Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Marita

Mittwoch, 20. Juli 2022 - Dienstag, 26. Juli 2022

Beifuß (Artemisia)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Die Ernte des Getreides läuft – verstärkter Sporenflug inbegriffen. © Scharfsinn/Shutterstock.com

Gräserpollen nur noch für wenige spürbar. Getreideernte sorgt weiter für Sporennachschub.

Den meisten Pollenallergikern dürfte beim Rückblick auf die vergangene Vorhersagewoche mehr die enorme Hitze zu Wochenbeginn, denn die möglichen Auswirkungen des aktuellen Pollenflugs in Erinnerung bleiben. Zahlreiche Messstationen in Deutschland und Westeuropa meldeten Allzeittemperaturrekorde. Dazu herrschte und herrscht verbreitet große Trockenheit. Trotz allem gab es natürlich Pollenflug. Am häufigsten zeigten sich Pollen der Brennnesselgewächse, blieben aber für die Jahreszeit eher schmallippig mit meist mäßig starkem Pollenflug. Auch die Gräser wurden immer einsilbiger. Das was im Juni an einem einzelnen sonnigen Tag an Pollen auf die Beine gestellt wurde, flog jetzt nicht mal mehr in einer ganzen Woche, und dass trotz idealer Pollenflugbedingungen. Ampfer- und Wegerichpollen flogen schwach, da war die Ausbeute im Juni auch schon mal größer. Der Beifuß konnte bisher keine verbreitete Belastungssituation hervorbringen, es flogen meist nur einzelne Pollen umher, mit punktuellen Ausnahmen rund um bereits blühende Stauden. Auch die Pilzsporen verhielten sich ruhig. Die Schwellenwerte zur Ausprägung von Allergiesymptomen wurden bei den wichtigen allergenen Sporentypen Alternaria und Cladosporium nur an wenigen Messstellen dauerhaft, an vielen anderen nur an einzelnen Tagen überschritten und blieben insgesamt verhältnismäßig niedrig.

Beim Blick auf die Vorhersagen für die kommenden sieben Tage stehen die Zeichen stetig auf Sommer mit zeitweiliger Hitze, vor allem im Süden und vor allem am Montag/Dienstag. Über Niederschlag dürfen sich weiterhin nur wenige freuen. Kräftige Niederschlagssignale sind im Nordwesten und am Alpenrand berechnet, der Rest könnte wieder in die Röhre gucken. Für Pollen und Sporen herrscht also allgemein gutes Flugwetter.

Bei den Gräsern (Poaceae) hat die Nachsaison begonnen. Hohe Pollenbelastungen gehören der Vergangenheit an oder treten nur noch lokal bzw. punktuell in grünlandgeprägten Berglagen (z.B. auf Almwiesen) auf. In den Tieflagen haben Hitze- und Trockenstress vielen Grünflächen, Wiesen und Weiden zugesetzt. Auf gemähten Flächen wächst kaum noch etwas nach, wodurch die Blüte, der für ihre Nach/Zweitblüte bekannten Gräserarten, schwächer ausfällt. Daher fluktuieren die Pollenkonzentrationen zwischen häufig geringen und knapp mittleren Werten hin und her. An Orten mit einer hohen Zahl spätblühender, wärmeliebender Gräser, wie dem Hundszahngras (Cynodon dactylon) oder auf feuchten und naturbelassenen Wiesen könnte es bei den Betroffenen im „schlimmsten Fall“ zu mäßigen Allergiesymptomen kommen. Auch wer als Gräserpollenallergiker einem der jetzt aufblühenden Maisfelder (Zea mays) zu nahekommt, kann auf die Pollen dieses Kulturgrases mit (deutlichen) Symptomen reagieren. Vom Aufenthalt in einem Maisfeld oder in dessen unmittelbarer Nähe (windabgewandte Seite) ist aktuell abzuraten.

Der August rückt näher und damit herrscht alsbald Konjunktur bei den unterschiedlichsten Kräuterpollen. Noch ist es allerdings nicht ganz so weit, da der wichtigste Vertreter der allergenen Kräuterpollen, der Pollen des Beifußes (Artemisia), erst an einer kleinen Zahl von Stauden Starterlaubnis bekommt. Das reicht dann in den kommenden Tagen in den tiefen Lagen für das regelmäßige Erreichen der niedrigen Belastungsschwelle und für erste mäßige Belastungen gegen Ende der Vorhersageperiode insbesondere im Nordosten des Landes. Um größere Beifuß-Ansammlungen herum kann die Pollenzahl bereits jetzt die mäßige oder hohe Belastungsschwelle erreichen, insbesondere am Morgen oder während des Vormittags, wenn die unscheinbaren Beifußblüten geöffnet sind und ihre Pollen abgeben. In den Bergen oberhalb 500 m NN sind Beifußpollen in den kommenden Tagen kein Thema. Beifuß bevorzugt Ruderal- und Unkrautfluren, Ackerbrachen, Abraumhalden oder Feld-, Weg- und Waldränder sowohl auf dem Land als auch inmitten großer Städte, von den Küsten bis hinauf in die Höhenlagen der Berge.

Beifuß wird häufig von Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) begleitet, die ähnliche Lebensraumansprüche aufweisen. Die Gänsefußgewächse blühen und Pollenflug ist messbar. Allerdings erreicht dieser in der Fläche bzw. an unseren Pollenmessstationen (auf Dachniveau) selten mehr als ein schwaches Konzentrationsniveau. In der Nähe zu den blühenden Pflanzen dürfte jedoch einiges mehr zusammenkommen. Durch die Pollen der Gänsefußgewächse können Allergiesymptome hervorgerufen werden. In Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, sind die dortigen Vertreter der Gänsefußgewächse wichtige Allergieauslöser. Zu den Gänsefußgewächsen zählen neben den Arten der namensgebenden Gattung Gänsefuß (Chenopodium) auch die Melden (Atriplex), der salztolerante Queller (Salicornia) und der sich in Ausbreitung befindliche Amaranth (Amaranthus).

Den Brennnesselgewächsen (Urticaceae) geht beim Pollenflug noch lange nicht die Luft aus. Wir befinden uns in der Hauptblütezeit und sofern die Dürre nicht die Mehrzahl der Pflanzen (Brennnesseln – Urtica) dahinrafft, dürften sich die Pollenkonzentrationen in den kommenden Tagen im Bereich zwischen „solide mittel“ bis „hoch“ bewegen, mit einer anfänglich kurzen Unterbrechung in den vom Regen beglückten Gebieten. Rekordhohe Pollenkonzentrationen sind aufgrund der Dürresituation sehr unwahrscheinlich. Brennnesselpollen (Urtica) gelten meist als harmlos für Pollenallergiker. Allerdings gehören zur Familie der Brennnesselgewächse auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden, kommen mit dem trockenheißen Wetter allerdings bestens zurecht. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden. Das zunehmend wärmere Klima fördert die Ausbreitung des Glaskrauts in unseren Breiten.

Der Pollenflug von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ist mittlerweile schon etwas „in die Jahre gekommen“. Allerdings bilden sich insbesondere beim Wegerich auch nach einer Mahd beständig neue Blütenstände aus, sodass Pollennachschub bis in den Spätsommer bereitsteht. Problematisch ist an mancher Stelle die Trockenheit, die Wachstum und Blütenbildung speziell auf sonnenexponierten Sandböden hemmen.

Bei den Hanfgewächsen (Cannabaceae) kommt der meiste Pollen aktuell immer noch vom Hanf (Cannabis), wobei auch in den nächsten Tagen nur einzelne Pollen gemessen werden, die in der Fläche keine Belastungssituation hervorrufen.  Der weit verbreitete Hopfen (Humulus) bereitet sich aber „im Hintergrund“ auf seine in Kürze anstehende Blütezeit vor, womit sich der Pollenflug in der Folge deutlich intensiviert (ab August).

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einige Restpollen von Esskastanie (Castanea), Kiefer (Pinus), Linde (Tilia) und selten ein paar Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae). Im Umfeld großer Ambrosiabestände können erste Ambrosiapollen (deutsch: Traubenkraut) fliegen und gering belasten. Eine große Anzahl insektenbestäubter Kräuter blüht. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und anderen Pflanzenfamilien in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Deren allergene Relevanz ist in der Regel unbedeutend.

Aktuell ist Hauptsaison für Schimmelpilzsporen. Die Sporenkonzentrationen der allergenen Sporentypen Cladosporium und Alternaria bewegen sich in den kommenden Tagen überwiegend oberhalb der Sporentyp-eigenen Warnschwellen für das Auslösen typischer Allergiesymptome. Jederzeit können im Rahmen der Getreideernte saisonale Spitzenwerte erreicht werden. Allerdings verlief die Sporensaison in den letzten beiden Wochen relativ „human“ und wir lagen bisher weit unter den Vorjahreshöchstständen – vielleicht ein gutes Omen für die Betroffenen? In mittleren Konzentrationen werden in den kommenden Tagen die Sporen von Epicoccum in der Luft erwartet. Ein Schwellenwert zur möglichen Auslösung von Allergiesymptomen existiert für diesen Sporentyp allerdings nicht.

Matthias Werchan, 20.07.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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