Zunehmend feucht und kühl mit Schneechancen – Birken- und Eschenblüte wird verzögert.
In den vergangenen Tagen zeigte der Frühling Durchsetzungskraft. Vor allem das deutlich gestiegene Temperaturniveau hat die Natur in Schwung gebracht und sowohl das Saisonende bzw. den Saisonausklang der „Winterpollen“ Hasel und Erle eingeläutet als auch den Saisonstart zahlreicher „Frühlingspollen“ (Esche, Hainbuche, Pappel, Weide) herbeigeführt. Im Norden und in den Gebirgsregionen kam es nochmals zu verbreitet hohen Erlenpollenbelastungen, ansonsten zu mittleren und ganz im Südwesten nur noch zu schwachen Belastungen. In der Landesmitte und im Norden gingen außerdem Pappel- und Eibenpollen in Stellung und erreichten häufig und verbreitet mittlere bis hohe Konzentrationen. Auch Weidenpollen tauchten plötzlich deutlich häufiger auf, stellenweise wurde sogar das mittlere Konzentrationsniveau überschritten. In den Vorwochen waren Weidenpollen im Norden und in der Mitte noch sehr selten vertreten. Vom Süden bis in den Nordwesten Deutschlands sind erstmals nennenswerte Mengen an Eschenpollen aufgetaucht und haben schwache bis mittlere Belastungen verursacht. Dazu begannen hier Hainbuchenpollen schwach bis vereinzelt mäßig zu fliegen. Von der Landesmitte bis in den Osten und Nordosten fehlte dafür die zugrundeliegende Wärme, womit Eschen und Hainbuchen hier der Pollenflug verwehrt blieb. Überall im Land flogen Pollen der Zypressengewächse, meist niedrig dosiert, mittlere und lokal hoch Dosierungen kamen aber auch vor. Einzelne Birkenpollen tauchten mit der milden Luft vor allem im Südwesten und Westen auf.
In den kommenden Tagen macht das Frühlingswetter schon wieder schlapp. Das aktuell frühlingshafte Temperaturniveau von teils über 15 °C sackt spätestens ab Montag auf um die 5 °C ab. In Verbindung mit Nachtfrösten und wiederholten Regen- später teils kräftigen Schneefällen in den Bergen und bis hinein ins Flachland dürfte sich der Pollenflug merklich „erkälten“.
Den Erlen (Alnus) und ihren Pollen dürften die ständigen Winterrückfälle bald „egal“ sein. Die Erlenpollensaison ist in den Tieflagen vielerorts zu Ende gegangen. In den mittleren Berglagen und ganz im Norden stehen noch blühende Exemplare bereit für anfangs vereinzelt hohe, später für bis zu mittleren Belastungen. Ansonsten werden die verbleibenden Erlenpollen ausgewaschen und in niederschlagsfreien Zeiten nur noch wenige neu in der Luft verteilt. Abseits des hohen Nordens und der Mittelgebirge und angesichts der Wetterentwicklung sollte Erlenpollen spätestens am Montag nur noch wenig bis gar nicht mehr zum Allergiegeschehen beitragen.
Die Eschenblüte (Fraxinus) hat eingesetzt, beschränkt sich allerdings noch auf die südliche und westliche Landeshälfte mit den bisher höchsten Temperatursummen. Hier können anfangs in milder Luft und während längerer Niederschlagspausen schwache bis mittlere (und ganz vereinzelt hohe) Pollenbelastungen auftreten, mit den höchsten Werten entlang des Rheins und Umgebung. Später gehen die Belastungen witterungsbedingt zurück, bzw. werden durch das wiederholte Auswaschen der Pollen aus der Luft auf einem niedrigen Niveau gehalten. Eine Ausweitung der Blüte auf die Osthälfte des Landes dürfte nur an sehr wenigen wärmebegünstigten Orten gelingen. Somit stellt Eschenpollen für die Betroffenen nordöstlich der Elbe, im Osten Bayerns und in den Bergregionen bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode noch keine bedeutsame Allergenquelle dar.
Auch die Birke (Betula), die der heimischen Esche für gewöhnlich in kurzem zeitlichem Abstand in die Blühphase folgt, wird sich bei den vorhergesagten kühlen Temperaturen nicht die „Finger schmutzig machen“ und in den meisten Gegenden mit der Pollenabgabe auf den nächsten Frühlingsschub warten. Nur entlang des Rheins und in dessen Umgebung (Rheinland, Ruhrgebiet), sowie in Teilen des Südens ist leichter Pollenflug in den kommenden Tagen möglich. Intensivere Belastungen sind in längeren Regenpausen ein sehr lokales Phänomen, aber auch nicht auszuschließen. Im größten Teil des Landes bleiben Birkenpollen außen vor und Belastungen stehen in den kommenden sieben Tagen nicht auf der Agenda. Die Hainbuche (Carpinus), deren Pollen als kreuzreaktiv zu Birkenpollen bekannt sind, hat ihre Blüte schon etwas weiter über das Land ausgedehnt und spart nur noch den Nordosten, Osten, Norden und die Berglagen aus. Der Pollenflug der Hainbuche kann unter idealen Bedingungen an eine schwache Birkenblüte heranreichen, bleibt aber in den meisten Jahren deutlich dahinter zurück. Auch die jetzt bereits aktiven Bäume werden witterungsbedingt nicht viel Pollen loswerden. Regenfälle und immer kühlere Luft limitieren die Belastungen in den Blühregionen auf „stundenweise“, „lokal“ und „meist schwach“.
Die aktuell sehr munteren Pappeln (Populus) und Weiden (Salix) stehen in allen Landesteilen zum Pollenflug bereit. Mit dem erneuten Frühlingserlahmen gehen die teils hohen Pollenkonzentrationen der Vortage insgesamt zurück. Lokal und unter dem Einfluss von ein paar zusammenhängenden Sonnenstunden sind über die nächsten Tage immer noch mittlere bis hohe Konzentrationen möglich. An Tagen mit häufigen Niederschlägen bleibt der Pollenflug schwach.
Am Mittelmeer hat die Blüte der Zypressengewächse (Cupressaceae), zu denen auch bekannte allergene Arten zählen, ihren Höhepunkt überschritten. Die Blüte wandert nun weiter nach Norden und erreicht mehr und mehr Deutschland, wobei sie hierzulande aber auf deutlich kleinere Anpflanzungen in Wäldern, Parks, Gärten und Friedhöfen trifft, die flächenhaft hohe Pollenkonzentrationen nur selten zulassen. In der kommenden wechselhaften Witterungsphase und bei zurückgehenden Temperaturen taugt die bestehende Blüte der Zypressengewächse eher zu lokalem Pollenflug rund um die entsprechenden Pflanzen. In den jeweiligen Landesteilen sind dabei unterschiedliche Arten blühbereit, in Berlin aktuell beginnend beispielsweise der strauchartige Sadebaum (Juniperus sabina). Rund um die stäubenden Pflanzen ist in längeren Trockenphasen reichlich Pollen in der Luft. In größerer Entfernung sind mittlere oder gar hohe Konzentrationen in den kommenden Tagen kaum zu erwarten. Meist liegen die Werte auf niedrigem Niveau. Die Blüte der Eibe (Taxus), die ebenfalls mit (sehr) hohe Pollenkonzentrationen in der Umgebung blühender Pflanzen einhergehen kann, geht allmählich zu Ende. Nur im kühleren Nordosten und Norden, sowie in den Bergregionen sind letzte Pflanzen aktiv. Schwache bis mittlere Pollenkonzentrationen sind damit in allen Landesteilen noch möglich, in der Nähe zu blühenden Bäumen im Idealfall (längerer Sonnenschein) auch nochmals hohe Konzentrationen.
Der windblütige und aus Nordamerika eingeschleppte Eschenahorn (Acer negundo), kann in den westlichen Verbreitungsgebieten (Rheinauen) in trockenen Phasen geringen Ahornpollenflug hervorrufen. In Ostdeutschland ist es für die Blüte zu früh und kein nennenswerter Ahornpollenflug zu erwarten. Sobald die Blüte beginnt, sind hier aufgrund der weiten Verbreitung der Art mittlere Ahornpollenkonzentrationen leicht möglich.
In (sehr) geringen Mengen fliegen außerdem Pollen von Buchsbaum (Buxus), Hasel (Corylus), Lärche (Larix/Pseudotsuga), Rosengewächsen (Rosaceae), Sauergräsern (Cyperaceae) und Ulme (Ulmus).
Der Sporenflug allergener Schimmelpilze (Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora) bleibt unbedeutend und wird keine Symptomauslöseschwellen erreichen.
Matthias Werchan, 22.03.2023
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel und der Erle für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle in der Luft in Europa finden Sie hier.
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