Während man die vergangenen Tage phänologisch und witterungsbedingt durchaus als eine pollenflug-technisch „lahme Ente“ bezeichnen kann, steht den Allergikern zum Frühlingsanfang nun die nächste „Pollenwelle“ ins Haus - die Blüte der Birke (Betula) beginnt. Einzelne frische Birkenpollen zeigten sich bereits in einigen westdeutschen Pollenfallen. Mit den zumindest vorübergehend etwas frühlingshafteren Temperaturen im Zusammenspiel mit Sonnenschein und ausbleibenden Niederschlägen werden rasch deutlich höhere Konzentrationen messbar werden. So erwarten wir in großen Teilen des westdeutschen Flachlandes, den Rhein und die Donau entlang und innerhalb städtischer Wärmeinseln bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums eine teils rasche Verstärkung möglicher Beschwerden durch Birkenpollen bis in den Bereich hoher Werte. In den meisten anderen Gebieten des Flachlandes befinden sich die pollentragenden Kätzchen noch in der Ausreifung und die Pollenbelastung bleibt in den nächsten Tagen gedämpft. Zusätzlich verlangsamen kühlere Temperaturen zu Beginn der neuen Woche die Entwicklung, so dass die eingangs angesprochene Welle zumindest in den kommenden sieben Tagen keine Rekorddimensionen annehmen dürfte. Im Bergland und im Alpenraum sind allenfalls ferntransportierte Birkenpollen ein Thema.
Der Birke ein paar Tage voraus sind die heimischen Eschen (Fraxinus excelsior). Die Belastungen sind jedoch bisher verhalten, können aber mit dem aktuellen Temperaturanstieg schnell warnrelevante Schwellen überschreiten. Dabei tut sich zeitlich - wie so oft - der Westen und Südwesten Deutschlands hervor, wo bereits mehr Bäume ihre Staubfäden in die Luft halten, als im Rest des Landes (Wärmeinseln ausgenommen), wodurch hier im Vorhersagezeitraum verbreitet mittlere, lokal auch schon hohe Belastungen möglich sind. Ansonsten bleiben niedrige Konzentrationen noch die Regel und mittlere bilden die Ausnahme. Die Esche gehört zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae) und ist allergologisch eng mit der Olive (Olea) verwandt, die im Mittelmeerraum im April-Mai vielen Pollenallergikern Probleme bereitet. Hierauf sollten auch die in Deutschland wohnhaften Eschenpollenallergiker achten, sofern sie einen Urlaubstrip an die Mittelmeerküste planen. Auch die Blüten der – mit der Birke eng allergologisch verwandten – Hainbuche (Carpinus) können den ansteigenden Temperaturen nicht mehr wiederstehen und starten in den kommenden Tagen mit der Pollenfreisetzung, beginnend im Rheinland und den Großstädten, bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums auch darüber hinaus.
Die Blüte der Schwarzerle (Alnus glutinosa) und der Hasel (Corylus) ist im gesamten Tiefland und bis in die mittleren Lagen der meisten Mittelgebirge abgeschlossen, wodurch sich immer kleinere Mengen dieser Pollen in der Luft aufspüren lassen. Die höheren Mittelgebirge im (Süd-)Osten und die Alpenregion bleiben als letzte Reservoire für die Pollenfreisetzung auch in den nächsten Tagen noch erhalten. Dort sind lokal weiter auch hohe Konzentrationen möglich, die spürbare Belastungen verursachen können.
Immer mehr Arten von Pappeln (Populus), Weiden (Salix) und Ulmen (Ulmus) blühen und sorgen für mehr oder weniger steten Pollenflug. Andere Arten dieser drei Gattungen kommen in den nächsten Tagen bzw. Wochen noch hinzu oder haben ihre Blüte auch schon wieder beendet. Der Pollenflug bewegt sich in den kommenden Tagen bei ausbleibenden Niederschlägen meist über dem Niveau der Vorwoche. Am Alpenrand und in den Gebirgslagen liegen die Pflanzen phänologisch noch zurück und der Pollenflug beginnt hier gerade erst. Pollen von Pappel, Weide und Ulme lösen deutlich seltener Allergien aus, als beispielsweise die jetzt in Erscheinung tretenden Pollen der Eschen und Birken. Dennoch können bei einigen Pollenallergikern Allergiesymptome auch in Zusammenhang mit Weiden- und Pappelpollen auftreten, speziell an Orten mit ausgedehnten Vorkommen dieser Gattungen, wobei die Pappelblüten generell die meisten Pollen hervorbringen können.
Die Eibenblüte (Taxus) ist vorüber. Nur noch einzelnen Pollen dieses Typs sind in der Luft, am ehesten in Richtung südöstlicher Mittelgebirgsraum.
Die Blüte der Zypressengewächse (Cupressaeceae) hat bei einigen Arten und in den klimatisch begünstigten Regionen eingesetzt und breitet sich allmählich in immer mehr Regionen aus. Die Zahl dieser Pollen nimmt daher in vielen Landesteilen zu, unterstützt durch gelegentliche Ferntransporte aus dem Süden Europas, wo dieses Jahr stellweise Rekordwerte beim Pollenflug verzeichnet wurden. Die Pollen einiger Arten der Zypressengewächse, beispielsweise die der Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens) oder die der Arizona-Zypresse (Cupressus arizonica) gelten im Mittelmeerraum als bedeutende Allergieauslöser. In Deutschland sind diese Zypressenarten meist nur im Siedlungsbereich als Zierpflanzen anzutreffen.
Der windblütige Silberahorn (Acer saccharinum) kann dort, wo er angepflanzt wurde, für schwachen Ahornpollenflug sorgen. Seine Pollen gelten als moderat allergen. Dazu gesellen sich die Pollen des invasiven Eschenahorns (Acer negundo) der sich vorwiegend in Ostdeutschland ausgebreitet hat. Dessen Blüten sind ebenfalls windbestäubt, so dass während der Vollblüte reichlich Pollen produziert und abgegeben werden können. Auch Eschenahornpollen gelten als zumindest moderat allergen.
Schimmelpilzsporen sind in der Außenluft nach wie vor nur in unbedeutender Zahl unterwegs und stören nicht.
Matthias Werchan, 20.03.2019
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel, der Erle, der Esche und der Birke für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationen der Erle und der Birke in der Luft in Europa finden Sie hier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!