Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Bernhard

Mittwoch, 16. August 2023 - Dienstag, 22. August 2023

Traubenkraut (Ambrosia)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Beifuß (Artemisia)
Männliche Hopfenblüte (Humulus) am 16. August 2023 in einem Berliner Park © Matthias Werchan

Kräuterpollen drehen nochmals auf – Belastungen durch Beifuß gehen aber zurück.

In der zurückliegenden Woche war es vorbei mit der Sommerfrische. Sehr warme, energiereiche Luft legte sich über das Land, was der Entwicklung gebietsweise heftiger Schauer und Gewitter Vorschub leistete aber auch den Pollen und Sporen wieder mehr Entfaltungsmöglichkeiten gab. Nach Sichtung der Pollendaten lässt sich konstatieren, dass die Kräuterpollensaison trotz durchziehender Regenfälle ihrem alljährlichen Zenit sehr nahe war oder diesen bereits überschritten hatte. Bestimmer in der Luft waren mit weitem Abstand die Pollen der Brennnesselgewächse, die gegenüber der Vorwoche deutlich zulegten und weithin mit hohen Pollenkonzentrationen aufwarteten, inklusive neuer saisonaler Höchststände. Die allergenen Beifußpollen setzten sich ebenfalls stärker in Szene, belasteten vielerorts mittel bis stark (verregnete Tage ausgenommen) und haben nunmehr an den meisten Messstellen ihre saisonalen Höchststände sehr wahrscheinlich hinter sich. Hopfenpollen erklommen gerade in den letzten paar Tagen zügig die „Pollenleiter“ und belegten nach den Beifußpollen meist den dritten Rang im Pollenspektrum oder lagen mit diesen sogar gleichauf. Dazu kamen die Langzeitflieger Ampfer und Wegerich, die meist schwach aber ausdauernd flogen und etwas häufiger als zuvor auftraten, ebenso wie die Pollen der Gänsefußgewächse. Ambrosiapollen blieben außerhalb des Ambrosia-Hotspots Niederlausitz rar bzw. unstet. Ferntransporte aus Nachbarländern wurden nicht registriert – ganz anders in Schweden, wo um den 8. August herum mit heißer Luft plötzlich ungewöhnliche viele Ambrosiapollen aus Osteuropa die mittleren und nördlichen Landesteile erreichten. Die Schimmelpilze wurden in den letzten Tagen durch die feuchte Wärme „gepampert“, womit auch der Sporenflug von Alternaria und Cladosporium auflebte. Wo es länger trocken blieb, gingen die Werte sogar schnell in Richtung saisonaler Maximalwerte, insbesondere bei Alternaria.

In die aktuelle Vorhersagewoche zeigt sich der Sommer weiterhin großzügig mit viel Hitze in der Südhälfte und angenehmerer Wärme in der Nordhälfte. Niederschläge werden allerdings bis auf den morgigen Donnerstag weniger großzügig verteilt als zuvor. Für den Pollen- und Sporenflug sind dies passable Bedingungen.

Beifußpollen (Artemisia) bleibt weiterhin das für Allergiker bedeutsamste Allergen in der Luft. Der Pollenflug schaltet allerdings im Verlauf dieser Vorhersagewoche mindestens einen Gang runter. So werden die anfangs, vor allem im Norden noch verbreitet hohen Belastungswerte rasch seltener bzw. ziehen sich peu a peu auf eng begrenzte Gebiete mit blühenden Beifußbeständen zurück. Mittlere Belastungswerte werden in den nächsten Tagen bis auf den Süden und Südwesten allerdings noch häufig erreicht, u.a. ausgelöst durch die Blüte des Feldbeifußes (A. campestris), der den teils bereits abgeblühten Gemeinen Beifuß (A. vulgaris) ablöst.

Die Blüte des allergenen Traubenkrauts (lat. Ambrosia) legt nun nicht nur in Süd- und Osteuropa kräftig los, wo Unmengen von Pollen in der Luft landen, auch hierzulande treibt die Wärme Blütenentwicklung und Pollenfreisetzung an – allerdings in einem weitaus bescheideneren Maßstab. Ambrosiapollen können in den kommenden Tagen überall im Land zumindest sporadisch auftreten, je näher zu größeren Ambrosiavorkommen, umso stetiger. Neben den sehr umfangreichen Beständen im Südosten Brandenburgs und dort verbreitet mittlerer bis starker Belastung, kommen auch in Teilen Süd- und Westdeutschlands lokal individuenreiche Bestände mit hunderten Pflanzen vor, die zumindest die nähere Umgebung der Standorte stark belasten können. Klassische Wuchsorte sind Äcker (speziell mit Hackfrucht und Sonnenblume), Ackerbrachen, Straßen- und Wegrändern oder temporäre Erdaufschüttungen. Mit südlichen und südöstlichen Winden kann es zudem zu vereinzelten Ferntransporten aus den stark mit Ambrosia bevölkerten Nachbarländern kommen.

Die Brennnesselgewächse (Urticaceae) werden auch die aktuelle Vorhersageperiode nutzen, um noch einmal ihre Pollenschleusen zu öffnen und somit mehr oder weniger unverändert hohe Pollenmengen in den Raum werfen. Gegenüber der Vorwoche werden in der Tendenz aber kaum noch Pollen dazukommen. Allgemein sind von den Tieflagen bis in die mittleren Berglagen weit verbreitet hohe Pollenkonzentrationen abzusehen – ganz normal für diese Jahreszeit.  

Die Pollenfracht des Hopfens (Humulus) erreicht in den nächsten Tagen die Obergrenze des alljährlichen Treibens, dabei mogeln sich Hopfenpollen in der Menge häufig am Beifuß vorbei auf dem zweiten Platz im Pollenranking. In der Fläche werden so meist mittlere Pollenkonzentrationen erwartet, die punktuell auch hoch ausfallen können – kein Wunder bei den deutlich sichtbaren Pollenwolken, die den männlichen Hopfenblüten bei Berührung entweichen. Diesen Wolken sollten sich Betroffene mit Verdacht auf eine Sensibilisierung gegen Hopfenpollen besser nicht aussetzten, da hier die Hintergrundbelastung, die wir an unseren Messstellen ermitteln um ein Vielfaches übertroffen werden dürfte. Hopfenpollen wird hierzulande allergologisch wenig beachtet, gilt aber zumindest als potenziell allergen. In Südostasien wird häufig von Sensibilisierungen gegen Hopfenpollen berichtet. Hopfen bevorzugt feuchte, stickstoffreiche Ränder von Gewässern, Wegen, Büschen und Wäldern, wo sich die Belastungsschwerpunkte ergeben.

Die Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) sowie Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sorgen weiterhin für beständigen Pollennachschub. Neben verbreitet geringen Konzentrationen der drei Pollenarten sind lokal auf Wiesen, Weiden oder Brachen immer noch höhere Werte möglich.

Gräserpollen (Poaceae) fliegen weiterhin bescheiden, aber stetig. Wärmeliebende Arten wie das Hundszahngras (Cynodon) blühen erst jetzt in voller Pracht, kommen aber nicht überall vor. Reitgras (Calamagrostis) und bekannten Zweitblüher, wie Weidel- (Lolium) oder Knaulgras (Dactylis) sind ebenfalls noch aktiv, in Gärten und Grünanlagen stehen zudem exotische Ziergräser, wie das Lampenputzergras (Pennisetum) zur Pollenabgabe bereit. So bleibt es während des meist trockenen Wetters bei geringem Gräserpollenflug mit punktuell stärkeren Kontaminationen, die sich bei empfindlichen Gräserpollenallergikern durchaus bemerkbar machen können. Auch letzte blühende Maiskulturen (Zea mays) können zum Gräserpollenflug beitragen und die unmittelbare Umgebung bzw. das Feldinnere belasten. Mit etwas Abstand ist zu den blühenden Pflanzen ist man aber schnell wieder „safe“.

Zu den bereits genannten Pollenarten gesellen sich einzelne Baumpollen späthblühender, fremdländischer Lindenarten (Tilia) wie der Henrys Linde (T. henryana) und Pollen der großen Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Ansonsten gehört das Feld den selten auftretenden Pollen der unterschiedlichsten insektenbestäubten Kräuter, vor allem diversen Korbblütlern (Asteraceae), Heidekrautgewächsen (Ericaceae) und Doldenblütlern (Apiaceae). Deren allergene Relevanz ist aufgrund der sehr geringen Pollenzahl in der Luft in den meisten Fällen unbedeutend.

Die Sporen allergener Schimmelpilze werden die vor uns liegenden Tage nutzen, um noch einmal aufzutrumpfen. Die seltener werdenden oder gänzlich ausbleibenden Niederschläge in Kombination mit Sommerwärme verheißen gute Bedingungen für die Sporenausbreitung von Alternaria und Cladosporium und damit ein hohes Risiko für das verbreitete (teils mehrfache) Überschreiten der Sporentyp-spezifischen Warnschellen. Selbst das Erreichen neuer saisonaler Höchststände ist regional möglich, z.B. während der Ernte des noch vorhandenen Getreides. Auch Epicoccum wird sich häufiger in der Außenluft blicken lassen und stabil mittlere Konzentrationen erreichen können. Schwellenwerte für diesen Pollentyp sind allerdings nicht bekannt.

Matthias Werchan, 16.08.2023


*** Wir danken der Allergopharma GmbH & Co. KG und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***


Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.

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