Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Carolin

Mittwoch, 18. Juli 2018 - Dienstag, 24. Juli 2018

Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Ampfer (Rumex)
Gräser (Poaceae)
Wegerich (Plantago)
Vertrocknete Blütenstände von Gräsern

Dürre führt zu dürftigem Gräserpollenflug – starke Belastung mit Schimmelpilzsporen kann Allergieauslöser sein

Eine lang andauernde Dürre hält weite Teile Deutschlands fest im Griff. Sonnenschein und sommerliche Temperaturen bieten theoretisch beste Bedingungen für mehr oder weniger lebhaften Pollenflug. Jedoch ist bei den Gräsern (Poaceae) kaum noch etwas übrig, was Pollen abgeben kann. Zum einen ist die Natur der Jahreszeit ca. 14 Tage voraus, wodurch zahlreiche Gräserarten früher als gewöhnlich zu blühen begonnen haben und nun bereits abgeblüht sind. Zum anderen sind in großen Gebieten die Rasenflächen oberirdisch vertrocknet und damit auch deren pollentragende Blütenstände (siehe Foto). Dort, wo Gräser noch gute Wachstumsbedingungen finden (künstlich beregnete Grünanlagen, Flussauen oder niederschlagsbegünstigte Regionen) sind die Flächen zwischenzeitlich turnusgemäß abgemäht worden. Eine schwächere Nachblüte spätblühender Gräserarten erscheint dort jedoch möglich. Diese kann dann lokal für etwas stärkeren Pollenflug sorgen als im Rest des Landes, wo sich meist noch geringe Pollenkonzentrationen zeigen. Ein Allergierisiko geht für Gräserpollenallergiker von Maisfeldern (Zea mays) aus, die momentan mehrheitlich in Blüte stehen. Direkt neben oder innerhalb von Maisfeldern können durchaus starke Allergiesymptome hervorgerufen werden. Stelleweise wird der Mais dürrebedingt bereits abgeerntet. Dort erlischt diese Problematik.

Pollen des allergenen Beifußes (Artemisia) verteilen sich mehr und mehr im ganzen Land. Meist lagen die gemessenen Konzentrationen der letzten Tage jedoch auf niedrigem Niveau. Nur einzelne Messstellen konnten bereits mäßigen Beifußpollenflug melden. In den kommenden Tagen wird großräumig eine weiterhin leichte Zunahme der Pollenbelastung erwartet. Große Beifußbestände können aber - insbesondere in den Morgen- und frühen Vormittagsstunden – bodennah zu einer lokal begrenzten, starken Belastung führen, die nicht von unseren Pollenfallen erfasst wird.

Erste Pflanzen des aus Nordamerika eingeschleppten, stark allergen Traubenkrauts (Ambrosia) können in den nächsten Tagen Blühbereitschaft erlangen. In der unmittelbaren Umgebung größerer Bestände ist also ab sofort mit dem Auftreten dieser Pollen zu rechnen. Stärkerer Pollenflug wird bei uns im Land erst ab August erwartet.

Ausdauernd blühenden Kräuterarten wie Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) geben weiterhin Pollen in allmählich geringer werden Menge ab. Es werden nun nicht mehr so viele Blüten(stände) neu gebildet, um bereits abgeblühte vollständig zu ersetzten. Auch hier könnte die Trockenheit eine Rolle spielen. Wegerichpollen wird eine Kreuzreaktivität zu Gräserpollen zugeschrieben und kann daher entsprechend Sensibilisierte zusätzlich reizen.

Die Brennnesseln (Urtica) geben nun reichlich Pollen ab und dominieren an allen Messstationen die Pollenkomposition der Luft. Spitzenkonzentrationen stehen bisher aus, was auch als eine mögliche Folge der langen Trockenheit darstellen werden kann. Da Brennnesseln nahezu überall wachsen und deren Pollen sehr klein, leicht und damit mobil sind, verteilen sich diese mühelos weithin. Allergologisch sind Brennnesselpollen (bisher) wenig auffällig, was auch einer unzureichenden Allergie-Diagnostik geschuldet sein kann. Zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) gehören auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande städtischer Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigter Gegenden.

Von den Kräutern streuen auch die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) Pollen in meist geringer Zahl in der Luft. Eine allergologische Relevanz besteht bei diesen wenigen Pollen meist nur in unmittelbarer Nachbarschaft größerer Gänsefuß- (Chenopodium), Melden- (Atriplex) und zunehmend auch Amaranthbestände (Amaranthus), die häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen gute Wachstumsbedingungen finden.

Die optisch sehr ähnlichen Pollen von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), als einzige einheimische Vertreter der Hanfgewächse (Canabaceae), können ab sofort in langsam steigender Zahl angetroffen werden. Hauptflugzeit dieses Pollentyps ist der August.

Hin und wieder werden sedimentierte Pollen der zahlenmäßigen Hauptakteure der Baumpollensaison, wie Birke (Betula), Kiefer (Pinus) und andere, vom Boden aufgewirbelt und tauchen in geringer Zahl in unseren Messgeräten auf.

Ganz vereinzelt sind frische Pollen spät im Jahr blühender Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar. Ebenso lassen sich wenige Pollen von Doldengewächsen (Apiaceae) und diversen insektenbestäubten Korbblütengewächsen (Asteraceae) messen, die nun ihre Hauptblühzeit haben.


Für Schimmelpilzsporen-Allergiker besteht derzeit ein verbreitet hohes Allergierisiko. Insbesondere während der Getreideernte können wahre Sporenwolken durch die Luft fliegen und für heftige Symptome sorgen. Die derzeitige Trockenheit wirkt sich eher dämpfend auf Schimmelbefall und Sporenentwicklung aus. Zwischenzeitliche Regenfälle können aber das Wachstum und die Sporenproduktion auch rasch wieder ankurbeln. Mit dem Einbringen von Gerste, Weizen und Raps sind in den letzten Tagen die Sporenkonzentrationen allergologisch bedeutsamer Gattungen wie Alternaria und Cladosporium in den betroffenen Gebieten temporär sprunghaft angestiegen. In anderen Regionen verharrten die Werte in etwa auf dem Niveau der Vorwoche.

 

Matthias Werchan, 18.07.2018

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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