Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Jutta

Mittwoch, 27. April 2022 - Dienstag, 03. Mai 2022

Eiche (Quercus)
Fichte (Picea)
Gräser (Poaceae)
Kiefer (Pinus)
Platane (Platanus)
Rotbuche (Fagus)
Birke (Betula)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Weide (Salix)
Männliche Blütenstände einer reich blühenden Rotbuche (Fagus) am 27.04.2022 in Berlin. © Matthias Werchan

Birkenpollen regional weiter zahlreich – kreuzreaktive Buche und Eiche erklimmen erste Belastungsgipfel.

Merkliche Unterschiede in der phänologischen Entwicklung der Pflanzen bestimmen hierzulande das Bild. Während die Menschen im Westen und Südwesten in den vergangenen Tagen bereits mehrheitlich auf abgeblühte Birken und zurückgehende Belastungen blickten, „begrüßten“ die Mecklenburger und Holsteiner erst jetzt erste blühende Birken und damit stark ansteigende Birkenpollenkonzentrationen. An trockenen Tagen herrschten damit landesweit hohe Birkenpollenbelastungen. Erleichterung verschafften allerdings die Regenfälle in der Südhälfte seit dem Wochenende, die kaum noch hohe Belastungen mit Pollen, egal welcher Couleur, zuließen. Ansonsten konkurrierten neben Birkenpollen zahlreiche weitere Pollentypen um einen Platz an der Sonne. Im Westen und Südwesten waren das vor allem Eichen-, (Rot)buchen- und Platanenpollen, neben Pollen von Esche, Walnuss, Kiefer, Fichte und nochmals Weide. Weiter nach Osten und Norden machte sich die Weide ebenfalls wieder mit höherer Pollenzahl bemerkbar. Daneben tummelten sich Eschenpollen in mittleren Konzentrationen, sowie Pollen von Hainbuche, Zypressengewächsen, Ahorn und teils nochmals Pappel. An temperaturbegünstigten Orten, wie der Berliner Innenstadt zogen bereits Platanen- und Eichenpollen auf. Insgesamt deutet sich derzeit bei Eiche und Rotbuche eine bullische Saison an mit (überdurchschnittlich) hohen Pollenkonzentrationen.

In den kommenden Tagen schafft der Frühling weiterhin keinen Durchbruch. Es bleibt insgesamt recht kühl, viel Regen ist allerdings auch nicht zu erwarten – am ehesten noch ab dem Wochenende im Süden. Damit durchläuft das Land den Höhepunkt der Baumpollensaison in halbwegs „geordneten“ Bahnen. Mit Extremen nach oben und unten ist nicht zu rechnen, wohl aber mit einer großen Vielfalt kreuz und quer fliegender Pollen.

Birkenpollen (Betula) ist auch bis zum Ende dieser Vorhersageperiode noch in vielen Landesteilen ein wichtiger oder sogar der wichtigste allergene Pollen in der Luft. Unweigerlich bergab gehen allerdings die Belastungen in vielen Tieflagen entlang von Rhein, Main und Donau. Auch in der Landesmitte und in den städtischen Wärmeinseln des Ostens nimmt die Zahl blühender Bäume allmählich ab. Weiter in Richtung der Küsten, der Oder, im Osten Bayerns und in den Berglagen ziehen die Pollenkonzentrationen dagegen an der Oberkante der saisonal erreichbaren Werte entlang. An trockenen Tagen mit etwas Sonnenschein und Wind dürften hohe Pollenbelastungen damit in den meisten Landesteilen weiterhin kein Problem sein, mit Ausnahme der eingangs erwähnten Gebiete mit dem größten phänologischen Fortschritt, wo die allgemeine Birkenpollenbelastung selbst bei Sonnenschein möglicherweise nicht mehr durchgehend ein hohes Belastungslevel erreicht. Mit den vorherrschenden Nordwinden kann allerdings reisefreudiger Birkenpollen aus Norddeutschland bis in den Südwesten gelangen, wo die Birkenblüte sich bereits in den Feierabend verabschiedet.

Den schwächelnden Birkenpollen springen nun vermehrt die Pollen von Eiche (Quercus) und Rotbuche (Fagus) bei. Deren Pollenkonzentrationen steigen mit der Ausweitung der Baumblüte insbesondere in den mittleren, nördlichen und östlichen Landesteilen an. In den milden Lagen im Westen und Südwesten setzt sich die Blüte fort und die Pollenmenge bleibt in etwa gleich. Damit sind bei trockenem Wetter lokal/regional hohe Buchenpollenkonzentrationen und verbreitet hohe Eichenpollenkonzentrationen zu erwarten. Beide Baumgattungen haben sich dieses Jahr anscheinend viel vorgenommen und verursachen entsprechend hohe Belastungen. In den höheren Berglagen sind in den nächsten Tagen noch keine oder nur wenige Pollen dieser beiden Windbestäuber zu erwarten. An den Küsten lassen sich zumindest die Eichenpollen noch etwas Zeit, die Buche beginnt örtlich bereits zu blühen.

Mit Eschenpollen (Fraxinus) ist es im Südwesten und Westen des Landes bereits Sense. Das Belastungsniveau der kommenden Tage tendiert dort immer mehr in Richtung schwach bis kaum mehr bedeutsam. In den anderen Gebieten, insbesondere im Norden, Nordosten und Osten, sowie in den gebirgigeren Gegenden Mitteldeutschlands dürfte es bei guten Pollenflugbedingungen auch mal gen starke Belastung gehen. Dazwischen sind schwache bis mäßige Belastungen einzupreisen.

Die Hainbuchenblüte (Carpinus) geht in die nächste und in den meisten Landesteilen wahrscheinlich letzte Runde ihrer Saison. Schwacher Pollenflug ist vorherrschend. In den nördlichen und nordöstlichen Landesteilen, sowie in den mittleren Gebirgslagen der Mitte und des Westens können die Belastungen darüber hinaus gehen, insbesondere in Waldgebieten mit zahlreichen Hainbuchen.

Die siedlungsbegleitenden Baumarten Platane (Platanus) und Rosskastanie (Aesculus) belasten derzeit vor allem die Menschen in den Städten des Südens und Westens. Aktuell beginnt die Blüte auch in Berlin und in den Zentren größerer Städte im Osten und Norden, so dass auch hier insbesondere die Platanenpollen unangenehm auffallen können. Die Platane setzt als klassischer Windbestäuber reichlich Pollen frei, der insbesondere im Bereich von Platanenalleen und in Parks und auf Plätzen mit Platanenanpflanzungen, schnell ein hohes Konzentrationsniveau in der Umgebungsluft verursacht. Platanenpollen gilt im Mittelmeerraum als bedeutsames Allergen und spielt auch hierzulande eine Rolle, zumindest in Städten, weniger auf dem Land, mangels dortiger Pollenquellen.

Zwar sind Gräserpollen (Poaceae) noch selten, dennoch können in der gesamten Westhälfte und im Alpenvorland im Umfeld ungemähter Wiesen und Grabenränder geringe aber lokal bereits deutlich spürbare Belastungen durch größere Bestände vor allem des Wiesen-Fuchsschwanzes (Alopecurus) entstehen. Hier sollten Betroffene Abstand halten.

Der Pollenflug der allergologisch unbedeutenden Nadelbaumgattungen Fichte (Picea), Tanne (Abies) und Kiefer (Pinus) hat im Westen begonnen und setzt sich fort bzw. intensiviert sich. Weiter nach Osten beginnen aktuell Fichte und Tanne zu blühen. Die Kiefer braucht dort noch ein bisschen. In starken Pollenjahren bedeckt der Pollen dieser Bäume als sichtbarer gelblicher Schleier die Landschaft, Stichwort: „Schwefelregen“.

Die Pollen der Weide (Salix) fliegen weiterhin in geringer Zahl, ein noch höheres Konzentrationsniveau kann jedoch selbst jetzt noch nicht ausgeschlossen werden, wie gerade die letzte Vorhersagewoche gezeigt hat.  

Die Rapsblüte (Brassica) weitet sich allmählich über ganz Deutschland aus. Die vergleichsweise wenigen Rapspollen aus dem riesigen Blütenmeer können dennoch Beschwerden verursachen. Betroffene sollten blühende Felder aktuell besser „links liegen lassen“.

Pollen von Zypressengewächsen (Cupressaceae) sind weiterhin gelegentlich in der Luft. Geringe Belastungen sind möglich, lokal vereinzelt mehr.

Ahornpollen (Acer) entstammt nun mehrheitlich den noch aktiven insektenbestäubten Ahornarten, nicht mehr den Windbestäubern und verliert sich somit zwischen den zahlreichen anderen Baumpollen.

Zu den oben genannten Pollentypen kommen einzelne Pollen von Erle (Alnus), Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), Maulbeerbaum (Morus), Ginkgo (Ginkgo), von Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Pappel (Populus), Rosengewächsen (Rosaceae), Sauergräsern (Cyperaceae), Spierstrauch (Spirea), Ulme (Ulmus) und Walnuss (Juglans), wobei insbesondere Maulbeerbaum, Ginkgo oder Walnuss lokal stärkeren Pollenflug verursachen können. Vereinzelt treten erste Kräuterpollen von Ampfer (Rumex) und Doldenblütlern (Apiaceae) sowie vom Löwenzahn (TaraxacumCichorioideae) auf.

Der Sporenflug allergener Schimmelpilzsporengattungen ist unbedeutend, einzig die von uns erfassten Pleospora können gering belasten. Eine nennenswerte Allergiegefahr besteht für die Betroffenen nicht.

Matthias Werchan, 27.04.2022


Medizinische Hinweise
(Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie erhalten gerade die neueste Vorhersage für den Pollenflug der kommenden Woche und lesen, dass Pollen von Eiche, Buche und Platane in der Luft sein werden. Sie werden sich vielleicht fragen, ob das „wichtige Pollen“ sind, denn man hört doch kaum von einem Heuschnupfen durch Eichenpollen? Das ist richtig. Und es gibt aber Gründe, warum wir verstärkt auch auf die Pollen dieser Bäume achten und in der Vorhersage darauf eingehen.

Es ist insbesondere den Fortschritten in der sog. „Molekulardiagnostik“ zu verdanken, dass die Bedeutung dieser Pollen erkannt wird. Mit Hilfe der Molekulardiagnostik können die IgE-spezifischen Antikörper im Blut von Allergikern sehr präzise bestimmt werden. D.h. es wird deutlich, ob jemand nur Antikörper und damit eine Sensibilisierung gegen Birkenpollenallergene hat – oder aber auch gegen die teilweise sehr ähnlichen Allergene anderer Bäume, wie eben von der Eiche oder Buche, die im Übrigen zur gleichen Ordnung gezählt werden wie die Birken. Dann kann man z.B. im Blut eines Patienten mit Heuschnupfen im Frühjahr sehen, dass seine Beschwerden nicht nur Ausdruck von Reaktionen zwischen dem Birkenpollenallergen und den spez. IgE-Antikörpern in der Haut und Schleimhäuten sind. Die Reaktionen können auch imitiert oder zumindest verstärkt werden durch begleitende Kreuz-Reaktionen mit den ähnlichen Allergenen oder auch gleichzeitig ablaufende, nur nicht allein so ausgeprägte allergische Reaktionen zw. zum Beispiel Eichenpollen und den spezifischen Antikörpern.

Und so werden wir in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch mehr, bisher als „seltene Pollen“ bezeichnete Arten als durchaus relevant für die klinische Allergologie erkennen und in der Diagnostik anwenden. So ist auch hier die Aerobiologie erneut gefragt und ein würdiger Partner der Allergologie.

Viel Freude an der neuen und an kommenden Wochenvorhersagen

Ihr Christian Bergmann

 

*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche, der Birke und der Gräser für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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