Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Liam

Mittwoch, 19. August 2020 - Dienstag, 25. August 2020

Traubenkraut (Ambrosia)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Wegerich (Plantago)
Für Gräserpollenallergiker ist jetzt eine gute Zeit zum Wandern. © LightField Studios/Shutterstock

Viele Kräuterpollen im Rückwärtsgang – Ambrosia stemmt sich gegen den Trend.

Die vergangene Vorhersagewoche bescherten vielen Orten im Land kräftige Regengüsse. Dort, wo diese mehrmals hintereinander auftraten, war die Luft tageweise nur wenig mit Pollen und Sporen belastet, ansonsten gab es für unsere Pollenfallen einiges an Pollen zu messen. Am spendierfreudigsten waren – von der reinen Pollenzahl her und wie in den vergangenen Wochen üblich – die Brennnesselgewächse. Allerdings ging der generelle Trend langsam nach unten. Nur an einzelnen Tagen blieb das Niveau der Vorwoche noch in etwa erhalten. Auch beim Beifuß gab es erste Rückzugstendenzen, wobei die Belastungen insbesondere im meist niederschlagsfreien Nordosten nach wie vor hoch blieben. Im Westen und Südwesten gab es dagegen nur schwachen Pollenflug zu vermelden. Die Ambrosia konnte sich in ihrem „Wohlfühlraum“ in Deutschland (südl. Brandenburg/nördl. Sachsen) zu ersten hohen Belastungen entschließen, ansonsten blieben deren Pollen meist nur „Gast am Pollentisch“. Die in der Vorwoche noch sehr hohen Konzentrationen von Alternaria-Sporen haben, bedingt durch kräftige Regenfälle und dem Abschluss der Getreideernte, einen ordentlichen Schuss vor den Bug erhalten und „segelten“ auf jahreszeitenüblichem Niveau weiter, welches aber durchaus ausreichte, um bei Betroffenen Allergiereaktionen hervorzurufen.

Nachdem nun zuerst im Westen und Südwesten des Landes die Pollenkonzentrationen des allergenen Beifußes (Artemisia) zurückgegangen sind (wirklich hoch waren sie dort in der Fläche gesehen vorher auch nicht), steht nun dem Norden und Osten das allmähliche Abflauen der Blüte bevor. Da die Beifußpollenbelastung sich jedoch durch verschiedene Beifußarten speist, ist insbesondere dort, wo reichlich Feldbeifuß (Artemisia campestris) wächst, noch länger stärkere Pollenbelastung (auf bis zu hohem Niveau) garantiert, sofern das Wetter mitspielt. Der Feldbeifuß ist, anders als der weit verbreitete Gewöhnliche Beifuß (A. vulgaris), sehr auf die östlichen und nordöstlichen Gebiete Deutschlands beschränkt. Er blüht etwa 2 Wochen nach dem Gewöhnlichen Beifuß und zieht in den entsprechenden Verbreitungsgebieten die Belastungszeit in die Länge. Beifuß (auch der Feldbeifuß) siedelt sich gerne in ungepflegten Grünanlagen, auf Brach- und Ruderalflächen, Böschungen und Halden, sowie an Weg- und Grabenrändern an, wobei der Feldbeifuß es trockener und sandiger verträgt und auch auf Trockenrasen oder Küstendünen ein Zuhause findet. In den Hochlagen der Alpen spielt Beifußpollen mangels Pollenquellen für Allergiker kaum eine Rolle.

Das Traubenkraut (lat. Ambrosia) ist die nunmehr letzte allergene Pflanzenart bzw. -gattung die ihren Pollenflug und damit die Belastung für die Betroffenen in den kommenden Tagen weiter steigern kann. Mit „den Betroffenen“ sind im Allgemeinen auch die Beifußpollenallergiker gemeint, da allergische Kreuzreaktionen zwischen Ambrosia und Beifuß häufig auftreten. Da von gleichmäßiger Verbreitung der Ambrosia in Deutschland nicht gesprochen werden kann, treffen die genannten „Betroffenen“ vor allem im eingangs erwähnten „Wohlfühlraum“ der Ambrosia (Sachsen/Brandenburg) auf die höchsten Konzentrationen dieses Pollentyps. Dort gehört es regional schon „zum guten Ton“, dass die Pollenkonzentrationen der eingeschleppten Ambrosia die des heimischen Beifußes teils deutlich übersteigen. Ein Trend, der sich in Zukunft wohl fortsetzen und weitere Gebiete im Umkreis und auch in gänzlich anderen Regionen Deutschlands betreffen wird. In den kommenden Tagen sind Ambrosiapollen im äußersten Norden und Nordwesten Deutschlands nur selten in der Luft. In den anderen Gebieten hängt es vom Ausmaß der Ambrosiabestände ab, wie hoch die Belastungen werden – meist bleiben sie schwach. Größere zusammenhängende Vorkommen sind noch die Ausnahme und finden sich am ehesten entlang von Autobahnen und Fernstraßen, auf Baustellen oder auf Erdzwischenlagern jeder Art. Im Menschen und seinem Tun hat die Ambrosia einen wichtigen Ausbreitungsunterstützer gefunden. Unbeabsichtigt verschleppt der Mensch die Art beispielsweise durch Erdaushub bei Baumaßnahmen oder durch Mähmaschinen, die das Straßenbegleitgrün kurzhalten.  

Vom Pollenflug der Gräser (Poaceae) ist nicht mehr viel zu erwarten. Ein gleichbleibend schwaches bis sehr schwaches Belastungsniveau, hervorgerufen durch Nachblüte/Zweitblüte einiger Gräserarten des Früh- und Hochsommers und der Blüte einiger bekannter Spätblüher, wie z.B. dem Hundszahngras (Cynodon dactylon), den Borstenhirsen (Setaria) oder dem Chinaschilf (Miscanthus), ist alles was die Gräser noch zu bieten haben. Selbst unter optimalen Pollenflugbedingungen werden sich diese allergikerfreundlichen Bedingungen nicht mehr zu ändern. Nur in höheren, grünlandreichen Berglandregionen (Almwiesen) sind durch den verzögerten Blühbeginn der Gräser stellenweise auch noch etwas stärkere Symptomausprägungen denkbar. Der letzte Mais (Zea mays), der jetzt noch irgendwo blüht, macht den „Braten nicht mehr fett“, sprich hat nahezu keinen wie auch immer gearteten Einfluss mehr auf Gräserpollenallergiker.

Die kleinen und leichten Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) dominieren, trotz zurückgehender Pollenkonzentrationen, bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums den Pollenreigen in der Luft. Zum Glück bekommen wohl nur wenige Menschen die Pollen der weit verbreiteten Brennnessel (Urtica) zu spüren und entwickeln Allergiesymptome. Ganz anders kann es sich beim Glaskraut (Parietaria), einem weiteren Vertreter der Brennnesselgewächse, darstellen. Im angestammten europäischen Verbreitungsgebiet rund ums Mittelmeer betrifft diese allergene Gattung zahlreiche Allergiker. 

Die Gänsefußgewächse/Fuchsschwanzgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen weiterhin. Das Niveau des Pollenflugs geht vermutlich auch noch in den nächsten Tagen seitwärts. Meist ist der Pollengehalt der Luft auf die Fläche gesehen sowieso recht gering. Die höchsten Konzentrationen an Gänsefußpollen werden – wie so oft – in der Umgebung zu den blühenden Pflanzen angetroffen.
 
Beim Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), die zusammen die einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae) darstellen, dürfte der Zenit des Pollenflugs erreicht sein. Stellweise (vor allem im Norden) bleibt das derzeitige Pollenkonzentrationsniveau noch ein paar Tage erhalten, ansonsten geht es Stück für Stück wieder zurück. Allergiesymptome durch diese nur moderat allergenen Pollen bilden die Ausnahme, da der Pollenflug allenfalls dem Niveau einer Beifußblüte entspricht. Dort wo Hanfanbau betrieben wird (z.B. in der Uckermark in Brandenburg) oder Hopfen in größerer Zahl wächst (z.B. feuchte, stickstoffreiche Weg- und Waldränder) ist die Pollenzahl lokal mitunter (deutlich) größer und Allergiesymptome können bei den Betroffenen auch mal stärker ausfallen.

Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) streuen seit Monaten zäh ihre Pollen aus – nie besonders viel, aber stetig messbar. Auch nach wiederholter Mahd werden selbst jetzt im Spätsommer noch neue Blüten gebildet. Daher ist eine grundlegende Änderung der Pollenflugsituation nicht zu erwarten, auch wenn der Pollenflug insgesamt recht schlapp geworden ist und nur noch eine marginale Bedeutung für Allergiker hat.

Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen größtenteils von den zahllosen bunten Blüten insektenbestäubter Kräuterfamilien, insbesondere von diversen Arten der Korbblütler (Asteraceae), die, wenn in sehr großer Zahl vorkommend, eine kreuzreaktive Relevanz zu den beiden Allergieverursachern Beifuß und Ambrosia haben. Arten wie beispielsweise die Goldrute (Solidago) produzieren einiges an Pollen, der beim Durchschreiten eines Bestandes dieser Art den Betroffenen um den Kopf wirbelt oder im Blumenstrauß zu Hause die Raumluft belastet. Daneben finden sich Kräuterpollen von Doldenblütlern (Apiaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae) und Heidekrautgewächsen (Ericaceae) in der Luft. Vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) messbar.

Verschiedene Typen allergener Schimmelpilzsporen wie Alternaria, Cladosporium, aber auch Epicoccum gedeihen weiterhin gut. In Gebieten mit unbeständigem Wetter ist die Intensität des Sporenflugs jedoch deutlich reduziert. Reihen sich mehrere trockene Tage aneinander – im aktuellen Vorhersagezeitraum betrifft dies insbesondere den Süden Deutschlands – reichern sich die Pilzsporen in der Luft an und belasten mäßig bis stark. Spitzenbelastungen wie sie zuletzt noch von Alternaria vermeldet wurden, werden allerdings nicht mehr erreicht.

Matthias Werchan, 19.08.2020  


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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