Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Camillo

Mittwoch, 14. Juli 2021 - Dienstag, 20. Juli 2021

Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Wegerich (Plantago)
Esskastanie (Castanea)
Gräser (Poaceae)
Linde (Tilia)
Zeit der Ernte ist gleich Zeit der Schimmelpilzsporen. © Taiga/Shutterstock.com

Gräserpollenflug immer ruhiger– Unruhe dagegen beim Sporenflug

 Große Teile Deutschlands (mit Ausnahme des Nordostens) wurden in den letzten Tagen mal wieder von kräftigen Regenfällen heimgesucht. Der Pollenflug hatte es unter diesen Umständen schwer. Vor allem bei den Gräsern ist nun merklich die Luft raus und das nicht nur an Regentagen. Nur einzelne Messstationen meldeten tageweise noch Gräserpollenflug knapp oberhalb der hohen Warnschwelle. Mehrheitlich blieb der Pollenflug schwach bis mäßig. Die Brennnesselgewächse haben dagegen zugelegt und die Gräserpollen mengenmäßig überholt. Andere Kräuter, wie der allergene Beifuß oder die Gänsefußgewächse blieben recht faul und brachten in der vergangenen Vorhersagewoche keinen allergologisch bedeutsamen Pollenflug hervor. Dafür wimmelte es in der Luft nur so von Pilzsporen unterschiedlicher Couleur, besonders die allergologisch wirksamen Typen Alternaria und Cladosporium waren an trockenen Tagen sehr aktiv.

In den nächsten Tagen geht das unbeständige Wetter erst einmal weiter. Die Niederschlagsneigung nimmt aber im Verlauf deutlich ab. Auch mehrere trockene Tage hintereinander sind dann selbst im regengebeutelten Westen und Südwesten möglich – für die Landwirte möglicherweise die Gelegenheit zur Einbringung der Getreideernte, starker Pilzsporenflug dann inklusive.

Viele Gräserpollen-Allergiker (Poaceae) werden bereits den deutlichen Rückgang der Belastungen bemerkt haben. Zum einen sind mittlerweile viele Pollen-Schwergewichte unter den Gräserarten bereits verblüht oder in einer schwächeren Nach-/Zweitblüte angekommen, zum anderen sind viele Grünflächen (auch auf extensivem Grünland in Naturschutzgebieten) abgemäht. Hinzu kommen die tagelangen Regenfälle, die kaum eine Pollenanreicherung in der Luft zulassen und auch Ferntransporte unterbinden. Unter diesen Umständen lassen sich die nächsten Tage unter nur schwacher bis mäßiger Gräserpollenbelastung gut aushalten. Örtlich begrenzt sind knapp hohe Belastungen dennoch möglich. Etwas Vorsicht ist also geboten vor naturnahen Wiesen, lichten und grasreichen Wäldern, vor breiten ungemähten Feldrainen oder vor hoch gelegenen und damit spät blühenden Gebirgswiesen.
Beim spätblühenden Kulturgras Mais (Zea mays) steht der Blühbeginn an wärmeren Standorten in den kommenden Tagen an. Damit besteht ein zunehmendes Symptomrisiko im direkten Umfeld (windabgewandte Seite) der Maisfelder. Gräserpollenallergiker sollten vor allem den Aufenthalt in blühenden Feldern unbedingt vermeiden, da beim Berühren der Pflanzen unter Umständen große Pollenmengen von oben herunterfallen und zu starken Symptomen führen können. In einigen duzend Metern Entfernung von den Feldern verringern sich die Pollenkonzentrationen sehr rasch und die schweren Maispollen treten meist nur vereinzelt in der Luft auf.

Im Jahresverlauf verlagert sich ab etwa Mitte Juli die Aufmerksamkeit beim Pollenflug von den Gräsern zunehmend zu den Kräutern. Allen voran die Brennnesselgewächse (Urticaceae) stehen mit ihren beiden Gattungen Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) für die kommenden Wochen als bedeutsamste Pollenproduzenten an erster Stelle. Sobald sich die kräftigen Regenfälle verzogen haben, setzen die Brennnesselgewächse in den nächsten Tagen mehr und mehr Pollen frei. Hohe Pollenkonzentrationen sind dann in Deutschland verbreitet zu erwarten, Tendenz klar aufwärtsgerichtet.

Vom reichlichen Nass begünstigt gedeihen die Stauden der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und die langen Stängel des Beifußes (Artemisia) prächtig.  Die Blüte hat bei beiden Pollenproduzenten eingesetzt, steht aber noch am Beginn ihrer Laufbahn. Daher wird der Pollenflug in den kommenden Tagen in der Fläche noch nicht wirklich üppig ausfallen. An einzelnen, besonders warmen Standorten können in größeren Beständen jedoch schon genügend Pflanzen blühen, um bei den Betroffenen, die im Umfeld der Pflanzen längere Zeit verweilen, spürbare Symptome zu verursachen. Insbesondere vom frühen Morgen bis in den späten Vormittag hinein entweichen die Pollen aus den geöffneten Blüten von Beifuß, Gänsefuß und Co., wodurch es während dieser Zeit des Tages zu einem Belastungsgipfel kommen kann.

Die beiden Grünlandbegleiter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sind mehr oder weniger gleichbleibend aktiv. Geringe bis mittlere Pollenkonzentration in der Luft werden erreicht. Wegerichpollen kann über Kreuzreaktionen eine Relevanz für Gräserpollenallergiker haben. Die Rolle von Ampferpollen am Allergiegeschehen ist schwierig zu beurteilen, wird, falls vorhanden, wahrscheinlich häufig als Gräserpollenallergie gedeutet.

Vereinzelt fliegen Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae). Die Hanfblüte (Cannabis) läuft. Die Blüte des weit verbreiteten Hopfens (Humulus) lässt dagegen noch bis etwa zum Monatsende auf sich warten. Erst mit Blühbeginn des Hopfens machen die Pollenkonzentrationen größere Sprünge. Daher ist ein mehr als ein sporadisches Auftreten von Pollen der Hanfgewächse in den kommenden Tagen weiter nicht zu erwarten, es sei denn, man befindet sich in der Umgebung von Anbauflächen mit Nutzhanf (z.B. Niedersachsen), wo lokal folglich mehr Pollen umherfliegt.

Die Reste der Baumblüte von Linde (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) kann noch im Norden des Landes und in den unteren bis mittleren Lagen der Gebirge (so vorhanden) von sich reden machen. Ansonsten verebbt die Blüte in den kommenden Tagen zusehends und der Pollenflug wird allergologisch bedeutungslos.  

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräuterfamilien, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), verschiedenen Korbblütlern (Asteraceae), oder Arten wie dem Natternkopf (Echium), diversen Labkräutern (GaliumRubiaceae), Büschelschön (Phacelia), usw. Daneben sind stellenweise noch etwas Holunder- (Sambucus) oder Kiefernpollen (Pinus) messbar, sowie vereinzelt Pollen der Zypressengewächse (Cupressaceae).

Schimmelpilzsporen-Allergiker müssen sich bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums verbreitet auf starken Flug allergener Cladosporium- und Alternaria-Sporen (inklusive der ebenfalls allergenen Bruchstücke der Pilzhyphen) einstellen. Nach dem Abtrocknen der Felder wird der Getreidedrusch fällig, wodurch große Sporenwolken in die Luft gelangen, die sich bis in die Städte hineinbewegen und zu tageweise sehr hohen Sporenkonzentrationen in der Außenluft führen! Wir befinden uns damit in den kommenden Tagen im Bereich der jährlichen Maximalwerte. Das Allergierisiko bleibt unverändert hoch. Die allergologisch ebenfalls relevante Sporengattung Epicoccum ist ebenfalls häufig in der Luft. Der Sporenflug erreicht bei diesem Sporentyp allerdings nicht die Konzentrationen der beiden erstgenannten Typen.  

Matthias Werchan, 14.07.2021


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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