Gräserpollenflug ebbt weiter ab – die Zeit der Kräuterpollen beginnt.
Hitziges Sommerwetter mit regionalen Unwettern kennzeichnete die zurückliegenden sieben Tage. Außerhalb des Blitz- und Donnerwetters konnten sich Pollen und Schimmelpilzsporen gut verbreiten, Rekordjagden fielen allerdings aus. Allergiker-bedeutsam blieben vor allem Gräserpollen, die meist in mittleren, mal auch in knapp hohen Konzentrationen flogen. Besonders intensiv war der Gräserpollenflug noch in grünlandgeprägten Gegenden im Norden und hier vor allem auf dem platten Land. Bis Mitte Juli haben die Gräser in der Regel bereits 80-90 % ihrer Pollen an die Frau, sprich die weibliche Gräserblüte, gebracht. In etwa auf Konzentrationsniveau der Gräserpollen flogen zuletzt auch die Pollen der Brennnesselgewächse. Hier gab es an vielen Stationen einen leichten Anstieg gegenüber der Vorwoche. Dahinter reihten sich Linden- und Esskastanienpollen ein, mengenmäßig fast unverändert gegenüber der Vorwoche – zwischen Einzelpollen und vereinzelt hohen Konzentrationen. Neben den Dauerbrennern unter den Kräuterpollen – Ampfer und Wegerich – standen zudem geringe Mengen an Pollen der Gänsefußgewächse und hin und wieder einzelne Beifußpollen auf dem Programm. Die Schimmelpilze waren speziell mit ihren beiden Vertretern Cladosporium und Alternaria im Fokus der Allergiebetroffenen. Sporentyp-spezifische Reizschwellen wurden häufig, aber nicht (überall) durchgehend, überschritten. Immer wieder traten im Zuge des Erntegeschehens auf den Feldern tage- oder stundenweise (oft nachmittags und abends) deutliche Belastungsspitzen durch Alternaria-Sporen auf.
Abseits eines intensiven Hitzefests am kommenden Samstag gehen die Vorhersagewoche im Allgemeinen zwar warm aber nicht übermäßig heiß über die Bühne, wobei der Nordwesten in der frischesten Luft verbleibt. Die Regenerwartung ist dabei speziell in einen breiten Streifen quer über die Landesmitte vom Südwesten bis in den Nordosten nur sehr gering. Der Pollenflug wird trotz guter Bedingungen nicht allzu üppig ausfallen, ganz im Gegensatz zum Sporenflug.
Wie eingangs erwähnt, sind die Gräser (Poaceae) saisonal bereits weit jenseits ihres Zenits. Die restlichen 10 bis 20 % der Pollen der diesjährigen Saison verteilen sich über viele Wochen hinweg in der Luft. Während der nächsten sieben Tage ebbt der Gräserpollenflug allmählich ab. Mittlere Belastungen werden zwar häufig erreicht, hohe allerdings nur noch selten bzw. an immer weniger Orten. Belastungs-Hotspots sind weiterhin naturnahe Wiesen, speziell im Norden des Landes, von den mittleren Berglagen an aufwärts und lokal auf Wiesen und Weiden mit reichlich spätblühenden oder wiedererblühten Gräsern, wie Weidelgras (Lolium). Auf Maisfeldern (Zea mays) in den Tieflagen abseits der Küstenregion können erste Pflanzen zu blühen beginnen und vereinzelte Maispollen auftreten. Diese reizen Gräserpollenallergiker genauso wie die herkömmlichen Gräserpollen der wilden Verwandten.
Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) gehen nahezu unverändert in die neue Vorhersagewoche. Weiterhin ist mit geringem bis mittlerem Pollenaufkommen zu rechnen, punktuell auch mit mehr. Gräserpollenallergiker könnten durch die Pollen des Wegerichs über allergische Kreuzreaktionen beeinträchtigt werden. Über mögliche unangenehme Begleiterscheinungen des Ampferpollenflugs ist in Deutschland kaum etwas bekannt. Allergiesymptome lassen sich jedoch nicht völlig ausschließen.
Die aktivste Zeit der Brennnesselgewächse (Urticaceae) liegt noch vor uns. In den kommenden Tagen sind leichte Zuwächse beim Pollenflug in allen Landesteilen zu erwarten, womit dann die Gräser größtenteils auf den zweiten Platz im Pollenranking verwiesen werden dürften. Die Konzentrationen liegen verbreitet auf einem mittleren bis hohen Niveau. Die große Trockenheit und zusätzliche Hitze der vergangenen Wochen hat vor allen den Brennnesseln (Urtica) vielerorts stark zugesetzt, womit sich speziell in der nördlichen Landesmitte und im Nordosten eine unterdurchschnittliche Saison andeutet. Das deutschlandweit noch recht seltene Glaskraut (Parietaria) kommt als mediterrane Gattung deutlich besser mit trocken-heißen Sommern zurecht, wird dadurch in der Ausbreitung sogar begünstigt. Glaskraut hat eine hohe allergologische Relevanz, wohingegen die Brennnessel unauffällig(er) ist.
Die Linden- (Tilia) und Esskastanien-Blüte (Castanea) lässt nun rasch nach bzw. zieht sich an kühlere Orte abseits städtischer oder sonstiger Wärmeinseln zurück. Damit nehmen beide Pollentypen in der Menge tendenziell ab und mittlere oder gar hohe Pollenkonzentrationen bekommen Seltenheitswert. Geringer Pollenflug begleitet uns allerdings weiterhin durch die nächsten Tage, besonders beständig ausgeführt durch die Linde.
Viele Arten aus der Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) haben zu blühen begonnen und lösen geringen Pollenflug aus. Im direkten Umfeld ruderaler Standorte mit größeren Vorkommen von Melde (Atriplex) und Gänsefuß (Chenopodium) ist der Pollenflug mitunter stark und kann möglicherweise Allergiesymptome hervorgerufen. In Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, sind die dortigen Vertreter der Gänsefußgewächse wichtige Allergieauslöser. Aufgrund der geringen Pollenzahlen hierzulande, hält sich die potenzielle Allergiegefahr im Allgemeinen in Grenzen.
Der Beifuß (Artemisia) beginnt zu blühen. Zaghafter Pollenflug kann in den kommenden Tagen vor allem im Westen, Südwesten und der Landesmitte zu ersten geringen Belastungen führen. Wiederum gilt: Die Umgebung größerer blühender Beifußbestände kann bereits stärker pollenbelastet sein.
Zu den oben genannten Pollentypen kommen allererste Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia), speziell in der Niederlausitz und Umgebung, sowie gelegentlich Pollen von Hanf – Hanfgewächsen (Cannabis – Cannabaceae) und immer wieder ein paar Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Zahlreich blühen die unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter. Daher können sporadisch auch Pollen von z.B. Natternkopf (Echium), diversen Korbblütlern (Asteraceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) oder Doldenblütlern (Apiaceae) in unseren Pollenflugmessgeräten und auch überall sonst auftauchen. Leichter Kieferpollenflug (Pinus) kann von der langsam nachlassenden Latschenkieferblüte (P. mugo) in den Hochlagen verursacht werden. Einzelne Pollenkörner schaffen es auch in die Tieflagen.
Der Sporenflug allergener Schimmelpilze hat Saison. Hohe Konzentrationen von Cladosporium und Alternaria können jederzeit auftreten, insbesondere in Regionen, die durch Ackerbau dominiert werden (praktisch alles von der Landesmitte nordwärts). Auch saisonale Spitzenwerte sind lokal möglich. Schönwetterperioden nach vorangegangenen Regenfällen gelten dabei meist als besonders Cladosporium-trächtige Zeiten – also aufgepasst im aktuell noch regenfeuchten Süden und hohen Norden. Der Sporenflug von Epicoccum kann sich auf ein weithin schwaches bis mäßiges Konzentrationsniveau intensivieren fällt aber im direkten Vergleich zu Alternaria und erst recht zu Cladosporium schwach aus.
Matthias Werchan, 12.07.2023
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!