte, stickstoffreiche Ränder von Gewässern, Wegen, Büschen und Wäldern, wo sich mögliche Belastungsschwerpunkte ergeben, die von unseren Messstellen nicht erfasst werden können.
Bei der Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) ist noch nicht Feierabend. Diensteifrig blühen vor und nach zwischenzeitlichen Regenfällen Arten der Gattung Amaranth (Amaranthus), Gänsefuß, (Chenopodium) und Melde (Atriplex). Die Pollenausbeute bleibt allerdings in der Fläche nach wie vor gering. Auszuschließen sind allerdings auch hohe Konzentrationen nicht, sofern man an einem trockenen Tag in die unmittelbare Nähe individuenreicher Bestände gerät.
Die Ampfer- (Rumex) und Wegerichblüte (Plantago) kommt allmählich „in die Jahre“. Insbesondere beim Ampfer senkt sich der Pollenflug auf ein durchgehend schwaches Niveau ab bzw. verliert immer mehr an Beständigkeit. Beim Wegerich kann es zumindest hin und wieder noch zu mittleren Konzentrationen kommen, speziell auf ungemähten Wiesen.
Mit Gräserpollen (Poaceae) ist auch in den nächsten Tagen weiterhin zu rechnen. Vor- und nach dem Wetterwechsel sind niedrige Belastungen vorherrschend, lokal kann (etwas) mehr möglich sein, z.B. dort, wo Gärtner und Landschaftsplaner dekorative Gräserarten wie das Lampenputzergras (Pennisetum) oder Chinaschilf (Miscanthus) in großer Menge angepflanzt haben. Außerdem können erste Pflanzen des Schilfrohrs (Phragmites) zu blühen beginnen und so die Umgebung von Feuchtgebieten und Gewässergürteln mit ihren Pollen befrachten. Die Maisblüte (Zea mays) hat ausgedient und stellt keine Allergiebeschwerdenquelle mehr dar.
Zu den bereits genannten Pollenarten gesellen sich einzelne Baumpollen späthblühender, fremdländischer Lindenarten (Tilia) wie der Henrys Linde (T. henryana) und Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Ansonsten gehört das Feld den selten auftretenden Pollen der unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter, vor allem diversen Korbblütlern (Asteraceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), oder Knöterichgewächsen (Polygonaceae). Deren allergene Relevanz ist aufgrund der sehr geringen Pollenzahl in der Luft in den meisten Fällen unbedeutend.
Die Sporen allergener Schimmelpilze dürften in den kommenden Tagen etwas zur Ruhe kommen. Neue saisonale Spitzenwerte sind von Alternaria und wahrscheinlich auch von Cladosporium spätestens ab Samstag nicht mehr zu erwarten. Speziell morgen und teilweise auch am Freitag kann sich die Luft jedoch noch einmal unter deren Sporen biegen mit stellenweise sehr hohen Konzentrationen. Nach Durchzug der Niederschläge kehren die Sporen zurück, erreichen aber seltener die Sporentyp-spezifischen Warnschwellen als zuvor. Vor allem das mehrfache Überschreiten dieser Warnschwellen geschieht dann nicht mehr großflächig, sondern betrifft nur noch kleine Gebiete mit reger Erntetätigkeit restlichen Getreides. Epicoccum-Sporen werden in der Tendenz nicht seltener auftreten. Hier kann es sogar zu einer Zunahme beim Sporenaufkommen in der Außenluft kommen.
Matthias Werchan, 23.08.2023
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
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