Mittwoch, 15. April 2020 - Dienstag, 21. April 2020
Buche (Fagus)
Eiche (Quercus)
Gräser (Poaceae)
Platane (Platanus)
Rosskastanie (Aesculus)
Birke (Betula)
Esche (Fraxinus)
Hainbuche (Carpinus)
Weide (Salix)
Zypressengewächse (Cupressaceae)
Pappel (Populus)
Zeit des Maximums des Baumpollenflugs - Gräserpollen werfen ihre Schatten voraus
Sonnenliebhaber kamen zu Ostern vielfach voll auf ihre Kosten. Auch die Temperaturen waren bis einschließlich Ostersonntag T-Shirt-tauglich. Einem längeren Osterspaziergang (allein oder zu zweit – wir haben schließlich Corona) schien nichts im Wege zu stehen. Außer… ja außer man ist Baumpollenallergiker. Denn als großer Spielverderber für viele Pollenallergiker erwies sich letztlich die Birke. Angetrieben durch die Frühlingswärme setzte die Birkenhauptblüte nahezu im ganzen (Tief-)Land gleichzeitig ein und dank des Sonnenscheins von früh bis spät gingen auch noch Unmengen an Pollen munter auf Reisen, entsprechende Belastungsspitzen mit Tageswerten von häufig deutlich über 1.000 Pollen/m³ Luft inklusive. Hinzu kamen Eschenpollen in mittleren bis hohen Konzentrationen. In den wärmsten Gegenden des Landes legten zusätzlich die Eichen kräftig los, etwas weniger impulsiv auch die Buchen und erste Platanen. Unter ferner liefen seinen Hainbuche, Pappel, Ahorn und Weide erwähnt, die nur örtlich etwas stärker zum Pollenflug beitrugen. Trocken und „blütenstaubig“ geht es in der neuen Vorhersagewoche weiter, wobei einem warmen Südwesten ein deutlich kühlerer Nordosten gegenübersteht.
Einer der "Big Player" unserer heimischen Pollenemittenten ist und bleibt in den kommenden Tagen die allergene Birke (Betula). Während allerdings die Blüte in den tieferen Lagen des Südwestens und Westens Deutschlands in warmer Frühlingsluft zunehmend ermüdet, bleibt sie weiter östlich und nördlich in kühlerer Luft noch voll aktiv. Entsprechend sind hohe Pollenkonzentrationen im ganzen Land weiter an der Tagesordnung. Nur den Birkenpollenallergikern in den unmittelbaren Küstenregionen wird der Seewind etwas Entlastung bringen. Ausbleibender Regen nimmt weiterhin die Chance, dass Pollen wenigstens gelegentlich mal aus der Luft gewaschen wird. Ob das Pollenkonzentrationsniveau des Osterwochenendes regional nochmals überschritten wird, kann erst nachträglich festgestellt werden. Die Chancen dafür sind zumindest im Osten und Norden noch vorhanden, im Westen und Südwesten dagegen definitiv vorbei.
Die Eschenblüte (Fraxinus) hat nun auch den Norden und Osten Deutschlands erreicht. Einige Stationen melden hier starken Eschenpollenflug. Anderenorts sind zumindest mittlere Pollenkonzentrationen zu verzeichnen. In den kommenden sieben Tagen streut die Esche bei Trockenheit und Sonnenschein unvermindert ihre Pollen ab. Das warme Wetter im Westen und Süden beschleunigt jedoch das Abblühen der dortigen Eschen, wodurch die Pollenkonzentrationen hier tendenziell abnehmen. Im Rest des Landes und in den Bergen schwankt das Belastungsniveau weiterhin zwischen mittel und hoch.
Bei der Hainbuche (Carpinus) sieht es nach einer größtenteils schwachen Saison aus. Die Blüte hat nun auch im Osten und Norden ihren Höhepunkt erreicht, im Westen und Süden sogar schon überschritten. Die in diesem Jahr im Verhältnis zu den Birkenpollen geringe Zahl an Hainbuchenpollen in der Luft dürfte auf alle diejenigen Birkenpollenallergiker, die kreuzreaktiv auf die Allergene der Hainbuchen reagieren, kaum spürbare Auswirkungen haben. Tendenziell nehmen die Belastungen durch Hainbuchenpollen, von kühleren Gebirgslagen und Kältelöchern im Nordosten einmal abgesehen, nicht mehr weiter zu, in den wärmeren Ecken des Landes auch schon wieder ab.
Die Rotbuchen, oder einfacher gesagt, die Buchen (Fagus) und Eichen (Quercus) haben sich in den vergangenen Tagen – wiederum bevorzugt im Westen und Südwesten – schnell und weit entwickelt. Der Pollenflug hat dort Fahrt aufgenommen und verstärkt sich in den Folgetagen noch. Je weiter man in Richtung Osten, Norden und Südosten kommt, desto weniger Eichen und Buchen sind jetzt schon blühbereit. Das eingangs angesprochene Temperaturgefälle zwischen dem Südwesten und dem Nordosten bewirkt auch in den Folgetagen ein eher zögerliches Aufblühen der Bäume in etwa (nord-)östlich der Elbe, westlich davon verläuft die Blühreise mit mehr Tempo. Es deutet sich nach der recht schwachen Eichenblüte im Vorjahr eine intensivere Blüte mit mehr Eichenpollen im laufenden Jahr an. Bei der Buche ist derzeit, nach zwei klimatischen Ausnahmejahren in Folge, die Frage offen, in welcher Intensität Pollenflug stattfinden wird. Sicher ist nur, dass die Pollensaison der Buche begonnen hat. Die Pollen von Buche und Eiche können genau wie die Pollen der Hainbuche über Kreuzreaktionen Einfluss auf Birkenpollenallergiker nehmen und deren Leidenszeit verlängern.
Die Platanenblüte (Platanus) hat begonnen. Ähnlich wie bei den Buchen und Eichen ist stärkerer Pollenflug bisher nur im Westen der Republik gemeldet worden. Aber auch in Städten wie Berlin legt die Platane nun los. Steigende Pollenzahlen sind daher in den nächsten Tagen von dieser klassischen Siedlungsbaumart zu erwarten. Platanen können innerstädtisch für bedeutsamen Pollenflug sorgen, insbesondere im Einflussbereich von Platanenalleen. Die Saison ist meist kurz und intensiv. Das verstärkte Anpflanzen der «stadtklimafesten» Ahornblättrigen Platane (Platanus × hispanica) in vielen Gemeinden Deutschlands könnte hierzulande langfristig zu einer Zunahme von Allergien gegen Platanenpollen führen. Die auch in Südeuropa beliebte und daher häufig gepflanzte Baumart führt dort bereits zu vermehrten klinisch relevanten Sensibilisierungen. Da Platanenpollen in ländlichen Regionen nur selten auftreten, sind insbesondere Stadtbewohner betroffen. Neben den allergenen Pollen können von Platanenbäumen feine Härchen bei der Blatt- und Samenentwicklung abfallen und bei empfindlichen Menschen die Bronchien reizen und Husten auslösen. Eine weitere Siedlungsbaumart, die Rosskastanie (Aesculus), steigt aktuell in den Blütenreigen ein. Allerdings kann sie im Vergleich zur Platane nur mit relativ wenig Pollen aufwarten, der jetzt zu Beginn der Blüte in den klimatischen Vorzugsregionen sowie so noch eher sporadisch auftritt.
Von Pappeln (Populus), Ulmen (Ulmus), Weiden (Salix) sind in den Flachlandregionen nur noch letztere in bedeutender Zahl blühbereit. Ulmenpollen treten kaum noch auf. Auch Pappelpollen haben ihre besten Tage hinter sich. Bestimmte spätblühende Weidenarten können normalerweise bis in den Mai hinein die Fahne oben und den Pollenflug aufrecht halten. Meist verläuft der Pollenflug der Weiden jetzt im April aber nur noch auf recht schwachem Niveau.
Der warmen Witterung geschuldet, hat die Gräserblüte (Poaceae) mit dem Erblühen von frühen Arten/Gattungen, wie Wiesenfuchschwanz (Alopecurus) oder Ruchgras (Anthoxanthum), begonnen. Regional sind ab sofort schwache Belastungen möglich, die lokal, in der Nähe ausgedehnter blühender Bestände, auch immer schon mal stärker ausfallen können. Empfindliche Gräserpollenallergiker sollten daher auf ein Picknick inmitten ungemähter Wiesen mit Ruchgras oder dem auffälligeren Wiesenfuchsschwanz besser verzichten.
Verschiedene Arten der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) blühen hierzulande. Viele Arten sind nun schon verblüht, andere dagegen noch vor ihrer Blüte. Daher sind meist geringe bis maximal mittlere Pollenzahlen in der Luft mit (sehr) begrenztem Einfluss auf Allergiker.
Der Eschenahorn (Acer negundo) befindet sich weiter in seiner Hauptblütezeit. Moderat allergene Ahornpollen werden aktuell und auch in den kommenden Tagen besonders im Osten Deutschlands (Hauptverbreitungsgebiet des Eschenahorns) gemessen. Ansonsten sind einzelne Ahornpollen dieser oder anderer Ahornarten in der Luft.
Früh ist dieses Jahr auch der Raps (Brassica) dran. Weithin sind die Rapsfelder leuchtend gelb aufgeblüht. Rapspollen sind allergologisch relevant, entweichen aber zum Glück in nur geringer Zahl den großflächig vorhandenen Pollenquellen.
Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Sauergräser (Cyperaceae) und der Familie der Rosengewächse (Rosaceae), von der Walnuss (Juglans), der Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), der Erle (Alnus), dem Maulbeerbaum (Morus), dem Ginkgo (Ginkgo), dem Sanddorn (Hippophae), dem Spierstrauch (Spirea) und den Wiesenkräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago).
Die Sporenzahl bedeutsamer allergener Schimmelpilzsporengattungen ist sehr klein und ohne ernstzunehmenden Einfluss auf Sporen-Allergiker.
Matthias Werchan, 15.04.2020
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Corona-Virus und Pollenallergie
Zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den Antworten auf Ihre Fragen zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den wichtigen Hinweisen des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst zum Thema "Kortison" vom 31.03.2020
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Erle, der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle, der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
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