Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Lydia

Mittwoch, 03. August 2022 - Dienstag, 09. August 2022

Beifuß (Artemisia)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Ampfer (Rumex)
Staude mit Blütenständen des Beifußes (Artemisia) in der Nahaufnahme. © aga7ta/Shutterstock.com

Beifußpollensaison erreicht in Kürze den Gipfel! Sporenflug ebenfalls weiter stark.

Ein neuer Heißluftvorstoß erreicht uns aktuell und brennt sich in die vielerorts ausgedörrte Vegetation. In den Tagen zuvor gestaltete sich das Wetter (vor allem in der Nordhälfte) jedoch etwas gemäßigter und in einem Streifen von der Nordsee bis nach Franken, sowie im Schwabenland fiel tatsächlich mal nennenswerter Regen – fast normales Sommerwetter könnte man meinen. Dieses nutzten die Pollen der Brennnesselgewächse und regierten den Luftraum vor allem im Norden des Landes, wo teils beachtliche saisonale Höchststände vermeldet wurden. Weiter in der Mitte und Süden gab es mal mäßigen mal starken Pollenflug fern beeindruckender Höchststände. Gräserpollen flogen nahezu überall schwach. Das mäßige Belastungsniveau wurde nur vereinzelt erreicht. Unterstützung gab es lokal im Umfeld blühender Maisfelder, wo das Allergierisiko durch Gräserpollen am höchsten gewesen sein dürfte. Der allerge Beifuß setzte insbesondere im Norden erste deutliche Akzente bezüglich Pollenbelastung. An einigen unserer Messstellen wurde erstmals im Jahr die Schwelle zur starken Belastung überschritten. Auch Ambrosiapollen flogen bereits umher, standen vor allem im Südosten Brandenburgs bereit (teils bereits mittlere bis knapp hohe Belastungen). In dieser Region geht es schon seit Jahren landesweit am stärksten zur Sache und sobald die Ambrosiablüte beginnt, sind dort schnell auch deren Pollen in erklecklichen Mengen zugange. Einzelne erratische Ausschläge konnten immer wieder beim Sporenflug von Alternaria und/oder Cladosporium festgestellt werden. Vor allem wiederum vom Norden bis in die Landesmitte prägten saisonale Spitzenwerte die zurückliegende Woche, unterbrochen von Tagen mit weniger starkem Sporenflug. Nach Süden und in den bergigen Regionen versammelten sich weniger Sporen in der Luft, womit regional die angenommenen Sporentyp-spezifischen Schwellenwerte zur möglichen Auslösung von Allergiesymptomen tagelang nicht erreicht wurden.

Nach einem sehr heißen Auftakt in die aktuelle Vorhersagewoche kühlt es zum Wochenende im ganzen Land auf angenehme Sommertemperaturen ab. Niederschlagsmäßig sieht es jedoch weiterhin trostlos aus. Zwar werden mit dem Durchzug der Kaltfront zum Donnerstag/Freitag Schauer und Gewitter ausgelöst, die hier und da die Trockenheit etwas lindern. Die meisten Landesteile gehen allerdings einer weiteren staubtrockenen Woche entgegen. Damit sind zumindest die Pollenflugbedingungen stimmig und wir steuern seelenruhig dem letzten Höhepunkt der diesjährigen Pollensaison entgegen.

Bestimmend sind für den oben besagten späten Höhepunkt insbesondere die Pollen des allergenen Beifußes (Artemisia). Diese machen sich in den kommenden Tagen so richtig „locker“ und treiben die Pollenkonzentrationen in der Luft bis zum Ende der aktuellen Vorhersagewoche in Richtung jährlicher Höchststände. Besonders im Norden und Osten gehen damit hohe Pollenbelastungen einher, die auch größere Landesteile einnehmen können. Auch die unmittelbare Küstenlinie kann von diesen hohen Belastungen betroffen sein, da sich Beifuß gerne in die offenen Dünenlandschaften „setzt“. Im Westen und Süden bleiben hohe Belastungen lokaler und beschränken sich mehr auf die Umgebung größerer Beifußbestände. Ansonsten sind häufig mittlere Pollenkonzentrationen anzutreffen. In den Hochlagen der Berge, insbesondere der Alpen, sind selbst mittlere Pollenkonzentrationen kaum zu schaffen.

Betroffene mit einer Beifußpollenallergie reagieren meistens auch auf die Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia), einer pflanzenfamiliären Verwandten des Beifußes, und sollten somit möglichst auch die Vorhersagen des Ambrosiapollenflugs beachten. Die Ambrosiablüte hat begonnen und intensiviert sich. Neben den flächigen und großen Vorkommen von Ambrosia im Südosten Brandenburgs mit teils Millionen von Pflanzen, gibt es im großen Rest des Landes weiterhin vergleichsweise kleine und verstreute Bestände, die in den zurückliegenden Jahren keine flächige Belastungssituation verursachten. Lokale Bestände sind demnach besonders zahlreich in Bayern und Baden-Württemberg, im Umfeld des Rheins und stellenweise in Norddeutschland. Dort kann es in den kommenden Tagen dann auch schwache bis örtliche und sehr vereinzelt hohe Pollenbelastungen geben. Im Südosten von Brandenburg (Niederlausitz) sind mittlere bis hohe Belastungen in trockener und niederschlagsfreier Luft in den kommenden Tagen gang und gäbe und übersteigen dort auch die Beifußpollen-Konzentrationen. In den meisten Landesteilen spielen Ambrosiapollen jedoch weiterhin nur eine untergeordnete Rolle und sind sporadisch im Luftstaub vertreten.

Weiterhin üppig sind die Pollen der Brennnesselgewächsen (Urticaceae) im innerdeutschen Luftraum im Einsatz. Regenbedingte Abschwächungen des Pollenflugs sind nur kurzzeitig vor dem Wochenende zu erwarten. Danach heißt es wieder: Bahn frei für Brennnessel- (Urtica) und Glaskraut-Pollen (Parietaria), inklusive zumindest mittlerer, meist aber hoher Pollenkonzentrationen in weiten Landesteilen, mit den höchsten Werten bevorzugt im Norden des Landes. Damit dürfte auch bei den Brennnesselgewächsen der saisonale Höhepunkt im Pollenflug so ziemlich erreicht sein, einschließlich saisonaler Spitzenkonzentrationen. Die allergenen Glaskrautpollen sind mikroskopisch nicht von den weniger allergenen Brennnesselpollen unterscheidbar. Daher kann nur vermutet werden, dass an Ausbreitungshotspots des Glaskrauts, wie in Berlin, der Anteil von Glaskrautpollen möglicherweise ausreicht, um Allergiesymptome auszulösen. Glaskraut ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und dort ein bekannter Allergieauslöser Durch das zunehmend heißere Klima wird es auch in Deutschland mehr und mehr eine Heimat finden.

Weitere Verstärkung erhält die Kräuterpollensaison in den kommenden Tagen von den Hanfgewächsen (Cannabaceae). Die Hopfenblüte (Humulus) hat begonnen und der Anteil an Hopfenpollen in der Luft nimmt nun rasch zu, erreicht in den kommenden Tagen ein ähnliches Konzentrationsniveau in der Luft wie das der Beifußpollen. Lokal können durch die stark stäubenden Pflanzen sichtbare Pollenwolken in die Luft abgegeben werden. Sofern man auf Hopfenpollen allergisch ist, sollten Berührungen der männlichen Blüten generell vermieden werden, sowie auch die unmittelbare Umgebung der Pflanzen. Hopfenpollen wird hierzulande allergologisch wenig beachtet, gilt aber zumindest als potenziell allergen. In Südostasien wird häufig von Sensibilisierungen gegen Hopfenpollen berichtet. Hopfen bevorzugt feuchte, stickstoffreiche Weg-, Wald und Gebüsch-, sowie Gewässerränder, wo dann auch die Belastungsschwerpunkte zu erwarten sind.

Auch die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) steuern ihren vergleichsweise bescheidenen Anteil zum Höhepunkt der Kräuterpollensaison bei. Weiterhin sind gleichbleibend niedrige bis vereinzelt mal mittlere Pollenkonzentrationen in der Fläche zu berücksichtigen. Gänsefußgewächse können Allergiesymptome hervorgerufen. Diese sollten sich bei einer längeren Verweildauer in der unmittelbaren Umgebung blühender Pflanzen intensivieren, da hier die größten Belastungen erreicht werden. In Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, sind die dortigen Vertreter der Gänsefußgewächse wichtige Allergieauslöser.
Der Pollenflug von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sei ebenfalls erwähnt. Speziell Ampferpollen wird nun aber immer seltener und stellt kaum mehr als die Würze der Kräuterpollensaison dar, da ihm zunehmend die Substanz im Pollenaufkommen fehlt. Wegerichpollen ist noch etwas häufiger zugegen, übersteigt sogar hier und da den Anteil an Gräserpollen in der Luft. Meist bleibt es allerdings bei geringen Pollenkonzentrationen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Zu den Gräsern (Poaceae) braucht es nicht allzu viele Worte. Es fliegen weiterhin regelmäßig geringe Konzentrationen von Gräserpollen. Bedeutende Irritationen gehen von den geringen Pollenmengen nicht mehr aus. Punktuell können spätblühende Arten, wozu auch viele dekorative Gräserarten gehören, mit ihren Pollen für zumeist leichte Reizungen sorgen, die jedoch mit zunehmender Entfernung zur Pollenquelle rasch verschwinden dürften. Ähnliches gilt für die derzeit noch blühenden Maisfelder (Zea mays). Diese stellen zwar eine bedeutsame Pollenquelle dar aber deren Pollen mangelt es an Ausbreitungsvermögen, so dass nur das unmittelbare Umfeld der Anpflanzungen betroffen ist. Vor allen ist von einem Aufenthalt in einem blühenden Maisfeld abzuraten, da die Maispollen aus den Blütenständen direkt von oben auf die Betroffenen herunterrieseln.

Zu den oben genannten Pollentypen gesellen sich einige Restpollen von Esskastanie (Castanea), Linde (Tilia) und ein paar Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae). Eine große Anzahl insektenbestäubter Kräuter blüht. Daher können sporadisch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und anderen Pflanzenfamilien in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Deren allergene Relevanz ist aufgrund der sehr geringen Pollenzahl in der Luft in den meisten Fällen unbedeutend.

Der Sporenflug bleibt bedeutsam und die Sporenkonzentrationen der beiden wichtigen allergenen Sporentypen Cladosporium und Alternaria meist hoch, mit dem Potential nochmals an saisonale Höchststände der Vorwochen anzuknüpfen. Die in der Fachliteratur vorgeschlagenen Schwellenwerte der Sporenkonzentrationen, bei denen Allergiesymptome bei den Betroffenen wahrscheinlich sind, können vor allem in Norddeutschland und in anderen landwirtschaftlich geprägten Regionen an vielen Tagen erreicht oder sogar (weit) überschritten werden. Auch die Sporen von Epicoccum bevölkern die Luft, liegen aber in Anzahl und allergologischer Bedeutung hinter den beiden erstgenannten Sporentypen.

Matthias Werchan, 03.08.2022

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts (Ambrosia) für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts (Ambrosia) in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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