Dank unbeständiger Wetterlage schwankende Pollenkonzentrationen voraus – Birke spielt weiter mit
Die letzten Tage verliefen vielerorts dauersonnig oder zumindest häufig freundlich und meist trocken. Da der Wind dazu aus nördlichen Richtungen wehte, blieb es im Schatten weiterhin frisch mit teils einstelligen Höchstwerten im Norden und Nordosten. Trotz des weiterhin unterkühlten Aprilwetters ist nun auch in dieser kühlen Ecke des Landes bei den Birken die „Blase endgültig geplatzt“ und die Blüte hat begonnen. Im gesamten mittel- bis norddeutschen Raum gingen die Belastungen (steil) nach oben, saisonale Belastungsspitzen inklusive. Aufgrund der Windströmung aus nördlichen Richtungen konnten sich die Pollen auch in die Regionen ausbreiten, wo die Birken bereits in der Nachblüte sind (Rheinland) und nur noch „wenig zu sagen haben“. Die Eschen hatten ebenfalls freie Bahn in weiten Landesteilen und hinterließen meist mittlere, im Norden und Osten teils auch hohe Eschenpollenbelastungen. Ebenfalls eher der Norden und Osten Deutschlands waren vom Pollenflug der Hainbuche betroffen. Stellenweise gab es aber auch in den zentralen Regionen nochmals einen Belastungsanstieg. Die Platanen blühen im Westen und Süden und belasteten im Umfeld von Platanenalleen deutlich. Für innerstädtische Platanen im Norden und Osten Deutschlands hat es dagegen noch nicht ganz gereicht. Auch die Eichen- und Buchenblüten blieben nordöstlich der Elbe zu. In den Flusstälern des Südwestens und Westens sind diese beiden Baumarten (bzw. -gattungen) dagegen aktiv und streuen Pollen in bisher überschaubaren Konzentrationen.
Die Tage rund um den bevorstehenden Monatswechsel stehen unter dem Zeichen wechselhafteren Wetters mit gelegentlichen Regenfällen und weiterhin gedämpften Temperaturen. Zumindest hin und wieder ist also Entspannung beim Pollenflug in Aussicht.
Beim Birkenpollenflug (Betula) ist für größere Teile Deutschlands das Schlimmste bereits überstanden. Besonders im Südwesten und Westen speisen sich die Belastungen meist nur noch aus den Birken in den Gebirgslagen. Im Tiefland sind nur noch wenige Bäume aktiv. Neuerliche Konzentrationsgipfel bleiben daher flach, auch wenn es trotzdem gelegentlich für hohe Belastungen reicht. Im Norden und Osten ist die Blühaktivität der Birken auch im Tiefland (deutlich) höher. Teilweise hat die Blüte ja gerade erst begonnen. Da die Wetterbedingungen der kommenden Tage für Pollenflug suboptimal bleiben, kommt es hier zwar häufig zu einer hohen Birkenpollenlast, für neuerliche und vor allem höhere Belastungsspitzen reicht es voraussichtlich nur (ganz) vereinzelt im äußersten Osten und Norden. Bei Nord- oder Ostwind kann zusätzlich Birkenpollen aus Polen, Dänemark oder Tschechien nach Deutschland gelangen. In den Mittelgebirgsregionen, speziell der Mitte und des Ostens, verzögert sich der Blühbeginn der Birke teilweise noch über die aktuelle Vorhersageperiode hinaus. Weiterhin gilt hier bei sonnigem Wetter: Selbst lokal noch völlig kahle Birken schützen nicht vor teils starken Allergiesymptomen.
Generell weniger potent als der Pollenflug der Birke, ist der Pollenflug der Esche (Fraxinus), die zusätzlich in immer mehr Regionen fortschreitend von Südwest nach Nordost schwächelt. Kurzum, im Südwesten und Westen reicht es in den Tieflagen bis zum Ende des Vorhersagezeitraums nur noch für meist schwachen bis maximal mäßigen Pollenflug, weit im Norden und Osten ist für die Betroffene stellweise deutlich mehr drin – ein sonniger Tag, wie der heutige Vorhersagetag, bringt dann durchaus nochmals ein hohes Belastungslevel mit sich. Die Regionen dazwischen sind mit einem mittleren Belastungslevel ausreichend bewarnt. In den Höhenlagen der Mittelgebirge ist die Eschenblüte aufgrund der kalten Aprilvorgeschichte noch immer nicht oder nur gebietsweise (bevorzugt im Südwesten) angekommen. Trotz allem ist etwas Eschenpollen auch dort zu finden.
Die Hainbuche (Carpinus) blüht von der Mitte bis in den Norden und Osten Deutschlands. Dort können bei guten Pollenflugbedingungen auch in den kommenden Tagen noch hohe Pollenbelastungen auf der Karte stehen. Auch in den etwas höher gelegenen Regionen von der Mitte in Richtung Süden und Westen trifft man noch auf blühende Bäume, die lokal stark belasten können – Mastjahr! Die milden Flusstäler und Städte im Süden und Westen dürften dagegen alsbald mehrheitlich Hainbuchenpollen-frei sein.
Die Weidenblüte (Salix) hält noch an. Die Pollenkonzentrationen schwanken landesweit zwischen gering und lokal mäßig bis stark, je nach Artenzusammensetzung und dem jeweiligen Blühzeitpunkt der einzelnen Weidenarten in der Umgebung.
Die Platanenblüte (Platanus) springt aktuell auf die Wärmeinseln der Städte in der Mitte und im Osten des Landes über. Hier setzt nun innerstädtisch, besonders im Bereich von Platanenalleen und in Parks und auf Plätzen mit Platanenanpflanzungen Pollenflug ein. Dieser kann schnell zu hohen Pollenkonzentrationen in der Umgebung führen. Allein das niedrige Temperaturniveau der nächsten Tage dürfte allzu heftigen Entwicklungen im Wege stehen. Im Westen und Süden geht die Platanenpollensaison bereits in die zweite Runde, sprich die Konzentrationsgipfel wurden stellenweise bereits erreicht. Platanen sind typische Stadtbäume und in der freien Natur nicht zu finden. Ferntransporte von Platanenpollen finden praktisch nicht statt. Deswegen ist nur dort wo blühende Bäume stehen auch Platanenpollen in der Luft. Platanenpollen können Allergiesymptome auslösen. In Südeuropa führt diese Baumart zu zahlreichen klinisch relevanten Sensibilisierungen. Auch in Deutschland reagieren Menschen allergisch auf Platanenpollen. Darüber hinaus können nichtallergische Reaktionen durch feine Härchen, die bei der Blatt- und Samenentwicklung abfallen, zu gereizten Bronchien führen und Husten auslösen. Ein weiterer Baum der Städte und Dörfer ist die Rosskastanie (Aesculus), die – man braucht nicht lange zu überlegen – zuerst im Westen und Südwesten aufblüht und hier zu leichtem bis mäßigem Pollenflug im Einflussbereich dieser Bäume führt. Auch die Pollen der Rosskastanie haben ein allergenes Potential, allerdings ist die abgesonderte Pollenmenge um eine Größenordnung geringer als bei der Platane (Windbestäubung vs. Insektenbestäubung), wodurch Allergiker eher von Platanen- als von Rosskastanienpollen betroffen sein dürften.
Die Rotbuchen (Fagus) und Eichen (Quercus) werden von den unterdurchschnittlichen Temperaturen an der raschen Ausweitung ihrer Blüte nach Norden und Osten gehemmt. Außer in städtischen Wärmeinseln und anderen wärmebegünstigten Orten ist in den nächsten Tagen in der Mitte und nordöstlich der Elbe weiterhin nicht viel los in Sachen Pollenflug. Entsprechende Belastungen, die über Kreuzreaktionen meist die Birkenpollenallergiker treffen, bleiben größtenteils ein lokales Phänomen um erste blühende Bäume herum. In den Tieflagen des Westens und Südwestens erweitert sich die Fläche, auf der blühende Bäumen angetroffen werden können, immer mehr. Damit einhergehend belasten deren Pollen zunehmend. Ein Mastjahr mit verbreitet starker Pollenbelastung zeichnet sich derzeit jedoch weder bei der Rotbuche noch bei der Eiche ab. Mittlere Eichenpollenzahlen wurden allerdings bereits registriert.
Die Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae) werden nun endgültig immer weniger in der Luft. Es blühen hierzulande aber immer noch einige Arten, wie der Wacholder (Juniperus). Geringe bis vereinzelt mittlere Pollenzahlen können somit messbar sein.
Der windblütige und aus Nordamerika eingeschleppte Eschenahorn (Acer negundo) blüht in Ostdeutschland, dem Hauptverbreitungsgebiet dieser Art in Deutschland noch stellenweise. Seine moderat allergenen Pollen lassen sich dementsprechend insbesondere hier nachweisen in bis zu mittleren Konzentrationen (in der Größenordnung vergleichbar mit der Pappelblüte). Pollen anderer derzeit aktiver Arten dieser Gattung (Acer) sind seltene Gesellen in der Luft und stellen für Allergiker kaum ein Risiko dar.
Neben den unermesslich vielen Baumpollen in der Luft nehmen sich die paar wenigen Pollen erster frühblühender Gräserarten (Poaceae) sehr bescheiden aus. Dennoch gab es insbesondere im – man kann es kaum noch hören – Südwesten und Westen, aufgrund der höheren Temperaturen der letzten Tage, einen Entwicklungsschub bei den Gräsern. Geringe Belastungen im Umfeld von Grünland mit größeren Wiesenfuchsschwanz-Beständen (Alopecurus) sind möglich. Im Norden, Osten und auf den Wiesen der Gebirge tut sich noch (fast) nichts – zumindest nichts warnrelevantes.
Ein Meer gelber Rapsblüten (Brassica) weitet sich allmählich über Deutschland aus. Nur vergleichsweise wenige Rapspollen entweichen den zahllosen Blüten, da sich der Raps auf die Insektenbestäubung spezialisiert hat. In der Nähe der Felder können die allergenen Rapspollen jedoch in solchen Konzentrationen auftreten, dass Betroffene (deutliche) Allergiesymptome verspüren.
Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu Binsengewächsen (Juncaceae), Eibe (Taxus), Erle (Alnus), Fichte (Picea), Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), Maulbeerbaum (Morus), Pappel (Populus), Rosengewächsen (Rosaceae), Sanddorn (Hippophae), Sauergräsern (Cyperaceae), Spierstrauch (Spirea), Tanne (Abies) und Ulme (Ulmus).
Die Sporenzahl, der von unseren Messstellen erfassten, bedeutsamen allergenen Schimmelpilzsporengattungen (Alternaria, Cladosporium, Epicoccum und Pleospora) ist noch immer klein und allergologisch unbedeutend. Die Zeit der Schimmelpilze ist noch nicht gekommen.
Matthias Werchan, 28.04.2021
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
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