Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Manfred

Mittwoch, 27. Mai 2020 - Dienstag, 02. Juni 2020

Ampfer (Rumex)
Brennnessel (Urtica)
Gräser (Poaceae)
Holunder (Sambucus)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Eiche (Quercus)
Fichte (Picea)
Kiefer (Pinus)
Das Knaulgras (Dactylis) – ein potenter Pollenlieferant – blüht. Foto vom 27.05.2020 © Matthias Werchan

Für Gräserpollenallergiker wird es jetzt ernst.

In der zurückliegenden Vorhersagewoche schunkelten sich die Gräserpollenkonzentrationen allmählich auf immer neue jährliche Höchststände hinauf, wobei – um es gleich vorweg zu nehmen – in allen Landesteilen bei den Pollenzahlen noch mehr oder weniger Luft nach oben ist. So wurde im Süden, Westen und Südwesten, den Annahmen der letzwöchigen Vorhersage entsprechend, erstmals bzw. immer häufiger ein hohes Belastungsniveau erreicht. Weiter in der Mitte und im Norden und Osten war der Pollenflug weniger intensiv, so dass verbreitet mittlere Belastungen auf dem Zähler standen. Direkt an der mecklenburgischen Küste märten sich die Gräser noch mehr aus. Gräserpollenallergiker kamen hier bei nur schwachem Gräserpollenflug glimpflich durch die Woche. Neben den Massen an Kiefernpollen, die in der letzten Woche in vielen Landstrichen geflogen sind, nehmen sich die paar Gräserpollen sowieso recht bescheiden aus. Die Kiefer hat dieses Jahr anscheinend nicht vor zu kleckern (wie im vergangenen Jahr), sondern zu klotzen.

Kommen wir zum Pollenflug der aktuellen Vorhersagewoche.
Das Setup für die (Süß-)Gräser (Poaceae) steht: Die Konzentrationen gehen überall weiter nach oben. Zahlreiche Gräserarten stehen in Blüte und nehmen mit ihren allergenen Pollen die Gräserpollenallergiker ins Visier. Da es voraussichtlich kaum oder keinen Niederschlag geben wird, reichern sich die Gräserpollen in der Luft an und verteilen sich weiträumig in der Landschaft. Das bedeutet für den größten Teil Deutschlands hohe Belastungen! Unter günstigen Pollenflugbedingungen sind dabei im Südwesten erste Spitzenbelastungen möglich. Der Norden und Nordosten hinken, mit dem nur gelegentlichen Überschreiten der obersten Warnschwelle, dem Geschehen im restlichen Land einen Schritt hinterher. Im unmittelbaren Küstenumfeld sind es sogar noch ein, zwei Schritte mehr. Hohe Belastungen entwickeln sich hier nur bei stärkerem Südwind, der größere Mengen Pollen aus anderen Landesteilen heranschaffen würde. In den Bergen hat sich die Gräserblüte schon weit nach oben vorgearbeitet. Deswegen finden Betroffene nur oberhalb von ca. 1.500 m NN noch halbwegs erträgliche Bedingungen vor. Innerhalb waldreicher Gegenden und in den Zentren großer Städte sind die Gräserpollenzahlen generell etwas geringer als in grünlandreichen Regionen. Neben den Wildgräsern haben auch die Kulturgräser (diverse Getreidearten) Hochsaison und belasten die Luft mit ihren Pollen Da diese Pollenkörner recht groß und schwer sind, finden sich nennenswerte (respektive hohe) Pollenkonzentrationen von beispielsweise Roggenpollen (Secale) insbesondere auf der windabgewandten Seite großer Getreidefelder. Zu dieser Jahreszeit sind Gewitter für gewöhnlich Teil des Witterungsgeschehens, wenn dann nach längeren Trockenperioden und in Verbindung mit hohen Gräserpollenkonzentrationen Gewitter durchziehen, können sie das sogenannte Gewitterasthma hervorrufen. Allergiesymptome und Symptome des allergischen Asthmas durch Gräserpollen treten infolge kurzzeitig deutlich verstärkt auf, zumeist zu Beginn des Gewitters. Nach den derzeitigen Prognosen sieht es allerdings danach aus, als kämen wir zumindest in den nächsten sieben Tagen um dieses Phänomen herum. Das weiße Zeugs was derzeit reichlich durch die Luft schwebt, ist Pappelwatte und dient einzig dazu, den Samen der Pappel bessere Flug- und Verbreitungseigenschaften zu verleihen. Auch einige Weidenarten versuchen es auf diesem Weg. Allergiker haben in jedem Fall nichts zu befürchten. Allergiesymptome die praktisch zeitgleich mit dem Auftauchen der Pappelwatte in der Luft begonnen haben, sind in den allermeisten Fällen auf Gräserpollen zurückzuführen. Pappelwatte kann eventuell mechanische Irritationen auslösen, wenn feine Bestandteile der Pappelwatte eingeatmet werden. Mit Allergie hat das nichts zu tun.

Die beiden Wiesen- und Wegrandbegleiter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) blühen in den Tieflagen bereits recht verbreitet. Die Pollenkonzentrationen in der Luft steigen und erreichen jetzt an immer mehr Stationen ein Niveau, welches über viele Wochen hinweg in etwa der gleichen, meist leichten bis mäßigen Intensität aufrechterhalten wird. Nach wie vor hat der kühlere Norden und Osten Nachholbedarf in der Blühintensität. Wegerichpollen gilt als kreuzreaktiv zu Gräserpollen und kann daher entsprechend Sensibilisierte zusätzlich reizen. Die weit verbreitete Brennnessel (Urtica) und deren nahe Verwandten, die Glaskräuter (Parietaria) beginnen mit der Pollenproduktion; noch zaghaft zwar, aber immer stetiger sind deren Pollen in der Luft - vorerst in sehr geringer Dosierung.

Die Eichenpollensaison (Quercus) ist quasi vorüber. Es fliegen im Norden zwar anfangs noch Eichenpollen in geringer Konzentration, in den allermeisten Landesteilen haben Eichenpollen ihre Bestäubungspflicht getan und treten nur noch vereinzelt in Erscheinung.

Nachdem bereits die Eichen zünftig Pollen aufgetischt haben, agieren nun die Kiefern (Pinus) nach dem Motto: „Darf´s ein bisschen mehr sein?“ Dieses Motto gilt traditionell ganz besonders im kiefernreichen Osten des Landes und in Gebirgsgegenden mit starkem Kiefernbesatz. Allerdings reichen die bisherigen Konzentrationen nicht an die besonders starke Saison von 2018 heran. Es reicht allerdings aus, um auf Fensterbänken, Autoscheiben oder Gewässeroberflächen einen dünnen gelben Schleier zu hinterlassen, den sogenannten Schwefelregen. Teilweise sind Kiefernpollen 20-fach so häufig aufgetreten, wie alle anderen derzeit in der Luft befindlichen Pollenarten zusammen genommen. Im Lauf der nächsten Tage sollte überall im Land der Scheitelpunkt der Kiefernpollenschwemme hinter uns liegen. Daher ist die allgemeine Tendenz beim Pollenflug dieser allergologisch unbedeutenden Pollenart abwärts gerichtet. Die Fichte (Picea) blüht noch vereinzelt in den höheren Berglagen, von wo aus sie ebenfalls mit reichlich Pollen um sich wirft. Von Tagen mit Schwefelregen wurde dieses Jahr bereits berichtet. Im Tiefland ist die Fichte allerdings abgeblüht. Die teils großen Mengen an Fichten- und Kiefernpollen in der Luft können auch bei Nichtallergikern zu Reizungen der Augen oder der Nase führen. Fremdkörpergefühle lassen unter Umständen die Augen tränen.

Holunderpollen (Sambucus) können einen Einfluss auf Pollenallergiker haben. Ihr meist schwacher Pollenflug steigert sich in der Nähe zu blühenden Büschen bis auf ein hohes Niveau. Aktuell sind in fast allen Landesteilen die großen weißen und duftenden Blütendolden des weit verbreiteten Holunders zu sehen, bzw. nicht zu übersehen.

In den wärmeren Gegenden steht die Lindenblüte (Tilia) bevor. Erste Pollen wurden detektiert. Lindenblüten sind überwiegend insektenbestäubt. Die große Zahl blühender Bäume (häufiger Straßenbaum) führt jedoch verbreitet zu messbarem Pollenflug auf bis zu mäßigem Konzentrationsniveau. Allergien auf Lindenpollen sind in der Fachliteratur beschrieben. Betroffene sollten längere Aufenthalte unter diesen Bäumen meiden.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae), der Rosengewächse (Rosaceae) und der Binsengewächse (Juncaceae), von der Birke (Betula), der Rosskastanie (Aesculus), der Platane (Platanus), dem Liguster (Ligustrum) und diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie den Doldenblütlern (Apiaceae), den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), den Korbblütlern (Asteraceae) u.a.. In den Alpenregionen ist lokal teils bedeutender allergener Erlenpollenflug möglich, ausgehend von dortigen Grünerlenbeständen (Alnus viridis) in den Hochlagen. Es kommt zu lokal hohen Erlenpollenbelastungen. Mit Südwind werden einzelne Grünerlenpollen bis in den Norden Deutschlands verfrachtet.

Von den von unseren Messstellen erfassten, bedeutsamen allergenen Schimmelpilzsporengattungen (AlternariaCladosporiumEpicoccum und Pleospora) nimmt vor allem die Zahl der Cladosporium-Sporen in der Außenluft aktuell zu. Der Aufwärtstrend setzt sich fort. Möglicherweise reichen die Konzentrationen in den nächsten Tagen bereits aus, um bei empfindlichen Sporen-Allergikern erste Symptome hervorzurufen.

Matthias Werchan, 27.05.2020

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Birke, der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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