Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Gustav

Mittwoch, 14. September 2022 - Dienstag, 20. September 2022

Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Der Frühherbst zieht ein. Mike Pellinni/Shutterstock.com

Pollenflug entsprechend der Witterung auf Frühherbstniveau

In den zurückliegenden sieben Tagen erreichten teils ergiebige Regenfälle jeden Zipfel unseres Landes. Vor allem die dürregeplagten Regionen in der Landesmitte und im Westen erhielten endlich nennenswerte Regenmengen. Für mach einen Baum kommt das segensreiche Nass jedoch zu spät und massive Trockenschäden oder vorzeitiges Absterben lassen sich nicht mehr verhindern. Inwieweit der Pollenflug diesen drastischen Wandel in unseren Wäldern in den kommenden Jahren nachvollziehbar werden lässt, werden wir natürlich mit unserem Messnetz weiterhin begleiten.
Der aktuelle Einfluss der Regenfälle auf den Pollenflug ist jedenfalls klar, die Pollenflugbedingungen sind schlecht und die Pollen haben es schwer, sich weiträumig in der Luft zu verteilen. Hinzu kommt, dass der September beim Pollenflug von Haus aus ein ruhiger Geselle ist. Die meisten Pflanzen sind abgeblüht und bereiten sich allmählich auf die Herbst- und Winterruhe vor. Der noch blühende Teil besteht vorwiegend aus Kräutern und einigen wenigen Gräserarten. Beim Blick zurück auf die letzte Vorhersagewoche stand insbesondere Ambrosia im Blick. Es konnten jedoch selbst an trockenen Tagen keine hohen Belastungen außerhalb der Brandenburgischen Ambrosia-Hotspot-Regionen ausgemacht werden. Wahrscheinlich von Frankreich her sickerten mit Südwestwinden ein paar Ambrosia-Pollen in die Südwesthälfte des Landes, womit zumindest dort auch mäßige Belastungen wirksam wurden. Ansonsten meldeten die meisten Stationen leichten oder sporadischen Ambrosiapollenflug. Die noch kürzlich sehr häufigen Pollen der Brennnesselgewächse sedimentierten eher, als dass sie durch die Luft navigierten, soll heißen, die Konzentrationen blieben überall niedrig und nahmen gegenüber der Vorwoche weiter ab. Gräserpollen waren vor und auch nach den Regenfällen in niedrigen Konzentrationen präsent, während der Regenfälle naturgegeben absent. Ganz im Norden und im Küstenumfeld spielten die Gräser vereinzelt wieder in der mittleren Belastungsliga. Der Sporenflug von Alternaria erreichte nur noch vereinzelt die Sporentyp-spezifischen Warnschwellen, blieb in den meisten Fälle darunter. Die Sporen von Cladosporium überschritten dagegen vor allem in der Nordhälfte des Landes abseits der Regentage die Warnschwellen deutlich häufiger.

Die Kombination von Regen und herbstlicher Kühle in den kommenden Tagen bekommt dem Pollenflug nicht und es gibt kaum warnrelevantes zu berichten. Stabilisiert sich das Wetter, sind aber zumindest ein paar Pollen in der Luft – aus und vorbei ist die Saison noch nicht. Die große Mehrheit der Pollenarten hat sich dennoch bereits verabschiedet und macht den verbliebenden Pollen und insbesondere den Sporen Platz.

Die Blüte des Traubenkrauts (lat. Ambrosia) hat ihren Zenit europaweit überschritten. Die allergenen Ambrosiapollen stehen allerdings noch immer in erheblicher Zahl bereit und können bei günstigen Bedingungen (kein Regen, etwas Sonne und Wind) in die Luft gelangen und Belastungen verursachen. Da die Wetterprognosen bis zum Ende dieser Vorhersageperiode nichts spätsommerliches versprechen, Regenfälle häufig sind und mit westlichen bis nördlichen Winden die vorhandenen Ambrosiapollen eher aus Deutschland weggepustet denn angesaugt werden, bewegen sich die Belastungen in fast allen Landesteilen zwischen nicht vorhanden und gering. Nahe der sprudelnden Ambrosia-Quellen in der Niederlausitz können an trockenen Tagen (z.B. am Freitag) kurzfristig auch mäßige bis hohe Belastungen auftreten, die dann aufgrund der vorherrschenden Windrichtung zu unseren polnischen Nachbarn verweht werden.

Von weiteren krautigen, windbestäubten Pollenemittenten ist nicht viel zu erwarten und auch nicht zu befürchten. In wechselnder Abfolge fliegen in stets niedriger oder sehr niedriger Konzentration Pollen von Brennnesselgewächsen (Urticaceae), Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/ Amaranthaceae), Beifuß (Artemisia) und Wegerich (Plantago). In ähnlich niedriger Zahl treten Pollen insektenbestäubter Korbblütler (Asteraceae) auf, hin und wieder begleitet von Pollen der Knöterichgewächse (Polygonaceae), des Efeus (Hedera) und weiterer, noch seltenerer Pollenarten.

Bei den Gräsern (Poaceae) sind zu diesem Zeitpunkt des Jahres im Durchschnitt bereits deutlich mehr als 99 % der Pollen eines Jahres in unseren Messgeräten gelandet. In den verbleibenden Tagen bis zum endgültigen Ende der Saison irgendwann im Oktober verteilen sich die letzten Zehntel-Prozentpunkte des Gräserpollenflugs. In den kommenden Tagen dürften allerdings nicht allzu viel an Pollen hinzukommen. Die Wetterlage ist wechselhaft und kühl und verhindert nennenswerten Gräserpollenflug der verbliebenen blühbereiten Arten. Mehr als einzelne Pollen sind kaum zu erwarten, womit das Allergierisiko überall gen Null tendiert.

Zu den oben genannten Pollentypen gesellen sich ganz vereinzelte Pollen von Ampfer (Rumex), Hopfen (Rumex) und Zypressengewächsen (Cupressaceae).

Der Sporenflug von Alternaria, Cladosporium und Epicoccum zieht sich zäh über die herbstlich-kühlen Tage. Vereinzelt besteht noch ein gewisses Allergierisiko, beispielsweise dann, wenn an trockenen Tagen größere Maisfelder abgeerntet und frische Sporen in Mengen in die Luft gewirbelt werden. Diese Gegenden sind dementsprechend beim Allergierisiko durch Sporenflug ganz vorne mit dabei. Ansonsten stehen hinsichtlich der oben genannten Sporentypen mehrheitlich warnfreie Tage an.
Theoretisch können allergische Beschwerden auch durch die Basidiosporen der Ständerpilze (Basidiomycota) hervorgerufen werden. Da aus Deutschland keine empirischen Daten zu Konzentrationen und Zeiträumen des Auftretens dieser Sporen in der Außenluft bekannt sind, soll an dieser Stelle nur auf den möglichen Zusammenhang hingewiesen wird. Aus der Fachliteratur ist zumindest bekannt, dass die kleinen Basidiosporen im Übergang zwischen Sommer und Herbst und gefördert durch Feuchtigkeit für gewöhnlich sehr dominant in Erscheinung treten.

Matthias Werchan, 14.09.2022


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts (Ambrosia) für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts (Ambrosia) in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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