Eiche dominiert klar im Luftstaub – Birke bald ohne Relevanz für Allergiker
Noch einmal lag Deutschland in den vergangenen Tagen unter der seit Wochen eingefahrenen Wetterlage mit viel Sonnenschein und anhaltender Trockenheit. Erst in den letzten 24 Stunden darf man das Wort „Regen“ überhaupt mal wieder in den Mund nehmen und erst an seinen letzten Tagen erinnert der April auch wettertechnisch an diese früher meist sehr wechselhafte Zeit des Jahres. Trotz oder gerade wegen der überwiegend noch niederschlagsfreien und oft sonnig-milden Witterungsbedingungen ebbte die Birkenblüte rasch immer weiter ab. Starke Belastungen wurden anfangs vor allem noch von unseren Stationen im Osten und Norden gemeldet. Ansonsten waren Birkenpollen mehr oder weniger nur noch eine Randnotiz wert, belasteten also maximal schwach bis mäßig bei fallender Tendenz. Die Eschenblüte ging einen ähnlichen allergikerfreundlichen Weg hin zu vernachlässigbaren Belastungen in großen Teilen Deutschlands mit Ausnahme des hohen Nordens und der Berglandregionen. Richtig dick trug dagegen die Eiche auf und erreichte an einigen mittel- und westdeutschen Stationen an vielen Tagen hintereinander ein Konzentrationsniveau, vergleichbar einer gut gehenden Birkenpollensaison. Nun, da die Birken- und Eschenpollensaison in wahrlich „trockenen Tüchern“ ist, richtet sich der besorgte Blick vieler Pollenallergiker mehr und mehr auf die Gräser.
Die (Süß-)Gräser (Poaceae) im Allgemeinen zeigen vor allem im Westen und Süden einen für einen April recht weit fortgeschrittenen Entwicklungsstand, wurden aber gleichzeitig in großen Teilen des Landes durch wochenlang fehlenden Regen in ihrem Wachstum gehemmt. Daher überstiegen die Belastungen bisher noch an keiner unserer Messstellen ein geringes Belastungsniveau, können aber durchaus schon zu stärkeren Symptomen bei Gräserpollenallergikern geführt haben, die sich in ungemähten Wiesen und unbewirtschaftetem Grünland mit größeren Beständen frühblühender Gräser aufgehalten haben. Der wechselhafte Wettercharakter der kommenden Tage mit zeitweiligen Regenfällen fördert zwar das Wachstum der Gräser, verhindert aber durch regelmäßige Auswaschung eine stärkere Akkumulation von Gräserpollen in der Luft. So sollte es für die meisten Regionen genügen, auf geringe Belastungen durch Gräserpollen hinzuweisen, mit der Möglichkeit des Anstiegs der Konzentrationen auf ein mäßiges Niveau bei länger trockenen Abschnitten, insbesondere im Westen und Süden des Landes.
Nennenswert hohe Pollenkonzentrationen durch die Birke (Betula) haben in den nächsten Tagen nur noch die Bewohner hoch gelegener Gebiete oberhalb von etwa 800 m NN zu befürchten. Die damit einhergehenden bis zu starken Belastungen bleiben jedoch lokaler Natur, da aus den Tieflagen keine Unterstützung mehr zu erwarten ist. Hier sind die Birken verblüht. Allenfalls führen mögliche Ferntransporte aus dem Norden oder Osten Europas in der norddeutschen Tiefebene zu einem wenig nachhaltigen Wiederanstieg der Konzentrationen. Kurzzeitig hohe Belastungen sind dann durchaus noch einmal denkbar, ansonsten bleibt es bei schwachen Reizungen durch Birkenpollen.
Die Eschenpollensaison (Fraxinus) unserer heimischen Esche (Fraxinus excelsior) ist im größten Teil des Landes ausgestanden. Einzelne Pollen bzw. geringe Konzentrationen treten in den Tieflagen bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums aber weiterhin auf, speziell im Küstenumfeld sind es aufgrund des Entwicklungsrückstands der dortigen Vegetation eventuell auch ein paar Pollen mehr. So kann es hier bei Sonnenschein auch noch mal für das Reißen der mittleren Belastungsschwelle reichen. In den höheren Berglagen lassen sich ebenfalls noch blühende Eschen antreffen, die eine leicht gesteigerte Pollenlast in der Umgebung hervorrufen. Die stellenweise in Grünanlagen angepflanzten, wärmeliebenden Blumeneschen (F. ornus) beginnen nun so langsam mit ihrer späten Blüte und können im Verlauf der nächsten Wochen nochmals für ein schwaches Aufleben des Eschenpollenflug sorgen.
Die Eichen (Quercus) im Land haben, wie eingangs erwähnt, eine starke Saison. Die z.T. sehr großen Mengen an Eichenpollen in der Luft könnten bei einigen (Hasel-, Erlen-,)Birkenpollenallergikern zu einer spürbaren Verlängerung starker Symptomausprägungen geführt haben, trotz des deutlichen Abebbens der Birkenpollensaison; Stichwort: Kreuzreaktion. Während die Eichenpollensaison im (Süd-)Westen bereits ihren Zenit überschritten hat, ging es weiter nach Osten und Norden hin so richtig erst in den letzten Tagen los. In den Küstenregionen und den höheren Berglagen war bisher sogar noch gar „kein Leben in der Bude“. Trotz des beachtlichen Stäubepotentials der Eichen in diesem Jahr verhindern wohl Regenfälle in den nächsten Tagen ein Anknüpfen an die bisher registrierten Höchststände. Sollten sich die Bedingungen für Pollenflug bessern, sind aber schnell wieder (sehr) hohe Konzentrationen an Eichenpollen in der Luft zu erwarten. Ganz im Westen und Südwesten ist eine Abschwächung der Blühintensität zu konstatieren, die zu allgemein eher abnehmenden Pollenkonzentrationen führt. Die ebenfalls für Kreuzreaktionen bei manch Birkenpollenallergiker verantwortliche (Rot-)Buche (Fagus) ist schon etwas weiter in ihrer Entwicklung als die Eiche. Überall im Land stäuben die Buchen. Der Eiche vergleichbare hohe Konzentrationen melden einzelne Messstellen in den zentralen Landesteilen. Dort lässt sich womöglich sogar von einem Mastjahr mit Vollmast sprechen. In anderen Regionen verläuft die Buchenpollensaison in wenig spektakulären Bahnen. Ein vollständiger Ausfall der Buchenpollensaison, wie er über die Jahre in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen eintritt, lässt sich bereits ausschließen. Bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums bleiben Buchenpollen in der Luft messbar, insbesondere im Süden und Westen ist das Ende der Saison aber nahe. Hier gehen die Pollenkonzentrationen zurück, ansonsten bleiben sie mehr oder weniger konstant.
Die Blüte der beiden Siedlungsbaumarten Platane (Platanus) und Rosskastanie (Aesculus) hält an. Allerdings ist die Platane bereits in der zweiten Hälfte ihrer Saison, in den wärmsten Städten auch schon in der Nachblütephase, so dass der Pollenflug in der Tendenz (schnell) nachlässt. Insbesondere Platanen können innerstädtisch für bedeutsamen Pollenflug sorgen. Außerhalb menschlicher Siedlungen ist mangels Pollenquellen (Platanen kommen in Deutschland nur gepflanzt vor) der Platanenpollenflug nur sehr schwach. Die Platanenpollensaison ist meist kurz und intensiv, die der Rosskastanien vergleichsweise schwach aber in ihrer Dauer etwas länger. Beiden Pollenarten wird ein allergenes Potential bescheinigt, wobei die Platane mit ihrer höheren Pollenlast mehr Relevanz für Allergiker hat.
Die allergologisch unbedeutenden Nadelbaumgattungen Fichte (Picea) und Tanne (Abies) blühen an immer mehr Orten bzw. in immer mehr Höhenlagen. Sollte sich der Pollenflug noch über das bisher recht schwache Niveau hinaus intensivieren, entsteht das deutlich sichtbare Phänomen des „Schwefelregens“ und ein gelber Sedimentschleier aus Pollen kann die Umgebung überdecken bzw. sich in Pfützen oder Seen zu gelben Schleiern auf der Oberfläche ansammeln. Hier heißt es also Abwarten und Tee trinken. Den Fichten und Tannen folgen die gleichfalls als allergologisch harmlos geltenden Kiefern (Pinus). Der Beginn der Kiefernblüte lässt sich aktuell im Westen des Landes anhand steigender Pollenzahlen ablesen. Die Tendenz beim Pollenflug zeigt für die kommenden Tage bei allen drei genannten Nadelbaumgattungen nach oben.
Die seit Februar anhaltende Weidenblüte (Salix) geht in den Tieflagen zu Ende. Geringe Konzentrationen an Weidenpollen sind am ehesten im Norden und Osten und generell noch für einige Zeit in den höheren Berglagen in der Luft. Ansonsten tritt Weidenpollen sporadisch auf.
Der Raps (Brassica) blüht noch immer in voller Pracht. Die allergologisch relevanten Rapspollen, entweichen zum Glück in nur geringer Zahl den großflächig vorhandenen Pollenquellen, können aber in deren unmittelbarer Nähe in solchen Konzentrationen auftreten, dass bei Betroffenen Allergiesymptome hervorgerufen werden. Die Pollenkonzentrationen ähneln denen der Vorwoche.
Weitere Pollenarten, die in der aktuellen Vorhersagewoche in kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, stammen insbesondere von der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae), der Sauergräser (Cyperaceae), der Rosengewächse (Rosaceae) und der Binsengewächse (Juncaceae), von der Walnuss (Juglans), der Lärche/Douglasie (Larix/Pseudotsuga), der Erle (Alnus), dem Ahorn (Acer), der Hainbuche (Carpinus), dem Maulbeerbaum (Morus), dem Ginkgo (Ginkgo), dem Sanddorn (Hippophae), dem Spierstrauch (Spirea), der Brennnessel (Urtica) und den Wiesenkräutergattungen Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago), deren Pollenzahl nun stetig zunimmt.
Die Sporenzahl bedeutsamer allergener Schimmelpilzsporengattungen ist weiterhin sehr klein und ohne ernstzunehmenden Einfluss auf Sporen-Allergiker.
Matthias Werchan, 29.04.2020
*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG, der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Corona-Virus und Pollenallergie
Zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den Antworten auf Ihre Fragen zur Stellungname des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst: "Corona-Virus und Pollenallergie" vom 13.03.2020
Zu den wichtigen Hinweisen des Vorsitzenden der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst zum Thema "Kortison" vom 31.03.2020
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Esche, der Birke und der Gräser für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Erle, der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.
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