Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Lorenz

Mittwoch, 02. August 2023 - Dienstag, 08. August 2023

Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Der Beifuß (Artemisia) wartet auf mehr Sonnenschein. © Grigorii Pisotsckii/Shutterstock.com

Häufige Regenfälle dämpfen weiterhin die Belastungen durch Pollen und Sporen.

In ganz Deutschland wurde es in den letzten Tagen nass, vielfach sogar richtig nass, insbesondere im Westen, Nordwesten und Teilen Mitteldeutschlands. Einen Hauch trockenen Sommerwetters beehrte zeitweilig den Süden und Osten des Landes. Vor allem die Kräuterpollen bemühten sich, der regenreichen Witterung zu trotzen. So konnte die sich ausweitende Beifußblüte in längeren Regenpausen tatsächlich ein paar Treffer landen und führte zu ersten hohen Belastungen an einzelnen Messstationen. Für einen weiträumigen Belastungsanstieg war es allerdings zu nass. Pollen der Brennnesselgewächse versuchten es ebenfalls mit stärkerem Pollenflug und machten kleine Fortschritte gegenüber der Vorwoche. Neben überwiegend mittleren Konzentrationen kristallisierten sich an trocken(er)en Tagen schnell hohe Konzentrationen heraus, vor allem an den ländlich geprägten Pollenmesstellen in der Nordhälfte des Landes. Der Gräserpollenflug blieb größtenteils sehr übersichtlich, will heißen: schwach. Nur vereinzelt legten sich Gräserpollen (zu denen auch Maispollen zählen) stärker ins Zeug. Ampfer, Wegerich und die Gänsefuß-Familie schickten geringe Pollenmengen ins Rennen, Hopfenpollen blieben (noch) weitestgehend aus. Alternaria und Cladosporium nutzten jeden regenarmen/regenfreien Tag zum deutlichen Aufleben des Sporenflugs, wobei auch die Sporentyp-spezifischen Schwellenwerte überschritten wurden. Dazwischen traten halbe oder ganze verregnete Tage auf, in denen es diese beiden allergierelevanten Sporengattungen so gut wie gar nicht in die Luft schafften.

Das Wetter der nächsten Tage probt weiter den Frühherbst mit unterkühlten Temperaturen und häufigen Regenfällen, wobei der Osten Deutschlands noch am trockensten wegkommt. Eine allmählich Wetterberuhigung und Erwärmung ist erst gegen Ende des Vorhersagezeitraums von Südwesten kommend zu erkennen. Der Pollen- und Sporenflug konzentriert sich daher, wie in der Vorwoche, auf längere Regenpausen und Regionen mit allgemein geringerer Niederschlagsneigung.

Bedeutsamster „Player“ unter den allergenen Pollen ist in den kommenden Tagen der Beifuß (Artemisia). Zumindest in den tieferen Lagen steht landesweit die Vollblüte an. Entsprechend muss an trockenen Tagen mit zunehmender Wahrscheinlichkeit von hohen Belastungen ausgegangen werden. Insbesondere im niederschlagstechnisch „benachteiligten“ Osten des Landes können hohe Belastungen länger andauern und weiträumiger auftreten als in der „regenbegünstigten“ Westhälfte. Zudem erreichen Beifußpollen in der Summe über die Saison hinweg im Nordosten höhere Konzentrationen als im Südwesten. Beifußpollen fliegen ungern weit umher, so dass sich die höchsten Pollenmengen um größere Ansammlungen dieser Pflanze herum verteilen. Beifuß bewohnt ungepflegte oder brachgefallene Flächen und ist daher häufig an Weg- und Grabenrändern, Baustellen und Bahndämmen, Brachflächen und Halden zu finden. Diese Orte sollten Betroffene möglichst nicht ansteuern, da die Belastungen besonders im Umfeld ausgedehnter Beifußbestände um Größenordnungen höher sein können als ein paar Ecken weiter. Häufig konzentriert sich zudem der Beifußpollenflug und damit die größten Belastungen auf die Zeit der Morgen- und Vormittagsstunden, während die Abendstunden Allergiker-freundlicher daherkommen.

Das aus Nordamerika eingeschleppte Traubenkraut (lat. Ambrosia) blüht in Süd- und Südosteuropa immer mehr auf und verursacht dort deutlich ansteigende Belastungen. Hierzulande werden die verrufenen Ambrosiapollen in den kommenden Tagen immer wieder die Niederlausitz (SO-Brandenburg) belasten, DEM Ambrosiaverbreitungsgebiet in Deutschland. An Tagen ohne Regen sind in der Region bereits mittleren bis punktuell hohe Belastungen möglich. An anderen Orten tauchen dagegen nur vereinzelte Pollen auf, was auch dem Regen geschuldet ist.

Der Gräserpollenflug (Poaceae) bleib angesichts der Wetterlage und der größtenteils abgeblühten Pflanzen einsilbig. Nur wenige Pollen fliegen umher und belasten meist gering. Punktuell ist in den Bergen (Almwiesen) oder in Gegenden mit ausgedehnten Grünländereien mit darüberhinausgehenden Belastungen zu rechnen. Wirklich dolle wird’s aber in den nächsten Tagen nirgendwo mehr. Eine Ausnahme bilden die blühenden Maiskulturen (Zea mays), die ihre großen, schweren Gräserpollen an die unmittelbare Umgebung abgeben und diese an trockenen Tagen auch stark belasten können. Gräserpollenallergiker sollten daher aktuell keinesfalls das Innere eines Maisfelds betreten, da die Maispollen von der Blüte an der Spitze der Pflanze direkt von oben auf die Betroffenen herabrieseln.

Die größten Mengen unter den Kräuterpollen mobilisieren hierzulande die Brennnesselgewächse (Urticaceae). Diese befinden sich in den kommenden Tagen weiterhin in ihrer Hauptblütezeit und können bei entsprechender Witterung (trocken, windig) innerhalb kurzer Zeit große Pollenmengen auf die Reise schicken. Somit kann überall mal – wenn auch häufig nur kurzfristig – ein hohes Konzentrationsniveau erreicht werden. Ansonsten wäscht der häufige Regen die Pollen immer wieder aus der Luft. Da es besonders nach Osten hin häufiger trocken bleibt, dürften sich dort hohe Konzentrationen am häufigsten einstellen. Bisher verläuft die Saison unterdurchschnittlich, woran sich zumindest regional, speziell innerhalb der diesjährigen Dürregebiete, wahrscheinlich nicht mehr viel ändern wird.
 
Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) spielen bei den Kräuterpollen nur die zweite Geige. Die Intensität des Pollenflug bei diesen Pollentypen liegt zu dieser Jahreszeit, außer an punktuellen Hotspots mit großen Beständen, um ein bis zwei Größenordnungen unter der der Brennnesselgewächse. In den kommenden Tagen werden auch aufgrund der häufigen Niederschläge nur niedrige Pollenkonzentrationen erwartet.  

Langsam beginnt nun die Blüte des Hopfens (Humulus), womit im Laufe der nächsten Tage schwacher oder sporadischer Pollenflug eingesetzt. Mehr ist angesichts der Witterung unwahrscheinlich. Die optisch sehr ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis) sind ebenfalls vertreten, aber in der Fläche sogar noch seltener, da Hanf nur sehr lokal angebaut wird und nicht wie Hopfen in Wald und Flur verbreitet ist. Die beiden Gattungen Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide besitzen moderat allergene Pollen.

Zu den oben genannten gesellen sich einzelne Pollen der Esskastanie (Castanea), der Linde (Tilia) und der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen weiterhin die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter. Daher können sporadisch auch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen.

Der Sporenflug allergener Schimmelpilze wird durch die vielen Niederschläge gedämpft. An Regentagen nehmen Alternaria und Cladosporium nur selten die Hürde über die Sporentyp-eigene Warnschwelle. Die Landwirte nutzen allerdings (fast) jeden regenfreien Tag zum Einbringen der Ernte, womit dann (kleinräumig) sprunghaft ansteigende Belastungen verbunden sind. Das x-fache Überschreiten der Warnschwellen bleibt aber der Ausnahmefall. Epicoccum-Sporen nehmen ebenfalls am Sporenflug teil, erreichen ein schwaches bis mittleres Konzentrationsniveau.

Matthias Werchan, 02.08.2023


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

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