Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Jörg

Mittwoch, 11. Januar 2023 - Dienstag, 17. Januar 2023

Erle (Alnus)
Hasel (Corylus)
Blühende Haselkätzchen (Corylus) muss man zurzeit nicht lange suchen, Sonne dagegen schon. © Lukas Jonaitis/Shutterstock.com

Haseln liefern fleißig Pollen – Blüte im gesamten Land schon weit fortgeschritten.

Hasel und Erle gehören bekanntlich zu den Baumarten, die sich am wenigsten um die Jahreszeit scheren und deren Blüten sich gerne bereits früh im Jahr bzw. früh im Winter öffnen. Grund dafür ist das wiederholte Erreichen eines entsprechenden Temperaturniveaus, welches die Reifung der pollentragenden Hasel- und Erlenkätzchen vorantreibt. Dieses Temperaturniveau wurde in den zurückliegenden Wochen, im Prinzip seit Beginn des kalendarischen Winters, sehr häufig erreicht. Der erschreckend milde Jahreswechsel hat viel dazu beigetragen, dass die Pollen von Hasel und Purpurerle förmlich über Deutschland „hereingebrochen“ sind. Dabei wurden im Südwesten des Landes innerhalb kurzer Zeit hohe Haselpollenkonzentrationen von über 100 Pollen/m³ erreicht – so früh wie nie zuvor in den letzten Jahrzehnten (soweit eben die Messreihen zurückreichen)! Schnell, im Prinzip viel zu schnell, weitete sich die Haselblüte seitdem in alle Landesteile aus. Selbst ganz im Norden und Osten blüht aktuell zumindest ein Teil der Haseln, im Süden und Westen steht diese in Vollblüte. Nur in den höheren Mittelgebirgslagen und in den Alpen steckt die Haselblüte noch in den Kinderschuhen. An unseren Messstellen wurden in den Tagen seit Neujahr beständig Pollen von vorwiegend Hasel und stellenweise auch Erle gemessen. Bei den Erlenpollen handelte es sich bisher fast ausschließlich um die Pollen der nichtheimischen Purpurerle. Diese kommt nur gepflanzt als Teil des städtischen Grüns vor und führt dort zu lokalen (aber teils beträchtlichen) Belastungen. Die Purpurerle stielt durch ihren frühen Blühbeginn unseren heimischen Schwarz- und Grauerlen die Show, die mit ihrer Blüte um mindesten zwei, drei Wochen der Purpurerle hinterherhinken. Da die milde Westwetterlage mit reichlich Regen verbunden ist, torkelten die Pollenkonzentrationen der letzten Tage häufig auf und ab – pollenfreie Luft gab es in den „Haselvollblüte-Regionen“ allerdings nur bei länger anhaltendem Usselwetter.

Die wankelmütige und milde Wetterlage setzt sich bis zum Wochenende fort, danach geht es mit den Temperaturen bergab und aus Regen- werden Schneeoptionen, teils bis in tiefe Lagen. Der deutlich angezählte Winter versucht also wenigsten ein Comeback.

Wie geht es nach diesem historischen Auftakt der Pollensaison mit dem Pollenflug weiter?

Die Vollblüte der Baum- und Strauchhaseln (Corylus avellana und C. colurna) kämpft sich bis zum Wochenende weiter in Richtung Nordosten voran. Was bis dahin nicht geschafft ist, bleibt aufgrund der zurückgehenden Temperaturen vorerst liegen. Pollenflug und geringe Pollenbelastungen durch Haselpollen können in den kommenden Tagen im gesamten Bundesgebiet auftreten. An Tagen ohne Niederschlag (und mit etwas Sonnenunterstützung) fallen die Belastungen entsprechend intensiver aus, erreichen zeit- und gebietsweise ein mittleres Niveau. Auch hohe Belastungen sind lokal und kurzzeitig nahezu überall möglich. Die höheren Mittelgebirgslagen und die Alpen werden nur durch vereinzelt herbeiwehende Pollen aus den Tieflagen beeinflusst. Hier kehrt nach jetzigem Stand ab Wochenbeginn der Winter ein und stoppt jegliche Vegetationsentwicklung und Freisetzung aus dortigen Pollenquellen.

Für unsere heimischen Erlen (Alnus) ist es noch etwas zu früh. Aber auch hier hat das rekordmilde Winterwetter durchgeschlagen und die Kätzchenentwicklung so weit vorangetrieben, dass es ganz im Süden und Westen praktisch „Spitz auf Knopf steht“, ob sich hier noch vor dem bevorstehenden Temperaturrückgang die ersten Blütenstände von Schwarz- und Grauerle (A. glutinosa und A. incana) öffnen und geringe Pollenmengen freisetzten. Etwas Erlenpollen kann noch von den eingangs erwähnten Purpurerlen (Alnus × spaethii) stammen, deren Blütezeit sich aber schon wieder ihrem Ende nähert. In den meisten Gebieten sind Erlenpollen daher nur sporadisch oder schwach vertreten. An Orten mit mehreren zusammenstehenden und noch blühenden Purpurerlen sind tagsüber bei trockenem Wetter anfangs hohe Belastungen mit Erlenpollen möglich.

Ganz vereinzelt sind Pollen von Zypressengewächsen (Cupressaceae) aus der Mittelmeerregion bei uns in der Luft. Eine allergologische Bedeutung habe diese vereinzelten Pollen nicht. An besonders wärmebegünstigten Orten wie dem Rheinland sind allererste Ulmen- (Ulmus) oder Ahornpollen (Acer) nicht völlig ausgeschlossen.

Der Flug allergener Schimmelpilzsporen ist zwar sehr schwach und allergologisch höchstwahrscheinlich wirkungslos, aber dennoch ungewöhnlich „hoch“ für diese Jahreszeit. Insbesondere Cladosporium und Epicoccum stehen aktuell nicht auf der „roten Liste“, sprich sind messbar in der Luft. Ab Wochenbeginn fließt kältere Luft ein und wird diese Eskapaden vermutlich stoppen.

Matthias Werchan, 11.01.2022

Diese Vorhersage trägt den Namen Jörg. Damit möchten wir an den bekannten Berliner Allergologen und wahrhaftigen Allergieexperten Prof. Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe (1957–2023) erinnern, der vor wenigen Tagen von uns gegangen ist.

 

*** Wir danken der AstraZenca GmbH und der Allergopharma GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel und der Erle für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!

 

Facebook

Twitter

Instagram

 

Alle Informationen sind ohne Gewähr.

Ein vollständiger oder auszugsweiser Nachdruck dieser Vorhersage ist unter Angabe der Quelle erlaubt.

 

 

Archiv