Mittwoch, 31. Juli 2019 - Dienstag, 06. August 2019
Beifuß (Artemisia)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Kräuterpollen und Schimmelpilzsporen (weiter) sehr zahlreich.
Die vergangene Woche war aufgrund der rekordhohen Temperaturen für viele Menschen unseres Landes gleichermaßen belastend, hinzu kam für die Gruppe der Allergiker die Belastungen durch das Ansteigen der Kräuterpollen- und Pilzsporenkonzentrationen. Inzwischen hat die Hitze nachgelassen und „überraschender Weise“ fällt sogar gelegentlich Regen – es „droht“ uns also vorerst normales mitteleuropäisches Sommerwetter. Einhergehend hat der Beifuß (Artemisia), seinem ebenfalls normalen Entwicklungszyklus folgend, in weiten Regionen des Tieflands damit begonnen, seine allergenen Pollen in größerer Zahl freizusetzen – die Hauptblütezeit hat begonnen. Dabei sind ab sofort in größeren Gebieten starke Belastungen möglich, bevorzugt im Norden und Osten des Landes wo Beifuß klassischer Weise höhere Pollenkonzentrationen in der Luft hervorruft, als im weiter Richtung Süden und Südwesten, wo Beifußpollen meist schwach bis mäßig und nur örtlich stark belasten. Die Konzentrationen erreichen nun allgemein rasch ihre jährlichen Maximalwerte, so dass in den nächsten Tagen in vielen Tieflandregionen bereits eine Art Plateau in der Pollenflugintensität erreicht sein dürfte. Anderenorts werden die Konzentrationen bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums noch weiter ansteigen, insbesondere dort, wo bisher erst der kleiner Teil der Pflanzen bzw. der Blüten ausgereift ist, so z.B. im Mittelgebirgsraum. Orte mit größeren Beifußbeständen sollten Betroffene möglichst meiden, da Beifußpollen in der unmittelbaren Nähe ihres Herkunftsortes besonders zahlreich auftreten und sich deren Zahl mit größerer Entfernung zu diesen Quellen rasch verringert. Als ruderale Arten siedeln die beiden Hauptvertreter des heimischen Beifußes, der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) und der Feld-Beifuß (A. campestris), häufig auf Halden, Erdhaufen, Uferböschungen und Bahndämmen, an Weg- und Feldrändern und auf Brachflächen. Dabei blüht der Gemeine Beifuß meist einige Tage vor dem Feld-Beifuß.
Noch allergener als die Pollen des Beifußes sind die Pollen eines aus Nordamerika eingeschleppten invasiven „Neubürgers“, des Traubenkrauts (meist besser bekannt unter dem lat. Begriff: Ambrosia oder dem engl. Begriff: Ragweed). Es besiedelt ähnliche Biotope wie der Beifuß und ist zusätzlich noch sehr konkurrenzstark in bestimmten Ackerkulturen, wie z.B. Sonnenblumenfeldern, wo in den Hauptbefallsregionen, speziell im Südosten von Brandenburg schnell viele hundert oder gar tausende Pflanzen pro Hektar heran wachen können. Entsprechend treten hier schon seit Jahren die deutschlandweit höchsten Ambrosiapollenkonzentrationen auf, die dann auch die Pollenzahlen einer gewöhnlichen Beifußpollensaison (weit) übertreffen. Aktuell werden selbst an Schwerpunkten der Ambrosiaverbreitung noch vergleichsweise wenig Ambrosiapollen gemessen. Die Blütenstände befinden sich größtenteils noch in der Entwicklung. Allerdings nehmen die Konzentrationen allmählich zu und nahe bzw. innerhalb der Verbreitungszentren belasten Ambrosiapollen zunehmend mäßig, im Verlauf möglicherweise auch schon stark. Im großen Rest des Landes können Ambroisapollen hin- und wieder gering belasten, ganz im Norden und Nordwesten bleiben Ambrosiapollen die Ausnahme. Über Kreuzreaktionen sind Beifußpollenallergiker häufig auch durch das Vorhandensein von Ambrosiapollen von Allergiesymptomen betroffen.
Zu den Gräsern (Poaceae) lässt sich nicht viel Neues schreiben. Noch blühen einige Arten bzw. beginnen, nach Regeneration infolge gelegentlicher Regenfälle nach vorhergehender langer Trockenzeit, mit einer schwachen Nachblüte. Dadurch können weiterhin schwache Gräserpollenbelastungen auftreten. Im höheren Bergland belasten die Gräser noch recht häufig auf bis zu mäßigem Niveau, in Tieflagen nur noch an einzelnen Tagen und dort besonders in den ländlichen Gebieten. Hinzu kommen auf dem „platten Land“ die Maisfelder (Zea mays), die aktuell verbreitet blühen und mit ihren großen und schweren Pollen die unmittelbare Umgebung bestreuen. Gräserpollenallergiker sollten den Aufenthalt in den Feldern unbedingt vermeiden, da beim Berühren der Pflanzen große Pollenmengen von oben herunter fallen und zu starken Symptomen führen können. In einigen duzend Metern Entfernung von den Feldern verringern sich die Konzentrationen sehr rasch und Maispollen treten meist nur vereinzelt auf.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) streuen selbst in ihrer aktuellen Hauptsaison nur vergleichsweise wenig Pollen in der Luft. Eine größere allergologische Relevanz besteht bei diesen wenigen Pollen meist nur punktuell in der Nachbarschaft größerer Bestände von Gänsefuß (Chenopodium), Melde (Atriplex) und Amaranth (Amaranthus). Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen.
Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae) dominieren den Pollenflug des beginnenden Spätsommers. Brennnesseln (Urtica) wachsen nahezu überall und ihre sehr kleinen Pollen verteilen sich gut im gesamten Land (Siehe Foto). Daher bleiben uns auch in den nächsten Tagen die hohen Brennnesselpollenkonzentrationen erhalten. Brennnesselpollen gelten als weitestgehend harmlos für Pollenallergiker, was zumindest bei einigen Betroffenen mit Allergiesymptomen zu diesem Zeitpunkt der Pollensaison auch auf eine unzureichende Allergiediagnostik zurückzuführen sein kann. Allerdings gehören zur Familie der Brennnesselgewächse auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden. Das zunehmend wärmere Klima fördert die Ausbreitung des Glaskrauts in unseren Breiten.
Die Intensität des Pollenflugs der beiden Kräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) ist nur schwach. Teils sind besonders Ampferpollen kaum noch messbar. Beide Arten hatten mit der langandauernden Trockenheit zu kämpfen. Mit den durchziehenden Regenfällen können sich die Pflanzen erholen und der weitere Rückgang der Pollenzahlen wird gestoppt. Ein allergologischer relevanter Einfluss durch eine der beiden Gattungen ist trotzdem nicht mehr zu vermuten.
Hopfenpollen (Humulus) sind von nun an im Tiefland überall mal in der Luft. Die optisch ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis) sind ebenfalls dabei. Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide besitzen moderat allergenen Pollen. Die Pollenzahl der beiden Arten in der Luft ist in der Fläche gesehen relativ gering, wodurch Allergiesymptome die Ausnahme bilden dürften. Dort wo Hanf angebaut wird (z.B. in der Uckermark in Brandenburg) oder Hopfen in größerer Zahl wächst (z.B. feuchte, stickstoffreiche Weg- und Waldränder) ist die Pollenzahl mitunter (deutlich) größer und Allergiesymptome stärker.
Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Esskastanie (Castanea), zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Binsengewächsen (Juncaceae) und Doldenblütlern (Apiaceae). Zahlreich blühen weitere insektenbestäubten Kräuter, neben Beifuß und Traubenkraut beispielsweise zahlreichen weitere Korbblütler (Asteraceae) wie die Goldrute (Solidago).
Schimmelpilzsporen-Allergiker sind weiterhin teils sehr hohen Konzentrationen der beiden allergologisch bedeutsamen Sporengattungen Alternaria und Cladosporium ausgesetzt. Wir befinden uns auch in den kommenden Tagen im Bereich der jährlichen Maximalwerte. Das Allergierisiko bleibt unverändert hoch. Gerade durch das Abernten von Gerste, Weizen, Raps und Co. werden immer wieder große Sporenmengen in die Luft geschleudert und weithin (auch bis in die Städte hinein) verfrachtet. Die allergologisch ebenfalls relevante Sporengattung Epicoccum bleibt vorerst noch weit hinter der Belastungsintensität der erstgenannten Sporengattungen zurück. Sie erlangt eine gewisse Relevanz im Übergang zwischen Sommer und Herbst.
Matthias Werchan, 31.07.2019
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
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