Mittwoch, 31. Juli 2024 - Dienstag, 06. August 2024
Beifuß (Artemisia)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Beifußpollenflug nährt sich dem saisonalen Maximum!
Wie schon in den Vorwochen wechselten sich auch in der zurückliegenden Vorhersagewoche warme und kurzzeitig beständige Witterungsphasen mit kühleren und unbeständigen Phasen ab. Worte wie Trockenstress und Dauerhitze sind im diesjährigen Sommerverlauf jedenfalls kaum gebrauchte Begriffe. Den derzeit hauptsächlich blühenden Pflanzen krautiger Provenienz gefällt's. Die Brennnesselgewächse wachsen und blühen reichlich und so hielten sich deren Pollen in den vergangenen Tagen wiederum in großer Zahl im heimischen Luftraum auf. Regnete es nicht, waren die Pollenkonzentrationen (mit Ausnahme der Küsten- und Hochgebirgsstandorte) durchweg hoch, rückten allerdings etwas von den Höchstständen der Vorwoche ab. Allergieentscheidender ist jedoch zu dieser Jahreszeit der zunehmende Belastungsdruck der allergenen Pollen des Beifußes. Diese erzielten gegenüber der Vorwoche einen landesweiten Zuwachs, der sich vor allem nach Norden und Osten zu einem mäßigen bis vielfach hohen Belastungsniveau zusammenrechen ließ. In anderen Regionen blieb es bei geringen bis mäßigen Belastungen und nur stellenweise gab es Überschreitungen der hohen Warnschwelle. Ansonsten kam es gegenüber der Vorwoche kaum zu substanziellen Veränderungen im Pollenaufkommen. Gräserpollen flogen noch etwas seltener als zuvor, belasteten gering bis knapp mäßig, Ampfer- und Wegerichpollen tauchten in geringer, gelegentlich auch mittlerer Zahl auf, Pollen der Gänsefußgewächse in geringer Zahl und Pollen der Hanfgewächse zeigten sich sporadisch. Dazwischen irrlichterten einzelne Ambrosiapollen umher und diverse Einzelpollen insektenbestäubter Pflanzenfamilien. Die bekannten allergenen Schimmelpilze (Alternaria, Cladosporium) kredenzten in den zurückliegenden Tagen weiterhin massig Sporen. Der schon in der Vorwoche intensive Alternaria-Sporenflug wurde nur durch den zwischenzeitlichen Regen eingetrübt und sackte an den entsprechenden Tagen auch mal unter die Sporentyp-eigene Warnschwelle, während es davor und danach für entsprechend Sensibilisierte stark belastend blieb. Cladosporium-Sporen umkreisten die Ihnen eigene Warnschwelle, überschritten diese allerdings nirgendwo in außergewöhnlich hohem Maße. Sporen von Epicoccum erreichten mittlere Konzentrationen – eine Warnschelle ist für diesen Sporentyp nicht bekannt.
Das Wetter der ersten Augustwoche ist mehr oder weniger die Fortsetzung des Wetters aus dem Monat Juli, wobei bis zum Wochenende die Südhälfte stärker beregnet wird und sich danach überall leicht wechselhaftes und durchschnittlich temperiertes Sommerwetter einstellt. Pollen- und Sporenflugtechnisch hat die Nordhälfte unter den dortigen Witterungsverhältnissen mehr zu bieten als die Südhälfte. Insgesamt nimmt die Pollensaison der krautigen Pflanzen bereits ihren alljährlichen Zenit in den Blick.
Der Beifußpollenflug (Artemisia) wird sich in den kommenden Tagen vielerorts weiter intensivieren und sich damit den saisonalen Belastungsspitzen nähern oder diese bereits erreichen, insbesondere im Nordosten und Osten. Nur in der großen Südhälfte hat der Spaß ein Loch. Dort muss es zunächst mal längere Zeit abtrocknen, bevor der Pollenflug Fahrt aufnehmen kann. Aus zurückliegenden Jahren ist bekannt, dass der Beifußpollenflug in der Nordosthälfte des Landes um einiges stärker ausfällt als im Süden und Südwesten. So werden besonders im Norden und Osten Deutschlands an mehreren oder an allen Tagen (falls es durchweg trocken bleibt) hohe Pollenbelastungen erreicht! Weiter nach Süden ist zumindest anfangs unter gewitterträchtiger Luft nicht so viel Verkehr. Danach können zumindest lokal ebenfalls hohe Pollenbelastungen erreicht werden, in der Fläche eher mäßige, in den Hochlagen der Berge nur geringe oder sporadische Belastungen.
Am Gräserpollenflug (Poaceae) ändert sich in den nächsten Tagen nicht viel. Die gleichbleibend geringen bis knapp mittleren Pollenkonzentrationen lassen nur selten allergische Beschwerden aufkommen. Weiterhin kann es jedoch zu punktuellen Gräserpollenanreicherungen kommen, etwa auf Wiesen oder Wiesenabschnitten mit zahlreichen Spät- oder Zweitblühern, wie dem Hundszahngras (Cynodon) oder dem Weidelgras (Lolium) oder in der Umgebung blühender dekorativer Gräserarten (in Städten). Auch Maispollen (Zea mays) oder Pollen des Schilfrohrs (Phragmites) können in der unmittelbaren Umgebung blühender Pflanzen in erhöhter Konzentration auftauchen. In den Hochlagen der Berge ist lokal (auf Almwiesen) mit stärkeren Allergiebeschwerden zu rechnen, da der Höhepunkt der Gräserblüte dort oben noch nicht allzu lange her ist.
Bei den Brennnesselgewächsen (Urticaceae) könnte es laaangsam etwas gesitteter zugehen und sich die in der Vorwoche registrierte leichte Abwärtstendenz beim Pollenflug auch in der aktuellen Vorhersagewoche fortsetzen. Hohe Pollenkonzentrationen würden deswegen noch längst nicht der Vergangenheit angehören, könnten aber möglicherweise nicht mehr ganz so hoch ausfallen. Bei so viel Konjunktiv ist die Möglichkeit in dieser Hinsicht danebenzuliegen recht groß. Ganz selbstbewusst lässt sich jedoch voraussagen, dass dieser Pollentyp der mit Abstand häufigste in der Luft bleibt, trotz der Zunahme bei anderen Pollentypen. Hohe Pollenkonzentrationen sind weithin gang und gäbe und nur an den besonders verregneten Tagen nicht zu erreichen. Da vor allem Brennnesseln (Urtica) hierzulande überall rumlungern, stammt das Gros der Pollen dieses Pollentyps von dieser Gattung. Die ohne Brennhaare daherkommenden Glaskräuter (Parietaria) gehören ebenfalls zu den Brennnesselgewächsen, sind als mediterrane Gattung bei uns im Land aber auf wärmebegünstigten Lokalitäten beschränkt und tragen daher nur dort substanziell zum Pollenflug bei. Da sich die Wachstumsbedingungen in Deutschland für das Glaskraut stetig verbessern, könnte Glaskrautpollen auf kurz oder lang zu den relevanten Allergieauslösern im Land gehören. Die heimischen Brennnesselpollen gelten als allergologisch deutlich weniger auffällig als Glaskrautpollen, Allergien sind allerdings möglich.
Pollen von Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sind auch im bald beginnenden Spätsommer noch Dauergast in der Luft. Der Pollenflug dieser beiden Gattungen bleibt in den kommenden Tagen gering bis mäßig. Punktuell höhere Werte können in Ausnahmefällen noch erreicht werden. Bei Wegerichpollen wird in der Literatur über Kreuzreaktionen zu Gräserpollen berichtet. Allergiesymptome sind also möglich und können, müssen aber nicht zwangsläufig, Gräserpollenallergiker betreffen.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) blühen nun allerorten. Der Pollenflug bleibt in der Fläche dennoch nur schwach bis knapp mittel, kann sich aber punktuell darüber hinausbewegen. Pollen mancher Arten dieser Pflanzenfamilie sind nachweislich allergen und zählen zumindest in Ländern des ariden Südens, z.B. im Nahen Osten, zu den bedeutsamen Allergieauslösern. Bei den Hanfgewächsen (Cannabaceae) öffnen sich aktuell die ersten Blüten des Hopfens (Humulus). Viele weitere Blüten werden in den nächsten Tagen folgen und den bisher nur sporadischen Pollenflug der Hanfgewächse ankurbeln, womit dann geringe, im Verlauf auch erste mittlere Pollenkonzentrationen auftreten können. Die optisch sehr ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis) sind ebenfalls weiterhin vertreten, treten aber in der Fläche selten auf, da Hanf nur sehr lokal angebaut wird und nicht wie Hopfen zahlreiche Wald-, Feld- und Wegesränder ziert. Die beiden Gattungen Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Familie der Hanfgewächse. Beide besitzen moderat allergene Pollen.
Beim Traubenkraut (lat. Ambrosia) geht es nur zögerlich voran. Der Hauptteil der Blüten ist noch geschlossen, bzw. der Hauptteil der Pflanzen noch nicht blühbereit. Daher gelten bezüglich des Pollenflugs die Worte der Vorwoche, nach denen vor allem Teile der Niederlausitz (Südostbrandenburg), als Hauptverbreitungsgebiet der Ambrosia in Deutschland, schon mittleren bis hohen Belastungen ausgesetzt sein können, während es im großen Rest des Landes nur zu vereinzeltem Ambrosiapollenflug kommt oder dieser sehr zentriert um größere Bestände herum lokalisiert bleibt. Fernflug von Ambrosiapollen aus stark mit Ambrosia befallenen Nachbarländern ist in den nächsten Tagen nicht in Sicht.
Weitere Pollenarten, die momentan in kleiner Zahl fliegen, gehören zu Binsen- (Juncaceae), Knöterich- (Polygonaceae) oder Rötegewächsen (Rubiaceae), Doldenblütlern (Apiaceae), Esskastanie (Castanea), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Korbblütlern (Asteraceae) beispielsweise von der Goldrute (Solidago), oder Zypressengewächsen (Cupressaceae). Selten sind Pollen von Löwenzahn (Taraxacum – Cichorioideae), Kreuzblütlern (Brassicaceae) oder unzähligen weiteren insektenbestäubten Kräutern, wie dem Natternkopf (Echium) in der Luft.
Die Sporen der beiden wichtigen allergenen Schimmelpilz-Sporentypen Cladosporium und Alternaria bleiben aktiv. Es besteht immer noch das Potential an vorangegangene saisonale Höchststände anzuknüpfen. Konzentrationen deutlich oberhalb des Sporentyp-spezifischen Schwellenwerts sind insbesondere bei Alternaria wahrscheinlich und betreffen vorwiegend die landwirtschaftlich geprägten Gebiete, weniger die waldreichen Mittel- oder Hochgebirgsgegenden. Bis zum Wochenende wird der Regen in der großen Südhälfte zudem für längere Sporenflugpausen sorgen. Epicoccum-Sporen können verbreitet in mittlere Konzentration auftreten. Pleospora-Sporen sind nur sehr wenige in der Luft und daher ohne allergologische Signifikanz.
Matthias Werchan, 31.07.2024
Zur Wochenpollenvorhersage des PID für die Stadt Berlin gelangen Sie hier.
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier. Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Siehier.
Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!