Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Bianca

Mittwoch, 02. Juni 2021 - Dienstag, 08. Juni 2021

Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gräser (Poaceae)
Holunder (Sambucus)
Wegerich (Plantago)
Eiche (Quercus)
Kiefer (Pinus)
Vorsicht vor ungemähten Wiesen, große Mengen Gräserpollen (Poaceae) werden jetzt freigesetzt.

Die Sinfonie der Gräser hat begonnen – Hauptbelastungszeit voraus!

„Nu issa endlich da, der Sommer!“ Mit der Wetterumstellung der letzten Tage wurde der Kampf um die 15°C-Marke beendet und zunehmend die 25°C-Marke ins Visier genommen. Auch die Sonne gab es reichlich zu bewundern. Doch des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Vor allem die Gräserpollenallergiker geraten bei dieser Konstellation (warm und sonnig) zum Sommeranfang nicht nur ins Schwitzen, sondern auch ins Niesen. Die zurückliegenden Tage stellten allerdings nur die Ouvertüre der Gräserpollensaison dar. Die Belastungen zogen zwar (deutlich) an, erreichten aber nicht gleich überall ein hohes Niveau. Speziell die Gräser im Küstenumfeld, im äußersten Norden, Osten und Nordosten und in den Höhenlagen der Berge mussten vor der Blüte erstmal Wärme tanken und ließen die Betroffenen noch mit einem maximal mäßigen Belastungsniveau davonkommen. Im Südwesten und Westen wurden von einigen unserer Messstationen erstmals in dieser Saison hohe Gräserpollen-Konzentrationen gemeldet. Daneben flogen reichlich Kieferpollen und sorgten für gelbe Beläge auf diversen Oberflächen. Bemerkenswert – und nicht nur eine Randnotiz wert – war der Besuch von Birkenpollen aus Skandinavien in den letzten Tagen. Unerwartet hoch stiegen die Birkenpollenkonzentrationen nach zwei bereits nahezu Birkenpollen-freien Wochen vor allem im Norden und Nordosten. Hier wurde teilweise die hohe Belastungsschwelle überschritten! Aber auch weiter im Süden überstiegen die Konzentrationen an Birkenpollen in der Luft zeitweise die der Gräserpollen.

Nach diesem letzten Stelldichein der Birkenpollen nimmt nun vor allem die Gräserpollensaison ihren Lauf. Der Sommer ist gekommen, um zu bleiben, so wie auch die allergen Gräserpollen.

Die Vorhersage zu den Gräsern (Poaceae) ist relativ simpel – die Konzentrationen nehmen in den kommenden Tagen überall im Land weiter zu. Damit stellt sich für die Betroffenen vielerorts eine ausgeprägte Belastungssituation ein! Hohe Belastungen sind ab jetzt eher die Regel als die Ausnahme, saisonale Belastungsgipfel rücken im Süden und Westen bei entsprechender Witterung in greifbare Nähe. Selbst der Norden und Nordosten und die mittleren Berglagen dürften bis zum Ende der aktuellen Vorhersageperiode in den Genuss hoher Pollenkonzentrationen kommen. Allerdings ist nicht überall eitel Sonnenschein vorhergesagt. Vor allem im Westen Deutschlands ausgreifend bis etwa an die Elbe können kräftige Regenfälle zu stark schwankenden Pollenkonzentrationen führen. Achtung! Beim Durchzug von Gewittern nach einer länger andauernden Schönwetterperiode können mit Einsetzten des Niederschlags Allergiesymptome und Symptome des allergischen Asthmas besonders heftig sein. Stichwort: Gewitterasthma! Daher bitte erst Wohnung oder Büro lüften, wenn der Regen wenigstens 10-15 min angehalten hat. Ab da ist die Luft weitgehend pollen- und allergenfrei.
Zusätzlich zu den Wildgräsern blüht derzeit das Kulturgras Roggen (Secale) und vergrößert die für Gräserpollenallergiker relevante Pollenfracht zusätzlich. Gleiches gilt in geringerem Umfang für Kulturgräser wie Weizen (Triticum), Gerste (Hordeum) und andere. Die Pollen der Kulturgräser sind zwar genauso allergen, wie andere Gräserpollen auch, in der Regel jedoch recht groß, so dass deren Ausbreitungsvermögen limitiert ist. Sehr hohe Pollenkonzentrationen sind auf der windabgewandten Seite blühender Getreidefelder möglich, während umgebenden Regionen deutlich weniger zufliegt.

Mit dem warmen Wetter wachsen die Kräuter heran. Nur wenige Gattungen bzw. Arten nehmen überhaupt Einfluss auf das Allergiegeschehen. Zu den ersten im Jahr zählen dabei Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago). Der Pollenflug der beiden Gattungen wird dabei in der Fläche nie besonders groß, pendelt sich nun über Wochen mehrheitlich auf einem schwachen bis mäßigen Niveau ein. Auf Grünland mit größeren Beständen kann es auch wilder zugehen, wobei dann insbesondere der Wegerich Gräserpollenallergikern Probleme machen kann (Kreuzreaktionen möglich). Noch schwach und allergologisch unbedeutend ist dagegen in den nächsten Tagen der Flug von Pollen der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Blühende Brennnesseln (Urtica) oder Glaskräuter (Parietaria) lassen sich zwar schon aufspüren, das Gros der Pflanzen ist allerdings noch in der Wachstumsphase bzw. die Blüten sind noch geschlossen.

Die Anzahl blühender Bäume oder Sträucher wird allmählich überschaubar. Die harmlose Kiefer (Pinus) gibt dabei in den nächsten Tagen weiterhin den Ton an. Die anhaltend hohen Pollenkonzentrationen der vergangenen 7-14 Tage werden in den meisten Tieflagen aber kaum mehr erreicht, die Tendenz ist fallend. Für zarte, gelbe Beläge auf glatten Oberflächen kann es allerdings insbesondere im Norden und vor allem in den höheren Lagen der Berge noch reichen. Hier oben können dann auch die ebenfalls harmlosen Pollen der Fichte (Picea) mit dabei sein, die im Tiefland schon keine Rolle mehr spielen.

Der Eichenpollenflug (Quercus) hat kaum noch Substanz und klingt in den kommenden Tagen in den Tieflagen mit schwachen Belastungen aus. In den Bergen bis etwa 900 m NN können Nachzügler lokal mehr Pollen in die Luft entlassen. Oberhalb von 900 m NN kommen Eichen selbst im Süden Deutschlands nicht vor. Die Rosskastanie (Aesculus) geht den gleichen Weg wie die Eiche. Ihre weißen und rosaroten Blütenblätter fallen vielerorts bereits in großer Zahl zu Boden. Nur im äußersten Norden und Osten sind über die nächsten Tage noch mehr oder weniger stetig Pollen in der Luft – zumindest geringe Belastungen im Umfeld der Bäume sind möglich. In allen anderen Regionen tritt Pollen der Rosskastanie sporadisch auf, ohne allergologische Wirksamkeit zu entfalten.

Auffällig und in der Zahl zunehmend treten in der Landschaft die großen cremeweißen und duftenden Dolden des Holunders (Sambucus) hervor. Sind die Holunderbüsche voll erblüht, steigert sich der Pollenflug im Umfeld der Gewächse bis auf ein hohes Niveau. Meist wird jedoch in der Fläche bzw. an den Messorten unserer Pollenfallen nur schwacher Pollenflug gemessen. Ein geringer Anteil von Menschen kann Symptome auf Holunderpollen entwickeln und sollte die unmittelbare Nähe zu blühenden Pflanzen meiden.

Die Rapsblüte (Brassica) wird mehr und mehr eine Sache der Höhenlagen der Berge oder der Tieflagen des äußersten Nordens und Ostens. Nur hier können die allergieauslösenden Rapspollen lokal bzw. regional messbar in der Luft sein und die unmittelbare Feldumgebung belasten. Ansonsten spielt Rapspollen keine Rolle mehr.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu Ahorn (Acer), Binsengewächsen (Juncaceae), Birke (Betula), Doldenblütlern (Apiaceae), Esche (Fraxinus), Esskastanie (Castanea), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Liguster (Ligustrum), Linde (Tilia), Mädesüß (Filipendula), Maulbeerbaum (Morus), Robinie (Robinia), Rosengewächsen (Rosaceae), Rotbuche (Fagus), Sauergräsern (Cyperaceae), Spierstrauch (Spirea), Walnuss (Juglans) und Zypressengewächsen (Cupressaceae). Die Erle (Alnus) ist in den Höhenlagen der Alpen und des Schwarzwalds mit der Blüte der Grünerle (A. viridis) aktiv. Das kleine Comeback ist meist mit lokalem Erlenpollenflug, nebst entsprechendem Allergierisiko verbunden.

Die Konzentrationen aller von uns erfassten Typen allergener Schimmelpilz-Sporen blieben in den vergangenen Tagen allergologisch vernachlässigbar. Jeder warme Tag und zusätzlich genügend Feuchtigkeit kurbeln jedoch die Pilzproduktion an. Betroffene sollten sich daher auf einen allmählichen Anstieg der Konzentrationen und schwache Allergiesymptome einstellen, insbesondere durch Cladosporium. Alternaria-Sporen fliegen noch spärlich aber schon etwas häufiger als zuletzt. Pleospora und Epicoccum bleiben in den nächsten Tagen nur Randerscheinungen.

Matthias Werchan, 02.06.2021


Medizinische Hinweise (Prof. Dr. med. Karl-Christian Bergmann)

Vor wenigen Tagen war ich in Templin, Uckermark, nördlich von Berlin gelegen – der Heimatstadt unserer Kanzlerin. Am örtlichen Baumarkt stehen vor dem Eingang mehrere Olivenbäume zum Verkauf; Olea europaea, 190 cm hoch, 139,99 Euro. Für die Terrasse geeignet! Da muss ich sofort daran denken, dass auch Olivenbäume größtenteils windbestäubt werden und damit in Templin Olivenpollen in der Luft sein könnte. Olivenpollen – ist das etwas Interessantes?

Ja, denn die Olivenbäume gehören zu den Ölbaumgewächsen und Olivenbäume sind bekannt als Quelle großer Mengen an Pollen. Ihr Allergen, das Ole e 1, hat große Ähnlichkeiten mit dem Hauptallergen der Esche, dem Fra e 1. Die Olivenbäume sind verwandt mit den bei uns vorkommenden Eschenarten wie Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Manna-Esche (F. ornus) oder Rot-Esche (F. pennsylvanica) und können damit bei Personen mit einer Eschenpollenallergie die gleichen bekannten und typischen Symptome auslösen wie z.B. Birkenpollen. In Deutschland haben ca. 9 % der erwachsenen Bevölkerung Antikörper gegen Eschenpollen – ein großes Potential für Beschwerden.
Kreuzreaktionen mit Eschenpollen haben nicht nur Olivenpollen, sondern auch Pollen von Flieder, Liguster, Jasmin und Forsythien, die ebenfalls zur Familie der Ölbaumgewächse gehören.

Etwas aber machen Eschenpollen eher seltener – sie lösen weniger Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittel aus. Zwar sind Reaktionen auf Kartoffel, Paprika, Bananen und Tomaten beschrieben, aber diese sind in der Regel nicht stark ausgeprägt.


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Birke und der Gräser, sowie des Roggens für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Birke und der Gräser in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

Für die Anmeldung unseres wöchentliches Newsletters schreiben Sie bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung des PID Newsletters“ an barbora.werchan[at]charite.de Dankeschön!

 

Facebook

Twitter

Instagram

 

Alle Informationen sind ohne Gewähr.

Ein vollständiger oder auszugsweiser Nachdruck dieser Vorhersage ist unter Angabe der Quelle erlaubt.

Archiv