Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Henriette

Mittwoch, 21. Juli 2021 - Dienstag, 27. Juli 2021

Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Drei Alternaria-Sporen (Keulenfrom) aus einem Tagespräparat der Berliner Referenzmessstelle unter 400-facher lichtmikroskopischer Vergrößerung © Matthias Werchan

Wenig Veränderungen gegenüber der Vorwoche – Maximum des Sporenflugs möglich

Seit dem vergangenen Wochenende ist es endlich etwas ruhiger geworden bei Wetter, Katastrophenmeldungen gab es wahrlich genug. Glücklicherweise zeigte sich der Pollenflug wenig katastrophal und verlief eher in ruhigen Bahnen. Als allergener Hauptbelastungspollen musste weiterhin Gräserpollen herhalten, wenngleich der Gräserpollenflug häufig zwischen schwach und mäßig wechselte, ganz vereinzelt aber auch stark ausfiel. Die Pollenflugtendenz zeigte insgesamt leicht nach unten. Beim Beifuß blieben die allermeisten Pollen noch immer in ihren Blüten und sammelten Kraft für ihren, demnächst beginnenden „Hochzeitsflug“. Schwacher Pollenflug wurde jedoch an immer mehr Stationen registriert. Deutlich verstärkt hatte sich lediglich der Pollenflug der Brennnesselgewächse, die mittlerweile klar den Pollenflug dominieren. Der Sporenflug von Alternaria belastete insbesondere das nordöstliche Deutschland über mehrere Tage hintereinander stark. Ansonsten ging es zwar gemäßigter zu, aber gerade seit dem vergangenen Wochenende bekam der Alternaria-Flug überall neuen Schwung. Der Sporenflug von Cladosporium fiel insgesamt schwächer aus als in den beiden Vorwochen. Die höchsten Werte der zurückliegenden Tage wurden auch hier im Nordosten des Landes gemeldet.

Bis einschließlich Freitag (in der Mitte und im Osten auch bis Samstag) schlägt das Wetter einen niederschlagsfreien Kurs ein, einhergehend mit meist guten Bedingungen für den Pollen- und Sporenflug. Danach übernimmt wieder Gewitterluft und gebietsweiser Starkregen die Regie, der für zeitweilige Entspannung bei Allergiebetroffenen und neue Anspannungen bei Hochwasserbetroffenen führen kann.

Die Gräserblüte (Poaceae) ist jetzt, Ende Juli, nicht mehr annähernd so stark wie noch einige Wochen zuvor. Dennoch finden Gräser dieses Jahr aufgrund des reichlich vorhandenen Regens gute Wachstumsbedingungen vor, wovon auch die spätblühenden Arten profitieren, die aktuell zur Blüte schreiten, wie z.B. das Hundszahngras (Cynodon), die Borstenhirse (Setaria) oder verschiedenste Ziergräserarten. Auch die Zweit/Nachblüte zeitlich früher blühender Arten kann, anders als in den vergangenen trocken-heißen Sommern, auf das vorhandene Nass zurückgreifen und dadurch kräftiger ausfallen. Damit bleiben Gräserpollen weiterhin in der Luft präsent mit bis zu mäßigen Konzentrationen. Selbst hohe Konzentrationen sind noch nicht gänzlich vom Tisch, betreffen vor allem die Tage bis Samstag und besonders Regionen mit vielen naturnahen Wiesen, lichten und grasreichen Wäldern oder zahlreichen ungemähten Feldrainen und generell die später blühenden Gebirgswiesen. Die Pollenflugtendenz ist zumindest zeitweilig seitwärtsgerichtet.
Hinzu kommt die sich ausweitende Maisblüte (Zea mays). Damit besteht ein zunehmendes Symptomrisiko im direkten Umfeld (windabgewandte Seite) der Maisfelder. Gräserpollenallergiker sollten vor allem den Aufenthalt in blühenden Feldern unbedingt vermeiden, da beim Berühren der Pflanzen unter Umständen große Pollenmengen von oben herunterfallen und zu starken Symptomen führen können. In einigen duzend Metern Entfernung von den Feldern verringern sich die Pollenkonzentrationen sehr rasch und die schweren Maispollen treten meist nur vereinzelt in der Luft auf.

Dort wo man sie gedeihen lässt (z.B. auf Brachen, Halden oder Wegrändern), haben sich Beifußpflanzen (Artemisia) mittlerweile zu mächtigen Stauden entwickelt. In den kommenden Tagen lebt vor allem die Blüte des weit verbreiteten Gemeinen Beifußes (A. vulgaris) an immer mehr Standorten auf und die Belastungen mit Beifußpollen können bereits gebietsweise mäßig ausfallen, speziell in den Tieflagen von Nord- und Ostdeutschland. Ansonsten sollte es über geringen Beifußpollenflug im übrigen Flachland und sporadischem Flug in den höheren Gebirgslagen noch nicht hinausgehen. Wie immer gilt, dass im Umfeld größerer, blühbereiter Bestände die Pollenbelastungen teils deutlich höher ausfallen können als allgemein in der Fläche.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) besiedeln ähnlich Standorte wie der Beifuß (Brachflächen) und führen dort in den kommenden Tagen zu signifikanten, kleinräumigen Belastungen. In der Fläche bleiben die Pollenkonzentrationen allerdings weiterhin recht unbedeutend, meist schwach bis maximal mäßig, aber in der Tendenz zunehmend.

Auf die schiere Menge gerechnet, belegen die Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) mit ihren beiden Gattungen Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode vor allen anderen Pollentypen den 1. Platz im Luftstaub. Hohe Pollenkonzentrationen im Bereich der jährlichen Höchststände sind vor allem an den trockenen Tagen bis zum Wochenende in weiten Teilen Deutschland möglich. Während Brennnesseln landauf, landab an nahezu jeder Ecke gedeihen, suchen sich Glaskräuer bevorzugt warme Innenstädte oder andere wärmebegünstigte Orte zum Wachsen aus. Der Anteil der als (im Mittelmeerraum besonders) allergen geltenden Glaskrautpollen in der Luft kann allerdings nur vage anhand der Größe der Vorkommen geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit zwischen Glaskraut- und Brennnesselpollen ist unter dem Mikroskop nicht möglich.

Die beiden Grünlandbegleiter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sind mehr oder weniger gleichbleibend aktiv. Neue Blüten werden auch nach einer Mahd schnell wieder gebildet, sodass die Pollenkonzentrationen unter Schwankungen flächig in etwa zwischen schwach und mäßig liegen. Auf üppig blühenden Wiesen kann die Zahl der Wegerichpollen mittlerweile die Zahl der Gräserpollen (deutlich) übersteigen. Da sich Wegerichpollen kreuzreaktiv zur Gräserpollen verhält, ist hierbei von einer gewissen Relevanz des Wegerich-Pollenflugs für Gräserpollenallergiker auszugehen. Die Rolle von Ampferpollen am Allergiegeschehen ist schwierig zu beurteilen, wird, falls vorhanden, wahrscheinlich häufig ebenfalls einer Gräserpollenallergie zugeschrieben.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae), oder Arten wie dem Natternkopf (Echium), diversen Labkräutern (Galium – Rubiaceae), Büschelschön (Phacelia), usw. Auch allererste Ambrosia- (dt. Traubenkraut) und Hopfenpollen (Humulus – Cannabaceae) surren durch die Luft. Daneben sind stellenweise noch etwas Linden- (Tilia) und Esskastanienpollen (Castanea) messbar, sowie vereinzelt Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae).

Der Flug von Schimmelpilzsporen der beiden allergologisch bedeutsamen Gattungen Cladosporium und Alternaria bleibt in den kommenden Tagen weiter stark, bzw. nimmt auch im Westen und Süden (wieder) zu. Große Sporenwolken werden durch die Getreideernte aufgewirbelt. Diese Wolken breiten sich weiträumig aus und transportieren große Sporenmengen (inklusive der Bruchstücke der Pilzhyphen) bis in die Städte hinein. Die Bruchstücke gelten ebenfalls als allergen, werden aber nicht systematisch von uns erfasst. Wir befinden uns in den kommenden Tagen (vor allem während der trockenen Zeit bis zum Wochenende) im Bereich der jährlichen Maximalwerte. Das Allergierisiko ist unverändert hoch! Die allergologisch ebenfalls relevante Sporengattung Epicoccum ist ebenfalls häufig in der Luft. Der Sporenflug erreicht bei diesem Sporentyp allerdings nicht die Konzentrationen der beiden erstgenannten Typen. Zusätzlich „bevölkern“ derzeit zahlreiche weitere Sporenarten die uns umgebende Außenluft in unterschiedlichsten Konzentrationen. Genauere Angaben liegen hierzu jedoch nicht vor.


Matthias Werchan, 21.07.2021


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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