Mittwoch, 01. August 2018 - Dienstag, 07. August 2018
Traubenkraut (Ambrosia)
Hopfen (Humulus - Cannabaceae)
Wegerich (Plantago)
Beifuß (Artemisia)
Brennnessel (Urtica)
Gänsefuß (Amaranthaceae)
Gräser (Poaceae)
Ampfer (Rumex)
Viele Kräuterpollen und noch viel mehr Schimmelpilzsporen schweben durch die Luft
Das Wetter „legt nun seit Monaten immer wieder die gleiche Schallplatte auf“ – Wärme und extreme Trockenheit fast ohne Unterbrechung. Auswirkungen auf die Pflanzenwelt sind in bereits in vielen Regionen weithin sichtbar und teilweise bereits finanziell bezifferbar. Eine abschließende Pollenflugbilanz können wir aber erst am Ende der Saison ziehen. Momentan befinden wir uns bei den Gräsern (Poaceae) in der Nachsaison. Nur sehr wenige spätblühende Gräserarten können noch zum Pollenflug beitragen, sofern die Blütenstände nicht bereits vertrocknet sind. Dazu gehören u.a. das Hundszahngras (Cynodon), die Borstenhirse (Setaria) oder das Schwadengras (Glyceria). Auch eine schwache Nachblüte von z.B. Glatthafer (Arrhenatherum) oder Weidelgras (Lolium) ist möglich. Dort wo reichlich Gräser dieser Arten vorkommen und ihre Blüten noch Pollen abgeben können, werden bei weiterhin meist idealen Pollenflugbedingungen immer noch mäßige Belastungswerte erreicht. Im größten Teil des Landes stagniert das Belastungsniveau vorerst irgendwo zwischen gering und sehr gering. Noch blüht der für Gräserpollenallergiker bedeutsame Mais (Zea mays) auf vielen Feldern. Im Nahbereich dieser Felder können ausreichende Mengen der großen und schweren Maispollen in der Luft sein, um starke Allergiesymptome hervorzurufen. Dürrebedingt kann die Maisblüte dieses Jahr schwächer ausfallen bzw. der Mais bereits abgeerntet sein.
Der Beifußpollenflug (Artemisia) bewegt sich bis zum Ende des aktuellen Vorhersagezeitraums und auch noch darüber hinaus auf seinem alljährlichen Maximalniveau. Betroffene müssen vor allem in den Morgen- und frühen Vormittagsstunden und in der Nähe zu größeren Beifußbeständen mit dem Auftreten auch starker Allergiesymptome rechnen. Für gewöhnlich werden im Osten und Norden Deutschlands höhere Beifußpollenkonzentrationen erreicht, als weiter in Richtung Süden und Westen. Beifuß wächst bevorzugt in Ruderal- und Unkrautfluren, auf Ackerbrachen oder an Wegrändern, sowohl auf dem Land, als auch inmitten großer Städte. Ein signifikanter Einfluss der Dürre auf den Beifußpollenflug ist möglich, konnte aber bisher noch nicht belegt werden.
Das stark allerge und invasive Traubenkraut (Ambrosia) gibt allmählich mehr und mehr Pollen ab. Die Blütezeit hat begonnen (siehe Foto) und sorgt für Belastungen auf schwachem, lokal und gebietsweise auch auf mäßigem bis starkem Niveau. Das dem Beifuß allergologisch nahestehende Traubenkraut (Kreuzreaktion!) hat in Deutschland seinen Verbreitungsschwerpunkt im Südosten von Brandenburg und im nördlichen Sachsen. Dort werden alljährlich auch die höchsten Pollenkonzentrationen gemessen, die dann im Saisonverlauf andauernd ein hohes Belastungsniveau erreichen. Im restlichen Deutschland geht bisher nur von lokalen – meist isolierten – Ambrosia-Vorkommen eine relevante Belastung aus, die von unseren Pollenfallen möglicherweise jedoch noch nicht adäquat erfasst wird. Bei Wetterlagen mit anhaltenden Winden aus Südost, sind Ferntransporte von Ambrosiapollen aus stark betroffenen Ländern (z.B. Ukraine, Ungarn) möglich.
Ampfer (Rumex) und insbesondere Wegerich (Plantago) blühen weiterhin und sorgen für geringen Pollenflug, der aber beim Ampfer bereits deutlich nachgelassen hat und weiter abnimmt. Der Flug von Wegerichpollen bewegt sich ungefähr auf dem Niveau der Vorwoche. Allergologisch spielen die geringen Pollenmengen kaum noch eine Rolle.
Die Brennnesseln (Urtica) blühen im Tiefland nun überall und geben reichlich Pollen ab. An allen Messstationen dominieren Brennnesselpollen die Pollenkomposition der Luft. Spitzenkonzentrationen bleiben aber an den allermeisten Messstationen weiterhin aus. Es werden jedoch auch kaum Pollen vom Regen weggespült, so dass das insgesamt recht hohe Konzentrationsniveau über die kommenden Tage mehr oder weniger erhalten bleibt. Zur Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae) gehören auch die allergenen Glaskräuter (Parietaria). Diese spielen im Mittelmeergebiet eine wichtige Rolle am Allergiegeschehen, sind bei uns jedoch (noch) eher selten zu finden. Nichtsdestotrotz können sich auch hierzulande unter die Brennnesselpollen die mikroskopisch nicht unterscheidbaren allergen Glaskrautpollen mischen. Glaskrautbestände finden sich an Ruderalstellen und Wegrändern am Rande oder in städtischen Wärmeinseln oder in anderen wärmebegünstigten Gegenden.
Die Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) streuen - trotz Hauptflugzeit – nur vergleichsweise wenig Pollen in der Luft. Eine allergologische Relevanz besteht bei diesen wenigen Pollen meist nur in der Nachbarschaft größerer Bestände von Gänsefuß (Chenopodium), Melde (Atriplex) und Amaranth (Amaranthus). Gänsefußgewächse sind als Pionierpflanzen häufig auf Brachflächen, temporären Erdablagerungen, Wegrändern oder ungenügend gepflegten Grünstreifen anzutreffen.
Die optisch sehr ähnlichen, moderat allergenen Pollen von Hopfen (Humulus) und Hanf (Cannabis), als einzige einheimische Vertreter der Hanfgewächse (Canabaceae), können in langsam steigender Zahl in der Luft angetroffen werden. Es wird meist nur ein geringes, allergologisch harmloses Konzentrationsniveau erreicht, in etwa dem der Gänsefußgewächse vergleichbar. Die Hauptflugzeit dieses Pollentyps ist während dieses Monats.
Derzeit sind einzelne frische Pollen spät im Jahr blühender Zypressengewächse (Cupressaeceae) messbar. Ebenso lassen sich wenige Pollen von Doldengewächsen (Apiaceae) und diversen insektenbestäubten Korbblütengewächsen (Asteraceae), beispielsweise der Goldrute (Solidago) messen, die in voller Blüte stehen.
Für Schimmelpilzsporen-Allergiker bleibt das hohe Allergierisiko unverändert bestehen! Der Sporenflug der allergenen Gattung Cladosporium hat zuletzt etwas nachgelassen, bewegt sich aber weiterhin auf hohem Niveau. Bei den ebenfalls allergenen Alternaria-Sporen wurden gerade in den letzten Tagen z.T. enorme Belastungsspitzen gemeldet. Besonders hohe Werte traten dabei im Norden, Osten und bis in die Mitte des Landes auf. Moderater sind die Belastungen im Süden und Südwesten.
Matthias Werchan, 01.08.2018
Tägliche Pollenbelastungsvorhersagen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts für Deutschland finden Sie hier.
Tägliche Pollenkonzentrationen der Gräser, des Beifußes und des Traubenkrauts in der Luft in Europa finden Sie hier.
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