Mittwoch, 07. September 2022 - Dienstag, 13. September 2022
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Wegerich (Plantago)
Allergiegefahr durch Pollen nimmt immer weiter ab. Sporen allergener Schimmelpilze sind noch aktiv.
Die letzten Tage standen für viele nochmals unter dem Zeichen warmen Spätsommerwetters mit Trockenheit in weiten Gebieten von Mittel-, Nord- und Ostdeutschland und endlich nennenswertem Regen im Westen. Insbesondere in den regenfreien Gebieten tummelten sich bei Ostwinden Ambrosiapollen, schwache bis mittlere Belastungen waren häufig die Folge. Die höchsten Werte standen wiederum im Südosten Brandenburgs auf der Tafel. Dort ging die Warnlampe häufig ganz auf Rot. Hinzu kamen die notorischen Pollen der Brennnesselgewächse, die uns seit vielen Wochen in steter Dominanz begleiteten. Die Konzentrationen gingen insgesamt zurück, hohe Pollenkonzentrationen wurden nirgendwo mehr „gesehen“, die besagte Dominanz unter den Pollen im Luftstaub aber blieb noch erhalten – nur am Ambrosia-Hotspot in Brandenburg gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den zahlreichen Ambrosiapollen. Bei den Gräsern gab es an einzelnen Stationen im Norden des Landes einen tageweisen Aufschwung auf ein mittleres Belastungsniveau, möglichweise blühenden Schilfbeständen in der Umgebung der Messstelle geschuldet. Ansonsten hielten sich die Gräser in etwa an das niedrige Niveau der beiden Vorwochen. Beifußpollen flogen nur sporadisch. Da ließen sich sogar von den Gänsefußgewächsen und vom Wegerich mehr Pollen nachweisen. Bei den allergenen Schimmelpilzsporen von Alternaria und Cladosporium ging es drunter und drüber, gemeint ist hier die Sporentyp-eigene Warnschwelle zur möglichen Symptomauslöse, die mal unter-, mal knapp überschritten wurde.
Das niederschlagsträchtige Wetter der kommenden Tage macht den noch übrig gebliebenen Pollen keine Freude. Gründlich werden diese zusammen mit den verbliebenden allergenen Sporen großflächig aus der Luft entfernt. Mögliche trockene und warme Folgetage zu Wochenbeginn sorgen für kaum mehr als ein kurzes Hicksen beim Pollenflug und einen mäßigen Aufschwung bei den bekannten allergenen Sporen.
Wenn Pollenallergiker dieser Tage noch etwas zu befürchten haben, dann sind es an trockenen Tagen mit Südwest, Süd- oder Ostwind vor allem die allergenen Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia). In den Ambrosia-Blüten warten noch Pollen in Größenordnungen, von denen andere, derzeit noch seicht blühende Kräuterarten nur „träumen“ können. Der Gipfel des Pollenflugs ist zwar europaweit erreicht, allerdings können Ferntransporte von Ambrosiapollen nach Deutschland (aus Ungarn, Frankreich oder Italien) oder in geringerem Maße auch Transporte von Pollen innerhalb unseres Landes aus heimischer Produktion weiterhin schnell für einen kleinen Pollenschub in der Luft sorgen – einem Pollen-Hickser sozusagen. Zunächst ist es aber, außer Donnerstagvormittag im äußersten Osten, überall Essig mit Ambrosiapollen in der Luft, aufgrund oben erwähnter Regenfälle. Erst ab Samstag/Sonntag kehrt etwas Leben in den Pollenflug zurück und dann sind insbesondere im Südosten Brandenburgs auch wieder mittlere bis hohe Pollenkonzentrationen möglich. Andere Landesteile stehen meist auf der Verliererseite und gucken beim Ambrosiapollenflug in die Röhre – was aus Allergikersicht natürlich sehr begrüßenswert ist.
Der Rest der windblütigen Kräuterpollenschaar gruppiert sich um den rasch nachlassenden Pollenflug der Brennnesselgewächse (Urticaceae) – meist geringe Konzentrationen; etwas Pollen der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae) – anfangs vereinzelter, später eventuell wieder geringer Pollenflug möglich und einzelne Pollen von Beifuß (Artemisia) und Wegerich (Plantago) – „Dit wart!“ wie der Berliner sagt.
Nach dem anfänglichen Vollwaschgang der Atmosphäre, infolgedessen der Gräserpollenflug (Poaceae) vollständig zum Erliegen kommt, gibt es auch bei nachfolgender Wetterbesserung (fast) nichts mehr zu berichten. Außer: Man wohnt als Betroffener im direkten Umfeld großer Schilfgebiete (Phragmites) oder durchwandert diese an einem trocken-windigen Tag. Dann, und wohl auch nur dann, sind allergische Reaktionen durch Schilf-induzierten Gräserpollenflug einzukalkulieren, die meist schwach daherkommen und beim Aufenthalt im Freien nur Wenigen auffallen dürften.
Zu den oben genannten Pollentypen gesellen sich ein paar Pollen von Ampfer (Rumex), Hopfen (Rumex) sowie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Insektenbestäubte Kräuter blühen weiterhin, sodass Efeupollen (Hedera), Pollen der Knöterichgewächse (Polygonaceae), Pollen diverser Korbblütlernarten (Asteraceae), der Doldenblütler (Apiaceae) und ganz vereinzelt Pollen von Heidekrautgewächsen (Ericaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen kann. Deren allergene Relevanz ist aufgrund der sehr geringen Pollenzahl in der Luft in den meisten Fällen unbedeutend oder zumindest stark auf die unmittelbare Nähe zu größeren Quellen beschränkt. Pollen insektenbestäubter Korbblütler, wie der, der vielerorts blühenden Goldrute (Solidago) und Pollen windbestäubter Korbblütler, wie der, des Beifußes ähneln sich aus allergologischer Sicht aufgrund der familiären Nähe. Somit sind allergische Kreuzreaktionen möglich, und beim Umgang mit bunt blühenden Blumensträußen oder beim Durchstreifen blühender Landschaften mit geringer Wahrscheinlichkeit einzukalkulieren.
Sporen von allergenen Schimmelpilzen treten nach der zwischenzeitlichen Regenfällen, die den Sporenflug auf Niedrigst-Niveau drücken, erneut zahlreicher auf. Das dabei Cladosporium oder Alternaria oder beide Sporentypen wieder die in der Fachliteratur genannten Allergie-Schwellenwerte erreichen, scheint im Zusammenhang mit einem möglichen Vorstoß warmer Luftmassen zu Wochenbeginn möglich. Bedeutende Überschreitungen der Warnschwellen sind am ehesten noch von Cladosporium zu erwarten. Trocken muss es dazu in jedem Fall sein. Hinzu kommen die Sporen von Epicoccum, die ebenfalls an einigen unserer Messstellen erfasst werden und dieser Tage gebietsweise mit höheren Konzentrationen in Erscheinung treten als Alternaria-Sporen. Epicoccum-Sporen stehen unter Allergieverdacht. Die Zahl der kleinen Sporen der Ständerpilze (Basidiomycota) in der Luft nimmt zu dieser Jahreszeit für gewöhnlich ebenfalls zu. Da sehr hohe Konzentrationen möglich und Allergien nicht ausgeschlossen sind, sei an dieser Stelle zumindest darauf hingewiesen. Zur genauen Zahl dieser Basidiosporen in der Außenluft und zu möglichen Reizschwellen liegen keine Daten aus Deutschland vor.
Matthias Werchan, 07.09.2022
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts (Ambrosia) für Deutschland finden Siehier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts (Ambrosia) in der Luft in Europa finden Siehier.
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