Sonne satt lässt die Pollen fliegen – Erlenpollenflug flaut aber ab.
Nach wochenlag feuchtem, recht mildem und unbeständigem Wetter im Februar drehte sich seit Märzbeginn der Spieß um. Ruhiges und kühles Hochdruckwetter dominierte und hielt Tiefausläufer auf Abstand. Nach anfänglich dichten Wolken insbesondere im Osten und Südosten setzte sich nach und nach im ganzen Land die Sonne durch. Damit einher gingen die Pollenzahlen jedoch nicht allzu sehr nach oben, da die recht kalte Luft die Pflanzenentwicklung hemmte und fehlender Wind den Pollen wenig Auftrittsmöglichkeiten bot. Deutliche Belastungen gingen nach wie vor von der Erle aus, hatten allerdings nicht allzu viel Gewicht. Die Pollenkonzentrationen flatterten zwischen mäßig und hoch hin und her. Saisonale Spitzenkonzentrationen wurden keine erreicht, lassen sich rückblickend eher auf die Zeit um Mitte Februar datieren. Neben der Erle spielte vor allem die Eibe mit und belastete zwischen schwach und stark, je nach lokalen Gegebenheiten (Zahl der Eiben), Blühstatus (in Blüte oder abgeblüht) und Witterung (neblig-kalt und windstill oder sonnig mit etwas Wind). Die Pollen der Hasel versank in den Tieflagen in die Bedeutungslosigkeit. Etwas häufiger bzw. steter flogen vor allem die Pollen der Pappel, im milderen und sonnenscheinverwöhnteren Westen setzte regelmäßiger Weidenpollenflug ein. Pollen der Zypressengewächse spielten lokal eine kleine Rolle, nahmen sonst eine eher abwartende Haltung ein – die Blüte der allermeisten Arten dieser Familie ließ weiter auf sich warten. Auch Esche und Birke blieben hierzulande inaktiv.
In den kommenden Tagen scheint sich das Hoch über Deutschland „festzufressen“ und sorgt meist für viel Sonnenschein bei durchschnittlichen Temperaturen. Niederschlagssignale sind dementsprechend dürftig gesät. Der Wind frischt etwas auf und sorgt zusammen mit der Dauersonne für ansprechendes Wetter, zumindest aus Sicht der pollentragenden Pflanzen.
Unter den sonnigen Witterungsbedingungen der nächsten sieben Tage kann die Erle (Alnus) weiterhin einiges an Pollen hervorkramen und beständig mäßig belasten. Eine Ausnahme bilden die Tieflandsregionen im Südwesten und Westen, wo es praktisch keine blühenden Erlen mehr gibt (geringe Belastung), sowie die mittleren Lagen der Gebirge und der äußerste Norden der Republik, wo es teils noch viele blühende Erlen gibt, die ihre Umgebung entsprechend mit Pollen „einsauen“ können (teils hohe Belastung). Insgesamt nähert sich die Erlenpollensaison peu a peu ihrem Ende und fällt damit weniger intensiv aus, als noch vor Saisonbeginn vermutet.
Der Hasel (Corylus) sei an dieser Stelle ein letzter Gruß bescheinigt. Im Tiefland und den unteren Gebirgslagen hat es sich bereits „ausgehaselt“. Die letzten umherfliegenden Pollenkörner stören kaum. Nur in den Höhenlagen oberhalb von 800-1000 m ü.NN ist mäßiger Haselpollenflug einzukalkulieren, sowie sehr lokal im Tiefland im Umfeld blühender Korkenzieherhaseln (einer spätblühenden Gartenvarietät der heimischen Hasel).
Der Eibenpollenflug (Taxus) schwächelt in den nächsten Tagen insbesondere im milden Süden und Westen deutlich. Hier steht die Blüte kurz vor ihrem Ende. Und da sich Eibenpollen bei uns nur aus einer einzigen Quelle, sprich einer einzigen Pflanzenart, speisen, kommt nach dem Abblühen dieser Art auch nichts mehr dahinter. Einzig zugereister Eibenpollen aus dem Norden und Osten kann an Rhein und Ruhr für seichten Eibenpollenflug sorgen. Im besagten Norden, Osten und in etwas höher gelegenen Gebieten bildet die Eibe bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode weiterhin einen substanziellen Teil des Pollenspektrums mit teils hohen Belastungen in der Umgebung blühender Pflanzen.
Immer aktiver werden in den kommenden Tagen im gesamten Land die Pappeln (Populus), die zumindest im Flachland und den unteren Mittelgebirgslagen verbreitet aus ihrer Winterruhe erwachen. Besonders im temperaturbegünstigten Südwesten, Süden und Westen lassen sich Pappelpollen in größerer Zahl erhaschen. Dort dürfte es aufgrund der meist sehr guten Pollenflugbedingungen zügig in Richtung eines ersten saisonalen Höchststandes gehen. Pappeln sind klassische Windbestäuber und produzieren genügend Pollen, um die Konzentrationen (zumindest regional) in Richtung des Niveaus einer schwachen Birken- oder Erlenblüte zu treiben. In der kühleren Osthälfte und im Norden des Landes steht die Pappelblüte ganz am Anfang. Eine stetige Zunahme der Pollenkonzentrationen bis auf ein mittleres Niveau ist jedoch auch hier möglich. Allergiesymptome durch Pappelpollen sind möglich, werden zumindest in der Fachliteratur beschrieben. Durch die im Mai/Juni in der Luft befindlichen Samen (Pappelwatte) der Pappel droht übrigens keine Allergiegefahr.
Neben der durchstartenden Pappel betritt die Weide (Salix) in den Tieflagen zunehmend die Bühne. Aus leichtem und unstetem Pollenflug im Westen und Süden wird in der sonnigen Vorfrühlingsluft allmählich ein solider Pollenflug auf niedrigem bis vereinzelt mittlerem Konzentrationsniveau, der sich aus immer mehr gleichzeitig blühenden Weidenarten speist. In allen anderen Regionen lebt der Weidenpollenflug ebenfalls auf bzw. tritt erstmals in diesem Jahr Weidenpollen in Erscheinung. Als Tribut an die Bestäubung durch Insekten, besitzen die kleinen Weidenpollen eine recht hohe Klebkraft (Nektar) und verklumpen leicht zu größeren Pollenansammlungen von duzenden von Pollen. Diese sind dann schwerer und fliegen nur kurze Distanzen. In der Nähe blühender Weidenbüsche sind daher punktuell viel größere Belastungen zu erwarten, als die Messwerte an den Standorten unserer Pollenfallen vermuten lassen. Es können dort unter Umständen solche Pollenklümpchen eingeatmet werden und bei Allergiebetroffenen zu Symptomen führen.
Die Ulmenblüte (Ulmus) setzt sich fort. Eine erste Art ist bereits verblüht, weitere stehen aktuell bzw. in Kürze in Blüte. Daher begleitet uns geringer Ulmenpollenflug durch die kommenden Tage.
Die Zypressengewächse (Cupressaceae) werden durch Sonnenschein und Vorfrühlingswetter belebt, sodass sich allmählich immer mehr Arten dieser umfangreichen Pflanzenfamilie zu Wort melden und die Pollenabgabe einleiten. Die Pollenkonzentrationen nehmen demnach ausgehend vom West und Süd ausweitend in Richtung Ost und Nord zu und erreichen im Umfeld blühender Pflanzen leicht ein hohes, in der Fläche immer häufiger ein schwaches bis mittleres Konzentrationsniveau. Die Pollen einiger Arten der Zypressengewächse, beispielsweise die der Mittelmeer-Zypresse (Cupressus sempervirens) oder die der Sicheltanne (Cryptomeria japonica) gelten in ihren Heimatregionen als bedeutsame bzw. bedeutsamste Allergieauslöser. Die bisher kleinen Anpflanzungen hierzulande sorgen nur für ein lokal erhöhtes Allergierisiko.
Die Eschenblüte (Fraxinus) erreicht bzw. überschreitet aus Westen und Südwesten kommend bis zum Ende dieser Vorhersagewoche voraussichtlich die Landesgrenze. In diesem Zusammenhang sind erste schwache Belastungen besonders im Rheinland und in wärmeren Innenstädten möglich.
Hier und da inspizieren sporadisch Pollen windblütiger Ahornarten, wie Silber- oder Rot-Ahorn (Acer saccharinum, A. rubrum) die Luft und führen zu schwachem Ahornpollenflug. Dieses Szenario gilt weiterhin. Pollen dieser beiden fremdländischen Ahornarten gilt als moderat allergen.
Zu den oben genannten Pollentypen kommen im Tiefland einzelne Pollen von Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga). Deren Pollen eignen sich aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts nicht für verbreiteten Pollenflug, obwohl recht viel Pollen produziert wird. Das Allergierisiko durch Lärchenpollen ist in unseren Breiten äußerst gering. Allergologisch bedeutsamer ist dagegen die Hainbuche (Carpinus), deren Blütezeit zumindest näherrückt. Einzelne blühende Bäume und erste Pollen an wärmebegünstigten Orten sind in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen. Die Birkenkätzchen (Betula) bleiben dagegen voraussichtlich überall geschlossen, reifen in der kräftigen Sonne und bei milden Temperaturen im Westen und Südwesten allerdings schnell heran.
Der Sporenflug allergener Schimmelpilzsporengattungen wie Alternaria oder Cladosporium verläuft während der aktuellen Vorhersagewoche weiterhin im Sande. Entsprechend Sensibilisierte haben nichts zu befürchten.
Matthias Werchan, 09.03.2022
*** Wir danken der AstraZenca GmbH, der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Hasel, Erle und Esche für Deutschland finden Siehier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle in der Luft in Europa finden Siehier.
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