Mittwoch, 28. August 2019 - Dienstag, 03. September 2019
Traubenkraut (Ambrosia)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Ampfer (Rumex)
Brennnessel (Urtica)
Beifuß (Artemisia)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Ambrosiablüte kurz vor dem Gipfel! Anderen Kräutern geht allmählich die Puste aus.
Der diesjährige Sommer geht zum kommenden Wochenende in ein heißes Finale. Zum meteorologischem Herbstbeginn am 1. September herrscht dann zumindest temperaturtechnisch vorerst wieder Normalität. Die pollenflugförderlichen Bedingungen der vergangenen Tage hatten kaum noch einen Effekt auf die Belastungen durch allergene Beifußpollen (Artemisia), die bis auf den Nordosten der Republik nur noch selten in Allergie-kritischer Menge flogen. Beifußpollen wirbeln auch in den nächsten Tagen in allen Regionen weiter unstet durch die Luft. Ab Beginn der kommenden Woche sollten sich aber selbst die bisher örtlich noch mittleren bis hohen Belastungen im Nordosten für diese Saison verabschieden und dort einem schwachen Belastungsniveau Platz machen.
Der stark allergene Nachzügler unserer heimischen Pollensaison, das Traubenkraut (besser bekannte als Ambrosia), hat in den zurückliegenden Tagen mit südlichen Winden seine Pollen bis an die Küsten unseres Landes hin verteilen können. Dabei können auch Pollen aus Ambrosiabeständen unserer Nachbarländer bei uns eingeflogen sein. Ambrosia ist ein wärmeliebender invasiver Neophyt, der in Deutschland bisher noch sehr inhomogen verteilt ist, in Ländern wie z.B. Ungarn aber bereits nahezu in allen Gegenden weit verbreitet ist. Entsprechend große Pollenmengen werden dort emittiert. Ambrosia ist ein allergologischer Verwandter des Beifußes und kann auch bei Beifußpollenallergikern Allergiesymptome durch Kreuzreaktionen hervorrufen. Die Ambrosiablüte steuert aktuell auf ihren Höhepunkt zu, womit dann die saisonalen Belastungsgipfel erreicht werden. Aufgrund der inhomogenen Verteilung im Land sind insbesondere im bekanntesten deutschen Befallsgebiet im Südosten Brandenburgs (zwischen Berlin und der Oberlausitz) große Mengen Ambrosiapollen unterwegs. Hohe Belastungen sind damit dort an sonnigen, regenfreien Tage die Regel. Im restlichen Teil des Landes kann Ambrosia schwach belasten, wobei die Nähe zu größeren Beständen zu einer örtlich begrenzten Belastungsintensivierung führt, die durch unsere Messstellen nicht abgebildet wird. Solange der Wind aus südlichen Gefilden zu uns weht, sind weiter Ambrosiapollen-Ferntransporte aus Nachbarländern möglich.
Der Pollenflug der Gräser (Poaceae) ist weiter messbar und verursacht gelegentlich schwache, für Allergiker unbedeutende Belastungen. Die Pollen entstammen der schwachen Nachblüte/Zweitblüte einiger Gräserarten des Hochsommers und der Blüte einiger bekannter Spätblüher, wie z.B. dem Hundszahngras (Cynodon dactylon), den Borstenhirsen (Setaria) oder dem Chinaschilf (Miscanthus). Die Maisblüte (Zea mays) ist beendet.
Die Pollenflugsituation bei den Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) hat sich bis zuletzt auf dem seit Wochen immer gleichen – meist schwachem – Niveau bewegt. Allmählich verlassen wir dieses Niveau nun. Der Pollenflug schwächt sich ab und Pollen dieser Gewächse werden immer seltener gemessen. In der unmittelbaren Nähe größerer Pollenquellen können aber weiter allergologisch bedeutsame Mengen vorhanden sein, deren Erfassung durch unsere Messgeräte nicht gesichert ist.
Die Blüte der Brennnesselgewächse (Urticaceae) hat saisongemäß nachgelassen, durch die guten Pollenflugbedingungen der letzten Tage sind die Konzentrationen an Pollen von Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) in der Luft regional aber wieder etwas angestiegen. Das fortschreitende Verblühen der Pflanzen nimmt allerdings auch bei fortgesetzt guten Flugbedingungen der Pollenverbreitung den Wind aus den Segeln. Somit ist die Tendenz abwärtsgerichtet. Mit einem höheren Anteil allergener Glaskrautpollen müssen Betroffene an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden rechnen. Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) blühen nach wie vor. Die seit Mai andauernde Blütenbildung geht auch im September noch weiter. Allerdings dürften vor allem beim Ampfer die besten Tage nun endgültig vorbei sein, so dass Ampferpollen in den kommenden Tagen nur noch vereinzelt, Wegerichpollen dagegen stetig gemessen werden können.
Die Blüte von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), als einzige heimische Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae) hat bis etwa zum vergangenen Wochenende einiges an Pollen freigesetzt, regional und über die Saison gesehen in etwa auf dem Niveau des Beifußes. Sowohl die Pollen des Hopfens als auch die des Hanfs werden als moderat allergen beschrieben. Die Hauptblütezeit der Hanfgewächse nähert sich ihrem Ende entgegen. Damit sind Pollen dieser Familie zwar noch messbar, erreichen aber nicht mehr die Konzentrationen wie während der letzten ca. 4 Wochen.
Weitere Pollenarten die noch, bereits oder weiter in kleiner Menge messbar sind, gehören vor allem zu Zypressengewächsen (Cupressaceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae), Knöterichgewächsen (Polygonaceae), Doldenblütlern (Apiaceae) und Efeu (Hedera). Zahlreich blühen weitere insektenbestäubte Kräuter, allen voran diverse Korbblütlerarten (Asteraceae). Dabei geraten kleine Pollenmengen auch in die Luft. Bei Berührung von Goldrute (Solidago), Rainfarn (Tanacetum) und Co. können sehr lokal auch größere, allergologisch bedeutsame Pollenzahlen auftreten. In diesem Fall sind Symptome bei Beifuß- und Ambrosiapollenallergikern möglich, da alle diese Pflanzen zur gleichen Pflanzenfamilie gehören und Kreuzreaktionen möglich sind.
Die Belastung der Luft mit allergenen Schimmelpilzsporenarten wie Alternaria und Cladosporium ist durch das Sommerwetter mehr oder weniger auf dem Niveau der Vorwoche verharrt, wodurch weiterhin ein erhöhtes Allergierisiko für die Betroffenen gegeben war. Trockenes Sommerwetter ist der Sporenausbreitung zuträglich. Auch für die kommenden Tage ist es für eine Entwarnung noch zu früh, Allergiesymptome durch Pilzsporen sind weiter möglich, besonders in den tieferen Lagen des Landes. Die Sporenzahl der allergologisch ebenfalls relevanten Gattung Epicoccum steigt sogar. Die Flugsaison der Pilzsporen geht noch über das Ende der Pollenflugsaison hinaus und endet für gewöhnlich erst im Spätherbst.
Matthias Werchan, 28.08.2019
*** Wir danken der AstraZeneca GmbH für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
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