Mittwoch, 18. August 2021 - Dienstag, 24. August 2021
Traubenkraut (Ambrosia)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Wegerich (Plantago)
Kräuterpollenflug auf absteigendem Ast – Situation beim Sporenflug entspannt sich ebenfalls.
In der zurückliegenden Vorhersagewoche kann man völlig zu Recht den Höhepunkt der diesjährigen Kräuterpollensaison verorten. Speziell vom vergangenen Mittwoch bis etwa zum Sonntag haben in warmer und meist trockener Sommerluft Beifuß, Brennnesselgewächse und Hopfen (bzw. die Hanfgewächse) richtig „dicke Bretter gebohrt“ und vielerorts ihr diesjähriges Maximum des Pollenflugs erreicht. Auch der Sporenflug von Alternaria sorgte für Stimmung und musste sich kaum hinter vorherigen Spitzenkonzentrationen verstecken. Zum Wochenbeginn verjagte das frühherbstliche Wetter die Pollen und Sporen aus der Luft und die Situation für die Betroffenen entspannte sich deutlich.
Für die aktuelle Vorhersagewoche wird nur wenig Sommerwetter prognostiziert. Nur das Wochenende sticht wärme- und sonnenscheinmäßig heraus (insbesondere im Süden). Hier sollten sich Pollen- und Sporenallergiker noch einmal vorsehen. Ansonsten sind ähnliche Ausschläge beim Pollen- und Sporenflug wie in der Vorwoche nicht mehr zu erwarten.
Beim Beifuß (Artemisia) liegt der Saison-Höhepunkt nun hinter uns. Damit wird der Pollenflug in den kommenden Tagen weniger intensiv ausfallen als in der Vorwoche. Hohe Pollenkonzentrationen sind besonders am Wochenende in der warmen Sommerluft möglich. Ansonsten ist allgemein mit mäßigem Pollenflug zu rechnen, sofern es niederschlagsfrei bleibt. Orte mit oftmals ausgedehnten Beifuß-Beständen finden sich auf brachgefallenen Flächen, Weg- und Grabenrändern, Baustellen und Bahndämmen. Diese Orte gilt es für die Allergiebetroffenen weiterhin zu meiden, da sich die höchsten Belastungen im näheren Umfeld der Pflanzenansammlungen einstellen. Dies gilt auch, wenn bereits die Mehrzahl der Blüten keine Pollen mehr abgibt. Der Blühstatus lässt sich beim Beifuß mit seinen unscheinbaren Blüten nur schwer beurteilen. Deswegen ist bei einer Beifußpollenallergie Abstand halten zu den Pflanzen momentan noch die beste Option.
Auch die Blüte des Traubenkrauts (lat. Ambrosia) schreitet voran, liegt aber in den meisten Regionen (mit Ambrosia-Vorkommen) noch vor dem alljährlichen Blühmaximum. Entsprechend kann sich der Pollenflug unter guten Pollenflugbedingungen (wie am Wochenende) intensivieren. Am Ambrosia-Hotspot Deutschlands (im südöstlichen Brandenburg) können die dortigen Bestände insbesondere am Wochenende die gesamte Region mäßig bis stark belasten. Andere bedeutsame Bestände wie in Süddeutschland und im Rheinland belasten in dieser Intensität eher lokal oder punktuell. Die allermeisten Gegenden in Deutschland werden auch in den kommenden Tagen nur wenig oder sporadisch mit Ambrosiapollen beeinträchtigt. Ferntransporte aus den europäischen Hauptverbreitungsgebieten der Ambrosia (wie der Ukraine, Ungarn, Teile Italiens bis nach Frankreich) sind zum Wochenende nicht ausgeschlossen, sollten jedoch nicht allzu üppig (geringer Pollenflug) ausfallen.
Nach dem starken Auftritt der Brennnesselgewächse (Urticaceae) in der Vorwoche (viele saisonale Peaks), geht es in dieser Vorhersageperiode endgültig bergab mit den Pollenkonzentrationen. Das Wochenende bringt zwar nochmals einen kräftigeren Schwung Pollen mit sich, aber neue saisonale Höchststände sind nun höchstwahrscheinlich nicht mehr möglich. Trotz allem spielen die Pollen dieser Pflanzenfamilie weiterhin die „erste Geige“ in der Luft, nur nicht mehr so laut wie zuvor. In anderen Worten, der Pollenflug kann weiter stark ausfallen bei insgesamt zurückgehenden Pollenkonzentrationen. Die Familie der Brennnesselgewächse setzt sich in Mitteleuropa zusammen aus den allseits bekannten Brennnesseln (Urtica), die meist (aber längst nicht immer) als allergologisch unauffällig beschrieben werden und den allergologisch auffälligeren Glaskräutern (Parietaria). Der Anteil der Glaskrautpollen in der Luft kann allerdings nur vage anhand der Größe der Vorkommen geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit zwischen Glaskraut- und Brennnesselpollen ist unter dem Mikroskop nicht möglich. Größere Vorkommen verschiedener Glaskrautarten sind beispielsweise aus dem Berliner Stadtgebiet, den milden Gegenden des Rheinlandes oder aus Mitteldeutschland bekannt. Ausbreitungsbestrebungen dieser wärmeliebenden Arten sind im Zuge des Klimawandels anzunehmen.
Der Pollenflug der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) tritt auf der Stelle. Auch in den kommenden Tagen sind die gemessenen Pollenkonzentrationen wenig bedeutsam, trotz andauernder Hauptblütezeit von Melde (Atriplex), Gänsefuß (Chenopodium) und zunehmend Amaranth (Amaranthus). Wenig Pollen in der Fläche bedeutet jedoch nicht, dass kein Risiko für Allergiesymptome besteht. Insbesondere in ariden Gebieten (z.B. Südeuropa, Mittlerer Osten) spielen Allergien gegen Gänsefußgewächse eine nicht unerhebliche Rolle. In der Nähe von Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen „warten“ hierzulande häufig die größten Bestände dieser Gewächse auf ihre potenziellen Opfer aka die Allergiebetroffenen und belasten die Luft punktuell erheblich. Das Pollenflugniveau sollte sich in den kommenden Tagen insgesamt kaum ändern. Die meisten Pollen werden vermutlich, wie bei den anderen Pollenemittenten auch, rund um das kommende Wochenende freigesetzt.
Der Wegerich (Plantago) hatte im „Sommerrausch“ der letzten Woche nochmals mehr Pollen auf die Reise geschickt als zuvor. Den Ampfer (Rumex) verließen dagegen die Kräfte bereits. Die Pollenkonzentrationen variierten trotz der guten Pollenflugbedingungen meist nur noch zwischen gering und sporadisch. Für die kommenden Tage ist geringer Pollenflug des Wegerichs zu erwarten und sporadischer Ampferpollenflug, lokal bzw. am Wochenende bei Sommerwetter „darfs auch etwas mehr sein“.
Der Hopfen (Humulus) befindet sich in den nächsten Tagen noch innerhalb der Hauptblützeit und wird im Rahmen seiner Möglichkeiten die Luft in geringer bis mittlerer Konzentration mit Pollen „verschmutzen“, zusammen mit den optisch sehr ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis). Wenn der Wind günstig steht, sind zum kommenden Wochenende nochmals Werte bzw. Belastungen wie am letzten Wochenende möglich, wobei dann gebietsweise durchaus das Konzentrationsniveau des Beifußpollenflugs erreicht oder überschritten werden kann. Dort wo Hanf angebaut wird oder Hopfen in größerer Zahl wächst, z.B. entlang feuchter, stickstoffreicher Weg- und Waldränder, ist die Pollenzahl unter Umständen besonders groß (bei Berührung können Pollenwolken entstehen). Bei vorhandener klinischer Sensibilisierung sind dann aufgrund der hohen Pollenzahl deutliche Allergiesymptome möglich.
Bei den Gräsern (Poaceae) ist weiter keine Tendenz im Pollenflug zu erwarten. Geringe Belastungen, die für die meisten Gräserpollenallergiker bedeutungslos sind, treten praktisch überall auf. Das war´s im Prinzip auch schon. Im unmittelbaren Umfeld zu spätblühenden Arten können sich die Allergiesymptome etwas intensivieren. Mit etwas Abstand zu den Pflanzen sollten diese aber rasch wieder nachlassen.
Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae) oder Arten der Rötegewächse (Rubiaceae). Daneben sind stellenweise Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) in der Luft.
Der großen Erntefortschritt der letzten Tage hatte die Sporenkonzentrationen, insbesondere der allergenen Sporentypen Alternaria (aber auch von Cladosporium und Epicoccum) nach oben getrieben. Nun steht nicht mehr viel Getreide auf den Feldern – die Getreideernte ist auf der Zielgeraden, wodurch der Sporenflug insgesamt nachlässt. Es werden einfach gesagt immer weniger Sporen aktiv (durch Maschineneinsatz) in die Luft befördert. Für die Betroffenen bedeutet das, dass die bekannten Schwellenwerte für mögliche Allergiesymptome durch Alternaria und Cladosporium weniger häufig und weniger stark überschritten werden. Epicoccum ist dagegen ein Spätzünder unter den Sporen (fliegt erst spät im Jahr). Hier könne die Konzentrationen, besonders am Wochenende, auch höher liegen als zuletzt. Möglich Auslöseschwellen für Allergiesymptome bei Epicoccum sind dem Autor nicht bekannt.
Matthias Werchan, 18.08.2021
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.
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