Mittwoch, 11. September 2024 - Dienstag, 17. September 2024
Ampfer (Rumex)
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Wegerich (Plantago)
Beim Pollenflug zieht frühherbstliche Ruhe ein – Ambrosiapollen sind aber noch unterwegs.
Ausgeprägte Hitze beschäftigte bis letzten Sonntag ein vermutlich letztes Mal in diesem Jahr vor allem den Osten und Norden Deutschlands, dabei kam es hier auch zu Temperaturrekorden. Seit Montag strömt nun zunehmend kalte und feuchte Meeresluft durch unser Land und mittlerweile liegen selbst die Tageshöchstwerte unter den Tiefstwerten der vergangenen Tage. Einhergehend mit der Heißluft erlebten weite Teile Deutschland ein fast schon dramatisches Saisonfinale beim Pollenflug. Vor allem von Osten her, ausgreifend bis in den Norden, die Landesmitte und ins Rheinland, kam es über mehrere Tage hinweg zu einem teils rekordverdächtigen Einflug von Ambrosiapollen. Besonders reich mit Ambrosiapollen „gesegnet“ wurden in etwa die Gebiete östlich der Elbe. Dort gab es an mehreren Messstationen die bislang höchsten Ambrosiapollenwerte der dortigen Messreihen. So flogen beispielsweise in Berlin in den sieben Tagen von Dienstag letzter Woche bis zum Montag dieser Woche in etwa so viele Ambrosiapollen, wie Beifußpollen durchschnittlich in einem ganzen Jahr – was für eine Sause! Das damit die Belastungen bis einschließlich Sonntag verbreitet unliebsam hoch ausfielen, sollte wenig verwundern. Der Süden und Südwesten Deutschlands blieben von den marodierenden Ambrosiapollen weitestgehend verschont. Hier kam es nur zu den „üblichen“, verbreitet geringen bis lokal höheren Belastungen im Umfeld blühender Ambrosiabestände. Die bereits fast in Vergessenheit geratenen Beifußpollen kamen im Nordosten und Norden an einigen Tagen mit einem erstaunlichen und für die Jahreszeit unüblichen Peak daher. So wurden besonders am und um den letzten Freitag herum hohe Beifußpollenbelastungen von den dortigen Stationen gemeldet – ein außergewöhnliches Ereignis. Anderswo blieben die Belastungen deutlich niedriger oder es flogen gar keine Pollen mehr (wie im Südwesten). Da aller guten Dinge drei sind, sollte erwähnt werden, dass auch der Pollenflug der Gänsefußgewächse zumindest im Nordosten an einigen Messstationen zwischenzeitlich neue Konzentrationsrekorde aufstellte, sonst im Land aber genauso zahm ausfiel, wie allgemein der Pollenflug von Ampfer und Wegerich. Die Brennnesselgewächse wurden durch die Wärme und das Anströmen der Luft aus Osteuropa nicht mehr „wiederbelebt“, konnten mit höchstens mittleren Pollenkonzentrationen (vor allem in der große Nordhälfte) allenfalls einen gewissen Achtungserfolg für Anfang September vorweisen. Angereichert wurde das Luftstaubgemenge anfangs noch von Pollen der Hanf- und Korbblütengewächse, manchmal auch von Knöterich- oder Rötegewächsen. Abschließend sei erwähnt, dass nach dem Durchgang der Kaltfront am Montag die Luft wie leergeblasen war und nur noch einzelne Ambrosia-, Beifuß- oder sonstige Pollen umherirrten, die in der Menge im größten Teil Deutschlands kaum belastenden Charakter aufgewiesen haben dürften. Beim Sporenflug der Schimmelpilze gab es keine neuen Bestmarken zu vermelden. Ganz ohne waren aber vor allem die Konzentrationen von Alternaria nicht. Die Sporentyp-spezifische Warnschwelle wurde teils bis zum Sonntag in weiten Teilen des norddeutschen Tieflands an mehreren Tagen hintereinander überschritten, weiter nach Süden werkelte Alternaria meist unterhalb des Schwellenwertes. Der Sporenflug von Cladosporium hielt in etwa das Niveau der Vorwoche, Überschreitungen des Schwellenwertes traten, wenn, dann selten und mit wenig Elan auf. Epiccocum-Sporen flogen ebenfalls kaum verändert auf mittlerem bis hohen Konzentrationsniveau.
Nach diesem extralangen Rückblick lässt sich der Ausblick in die aktuelle Vorhersagewoche kurz und bündig in etwa so zusammenfassen: Es herbstelt beim Wetter und beim Pollenflug. Vor allem im äußersten Süden und Südosten wettert es mächtig mit viel Regen und wenig Chancen auf Sonnenschein und Pollenflug.
Das Traubenkraut (lat. Ambrosia) hat bereits seine Zähne gezeigt und wird nach der fulminanten letzten Woche (siehe Rückblick) in den kommenden Tagen wieder deutlich gnädiger mit den Betroffenen umgehen. Leichter Pollenflug und niedrige Belastungen sind bei trockenem Wetter nahezu überall möglich. Darüber hinaus geht es gebietsweise in der Niederlausitz und drumherum oder lokal an Orten mit größeren Ambrosiavorkommen. Vor allem zum Ende des Vorhersagezeitraums könnte mit einer möglichen Wetterbesserung auch wieder etwas mehr Pollen in Umlauf gebracht werden. Zusätzliche Pollen aus „fernen“ Ländern (z.B. Ungarn) dürften angesichts der Windrichtung allerdings kaum bis gar nicht (mehr) den Weg zu uns finden.
Der letztwöchige, unerwartet späte Peak beim Beifußpollenflug (Artemisia) wird sich in der aktuellen Vorhersagewoche nicht wiederholen. Damit „drohen“ den Betroffenen insgesamt nur noch wenige Pollen und ganz überwiegend geringe oder gar keine Belastungen mehr. Sehr kleinräumig können frisch aufgewachsene Beifußstauden auch mal für mittlere Belastungen sorgen. Nach wie vor blühen viele insektenbestäubte Arten von Korbblütlern. Es besteht daher die Möglichkeit, dass in der unmittelbaren Nähe zu Ansammlungen von z.B. Goldrute (Solidago), allergische Kreuzreaktionen bei Beifußpollenallergikern auftreten können, da dann die Pollenkonzentrationen deutlich über dem sonst sehr niedrigen Flächenmittel insektenbestäubter Korbblütlerarten liegen.
Bei den Gräsern (Poaceae) bleiben die Belastungen jahreszeitengemäß weitestgehend niedrig(st). Großräumig mit Schilfrohr (Phragmites) bestandene Ufer und Feuchtgebiete können jedoch weiterhin deren unmittelbare Umgebung über das geringe Level hinaus mit Pollen belasten und empfindliche Gräserpollenallergiker reizen.
Den Pollenflug der Brennnesselgewächse (Urticaceae) kann man sich in den kommenden Tagen bereits an den Hut stecken. Ein letztes Aufgebot an Pollen sorgt für geringe Pollenkonzentrationen. Mit etwas Wärme und Sonnenschein kann mancherorts auch noch ein mittleres Niveau erreicht werden. Die abnehmende Tendenz beim Pollenflug bleibt erhalten.
In abnehmender Häufigkeit fliegen in den kommenden Tagen auch die Pollen der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae). Geringer Pollenflug ist bei längeren Aufheiterungen aber weiterhin vielerorts möglich – zumindest lokal. Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sorgen für sporadischen Pollenflug auf geringem Niveau.
Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner Zahl fliegen, gehören zu Knöterich- (Polygonaceae) oder Rötegewächsen (Rubiaceae), Efeu (Hedera), Hanfgewächsen (Cannabaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Korbblütlern (Asteraceae) oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Kreuzblütlern (Brassicaceae), Springkraut (Impatiens) oder weiteren insektenbestäubten Kräutern in der Luft.
Die Schimmelpilzsporen kommen auch im Frühherbst nicht so schnell zur Ruhe, wie der noch recht ausgeprägte Sporenflug von Alternaria in der letzten Woche gezeigt hat. Allerdings war die zu dem Zeitpunkt vorherrschende Wetterlage außergewöhnlich. Die kommenden, eher kühlen Tage werden daher weniger aufregend und nur selten treten noch Sporenkonzentrationen oberhalb der, für entsprechend Sensibilisierte, Sporentyp-spezifischen Reizschwellen auf. Dies gilt sowohl für Alternaria als auch für Cladosporium. Epicoccum-Sporen fühlen sich auch in herbstlicher Luft wohl und können an trockenen Tagen ein unverändert mittleres bis hohes Konzentrationsniveau halten und damit den Sporenflug von Alternaria übertreffen.
Matthias Werchan, 11.09.2024
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