Mittwoch, 17. Februar 2021 - Dienstag, 23. Februar 2021
Eibe (Taxus)
Erle (Alnus)
Hasel (Corylus)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Pollensaison von Hasel und Erle wechselt vom Kriechgang in den Turbo
Am heutigen Aschermittwoch herrscht im ganzen Land Katerstimmung in Sachen Winterwetter. Schneebedeckte Landschaften sind vielerorts wieder „Schnee von gestern“. Vor uns liegt, nach diesem überraschend zügigen Ende der markanten Kältewelle, eine ebenso markante vorfrühlingshafte Witterungsperiode. „Ach du grüne Neune!“ werden sich bei diesen Aussichten die Kundigen unter den Leserinnen und Lesern dieses Bulletins wahrscheinlich denken, denn nun haben die bekannten Frühblüher Hasel und Erle endgültig freie Bahn. Bevor wir jedoch zur Vorhersage kommen, sollen noch ein paar Worte den zurückliegenden Tagen gewidmet sein, in denen Deutschland zumeist noch unter der Knute des Winters stand. Ausgeprägter Pollenflug fand bis zum letzten Wochenende im ganzen Land nicht statt. Die Luft war zwar nicht pollenfrei, aber angesichts verbreitet blühbereiter Haselsträucher und teils schon blühbereiter Erlen in großen Teilen des Westens, des Südens und der Mitte Deutschlands erschlossen die davon ausgehenden Pollenkonzentrationen ein meistens noch recht erträgliches, schwaches bis mittleres Belastungsniveau, wobei der Norden und Nordosten am wenigsten vom Juckpulver abbekam. Zum Wochenstart sickerte ein erster Schwall deutlich milderer Luft ein und vertrieb den Winter hinter die Grenzen unseres Landes nach Osten. Damit stiegen die Pollenkonzentrationen schon wieder etwas an, wobei gelegentliche Niederschläge eine übermäßige Pollenanreicherung in der Luft verhinderten. Nun steht so manchem Pollenallergiker das dicke Ende des Winters bevor, der letzte Woche als Tiger gesprungen ist und nun als Bettvorleger landen wird.
Nach Berechnungen aller großen Wettermodelle wird ab dem kommenden Wochenende und voraussichtlich bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode im ganzen Land eine (sehr) milde Luftmasse wetterbestimmend sein. Da das Ganze dazu noch weitgehend niederschlagsfrei ablaufen wird, bricht die Pollensaison von Hasel (Corylus) und Erle (Alnus) mit zunehmender Wucht über unser Land herein. Im Westen und Süden der Republik werden in den tiefen Lagen aufgrund einer generell milderen Vorgeschichte sehr schnell (eventuell bereits vor dem Wochenende) verbreitet hohe Pollenbelastungen durch diese beiden Allergenträger Einzug halten! Dabei wird zunehmend die Erle das Zepter in die Hand nehmen und im Vergleich zur Hasel den stärkeren Eindruck bei den Allergiebetroffenen hinterlassen. Es ist zu erwarten, dass wir in diesen Gebieten gegen Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums bereits saisonale Spitzenkonzentrationen sehen bzw. spüren werden. Nach einer schlappen Erlenpollensaison im vergangenen Jahr sieht es derzeit ganz nach einer intensiven diesjährigen Saison in weiten Teilen des Landes aus. Für die Betroffenen ist es höchste Zeit sich entsprechend vorzubereiten! Der Norden und Nordosten des Landes kann sich auf einen gewissen Rückstand in der Vegetationsentwicklung berufen und dürfte anfangs vorwiegend von der Haselblüte „beglückt“ werden, wobei auch hier gebietsweise hohe Pollenkonzentrationen möglich sind. Da die Attacken der Frostluft einigen Haselkätzchen den Garaus gemacht haben, verläuft der Rest der Haselpollensaison entsprechend etwas abgeschwächt. Die Erlenblüte rückt im Verlauf allmählich immer weiter nach Norden und Osten, sowie in die unteren und mittleren Lagen der Gebirge vor und könnte bis zum Mittwoch der kommenden Woche mehr oder weniger das gesamte Land erfasst haben.
Unter den tagelang milden Witterungsbedingungen vergrößert sich nun auch das Pollenspektrum in der Luft. Vor allem in den Tieflagen von West- und Süddeutschland reicht die Bandbreite in den kommenden Tagen nicht mehr nur von der Hasel bis zur Erle. Der Temperaturinput sollte zumindest hier reichen, um der Eibe (Taxus) zum Durchbruch zu verhelfen. Starker Eibenpollenflug ist in der Nähe dieser wild stäubenden Pflanzenart möglich. Eibenpollen ist kein weithin bekannter Allergieverursacher. Allerdings berichten einige Menschen von deutlichen Allergiesymptomen im Zusammenhang mit stäubenden Eiben in deren Nachbarschaft. Eiben finden sich häufig als Ziergehölz in Parks, auf Friedhöfen und in Gärten, teilweise aber auch außerhalb des menschlichen Siedlungsraums.
Zusammen mit den Eiben legen die in Deutschland an ähnlichen Orten angepflanzten Zypressengewächse (Cupressaceae), wie beispielsweise Arten der Gattung der Scheinzypressen (Chamaecyparis) los. Wiederum ist, aufgrund der Witterungsvorgeschichte, vornehmlich der besonders milde Westen und Süden des Landes zuerst dran. Neben den Eiben sind auch die meisten Arten der Zypressengewächse potente Pollenproduzenten. Das Wissen über deren Rolle am Allergiegeschehen hierzulande ist begrenzt. Im Mittelmeerraum oder in Ländern wie Japan nehmen bestimmte Arten der Zypressengewächse, wie z.B. die Japanische Sicheltanne (Cryptomeria japonica) großen Einfluss auf Allergiker. Massenreiche Bestände dieser Art kommen in Deutschland glücklicherweise nicht vor.
Weitere Pollentypen, die sich in den kommenden Tagen in den klimatischen Vorzugsregionen teils erstmalig in diesem Jahr, teils in bereits zunehmender Zahl, in unseren Pollenfallen verfangen dürften, gehören zu Ulme (Ulmus), Ahorn (speziell Silberahorn – Acer saccharinum), Pappel (Populus) oder Weide (speziell Salweide – Salix caprea). Einzelne Eschenpollen (Fraxinus) könnten über Ferntransporte ebenfalls mitmischen.
Bei den allergenen Schimmelpilzsporen ist zumindest außerhalb geschlossener Räume noch „tote Hose“. Bis zum Ende des Vorhersagezeitraums ist das Allergierisiko an der frischen Luft minimal bzw. nicht vorhanden.
Matthias Werchan, 17.02.2020
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel und der Erle für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle in der Luft in Europa finden Sie hier.
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