Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Dario

Mittwoch, 11. August 2021 - Dienstag, 17. August 2021

Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Ampfer (Rumex)
Wegerich (Plantago)
Blühender Beifuß am 10. August in Berlin © Barbora Werchan

Beifuß rückt den Betroffenen nochmals auf die Pelle.

Von stabilem Sommerwetter und hochsommerlichen Temperaturen war auch in den letzten Tagen in Deutschland wenig zu sehen und zu spüren. In schöner Regelmäßigkeit zogen Regengebiete oder Schauer durch das Land. In der Folge legte der Flug der allergenen Quälgeister immer wieder mal Pausen ein. An irgendwelche Rekorde beim Pollen- und Sporenflug war da nicht zu denken. Da der Osten und Nordosten Deutschlands wettertechnisch noch am besten wegkamen, gab es hier sicherlich die „längsten Gesichter“ bei den Allergiebetroffenen. Beifußpollenflug auf einem generell hohen Niveau konnten diese Regionen jedenfalls für sich verbuchen. In anderen Landesteilen flogen zwischen den Schauern) ebenfalls kontinuierlich Beifußpollen, überstiegen die Messlatte zur hohen Belastung aber nur hin und wieder. Beim Flug anderer Pollentypen wurde ebenfalls mehrheitlich der Osten und Nordosten „bevorzugt“.  Dabei verteidigte weiterhin die Familie der Brennnesselgewächse deutlich ihren angestammten ersten Platz beim Pollenflug. Ermüdungserscheinungen beim Pollenausstoß konnten noch nicht dokumentiert werden. Langsam kam der Pollenflug des Hopfens (bzw. der Hanfgewächse) in Schwung und auch Ambrosia tauchte im Brandenburger Hotspot überraschend stark auf. Die Gräser legten im Prinzip dieselbe Platte auf wie in der Vorwoche – hier passierte also nichts welt- oder Allergiker-bewegendes. Sporen-Allergiker hatten weiterhin zu tun. Der Sporenflug, insbesondere von Alternaria, blieb stark (jedenfalls an trockenen Tagen). Cladosporium war zwar der deutlich dominantere Sporentyp, überschritt aber die Sporentyp-eigene Warnschwelle weniger markant (selbst an trockenen Tagen).

Bis zum kommenden Wochenende eröffnet sich deutschlandweit kurzzeitig ein „Schönwetterfenster“, welches aber bereits zum Wochenende (im Nordwesten) bzw. zu Wochenbeginn (im Süden) wieder zugeschlagen werden dürfte. Damit richtet sich das Hauptaugenmerk hinsichtlich Pollen- und Sporenbelastung auf die erste Hälfte der Vorhersageperiode.

Die prognostizierten trocken-warmen Tage könnten für den Beifuß (Artemisia) gerade noch rechtzeitig (die Hauptblütezeit ist nur kurz) kommen, um die Höchstmarken der diesjährigen Beifußpollensaison zu setzten. Zumindest bis zum Wochenende (im Süden eventuell darüber hinaus) sollten sich Betroffene landesweit auf starke Belastungen durch Beifußpollen einstellen. In der Summe war dabei der Nordosten in der Vergangenheit regelmäßig stärker Pollen-belastet als der Südwesten. Ab der Monatsmitte könnte sich die Belastungssituation, unterstützt durch kühlere Meeresluft, bereits dauerhaft entspannen. Der Beifuß ist ein Bewohner ungepflegten oder brachgefallener Flächen und besiedelt daher häufig Weg- und Grabenränder, Baustellen und Bahndämme. Diese Orte sollten Betroffene möglichst nicht ansteuern, da die Belastungen besonders im Umfeld ausgedehnter Beifußbestände um Größenordnungen höher sein können als „ein paar Straßen weiter“. Häufig konzentriert sich zudem der Beifußpollenflug und damit die größten Belastungen auf die Zeit der Morgen- und Vormittagsstunden, während die Abendstunden Allergiker-freundlicher daherkommen.  

Wie eingangs erwähnt, beginnt nun auch das Traubenkraut (lat. Ambrosia) zu blühen. Im weiteren Umfeld größerer Ambrosiavorkommen sind häufig bereits Pollen dieser eingeschleppten allergen Pflanze in der Luft. Die Konzentrationen und damit die Belastungen durch Ambrosiapollen können an den Verbreitungs-Hotspots in den kommenden Tagen durchaus schon ein (markant) hohes Niveau erreichen und die Schwesternpflanze Beifuß „blass aussehen lassen“. DER Ambrosia-Hotspot Deutschlands befindet sich seit Jahren im südöstlichen Brandenburg mit Beständen von tausenden von Pflanzen (meist A. artemisiifolia). Eine Bekämpfung wird seit diesem Jahr mit finanziellen Mitteln des Landes Brandenburg und einer neuen Bekämpfungsmethode versucht. Ambrosia hat sich aber auch in nahezu allen anderen Bundesländern breitgemacht. Bedeutsame Bestände existieren meist entlang von Straßen und auf Erdlagern, Baustellen und auf bewirtschaftete Agrarflächen mit später Aussaat (Sommerkulturen) insbesondere in Süddeutschland (um München herum) und im Rheinland/Ruhrgebiet. Im größten Teil des Landes spielt Ambrosia weiterhin (noch!) keine wirkliche Bedeutung als Allergiebringer, sowohl in den nächsten Tagen als auch generell. Kleinere lokale Bestände blühender Pflanzen oder blühende Einzelexemplare können das unmittelbare Umfeld stark belasten, mit etwas Abstand verliert sich der Pollenflug und Ambrosiapollen treten nur sporadisch oder in geringer Konzentration auf. Durch die Ausweitung der Blüte gewinnt der Ambrosiapollenflug (besonders an den Hotspots) in den nächsten Tagen weiter an Fahrt.  

Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) wurden durch den recht kühlen und regenreichen Sommer im Wachstum gefördert und blühen weiterhin in bedeutender Zahl. Im sich anbahnenden Sommerintermezzo könnten ab morgen bis ins Wochenende hinein nochmals große Pollenmengen freigesetzt werden und die Konzentrationen landesweit nach oben treiben. Eventuell reicht es hier und da für einen späten saisonalen Höhepunkt im Pollenflug, egal ob in den Bergen, an der See oder im Binnenland. Die Familie der Brennnesselgewächse setzt sich in Mitteleuropa zusammen aus den allseits bekannten Brennnesseln (Urtica), die meist (aber längst nicht immer) als allergologisch unauffällig beschrieben werden und den allergologisch auffälligeren Glaskräutern (Parietaria). Der Anteil der Glaskrautpollen in der Luft kann allerdings nur vage anhand der Größe der Vorkommen geschätzt werden. Eine Differenzierbarkeit zwischen Glaskraut- und Brennnesselpollen ist unter dem Mikroskop nicht möglich. Größere Vorkommen verschiedener Glaskrautarten sind beispielsweise aus dem Berliner Stadtgebiet, den milden Gegenden des Rheinlandes oder aus Mitteldeutschland bekannt. Ausbreitungsbestrebungen dieser wärmeliebenden Arten sind im Zuge des Klimawandels anzunehmen.

Ein weiterer Typ von Kräuterpollen wird durch die Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) emittiert. Viel Pollen kommt dabei im Allgemeinen nicht zusammen (kein Vergleich mit den Brennnesselgewächsen). Aktuell ist jedoch die Hauptblütezeit und im Umfeld dieser oftmals großen Staudengewächse kann die Pollenmenge ausreichen, um bei Betroffenen Allergiesymptome hervorzurufen. Pollenquellen entstehen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen. Insbesondere in ariden Gebieten (z.B. Südeuropa, Mittlerer Osten) spielen Allergien gegen Gänsefußgewächse eine nicht unerhebliche Rolle. Eine Zunahme der kaum mehr als niedrigen Pollenkonzentrationen ist in den kommenden Tagen gebietsweise noch möglich. Meist sollte die Pollenflugtendenz aber seitwärts gerichtet sein.  

Nach wie vor blühen die beiden Grünlandbegleiter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago). Für die nächsten Tage wird sich daran voraussichtlich nicht viel ändern. Dennoch lässt die Blühkraft allmählich nach und der Pollenflug, insbesondere des Ampfers, dünnt graduell aus. Die Pollenkonzentrationen bewegen sich demnach nur noch auf einem geringen Niveau. Auf üppig blühenden Wiesen kann die Zahl der Wegerichpollen die Zahl der Gräserpollen dennoch weiterhin übersteigen. Da sich Wegerichpollen kreuzreaktiv zur Gräserpollen verhält, ist hierbei von einer gewissen Relevanz des Wegerich-Pollenflugs für Gräserpollenallergiker auszugehen. Die Rolle von Ampferpollen am Allergiegeschehen ist schwierig zu beurteilen, wird, falls vorhanden, wahrscheinlich häufig ebenfalls einer Gräserpollenallergie zugeschrieben.

In der Menge zunehmend präsentiert sich dagegen der Pollenflug des Hopfens (Humulus). Auch die optisch sehr ähnlichen Pollen des Hanfs (Cannabis) sind vertreten. Die beiden Gattungen Hopfen und Hanf bilden die beiden einzigen heimischen Vertreter der Hanfgewächse (Cannabaceae). Beide besitzen moderat allergenen Pollen. In den kommenden Tagen steuert der Pollenflug in Richtung saisonaler Spitzenwerte zu, womit dann in einigen Gegenden flächig mäßiger Hopfenpollenflug (bis auf Beifußniveau) zu erwarten ist.   Dort wo Hanf angebaut wird oder Hopfen in größerer Zahl wächst, z.B. entlang feuchter, stickstoffreicher Weg- und Waldränder, ist die Pollenzahl unter Umständen auch groß (bei Berührung können Pollenwolken entstehen). Bei vorhandener klinischer Sensibilisierung sind dann aufgrund der hohen Pollenzahl deutliche Allergiesymptome möglich.

Bei den Gräsern (Poaceae) ist in den nächsten Tagen eher ein richtungsloses „Rumdümpeln“ zu erwarten als eine gerichtete Pollenflugtendenz. Es werden von spätblühenden Arten oder Arten in Zweit-/Nachblüte weiterhin Pollen freigesetzt. In der Fläche reicht es dann für geringe Belastungen, die für die meisten Gräserpollenallergiker bedeutungslos sind. Dennoch können bei Kontakt oder im unmittelbaren Umfeld zu spätblühenden Arten Symptome auftreten, die rasch wieder vergehen, sobald sich die Betroffenen von der Pollenquelle entfernen. Die Maisblüte (Zea mays) steht allmählich vor ihrem Ende. Damit geraten kaum noch nennenswerte Mengen der großen und schweren Maispollen in die Luft. Ein Allergierisiko für Gräserpollenallergiker könnte gegebenenfalls noch beim Durchqueren von Maisfeldern entstehen.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae), oder Arten wie dem Natternkopf (Echium), diversen Labkräutern (GaliumRubiaceae), Büschelschön (Phacelia), usw.). Daneben sind stellenweise noch letzte Esskastanienpollen (Castanea) messbar, sowie vereinzelt Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae).

Die Getreide- und Rapsernte ist vielerorts (besonders im Norden und Osten) weit fortgeschritten, wodurch eine der Hauptemissionquellen für allergene Schimmelpilzsporen erlischt. Aufgrund des regional nassen Sommers und der nicht befahrbaren Böden zieht sich die Ernte im Süden und Westen noch etwas länger hin. Die kommenden, trockenen Tage bieten nun reichlich Gelegenheit zum Einbringen der Ernte und befördern zudem die Ausbreitung der Sporen. Damit können die beiden wichtigen allergenen Sporentypen Alternaria und Cladosporium weithin zu (möglicherweise deutlichen) Allergiesymptomen bei Sporen-Allergikern führen. Die saisonalen Höchststände der vergangenen Wochen werden aber voraussichtlich nicht mehr erreicht.
Neben den beiden genannten Typen schweben viele weitere, potenziell allergische Arten von Pilzsporen durch die Luft, die jedoch von unseren Messstellen nicht systematisch erfasst werden.


Matthias Werchan, 11.08.2021

 

*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und der Ambrosia für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und der Ambrosia in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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