Zwischen Gräser- und Kräuterpollensaison – allergieauslösende Pollen derzeit nur wenige in der Luft.
In großen Teilen des Landes belastet die langanhaltende Trockenheit die Pflanzenwelt. Die derzeitigen Regenfälle in den Dürregebieten Nordostdeutschlands kommen auf leichteren oder grundwasserfernen Böden nicht nur für zahlreiche Feldfrüchte zu spät, auch etliche Grasflächen auf Wiesen, Weiden und Feldrainen fallen als Pollenlieferanten für den Rest dieser Saison wohl größtenteils aus. Daher sind starke Gräserpollenbelastungen (Poaceae) seit Beginn des Monats innerhalb dieser Regionen nirgendwo mehr zu verzeichnen gewesen, oftmals waren trotz bester Pollenflugbedingungen nur noch geringe Mengen an Gräserpollen unterwegs. Einzig in ländlichen Regionen der, im Frühsommer noch besser mit Niederschlag versorgten Gegenden Deutschlands, sind an wenigen Tagen nochmals Pollenkonzentrationen erreicht worden, die zu starken Belastungen führen können. In den nächsten Tagen wird sich der Gräserpollenflug bei trockenem Sommerwetter auf schwachem bis örtlich mäßigem Niveau einpendeln. Starke Allergiebeschwerden durch Gräserpollen bleiben nur noch sehr empfindlichen Pollenallergikern vorbehalten oder jenen Betroffenen, die sich in oder nahe blühender Maisfelder (Zea mays) wagen, wo immer mehr dieser Pflanzen zu blühen beginnen. Das Flugvermögen der großen und schweren Maispollen ist zwar zum allergrößten Teil auf nur wenige Meter begrenzt, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit mit allergieauslösenden Konzentrationen an Maispollen in Kontakt zu geraten, bei ca. 2,5 Mio. Hektar Mais-Anbaufläche in Deutschland durchaus gegeben.
Der Beifuß (Artemisia) geht seine diesjährige Saison weiterhin sehr „gemächlich“ an. Das, neben dem Traubenkraut (Ambrosia) wichtigste Allergen des Hoch-und Spätsommers, wurde bisher in sehr geringen Zahlen gemessen. Die Tendenz ist zwar zunehmend aber mehr als gebietsweise mäßige Belastungen sind auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten. Meist bleibt es bei einer allgemein schwachen Beifußpollenbelastung. Der Beginn der Hauptblütezeit wird für Anfang August erwartet. Nahe großer, blühender Beifußbestände sind in den Morgen- und frühen Vormittagsstunden aber auch jetzt bereits starke Belastungen möglich, die unseren Pollenfallen entgehen können.
Weiterhin geben auch die, bereits seit dem Frühsommer blühenden Kräuterarten Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago), Pollen in geringer bis mittlerer Zahl in die Luft ab. Beim Ampfer verringert sich die Pollenmenge bereits, da viele Pflanzen bereits das Blühstadium hinter sich gelassen haben. Wegerichpollen wird eine Kreuzreaktivität zu Gräserpollen zugeschrieben und kann daher entsprechend Sensibilisierte zusätzlich reizen.
Brennnesselpollen (Urtica) dominieren an den allermeisten Messstationen die Pollenkomposition der Luft. Spitzenkonzentrationen sind bisher noch nicht erreicht worden, was auch als eine mögliche Folge der langen Trockenheit darstellen werden kann. Da Brennnesseln nahezu überall wachsen und deren Pollen sehr klein, leicht und damit mobil sind, verteilen sich diese mühelos weithin. Allergologisch sind Brennnesselpollen (bisher) wenig auffällig, was auch einer unzureichenden Allergie-Diagnostik geschuldet sein kann. Zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) gehören auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande städtischer Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigter Gegenden.
Von den Kräutern streuen auch die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) Pollen in meist geringer Zahl in der Luft. Eine allergologische Relevanz besteht bei diesen wenigen Pollen meist nur in unmittelbarer Nachbarschaft größerer Gänsefuß- (Chenopodium) oder Meldenbestände (Atriplex), die häufig auf Brachflächen oder temporären Erdablagerungen gute Wachstumsbedingungen finden.
Hin und wieder werden sedimentierte Pollen der zahlenmäßigen Hauptakteure der Baumpollensaison, wie Birke (Betula), Kiefer (Pinus) und andere, vom Boden aufgewirbelt und tauchen in geringer Zahl in unseren Messgeräten auf.
Ganz vereinzelt sind Pollen der Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar. Ebenso lassen sich wenige Pollen von Doldengewächsen (Apiaceae) und diversen insektenbestäubten Korbblütengewächsen (Asteraceae) messen, die nun ihre Hauptblühzeit haben (siehe Foto).
Schimmelpilzsporen sind in der Außenluft bereits in großer Zahl gemessen worden. Es besteht insbesondere während der Getreideernte für Betroffene ein hohes Allergierisiko. Die Trockenheit wirkt sich jedoch auch dämpfend auf Schimmelbefall und Sporenentwicklung aus, so dass sich in den Trockengebieten die Sporenkonzentrationen allergologisch bedeutsamer Gattungen wie Alternaria und Cladosporium unter den Spitzenwerten vergangener Jahre bewegen werden.
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.
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