Wochenprognose

Für Deutschland

Wochenpollenvorhersage Baldur

Mittwoch, 30. Juni 2021 - Dienstag, 06. Juli 2021

Gänsefußgewächse (Amaranthaceae/Chenopodiaceae)
Ampfer (Rumex)
Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Esskastanie (Castanea)
Linde (Tilia)
Wegerich (Plantago)
Gräser (Poaceae)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
zuverlässiger Kräuterpollenlieferant - der Wegerich (Plantago)

Gräserblüte klingt ab – Pilzsporenzeit beginnt.

Das Wetter der vergangenen Tage äußerte sich (wie schon in der vergangenen Woche) mit heftigen Paukenschlägen in Form von Starkregen, Hagel und Gewittern, die den Pollen- und Sporenflug auf sehr allergikerfreundliche Niveaus reduzierten. Dazwischen gab es aber auch längere Sonnenfenster oder ganze Sonnentage, speziell im Norden und Nordosten, an denen dann weiterhin die Gräser „zuschlugen“, wenn auch (meist) nicht mehr so kolossal wie in den drei Wochen vorher. Auch bei den Brennnesselgewächsen ging zuvor schon mal mehr, der Pollenflug nahm hier eher ab als zu. Bei den Bäumen taten sich besonders die Linden mit stetem Pollenflug (sofern trocken) hervor. Gleichzeitig mit den Linden blüten Götterbaum und Esskastanie, wobei vereinzelt sogar hohe Konzentrationen dieser beiden Arten nachgewiesen wurden.

Die kommenden Tage stellen bei „normalem“ mitteuropäischen Sommerwetter einen insgesamt weiter nachlassenden Gräserpollenflug in Aussicht, dem ein Konzentrationsanstieg allergener Sporen in der Luft gegenübersteht.

Die Gräser (Poaceae) haben in den letzten Wochen bereits große Mengen Pollen auf die Betroffenen losgelassen und besonders im Osten, Teilen des Nordens und der Mitte für eine außergewöhnlich starke Saison gesorgt. Zahlreiche Gräserarten sind in den Tieflagen aber nun abgeblüht, abgemäht oder deren Pollen wurde aus der Luft herausgewaschen. Weder neu aufblühende Arten noch die Zweit- oder Nachblüte bereits aktiver Arten können die „Verluste“ kompensieren. So verwundert es auch nicht, dass die Belastungen abnehmen. Zwar werden hohe Pollenbelastungen an trockenen Tagen weiterhin überall im Land möglich sein, aber die rote Warn-Ampel wird dabei voraussichtlich nur noch gerade so aufleuchten. Typische Allergiesymptome fallen damit bei vielen Gräserpollenallergikern bereits deutlich weniger stark aus. Von den Kulturgräsern (Getreide) geht sogar gar keine Gefahr mehr aus. Gräserpollenallergiker sollten jedoch insbesondere ungemähtes Grünland meiden. Auch die Nähe oder das Durchqueren breiter Feldraine, schattiger Waldwiesen oder extensiv beweideter Flächen, birgt insbesondere in den Höhenlagen der Berge, das Risiko einer deutlichen Symptomverschlimmerung auch bei vorheriger Beschwerdefreiheit.

Die beiden Grünlandbegleiter Ampfer (Rumex) und Wegerich (Plantago) sind mehr oder weniger gleichbleibend aktiv. Geringe bis mittlere Pollenkonzentration in der Luft werden erreicht. Wegerichpollen kann über Kreuzreaktionen eine Relevanz für Gräserpollenallergiker haben. Die Rolle von Ampferpollen am Allergiegeschehen ist schwierig zu beurteilen, wird, falls vorhanden, wahrscheinlich häufig als Gräserpollenallergie gedeutet.
Bei den Brennnesselgewächsen (Urticaceae) gab es zuletzt selbst in weitestgehend regenfreien Gegenden praktisch keine Zunahme der Pollenkonzentrationen in der Luft mehr. Betrachtet man vergangenen Jahre, so weiß man jedoch, dass die Reise von Brennnessel (Urtica) und Glaskraut (Parietaria) zum jetzigen Zeitpunkt noch lange nicht vorbei ist und wir uns höchstwahrscheinlich auf noch höhere Pollenkonzentrationen als bisher einstellen müssen. Dazu wird es jedoch aufgrund wiederholter Niederschläge in den nächsten sieben Tagen nicht kommen. Allenfalls sind in etwa gleichbleibend mittlere bis teils hohe Pollenbelastungen zu erwarten.

Mit dem Fortschreiten des Sommers gedeihen zahllose Kräuter. Zu den wenigen Windbestäubern unter den Kräutern zählen neben den oben bereits genannten vor allem auch die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae/Amaranthaceae) und der Beifuß (Artemisia), die ihre Pollen ganz allmählich startklar machen. In den kommenden Tagen mangelt es jedoch noch an offenen Blüten, womit dann höchstens leichter Pollenflug der Gänsefußgewächse und vereinzelter Beifußpollenflug in der Fläche zu verzeichnen sind. Zuweilen können in der unmittelbaren Umgebung größerer Bestände dieser beiden Pflanzenfamilien bzw. -gattungen die Pollenkonzentrationen schon ein spürbares Belastungsniveau erreichen.

Vereinzelt fliegen Pollen der Hanfgewächse (Cannabaceae). Die Hanfblüte (Cannabis) läuft. Die Blüte des weit verbreiteten Hopfens (Humulus) lässt dagegen noch länger auf sich warten. Erst mit Blühbeginn des Hopfens machen die Pollenkonzentrationen größere Sprünge. Daher ist ein mehr als ein sporadisches Auftreten von Pollen der Hanfgewächse in den kommenden Tagen weiter nicht zu erwarten, es sei denn, man befindet sich in der Umgebung von Anbauflächen mit Nutzhanf (z.B. Niedersachsen), wo lokal folglich mehr Pollen umherfliegt.

Die wärmeliebenden Pollenlieferanten Linde (Tilia), Götterbaum (Ailanthus) und Esskastanie (Castanea) haben in den großen Städten und an thermisch begünstigten Orten den Höhepunkt ihrer Blüte erreicht oder überschritten. Da der Götterbaum mehrheitlich in Städten wächst, verringern sich die Pollenkonzentrationen dieser Pollenart bereits. Nur im Norden oder außerhalb des Einflusses städtischer Wärmeinseln blühen die Götterbäume weiterhin und ermöglichen meist leichten bis mäßigen Pollenflug. Insbesondere die Linden sind nicht nur in Städten und entlang von Straßen zu finden, sondern auch in Wäldern weit verbreitet. Damit rücken in den kommenden Tagen Linden aus kühleren Ecken für die verblühten Exemplare an wärmeren Standorten nach und halten den Pollenflug aufrecht. In der Fläche übersteigt der Lindenpollenflug selten mal ein mittleres Konzentrationsniveau, nur die Umgebung blühender Bäume kann an sonnigen Tagen auch mal stark pollenbelastet sein. Lindenpollen kann gelegentlich Allergien auslösen, ein Aufenthalt unter blühenden Linden sollten Betroffene daher vermeiden. Pollen der Esskastanie führt mitunter zu schwachen Kreuzreaktionen bei Birkenpollenallergikern. Im Umfeld von den in Deutschland seltenen Esskastanien sind durchaus recht hohe Pollenkonzentrationen möglich. Auch ein tageweises Einfliegen der sehr kleinen Esskastanien-Pollen aus südlichen Ländern ist möglich.

Der Holunderpollenflug (Sambucus) klingt in den kommenden Tagen auch im Norden des Landes aus. Einzig in den Höhenlagen der Berge sind blühende Büsche zahlreicher und können lokal schwach bis mäßig belasten.

Weitere Pollentypen die aktuell in mengenmäßig kleiner, teils zunehmender, teils abnehmender Zahl messbar sein können, gehören zu diversen insektenbestäubten Kräutern, wie Doldenblütlern (Apiaceae), Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae), Korbblütlern (Asteraceae), Natternkopf (Echium), diversen Labkräutern (Galium – Rubiaceae), Büschelschön (Phacelia), usw. Daneben sind stellenweise noch messbar Birke (Betula), Eiche (Quercus), etwas Kiefernpollen (Pinus), meist von den Latschenkiefern (Pinus mugo) in den Hochlagen der Berge, wo auch noch letzte Grünerlen (A. viridis) aktiv sein können, Liguster (Ligustrum), Rohrkolben (Typha) und Zypressengewächse (Cupressaceae).

Bei den Schimmelpilzen ist der Trend klar aufwärtsgerichtet. Die allergenen Sporentypen Cladosporium und zunehmend auch Alternaria überschreiten an sonnigen Tagen an immer mehr Orten die Reizschwelle, ab der Symptome bei den Betroffenen angenommen werden. Im Zuge der in Kürze beginnenden Getreideernte können die Konzentrationen tageweise sehr hohe Werte annehmen und die Reizschwelle um ein Vielfaches übersteigen. Dazu gesellen sich Pleospora und immer regelmäßiger geringe Mengen Epicoccum-Sporen.

Matthias Werchan, 30.06.2021


*** Wir danken der AstraZeneca GmbH und der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG für das Sponsoring dieser Wochenpollenvorhersage. ***

 

Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser und des Beifußes für Deutschland finden Sie hier.

Tägliche Pollenkonzentrationsvorhersagen der Gräser und des Beifußes in der Luft in Europa finden Sie hier.

 

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