Dienstag, 24. September 2024 - Montag, 30. September 2024
Beifuß (Artemisia)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Traubenkraut (Ambrosia)
Der Herbst ist los und der Zug für die Pollen abgefahren.
Die vergangenen Tage dürften wohl auch die letzten richtig warmen Tage dieses Jahres gewesen sein, mit reichlich Sonnenschein und wieder mal Ostwind. Womit wir auch beim Thema wären. Die ostwindige Altweibersommerlage servierte unserem Land eine Art „Pseudopollenflug“ der feinsten Sorte durch starken Ferntransport. Dabei wurden Pollenallergiker vor allem von den vielen herumstreunenden Ambrosia- und Beifußpollen gemoppt, die aus Osten kommend, in großen Landesteilen tagelang Belastungen in mittlerer bis starker Intensität hervorriefen – nicht das erste Mal in diesem denkwürdigen September. Diesmal waren nicht nur die Gebiete im Norden und Osten besonders betroffen, auch weiter südlich bis in den Südwesten hinein trug der Wind die Pollenwolke. Dort fielen die Belastungen im Vergleich zwar geringer aus als im Osten, waren aber genauso ungewöhnlich für die zweite Septemberhälfte, besonders beim Beifuß. Während es bei Ambrosia und Beifuß hoch herging, herrschte bei den anderen Pollenarten fast schon gespenstische Stille. Pollen der Gräser, der Gänsefuß- und Brennnesselgewächse zogen in Jahreszeit-gemäßer Zahl durch die Gegend, dürften möglicherweise lokal geringe Belastungen, aber kein Erstaunen hervorgerufen haben. Daneben gab es einzelne Pollen von Ampfer, Efeu, Senf, Wegerich oder insektenbestäubten Korbblütlern in der Luft. Bei den Sporen waren die letzten Tagen ebenfalls recht außergewöhnlich. Insbesondere Alternaria holte nochmal Schwung, und erreichte an vielen unserer Stationen im Norden und Osten bis in die Landesmitte nicht nur die Sporentyp-spezifische Warnschwelle, sondern übertraf diese an einzelnen Tagen teils mehrfach. Dazu gab es bei den Epicoccum-Sporen rekordhohe Konzentrationen zu vermelden, mit nach Norden stabil hohen Konzentrationen an mehreren Tagen der zurückliegenden Vorhersagewoche. Cladosporium-Sporen fielen nicht so stark auf, erreichten jedoch hin und wieder knapp die Warnschwelle.
In den kommenden Tagen ist uns der Herbst wettertechnisch wieder deutlich näher als der Spätsommer. Es regnenschauert häufig und statt Ost- herrscht eher Westwind. Von Sommertagen müssen wir uns verabschieden, bis Freitag kann es aber zumindest im Osten und Südosten noch für die ein oder andere 20 °C reichen. Die aufgeheizte Stimmung beim Pollen- und Sporenflug gehört nun der Vergangenheit an.
Das herbstliche Wetter und die Winddrehung auf West machen aus den Pollen des Traubenkrauts (lat. Ambrosia) wieder recht handzahme Gesellen, die meist nur noch vereinzelt oder gleich gar nicht mehr auftauchen. Im Osten und Südosten sind Mittwoch und Freitag durch föhnige Aufheiterungen gebietsweise geringe bis möglicherweise mittlere Belastungen, meist aus heimischer Quelle, zu erwarten. Dort wo noch größere Ambrosiabestände blühen, sollte an sonnige(re)n Tagen weiterhin von lokal oder punktuell mittleren bis hohen Belastungen ausgegangen werden.
Ein erneutes Aufmucken der Beifußpollen (Artemisia) gegen den „regulären“ saisonalen Trend ist in den kommenden Tagen nicht mehr zu erwarten. Das Belastungsniveau bleibt nun (hoffentlich) beständig niedrig oder ist gänzlich unbedeutend.
Andere krautige Pflanzen halten sich mit ihrer Pollenzahl in der Luft schon länger an die fortgeschrittene Jahreszeit. Daran ändert auch die aktuelle Vorhersagewoche nichts mehr. So sind die Pollen von Brennnessel- (Urticaceae) und Gänsefußgewächsen (Chenopodiaceae/Amaranthaceae), vom Ampfer (Rumex) und vom Wegerich (Plantago) an trockenen Tagen sporadisch unterwegs, ansonsten praktisch von der Bildfläche verschwunden.
Gräserpollen (Poaceae) subsummieren sich ebenfalls unter ferner liefen. Im „schlimmsten Fall“ sind geringe Belastungen zu erwarten. Durch das wechselhafte Wetter vereinzeln sich die Pollen an vielen Tagen und meist kann in der Fläche nicht mehr von tatsächlichen Belastungen gesprochen werden.
Vereinzelt fliegen Pollen der Knöterich- (Polygonaceae) oder Rötegewächsen (Rubiaceae), des Efeus (Hedera), der Hanfgewächse (Cannabaceae), der Korbblütler (Asteraceae) und der Zypressengewächse (Cupressaceae). Aus blühenden Senffeldern (Sinapis) können Kreuzblütlerpollen (Brassicaceae) entweichen. Auch das Springkraut (Impatiens) oder weiteren insektenbestäubte Pflanzen krautiger Provenienz sind für das ein oder andere Pollenkorn in der Luft gut. Neu in der Luft sind mögliche erste Zedernpollen (Cedrus). Diese spätblühenden Garten- und Parkbäume können, sobald voll aufgeblüht, an sonnigen und windigen Tagen für starken Polleneintrag in die Umgebungsluft sorgen. Es sind im unmittelbaren Umfeld blühender Bäume auf Autoscheiben oder anderen glatten Oberflächen sogar gelbe Pollenschleier möglich. Allergiesymptome dürften daraus nicht resultieren. Eine Allergie gegen Pollen der hier gepflanzten Arten, meist Atlaszeder (Cedrus atlantica), ist (wahrscheinlich) sehr selten.
Der Sporenflug schwächt sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich ab. Besonders Alternaria verliert an Boden und wird nur noch ausnahmsweise die Sporentyp-spezifische Warnschwelle überschreiten, dies dürfte, wenn, dann im Osten des Landes der Fall sein. Eher (weit) unterhalb als oberhalb der Warnschwelle bewegen sich auch die Konzentrationen von Cladosporium in der Luft. Konzentrationen nahe der Warnschwelle sind mit den anfangs noch wärmeren Temperaturen im äußersten Osten möglich. Epicoccum-Sporen verlassen die Rekordwerte der zurückliegenden Tage und pendeln sich bei trockenem Wetter auf einem mittleren Niveau ein – hohe Konzentrationen sind jedoch nicht ganz auszuschließen.
Matthias Werchan, 24.09.2024
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