Mittwoch, 08. August 2018 - Dienstag, 14. August 2018
Traubenkraut (Ambrosia)
Wegerich (Plantago)
Brennnessel (Urtica)
Beifuß (Artemisia)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Zeit des maximalen Kräuterpollenflugs! – Gräserpollenflug praktisch ohne Bedeutung
Der Beifuß (Artemisia) ist in Deutschland verbreitet voll erblüht und gibt in den nächsten Tagen reichlich Pollen ab. Beifußpollen fliegen dabei besonders zahlreich in den nordöstlichen Regionen des Landes; etwas weniger sind der Süden und Westen betroffen. Es werden insgesamt aber nicht (annähernd) die Pollenkonzentrationen erreicht, wie sie von windblütigen Baumarten oder von den Gräsern im Gesamten abgegeben werden. Die stärksten Belastungen mit Beifußpollen treten in der Nähe größerer Beifuß-Ansammlungen auf. Diese sind bevorzugt in Ruderal- und Unkrautfluren, auf Ackerbrachen oder an Wegrändern, sowohl auf dem Land, als auch inmitten großer Städte zu finden. Wie es scheint, bleiben die Auswirkungen der größtenteils extremen Trockenheit und langanhaltenden Hitze auf das Gedeihen der Beifußpflanzen gering.
Das dem Beifuß allergologisch eng verwandte, stark allerge und invasive Traubenkraut (Ambrosia) belastet in den Schwerpunktregionen seines Vorkommens in Deutschland (Südostbrandenburg!, nördliches Sachsen) immer stärker die Luft. Schon wenige Pollenkörner pro Kubikmeter reichen aus, um dann bei den Betroffenen starke allergische Reaktionen hervorzurufen. So sind besonders in den beiden erwähnten Regionen in den nächsten Tagen und darüber hinaus bereits starke Belastungen möglich, da auch die Pollenkonzentrationen in den nächsten Tagen und Wochen weiter zunehmen werden. Der Höhepunkt der Blüte wird hierzulande für gewöhnlich Ende August/Anfang September erreicht. Da die Verbreitung des Traubenkrauts in Deutschland noch sehr heterogen ist, bleiben andere Regionen, wie beispielsweise der Nordwesten der Republik, von hohen Belastungen verschont. Bei Wetterlagen mit anhaltenden Winden aus Südost, werden gelegentlich Ferntransporte von Ambrosiapollen aus stark betroffenen Ländern (z.B. Ukraine, Ungarn) ausgelöst, die dann in Deutschland tageweise für zusätzliche Belastungen sorgen können – auch fern jeglicher größerer Vorkommen.
Die Belastungssituation mit Gräserpollen (Poaceae), dem wichtigsten Allergieauslöser des Sommers- und Frühsommers lässt sich im Prinzip mit einem umgangssprachlichen Satz beschreiben: „Schmalhans ist Küchenmeister.“ Im Zuge der Dürre werden in vielen Landesteilen kaum noch Gräserpollen produziert, da die Pflanzen bzw. deren Blütenstände entweder vertrocknet oder abgeblüht sind. Nur sehr wenige spätblühende, wärmeliebende Gräserarten, u.a. das Hundszahngras (Cynodon) oder die Borstenhirse (Setaria) können dort, wo sie verbreitet vorkommen, noch „ihren Beitrag“ leisten und für schwachen Pollenflug sorgen. An/auf ungemähten Wiesen in regenbegünstigten oder kühleren Gegenden sind sehr lokal stärkerer Pollenflug und stärkere Allergiesymptome nicht auszuschließen. Für die kommenden Tage stagniert das Belastungsniveau fast überall zwischen gering und sehr gering. Der für Gräserpollenallergiker bedeutsame Mais (Zea mays) „kämpft“ ebenso mit der Trockenheit. Zudem nähert sich dessen Blütezeit ihrem Ende entgegen. Damit sinkt das Allergierisiko welches von diesen Feldern ausgeht. Dort, wo der Mais noch blüht, sollten sich Gräserpollenallergiker nicht im oder direkt am Rand des Feldes aufhalten, um das Hervorrufen möglicher starker Allergiesymptome zu vermeiden.
Ampfer (Rumex) und insbesondere Wegerich (Plantago) sorgen weiterhin für geringen Pollenflug. Während der Wegerich noch recht zahlreich blüht (siehe Foto), ist der Ampfer dagegen vielerorts abgeblüht und nur wenige Blütenstände werden noch neu gebildet. Der Flug von Wegerichpollen bewegt sich ungefähr auf dem Niveau der Vorwoche. Wegerichpollen gilt als kreuzreaktiv zu Gräserpollen und kann daher entsprechend Sensibilisierte reizen. Beim Ampfer spielen die sehr geringen Pollenmengen kaum noch eine Rolle.
Die Brennnesseln (Urtica) blühen überall und geben meist reichlich Pollen ab. An allen Messstationen dominieren Brennnesselpollen die Pollenkomposition der Luft. Tagesspitzenkonzentrationen der Vorjahre wurden an den allermeisten Messstationen bisher nicht erreicht. Es werden jedoch auch kaum Pollen vom Regen weggespült, so dass das insgesamt noch recht hohe Konzentrationsniveau über die kommenden Tage mehr oder weniger erhalten bleibt. Zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) gehören auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) befinden sich in ihrer Hauptblütezeit, ohne jedoch für flächendeckend intensiven Pollenflug zu sorgen. Die vergleichsweise wenigen Pollen in der Luft, erreichen meist nur in der Nachbarschaft größerer Bestände von Gänsefuß (Chenopodium), Melde (Atriplex) und Amaranth (Amaranthus) ein allergologisch bedeutsames Konzentrationsniveau. Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen.
Der Pollenflug, der optisch sehr ähnlichen, moderat allergenen Pollen von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), als einzige einheimische Vertreter der Hanfgewächse (Canabaceae), bewegt sich auf einem in etwa dem Pollenflug der Gänsefußgewächse vergleichbaren Niveau und mit niedrigem Allergierisiko.
Derzeit sind einzelne frische Pollen spät im Jahr blühender Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar. Ebenso lassen sich wenige Pollen von Doldengewächsen (Apiaceae) und diversen insektenbestäubten Korbblütengewächsen (Asteraceae), beispielsweise der Goldrute (Solidago) messen, die in voller Blüte stehen.
Die Schimmelpilzsporenzahl der beiden wichtigen allergenen Gattungen Cladosporium und Alternaria hat sich im Vergleich zur Vorwoche verringert, bewegt sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau mit entsprechend hohem Allergierisiko! Die höchsten Konzentrationen traten dabei im Norden, Osten und bis in die Mitte des Landes auf. Moderater sind die Belastungen im Süden und Südwesten.
Matthias Werchan, 08.08.2018
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
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