Mittwoch, 05. September 2018 - Dienstag, 11. September 2018
Traubenkraut (Ambrosia)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Pollensaison klingt langsam aus - allergene Ausnahme: Ambrosia!
Was von der aktuellen Pollensaison übrig geblieben ist, lässt sich im Prinzip in wenigen Worten zusammenfassen: Das allergene Traubenkraut(Ambrosia) ist als praktisch letzte „Gefahrenquelle“ für Allergiker übrig geblieben. Solange sich hier die Bedingungen für Pollenflug (warmes, trockenes und windiges Wetter) nicht dauerhaft zu kühl und feucht verändern, wird für die kommenden Tage eine ähnliche Belastungsintensität wie in der Vorwoche erwartet. Insbesondere im Osten Deutschlands (Nordostsachsen und Südostbrandenburg bis Berlin rauf) und regional in Süddeutschland und im äußersten Westen (z.B. südwestliches Ruhrgebiet bis zur westlichen Landesgrenze) entlang von Autobahnen und Fernstraßen oder auf Baustellen und temporären Erdlagern sind starke Beschwerden durch hohe Ambrosiapollenkonzentrationen möglich. Ausgehend von der „allergologischen Nähe“ zwischen Ambrosia und Beifuß, leiden neben reinen Ambrosiapollenallergikern, die in Deutschland noch eher die Ausnahme als die Regel bilden, meist die Beifußpollenallergiker beim Kontakt mit diesen hochallergenen Pollen. In den Ambrosia-Befallsregionen in Brandenburg werden gebietsweise, ansonsten lokal starke Belastungen erwartet. Haben sich in der in der Nachbarschaft noch keine ausgedehnten Ambrosiabestände entwickelt, bleiben die Belastungen auch jetzt zur Hauptblütezeit sehr gering. Nur über mögliche Ferntransporte dieser Pollen aus stark betroffenen Ländern (z.B. Ukraine, Ungarn) können in Deutschland überall tageweise Belastungen auftreten – auch fern jeglicher größerer Vorkommen. Der letzte bedeutende Ferntransport, der zeitgleich deutschlandweit von unseren Messstellen registriert wurde, war im September 2014. Auch Sie können mit dabei helfen die weitere Ausbreitung dieser Pflanze in Deutschland zu verhindern. Wichtig ist es dabei, zuerst die Vorkommen zu erfassen. Über die neue Webseite www.ambrosiafinder.de bitten wir Sie, Ihnen bekannte Fundstellen möglichst präzise einzutragen!
Die restlichen windblütigen Gewächse in unserer Landschaft treten bei ihrer Pollenfreisetzung immer weiter auf die Bremse. Gräserpollen (Poaceae) sind in der Luft nur noch selten anzutreffen und „erschrecken“ im Prinzip keinen Pollenallergiker mehr. Erwähnenswert sind allenfalls das wärmeliebende Hundszahngras (Cynodon dactylon) das nicht aufhören "will", zu blühen; Gräserpollenallergiker sollten sich möglichst nicht in eine ungemähte Wiese mit einem Dominanzbestand dieser Gräserart legen; oder auch nichtheimische, spätblühende Ziergräser wie das Chinaschilf (Miscanthus), das aus einigen Gärten oder Blumenrabatten letzte Gräserpollen losschicken kann.
Beifußpollen (Artemisia) kommen besonders im Nordosten des Landes noch etwas häufiger vor, als Gräserpollen. Mehr als ein stellenweise geringes Belastungsrisiko müssen Allergiker aber nicht mehr befürchten. Wegerichpollen (Plantago) werden immer weniger, auch wenn der Wegerich noch bis in den beginnenden Herbst hinein neue Blüten hervorbringen kann. Nicht auszuschließen sind leichte Reizungen bei Gräserpollenallergikern über allergische Kreuzreaktionen.
Die Brennnesselpollenkonzentrationen (Urtica) haben sich im Vergleich zur Vorwoche an fast allen Messstandorten erneut verringert. Das endgültige Blühende der Brennnesseln ist aber erst in einigen Wochen zu erwarten. Nicht zu unterschätzen sind solch warme, mediterran anmutende Sommer, wie in diesem Jahr, bei der Entwicklung und Ausbreitung der ursprünglich im Mittelmeerraum beheimateten allergenen Glaskräuter (Parietaria) hierzulande. An Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden können bereits heute teils üppige Bestände verschiedener Glaskrautarten nachgewiesen werden. Der Anteil von Glaskrautpollen im Luftstaub kann jedoch nur anhand der Vorkommen dieser Pflanzen grob abgeschätzt werden, da eine mikroskopische Abgrenzung von den weniger allergenen Brennnesselpollen nicht möglich ist. Auf der Webseite www.florweb.de des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) können sich Interessierte auf Verbreitungskarten die derzeitige Verteilung verschiedener Glaskrautarten in Deutschland anzeigen lassen. Die Blüte der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) klingt ab. Das Pollenflugniveau der vergangenen Wochen wird nicht mehr erreicht. Die vergleichsweise wenigen Pollen in der Luft, erreichen meist nur in der Nachbarschaft größerer Bestände ein stellenweise noch allergologisch bedeutsames Konzentrationsniveau. Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen. Auch in den kommenden Tagen können noch einzelne frische Pollen spät im Jahr blühender Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar sein. Gegen Ende des aktuellen Vorhersageverlaufs sind erste Zedernpollen (Cedrus) in der Luft möglich, ausgehend von Anpflanzungen im Siedlungsbereich. Neben Beifuß und Ambrosia als windbestäubte Arten, blühen immer noch zahlreiche weitere insektenbestäubte (siehe Foto), Korbblütengewächse (Asteraceae). Dabei geraten hin und wieder Pollen in kleiner Zahl, bei Berührung von Goldrute (Solidago), Rainfarn (Tanacetum) und Co. sehr lokal auch größerer Zahl in die Luft. In diesem Fall sind Symptome bei Beifuß- und Ambrosiapollenallergiker möglich, da alle diese Pflanzen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören und Kreuzreaktion hervorrufen können.
Der Flug von Schimmelpilzsporen kann für Betroffene auch in den kommenden Tagen weiterhin ein Risiko darstellen. Regenfälle haben in einigen Gebieten für die unverzichtbare Feuchte gesorgt und das Pilzwachstum angeregt. Bei ausreichend Wärme sind dann selbst jetzt - im Übergang zum Herbst - noch warnrelevante Mengen der allergenen Gattungen Alternaria, Cladosporium und der "Spätsommersporengattung" Epicoccum in der Außenluft zu finden.
Matthias Werchan, 05.09.2018
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!