Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Leo

Mittwoch, 22. Mai 2024 - Dienstag, 28. Mai 2024

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gräser (Poaceae)
Ampfer (Rumex)
Wegerich (Plantago)
Holunder (Sambucus)
Kiefer (Pinus)
Frühsommerlicher Ausblick ins Grüne.

Gräserpollen sind nun Allergieauslöser Nummer 1 – wechselhaftes Wetter bringt Verschnaufpausen.

Die letzten Tagen kennzeichneten sich sowohl durch teils enorme Niederschläge und oft niedrige Temperaturen im Südwesten als auch durch angenehme Wärme, Trockenheit und Wind im Nordosten aus. Wobei es seit Sonntag auch im Nordosten örtlich begrenzt zu kräftigen Regenfällen kam. Die Landesmitte lag mal am Rande des einen mal am Rande des anderen Witterungsgefüges. In dieser komplexen Wettermelange konnten die Pollenkonzentrationen zumeist nicht in den Himmel wachsen. Vor allem die derzeit bei Allergikern besonders unbeliebten Gräserpollen, Getreidepollen inklusive, wurden immer wieder zur Ordnung gerufen. Regional, ganz besonders im Norden, stiegen die Gräserpollenkonzentrationen gegenüber der Vorwoche an, mit vielen Tagen oberhalb der hohen Belastungsschwelle, weiter nach Süden nahm der intensive Regen die Pollen tageweise aus dem Rennen, stark wechselnde Belastungsintensitäten waren die Folge. Häufigste Pollenart in der Luft blieben jedoch fast überall die Pollen der Kiefer. Die anfangs im Norden und Nordosten noch verbreitet recht hohen Kiefernpollenkonzentrationen nahmen in den Folgetagen rasch ab oder beschränkten sich auf das kühlere Küstenumfeld. Ansonsten gab es kaum noch Baumpollenflug zu beobachten. Einzig an den besonders windigen Tagen von Mittwoch bis Freitag letzter Woche funkten in der Nordhälfte noch einmal Birken-, Eichen- und sogar Erlenpollen dazwischen – mehrheitlich aufgewirbeltes Zeugs, was dort zusammen mit anderem Luftstaub eine recht unedle Luftqualität hervorrief. Holundersträucher verursachten geringen bis lokal mäßigen Pollenflug, andere Sträucher nur punktuellen, und daher von unseren Messstellen selten erfassten Pollenflug, wie z.B. Liguster. Der Pollenflug krautiger Pflanzen legt insgesamt zu. Vor allem Ampferpollen haben nun bereits ihr sommerliches Pollenflugniveau (schwach bis mittel in der Fläche) erreicht. Wegerichpollen flogen in geringer Konzentration, ebenso wie Pollen der Brennnesselgewächse. Relevanten Sporenflug erzeugte vor allem Cladosporium, erreichte aber nach den vorliegenden Daten an keiner Station die Sporentyp-spezifische Warnschwelle. Alternaria- und Epicoccum-Sporen blieben in der Luft weiterhin schwach besetzt und sollten bei entsprechend Sensibilisierten keine Betroffenheit ausgelöst haben.

Länger stabiles Wetter mit viel Sonnenschein sucht man in Deutschland bis zum Ende der Vorhersagewoche vergeblich. Immer wieder kommt es zu schauerartigen Regenfällen mit Starkregenpotential – wo genau ist derzeit kaum prognostizierbar. Dabei bleibt es mäßig warm. Leicht lässt sich somit für den Pollenflug eins und eins zusammenzählen: Die Pollenflugbedingungen und damit die Pollenkonzentrationen sind ständigen Schwankungen unterworfen und rekordhohe Werte jedweder Art unter diesen Bedingungen wenig- bis unwahrscheinlich.

Die gerade begonnene Hauptblütezeit der Gräser (Poaceae) setzt sich über die kommenden Tage fort. Eine große Auswahl verschiedenster Gräserarten blühen und „versuchen“ ihre Pollen auf die Reise zu schicken. An trockenen Tagen sind damit in allen Tieflagen und bis in mittlere Berglagen hinauf schnell hohe Pollenkonzentrationen in der Luft erreichbar und belasten entsprechend intensiv. Häufige Schauer und Gewitter entstauben die Luft zwischendrin und ziehen die Belastungen nach unten. Es sollte also fast überall mal Gelegenheit zum Durchlüften und -atmen geben und auch mögliche hohe saisonale Spitzenbelastungen sind somit erst einmal vom Tisch. Den weithin blühenden Roggenfeldern (Secale) entkommen Pollen ebenfalls nur bei länger trockenem Wetter. Entsprechend werden Roggenpollen oder Pollen anderer derzeit blühender Kulturgräser in den kommenden Tagen ihr Belastungspotenzial nicht ausschöpfen. In der Nähe zu blühenden Feldern können dennoch immer wieder hohe Pollenkonzentrationen auftauchen und Gräserpollenallergiker reizen.

Zeitgleich mit den Gräsern werden auch die Pollen krautiger Pflanzen immer präsenter. Allen voran sind es derzeit die Wiesen- und Wegesrand-Kräuter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago), die ein Pollenflugniveau erreicht haben – gering bis mittel in der Fläche, punktuell knapp hoch im Umfeld größerer Pollenquellen – welches sie unter Schwankungen bis in den August hinein tragen können. Vor allem Wegerichpollen kann hierzulande für Allergiesymptome (mit-)verantwortlich sein, speziell bei Gräserpollenallergikern. Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) fliegen ebenfalls in geringer bis vereinzelt mittlerer Zahl – die lange Pollensaison dieser Pflanzenfamilie hat nun begonnen.

Die Kiefer (Pinus) hat in den meisten Regionen die Segel gestrichen und wird in den nächsten Tagen (auch aufgrund der unbeständigen Wetterlage) nur noch mit schwachen bis mittleren Konzentrationen ihrer allergologisch harmlosen Pollen aufwarten. Mehr Pollen (hohe Konzentrationen) treiben sich an trockenen Tagen allenfalls im Küstenumfeld und in den höheren und hohen Berglagen rum. Dort kann dann die Latschenkiefer (P. mugo) zum lokalen Pollenflug beitragen. Selbiges gilt für die Fichte (Picea), die sonst praktisch überall verblüht ist, aber an kalten Hochgebirgsstandorten noch für etwas lokalen Pollenflug gut sein sollte.

Eichenpollen (Quercus) verabschieden sich aus Deutschland in Richtung Norden und Osten und spielen in den nächsten Tagen keine Rolle mehr im Pollenaufkommen und Allergiegeschehen.  

Die Holunderblüte (Sambucus) setzt sich fort, schwächt sich in wärmeren Gegenden aber langsam ab. Dort, wo größere Büsche in Vollblüte stehen, sind die Pollenkonzentrationen lokal hoch. Mit etwas Abstand zu diesen Pflanzen bleiben noch geringe bis mittlere Konzentrationen übrig. Holunderpollen ruft in der Regel keine Allergien hervor. Sollten sich dennoch allergische Reaktionen entwickeln, sollten diese durch etwas Distanz zu den blühenden Büschen schnell nachlassen.

Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner, lokal auch in bedeutsamer Zahl fliegen, gehören zu Esskastanie (Castanea), Götterbaum (Ailanthus), Liguster (Ligustrum), Linde (Tilia), Raps (Brassica), Robinie (Robinia), Rosskastanie (Aesculus), Rotbuche (Fagus), Sauergräsern (Cyperaceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Ahorn (Acer), Binsen- (Juncaceae) und Rosengewächsen (Rosaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Löwenzahn (Taraxacum Cichorioideae) oder Pfeifenstrauch (Philadelphus) in der Luft. Im Alpenraum können erste Grün-Erlen (Alnus) in den Hochlagen blühen, womit lokale Belastungen mit Erlenpollen entstehen, die teils bis in die Täler reichen (Gebirgsurlauber aufgepasst!). Am Mittelmeer regiert die Olive (Olea) mit ihren allergenen Pollen, die dort urlaubende Eschenpollenallergiker über Kreuzreaktionen betreffen kann.

Die Saison der Sporen allergener Schimmelpilze schleicht sich an. Aktuell und in den kommenden Tagen kann in länger trockenen Phasen speziell der Sporenflug von Cladosporium aufleben. Dann sind regional kurzeitige Überschreitungen des in der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen Schwellenwerts zur möglichen Auslöse von Allergiesymptomen möglich. Die Sporen der Gattungen Alternaria und Epicoccum bleiben noch etwas faul, leichte Aufwärtstendenzen und verstetigter Sporenflug ist auch hier bei trockenem Wetter zu beobachten. Unschöne (symptomauslösende) Konzentrationen wehen entsprechend Sensibilisierten allerdings bei weitem noch nicht um die Nase. Pleospora können in der feuchten Luft auch im Norden und Osten wieder etwas häufiger fliegen, wobei selbst mittlere Konzentrationen erreichbar sind.  Symptomschwellenwerte sind für diese Sporen jedoch nicht bekannt.

Matthias Werchan, 22.05.2024

 

Zur Wochenpollenvorhersage des PID für die Stadt Berlin gelangen Sie hier.

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Roggens für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

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